Michelin: Französischer Reifenhersteller

Michelin (franz.

Das Unternehmen beschäftigt weltweit 120.000 Mitarbeiter und besitzt Vertriebsorganisationen in über 170 Ländern. Produziert wird in 68 Werken in 17 Ländern auf fünf Kontinenten. Michelin besitzt Versuchs- und Entwicklungszentren in Europa, den USA und Japan. Das Unternehmen ist gemessen am Umsatz der zweitgrößte Reifenhersteller der Welt nach Bridgestone. Neben Reifen vertreibt Michelin Straßenkarten, Hotel- und Reiseführer sowie Navigationsgeräte (Via Michelin).

Michelin

Michelin: Geschichte, Aussprache, Michelin in Deutschland, Österreich und der Schweiz
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Rechtsform Société en commandite par actions
ISIN FR001400AJ45
Gründung 1889
Sitz Clermont-Ferrand, FrankreichMichelin: Geschichte, Aussprache, Michelin in Deutschland, Österreich und der Schweiz Frankreich
Leitung Florent Menegaux
Mitarbeiterzahl 132.200 (2022)
Umsatz 28,6 Mrd. EUR (2022)
Branche Reifen, Straßenkarten, Reiseführer
Website michelin.com
Stand: 31. Dezember 2022

Geschichte

Michelin: Geschichte, Aussprache, Michelin in Deutschland, Österreich und der Schweiz 
Michelin-Werke
Michelin: Geschichte, Aussprache, Michelin in Deutschland, Österreich und der Schweiz 
Konzernzentrale von Michelin im französischen Clermont-Ferrand

1889–1900

Am 28. Mai 1889 übernahmen die Brüder André und Édouard Michelin eine kautschukverarbeitende Produktionsstätte in der Nähe des Place des Carmes, Clermont-Ferrand, und gaben ihr den Namen Michelin & Compagnie. Sie bauten sie aus und produzierten dort mit anfangs 52 Mitarbeitern Industrieabdichtungen, Gummibälle für Kinder sowie Bremsklötze für Kutschen – das erste Produkt der Gebrüder Michelin im Transportbereich. Noch heute findet sich der Unternehmenssitz am selben Ort. Zwei Jahre später hatte Edouard Michelin bei der Reparatur eines Fahrradreifens die Idee für einen auswechselbaren Luftreifen. Er ließ die Idee patentieren und legte damit den Grundstein für die weitere Entwicklung des Unternehmens. Im selben Jahr gewann der französische Radprofi Charles Terront die Erstauflage des Radrennens Paris–Brest–Paris auf Michelin-Reifen. 1895 nahm dann der Michelin L’Éclair (der Blitz) als erstes Auto auf Luftreifen an dem Autorennen Paris–Bordeaux–Paris teil. Der Wagen – eine Eigenkonstruktion auf Peugeot-Basis und angetrieben von einem 4-PS-Daimler-Motor – erreichte innerhalb des Zeitlimits das Ziel. Die Fahrer wechselten unterwegs die Reifen und wurden deshalb disqualifiziert – trotzdem war die Alltagstauglichkeit der Erfindung von Édouard Michelin erwiesen.

1900–1930

1900, ein Jahr nach der ersten Tour de France für Automobile und zur Pariser Weltausstellung, erschien der erste Michelin-Führer (Guide Michelin) in einer Auflage von 35.000 Stück. Die Exemplare wurden kostenlos an Autofahrer verteilt. Der Guide war damals noch kein Reiseführer, sondern ein Werkstattführer mit wichtigen Informationen rund um das Auto und die Reifen.

