Svenska Kullagerfabriken: Schwedischer Konzern

Svenska Kullagerfabriken („(die) schwedische Kugellagerfabrik“), kurz AB SKF, ist ein schwedischer Konzern mit einem weitreichenden Produkt- und Servicesortiment rund um die Bereiche Wälzlager, Dichtungen, Schmierung, Mechatronik (Linearsysteme, Aktuatorik, Vorspannwerkzeuge) und damit verbundene Dienstleistungen.

Von 1929 bis 1953 hieß die SKF in Deutschland Vereinigte Kugellagerfabriken AG (VKF) und hatte ihren Hauptsitz in Schweinfurt.

AB SKF

Svenska Kullagerfabriken: Aktuelle Geschäftssituation, Geschichte von der Gründung bis 1960, Jüngere Unternehmensgeschichte
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Rechtsform Aktiebolag
ISIN SE0000108201
Gründung 1907
Sitz SchwedenSchweden Göteborg, Schweden
Leitung Rickard Gustafson (Präsident und CEO)
Mitarbeiterzahl 42 641
Umsatz 96,933 Mrd. SEK
Branche Maschinenbau
Website www.skf.com
Stand: 2022
Svenska Kullagerfabriken: Aktuelle Geschäftssituation, Geschichte von der Gründung bis 1960, Jüngere Unternehmensgeschichte
Firmensitz in Göteborg
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Pendelkugellager von Sven Wingqvist (Originalskizze)
Svenska Kullagerfabriken: Aktuelle Geschäftssituation, Geschichte von der Gründung bis 1960, Jüngere Unternehmensgeschichte
Sammelaktie 10 × 100 Kronen der AB Svenska Kullagerfabriken vom 2. Januar 1918

Aktuelle Geschäftssituation

Die AB SKF hat ihren Geschäftssitz in Göteborg, 42 641 Mitarbeiter und 129 Produktionsstätten in 28 Ländern, die im aktuellen ISO-14001-Zertifikat der Gruppe berücksichtigt sind. Die SKF-Gruppe ist weltweit in über 130 Ländern vertreten und verfügt über ein Händlernetz mit mehr als 17.000 Niederlassungen.

Laut Geschäftsbericht 2013 der SKF-Gruppe betrug der Umsatz 63,597 Milliarden SEK (etwa 7,5 Milliarden Euro) und der Gewinn vor Steuern lag bei 2,821 Milliarden SEK.

Zu den Kunden des Konzerns gehören Rolls-Royce und Pratt and Whitney. Des Weiteren liefert SKF Wälzlager für die Formel-1-Rennwagen und ist Sponsor von Ferrari.

Geschichte von der Gründung bis 1960

SKF wurde 1907 in Göteborg gegründet, um das Pendelkugellager, eine Erfindung des schwedischen Ingenieurs Sven Gustaf Wingqvist, industriell zu nutzen. Das Unternehmen wuchs schnell, und 1918 hatte SKF 12.000 Angestellte in zwölf Fabriken in verschiedenen Ländern. In den folgenden Jahren wurden weitere Kugel- und Rollenlager entwickelt.

1915 wurde auch die Tochtergesellschaft Volvo AB gegründet, die Testfahrzeuge herstellte und 1935 unabhängig wurde. Weitere Entwicklungen wie das Axial-Pendelrollenlager 1940 und weitere Speziallager trugen zum Wachstum des schwedischen Konzerns bei.

Jüngere Unternehmensgeschichte

Akquisitionen und Veräußerungen der SKF

1980 bis 1999

1988 kaufte SKF die Wälzlagersparte der österreichischen Steyr-Daimler-Puch AG.

Der 1990 erworbene Dichtungshersteller Chicago Rawhide ist heute Teil des Geschäftsbereiches SKF Sealing Solutions, zu dem auch ein SKF Werk in Leverkusen zählt.

In den folgenden Jahren veränderte der SKF-Konzern sein Geschäftsfeld mehr und mehr und entwickelte sich vom reinen Wälzlagerhersteller mit eigenem Stahlwerk zu einem führenden Anbieter von Produkten und Dienstleistungen rund um die Antriebstechnik. SKF erwarb seit 1995 Unternehmen in verschiedenen Bereichen der Antriebstechnik und gründete Gemeinschaftsunternehmen in China.

2000 bis heute

Im Jahr 2002 verkaufte SKF das Textilmaschinenwerk in Stuttgart, 2005 trennte sich die SKF-Gruppe vom Stahlhersteller Ovako.