1906 gewann Ferenc Szisz im Renault den ersten Grand Prix der Welt. Wichtig für den Rennausgang war eine technische Innovation: die abnehmbaren Radfelgen von Michelin. Der Vorteil: Während die anderen Rennfahrer vor dem Reifenwechsel mühevoll mit einem Messer die heißen Gummireste von den Felgen kratzen mussten, tauschten Szisz und sein Beifahrer die hölzernen Kompletträder in kaum vier Minuten aus. Abseits der Rennstrecke führte die wachsende Popularität des Autos dazu, dass die Gebrüder Michelin ihr Stammwerk ausweiteten und 1906 bereits 4000 Mitarbeiter beschäftigten. Zur gleichen Zeit gründeten sie in London die Michelin Tyre Co. Ltd. und in Frankfurt am Main die Deutsche Michelin Pneumatik AG. In Turin entstand das erste Werk im europäischen Ausland. Ein Jahr später folgte in Milltown das erste Werk in Nordamerika. 1908 eröffnete André Michelin schließlich sein Pariser „Routenplanungsbüro“ – hier konnten sich Reiselustige kostenlos über Routen in verschiedenen Ländern informieren. Kurz darauf, im Jahr 1910, brachte Michelin die erste Straßenkarte heraus. Zu dieser Zeit entstand auch die Idee, die besten und beliebtesten Reiserouten Frankreichs in Reiseführern zu erfassen. Die zunächst für die Regionen Frankreichs herausgegebenen Führer bildeten die Grundlage für den späteren Grünen Reiseführer, der erstmals 1926 erschien. Während des Ersten Weltkriegs war Michelin auch im Flugzeugbau tätig, konzentrierte sich nach Kriegsende jedoch wieder auf die Reifenherstellung. Ab 1928 begann Michelin mit der Herstellung der aus Stahlbeton gefertigten Michelin-Verkehrszeichen als weiteren Produktionszweig.

1930–1980

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Michelin-X-Reifen

1931 gründete Michelin in Karlsruhe das erste Werk in Deutschland. Außerdem legte das Unternehmen noch im selben Jahr die erste firmeneigene Kautschukplantage im damaligen Indochina an. 1935 übernahm Michelin als größter Gläubiger den in Konkurs gegangenen Fahrzeughersteller Citroën, sodass das bereits fast fertig entwickelte neue Modell des Traction Avant auf den Markt gebracht werden konnte. André Citroën dagegen starb im selben Jahr im Alter von nur 57 Jahren und erlebte den Erfolg des Traction Avant nicht mehr.

Wichtige Wegmarke war der ab 1949 vertriebene Radialreifen Michelin X, der dem Unternehmen neue Märkte erschloss. Michelin verkaufte seine Produkte Anfang der 1950er-Jahre bereits in 140 Ländern. 1969 beschäftigte der Reifenhersteller weltweit 81.000 Mitarbeiter, 43.000 davon außerhalb Frankreichs. 1974 stand Citroën erneut vor dem Konkurs. Michelin verkaufte die Nutzfahrzeugsparte an Renault und die zwischenzeitlich durch Citroën übernommene Maserati an de Tomaso. 1975 übernahm Peugeot den Konkurrenten Citroën als Tochtergesellschaft.

Der von Michelin erfundene Radialreifen kam 1978 auch in der Formel 1 zum Einsatz. Im Folgejahr gewann Ferrari mit Jody Scheckter auf Michelin-Reifen die Formel-1-Weltmeisterschaft.

1981–1999

1981 wurde Michelin Mehrheitsaktionär von Kleber-Reifen. Das Unternehmen rüstete erstmals ein Flugzeug mit Radialreifen aus – eine Mirage III E der französischen Luftwaffe. 1988 erwarb man den US-amerikanischen Konkurrenten Uniroyal Goodrich. Boeing entschied sich 1994 dazu, die 777 ab Werk mit Michelin-Flugzeugreifen auszustatten. Die amerikanischen Raumfähren landeten ebenfalls auf Reifen von Michelin. Bei der Bereifung von Pkw setzte Michelin verstärkt auf Energiesparmaßnahmen und führte 1992 kraftstoffsparende Reifen ein. 1998 veranstaltete Michelin zum ersten Mal die Michelin Challenge Bibendum in Clermont-Ferrand, ein Forum für nachhaltige Mobilität im Straßenverkehr, das seitdem meistens regelmäßig auf wechselnden Kontinenten stattfindet.

2000 bis heute

Mit dem Tochterunternehmen Euromaster etablierte Michelin einen eigenen Reifenhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2005 und 2006 war der Reifenhersteller außerdem Reifenpartner des Formel-1-Weltmeisters Fernando Alonso. 2006 folgte jedoch der Ausstieg aus der Formel 1. Grund war die von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) festgelegte Regeländerung, nach welcher ab der Saison 2007 Einheitsreifen von einem einzigen Hersteller eingesetzt werden müssen.

Am 26. Mai 2006 starb Édouard Michelin, Nachfahre des gleichnamigen Firmengründers und bis zuletzt Geschäftsführer des Unternehmens, bei einem Bootsunglück nahe der Île de Sein. Sein Partner in der Geschäftsführung, Michel Rollier, leitete ab diesem Zeitpunkt das Unternehmen. 2011 wurde Jean-Dominique Senard zu Rolliers Nachfolger berufen. Senard trat am 10. Mai 2012 als erster Manager, der nicht der Gründerfamilie entstammt, seinen Job an. Seit der Aktionärsversammlung im Mai 2019 führt Florent Menegaux, bisheriger Vorstand, das Unternehmen.

Die 2010 gegründete Firma Symbio, die Brennstoffzellensysteme herstellt, war bis Februar 2019 Tochterfirma von Michelin und ging im März 2019 in das Joint Venture Faurecia Michelin Hydrogen Company über. Eine weitere Tochterfirma im Bereich nachhaltiger Mobilität ist IMECA.

Aussprache

In Frankreich wird der Unternehmensname als [miˈʃlɛ̃] ausgesprochen. Aus Marketinggründen wird die Aussprache jedoch an unterschiedliche Märkte angepasst. So wird in Deutschland [mɪçəˈlin] verwendet, in Österreich und der Schweiz dagegen die französische Aussprache. In den USA und Kanada sagt man [ˈmɪʃəlin].

Michelin in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Michelin ist seit 1906 mit einer eigenen Vertriebsgesellschaft in Deutschland vertreten und produziert seit 1931 am Standort Karlsruhe, der auch den deutschen Stammsitz bildet. Hier befanden sich die Vertriebszentrale und zentrale Verwaltungsbereiche für Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie ein Werk für Leicht-Lkw-Reifen. Seit 2019 ist die Verwaltung in Frankfurt am Main.

Karlsruhe ist Standort des Michelin Museums. 1966 eröffnete Michelin den Standort Bad Kreuznach, dem fünf Jahre später die Werke Bamberg, Homburg und Trier folgten. Das Werk Bamberg wurde Ende 2020 geschlossen. Das Logistikzentrum für Deutschland befindet sich in Landau in der Pfalz. An den Standorten gibt es rund 5730 Arbeitsplätze in der Produktion, dem Vertrieb, der Verwaltung und der Logistik. Dazu kommen rund 2380 Mitarbeiter bei Tochterunternehmen wie dem Reifen-Händler Euromaster und rund 230 Mitarbeiter bei dem Runderneuerungsbetrieb Laurent Reifen. Im Mai 2006 wurde die Michelin Reifenwerke KGaA in Deutschland umfirmiert in Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA.

Im März 2024 wurde beschlossen. die Werke in Trier und Karlsruhe bis zum Jahr 2025 zu schließen. Die Produktion von Neureifen im Werk Homburg wird eingestellt, lediglich die Rundererneuerung von Reifen bleibt erhalten.

In Österreich und der Schweiz existieren keine produzierenden Standorte, aber Vertriebslager.

Produkte von 1891 bis heute

Michelin ist nicht nur in der Reifenherstellung tätig, sondern vertreibt auch Straßenkarten und Navigationsgeräte (ViaMichelin) sowie Hotel- und Reiseführer.

Reifen

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Michelin-Reifen für einen Bugatti Chiron

Michelin entwickelt und produziert Reifen für Fahrräder, Motorroller, Motorräder, Pkw, Transporter, Leicht-Lkw, Lkw und Busse für Nah- und Fernverkehr, Ackerschlepper, Landmaschinen, Erdbewegungsmaschinen, Sonderfahrzeuge, Stadtbahnen wie zum Beispiel die Pariser Métro, Flugzeuge, Raumfähren, historische Fahrzeuge aller Art sowie Wettkampf- und Rennreifen für nahezu alle Motorsportklassen. Das Unternehmen unterhält in Ladoux ein großes Testgelände, wo es seine eigenen Produkte in Extremsituationen testet. Besondere Bekanntheit erlangte der Mille Pattes, ein fünfachsiges Sonderfahrzeug, das in den 1970er- und 1980er-Jahren für Reifentests eingesetzt wurde.

Mit dem von Edouard Michelin erfundenen auswechselbaren Fahrradluftreifen beginnt die Produktgeschichte. 1891 meldete Michelin den demontierbaren Luftreifen als Patent an und schon bald gab es eine Version für Automobile. Der neue Pneu steigerte den Fahrkomfort und das Reisen wurde durch die luftgefüllten Reifen um einiges angenehmer. 1913 erfand Michelin das demontierbare Stahlrad und 1923 den ersten Niederdruckreifen (2,5 Bar) für Pkw, der bereits eine pannenfreie Laufleistung von 15.000 Kilometern ermöglichte. 1930 folgte schließlich das Patent auf einen Reifen mit einvulkanisiertem Schlauch, den Vorläufer des heute üblichen schlauchlosen Autoreifens „Tubeless“. Ebenfalls 1930 entwickelte das Unternehmen das Zickzack-Profil, das die Haftung auf der Straße erhöhte. Es folgten weitere technische Neuheiten: Der „Super Comfort Stop“ ermöglichte mit seinem Lamellenprofil bessere Haftung auf nasser Straße und der erste Niederquerschnittsreifen namens „Pilote“ verbesserte das Fahrverhalten bei hoher Geschwindigkeit. 1938 kam der erste Stahlgürtelreifen mit Stahldrähten zur Verstärkung des Pneus. 1946 patentierte Michelin den ersten Reifen mit Radialkarkasse, der ab 1949 unter dem Namen „X“ in den Handel kam und einen neuen Industriestandard markierte. Ab 1955 übernahmen dann die meisten europäischen Automobilhersteller das Konzept des Radialreifens. Nach und nach erreichte Michelin auf diesem Weg zahlreiche weitere Fahrzeugtypen und Märkte. Zur gleichen Zeit startete die Serienfertigung für das „Tubeless“-System: Eine robustere luftdichte Gummischicht direkt im Innern des Reifens ersetzte den Luftschlauch, der zuvor oft Ursache gefährlicher plötzlicher Druckverluste war. Mit dem „ZX“ kam 1967 der Nachfolger des „X“ auf den Markt. Er ermöglichte Geschwindigkeiten bis 180 km/h bei höherer Sicherheit. Die nächste Innovation folgte schließlich 1975: das Modell TRX, das erstmals Reifen und Felge vereinte. 1987 wurde der Radialreifen auch für Motorräder eingeführt.

1992 gelang Michelin nach über zehn Jahren intensiver Forschung und Entwicklung ein weiterer Durchbruch mit der Einführung von rollwiderstandsarmen „grünen“ Reifen. Der Rollwiderstand eines Reifens hat direkten Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs: Ein Fünftel der Antriebsenergie im Pkw wird zur Überwindung des Rollwiderstands genutzt, beim Lkw ist es sogar ein Drittel. Intelligenter Reifenaufbau und die Zugabe von Siliciumdioxid als Füllstoff in die Reifenmischung ermöglichten es, den Rollwiderstand der Michelin-Pneus zu senken. Heute ist mit dem Michelin Energytm Saver+ bereits die fünfte Generation rollwiderstandsoptimierter Reifen auf dem Markt.

1995 führte der Reifenhersteller in Nordamerika den Pkw-Reifen XH4 ein, der eine Laufleistung von 130.000 Kilometern erreichte. Wenige Jahre später folgte das Michelin PAX-System: Selbst mit defektem Reifen kommt ein Fahrzeug damit bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h noch 80 Kilometer weit. Unter anderem kam das System beim Bugatti Veyron zum Einsatz. 2001 führte Michelin als wichtigste Neuheit den Vier-Meter-Erdbewegungsreifen ein: Bei einem Durchmesser von 4,03 Metern und einer Breite von 1,50 Metern bringt er 5.300 Kilogramm Gewicht auf die Waage. Mit einer Traglast von bis zu 99 Tonnen kommt er auf den größten Muldenkippern der Welt zum Einsatz. Außerdem bildete der Lkw-Reifen Michelin X One eine neue Alternative zum Zwillingsreifen und trug dazu bei, Emissionen bei der Herstellung, Kosten bei der Anschaffung und Treibstoff beim Betrieb zu sparen. Eine weitere Erfindung für Lkw-Reifen war die patentierte Antisplash-Ableitkontur, die das von Nutzfahrzeugen bei Regen aufgewirbelte Spritzwasser reduziert und die Sicherheit auf regennasser Fahrbahn verbessert. Darüber hinaus erschien mit dem Michelin XeoBib ein Landwirtschaftsreifen, der konstant mit einem Luftdruck von nur einem Bar gefahren werden kann und so den Boden schont. 2010 kamen dann der Pkw-Sommerreifen Michelin Pilot Sport 3 sowie der Pkw-Winterreifen Michelin Alpin A4 auf den Markt. Ein weiteres Produkt der jüngeren Zeit ist die Reifen-Felgen-Kombination Tweel: Die neue Reifenkonstruktion kommt ohne Luft aus. Rad und Reifen sind mittels flexibler Speichen miteinander verbunden. Ohne Einbußen beim Komfort bietet der Tweel hohe Sicherheit, da kein plötzlicher Druckverlust auftreten kann. Er kommt bei Militärfahrzeugen und Spezialfahrzeugen des Katastrophenschutzes zum Einsatz.

2016 übernahm Michelin den brasilianischen Zweiradreifenhersteller Levorin, der jährlich 20 Millionen Reifen und Schläuche produziert.

Straßenkarten und Navigation

1910 entschieden die Brüder Michelin, ihr Heimatland Frankreich kartografisch zu erfassen. Die detaillierten Straßenkarten sollten den Automobilisten das Reisen erleichtern und dazu beitragen, den Reifenabsatz weiter zu steigern. Mit der ersten Straßenkarte Frankreichs im Maßstab 1:200.000 legte André Michelin 1910 den Grundstein für den erfolgreichen Michelin Reiseverlag, der schon kurz darauf auch Straßenschilder und Reiseführer fertigte und so neue Geschäftsfelder erschloss. Heute vertreibt Michelin weltweit Straßenkarten für 32 Länder. Darüber hinaus bietet das interaktive Reiseportal „ViaMichelin“ einen Online-Routenplaner sowie Informationen rund um Tourismus, Unterkünfte und Gastronomie. Navigationsgeräte und -software werden über das Portal ebenfalls vertrieben.

Hotel- und Restaurantführer

1923 erschienen mit dem Guide Michelin erstmals Hotel- und Restaurant-Empfehlungen von Michelin. In den Jahren darauf begann die Vergabe der Michelin-Sterne für eine mindestens sehr gute Küche. Die Michelin-Führer stehen heute in breiterer Auswahl denn je zur Verfügung – ob als iPhone-Anwendung, die überall unterwegs den Weg zum nächsten Restaurant weist, als Website (viamichelin.com) zur komfortablen Auswahl von zu Hause inklusive Online-Routenplanung oder in Buchform. Die gedruckte Auflage der Reihe lag 2015 weltweit bei über einer Million Exemplaren. Der Michelin-Führer – richtigerweise müsste man von den Michelin-Führern sprechen – besteht aus einer Reihe von 18 separaten Veröffentlichungen, die über 20 Länder umfassen (Stand 2015). 2016 übernahm Michelin das Internetunternehmen Bookatable (heute TheFork), um sich auf dem Markt für Online-Restaurant-Reservierungen in Europa an die Spitze zu setzen.

Michelin Lifestyle-Kollektion

Michelin vertreibt über seine Lifestyle-Kollektion Automobilzubehör (Schneeketten, Fußmatten, Wischerblätter aus natürlichem Kautschuk, Eiskratzer etc.), Fahrradzubehör (Luftpumpen, Reparaturzubehör, Trinkflaschen, Beleuchtung etc.) Sportartikel (Tennisschuhe und Tischtennisschläger) sowie Geschenke und Sammlerstücke (Modellautos, Kinderspielzeug etc.).

3D-Druck

Im September 2015 gab das Unternehmen bekannt, in Zusammenarbeit mit dem französischen Unternehmen Fives Group das Joint-Venture Fives Michelin Additive Solutions zu gründen. Ziel beider Konzerne ist es, die Forschungen und Entwicklungen im 3D-Druck mit Metall voranzutreiben. So soll unter anderem die Herstellung von Formteilen für die Reifenproduktion optimiert werden. Man erhofft sich aber auch in der sonstigen Automobilbranche und in anderen Branchen wie etwa dem Gesundheitswesen Abnehmer für die 3D-Drucker.

Der Michelin-Mann

Michelin: Geschichte, Aussprache, Michelin in Deutschland, Österreich und der Schweiz 
Bibendum und WDK-Präsident Anish K. Taneja auf der IAA 2021

1894 schlug die Geburtsstunde des bekannten Markenzeichens Bibendum, auch bekannt als Michelin-Mann oder Michelin-Männchen. Seitdem ist Bibendum Markenzeichen und wichtiger Werbeträger des Unternehmens. 2000 wählte eine Jury der Financial Times den Michelin-Mann zum besten Wiki DeutschUnternehmenslogo aller Zeiten.

Engagement

Michelin engagiert sich in verschiedenen Bereichen wie Umwelt, Strukturhilfe und Verkehrssicherheit. An den deutschen Standorten betreibt das Unternehmen regionale Wirtschaftsförderung (Michelin Development) mit dem Ziel, Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Betrieben zu schaffen. Zu diesem Zweck leistet Michelin in den betreffenden Städten oder Regionen Finanzhilfen, bietet technische und personelle Ressourcen sowie Beratung. Zusammen mit den Automobilclubs ADAC, ÖAMTC und TCS engagiert sich Michelin außerdem für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Michelin Movin’on

Seit 1998 veranstaltet der Reifenhersteller meistens jährlich die Michelin Challenge Bibendum; 2017 wurde die Veranstaltung in Movin’On umbenannt.

Es handelt sich um eines der weltweit größten Foren für nachhaltige Mobilität, benannt nach dem Markenzeichen Bibendum. Autohersteller und weitere Akteure präsentieren dort technische Lösungen und Konzepte für eine nachhaltige Mobilität im Straßenverkehr. Ziel der Veranstaltung ist es, den Energieverbrauch von Fahrzeugen zu senken, den CO2-Ausstoß zu minimieren, die Lärmbelästigung zu reduzieren, die Unfallzahlen zu vermindern und den Verkehrsfluss zu verbessern.

Umwelt

Michelin achtet mittlerweile auf eine umweltverträgliche Produktion und ökologische Rohstoffgewinnung. Durch Nutzung von erneuerbaren Energien wie Solarenergie und Windkraft reduziert das Unternehmen den CO2-Ausstoß. An den deutschen Standorten Karlsruhe, Homburg, Bad Kreuznach und Bamberg sowie dem Logistikzentrum Landau hat Michelin gemeinsam mit Partnern eines der größten Dachsolarprojekte der Welt realisiert. In Bad Kreuznach betreibt das Unternehmen außerdem eine Anlage zur Kraft-Wärme-Kopplung und eine Konditherm-Anlage zur Energierückgewinnung aus Prozessdampf.

Darüber hinaus arbeiten die Forscher und Entwickler im Unternehmen ständig an der Reduzierung des Rollwiderstands der Reifen. Ein geringerer Rollwiderstand trägt dazu bei, Kraftstoff zu sparen. Durch die längere Laufleistung des Reifens werden außerdem Rohstoffe geschont. Seit November 2012 werden Verbraucher mit einem standardisierten Label europaweit über die Sicherheits- und Umwelteigenschaften von Pkw- und Lkw-Reifen informiert.

Jedoch ist das Unternehmen auch wegen der Abholzung von Regenwald in die Kritik geraten: In Nigeria steht das Unternehmen 1995 in der Kritik, Regenwald zu roden, um die gestiegene Reifennachfrage durch weitere Kautschukplantagen zu befriedigen. Ebenso in Indien, wo die lokale Bevölkerung 2014 zwei Jahre gegen den Bau der Michelin-Fabrik in Thervoy Kandigai und die damit einhergehende Abholzung des Gemeindewaldes protestiert hatte. Um eine möglichst umwelt- und sozialverträgliche Produktion zu etablieren, hat Michelin zahlreiche Umweltmaßnahmen an dem Standort umgesetzt und lokale Entwicklungsprogramme ins Leben gerufen.

Um die hohe Nachfrage der Reifenindustrie nach Kautschuk ökologisch nachhaltig sicherzustellen, hat sich Michelin verpflichtet, die natürlichen Ressourcen zu schützen und den Anbau von Kautschukbäumen (Hevea) zu fördern. Das Unternehmen baut in Brasilien und Nigeria auf fast 21.000 Hektar Hevea-Pflanzen an. Im Rahmen des Landwirtschaftsprogramms betreiben die Plantagen eigene Landwirtschaft und bauen auch Kulturpflanzen wie Kakao und Bananen an.

Seit 2015 besteht eine Partnerschaft mit dem WWF zur Förderung der nachhaltigen Produktion von Naturkautschuk, die 2019 um vier Jahre verlängert wurde.

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Einzelnachweise

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