Auch in den folgenden Jahren machte das Unternehmen SKF durch verschiedene Akquisitionen Schlagzeilen, darunter der Kauf der Willy Vogel AG, eines Herstellers für Zentralschmieranlagen aus Berlin im Jahr 2004 und von Economos, einem österreichischen Dichtungshersteller im Jahr 2006, der bis dahin zur Salzer Holding gehörte. Im Jahr 2007 feierte die SKF-Gruppe ihr 100-jähriges Bestehen im Kreise ihrer Mitarbeiter und Kunden mit zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen. Im Dezember 2010 übernahm die SKF-Gruppe auch den amerikanischen Schmiersystemhersteller Lincoln Industrial.

Anfang 2013 wurde die Übernahme der Maschinenbausparte von Blohm + Voss, Blohm + Voss Industries (BVI), von Star Capital Partners abgeschlossen. Nach einer Umbenennung in SKF Blohm + Voss Industries GmbH firmiert das Unternehmen heute unter dem Namen SKF Marine GmbH.

Im September 2013 wurde die amerikanische Kaydon Corporation übernommen, diese ist Marktführer bei geteilten und Dünnringlagern. Damit kam auch Cooper Bearings zu SKF, deren Gründer Thomas Cooper im Jahr 1907 das geteilte Wälzlager erfunden hatte.

SKF in Deutschland – Geschichte und Gegenwart

1890 bis 1918

Die Geschichte der SKF in Deutschland beginnt bereits vor der Gründung des schwedischen Mutterkonzerns 1907, nämlich im Jahr 1890 in Schweinfurt, als Wilhelm Höpflinger und Engelbert Fries zunächst die Deutsche Gussstahlkugelfabrik Fries & Höpflinger AG und dann 1893 in Düsseldorf eine eigene Verkaufsgesellschaft gründen.

1914 beteiligte sich SKF an der 1904 von Albert Hirth in Stuttgart-Bad Cannstatt gegründeten Norma Compagnie GmbH. Letztere gründete Hirth ursprünglich als Entwicklungsunternehmen für die ebenfalls von ihm gegründeten Fortuna-Werke. Norma produzierte, bevor die Firma Selbstständigkeit erlangte, in den Fabrikhallen der Fortuna-Werke.

Wachstum bis in die 1960er Jahre

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Das SKF-Hochhaus in Schweinfurt (2012)

Ab 1925 verfolgte SKF in Deutschland gegenüber den Mitbewerbern eine aggressive Expansionsstrategie.

Innerhalb des SKF-Konzerns ist die deutsche SKF Kugellagerfabriken GmbH, die ihren Sitz in Schweinfurt hat, seit 1929 der wichtigste Unternehmensteil. Damals erwarb SKF die Wälzlagerabteilung von Fichtel & Sachs (Schweinfurt), die Fries & Höpflinger AG (Schweinfurt), die Maschinenfabrik Rheinland (Krefeld), die Wälzlagerabteilung der Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) (Berlin) und das Riebe-Werk (Berlin).

1931 wurde die Produktion in Schweinfurt und Stuttgart-Bad Cannstatt konzentriert und die Werke in Berlin und Krefeld nach und nach stillgelegt.

Ein weiteres Werk befand sich bis 1945 in Erkner bei Berlin. Das Fusionsunternehmen firmierte unter dem Namen Vereinigte Kugellagerfabriken AG (VKF, ab 1953 SKF GmbH). Im Aufsichtsrat saßen u. a. Ernst Sachs, Peter Klöckner, Fritz Thyssen und Günther Quandt. VKF beherrschte 80 % des deutschen Marktes. Einziger verbliebener deutscher Konkurrent war FAG Kugelfischer.

Unter Harald Hamberg (1932–1941) und Gunnar Wester (1955–1964) war die deutsche SKF GmbH die mit Abstand größte und ertragsstärkste Einheit innerhalb des SKF-Konzerns.

Das bis heute existente Wälzlager-Werk in Lüchow gehört seit 1960 zur SKF-Gruppe. In den 1960er Jahren beschäftigte das Unternehmen allein in Schweinfurt über 10.000 Mitarbeiter, damals entstand das repräsentative 14-geschossige Verwaltungshochhaus, das bis heute die Zentrale der SKF GmbH in Deutschland geblieben ist.

Wirtschaftskrise und Rationalisierungen seit den 1970er Jahren

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SKF-Speedy, 1977–78

Während der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre gerieten verschiedene SKF-Werke, so auch das Werk in Schweinfurt und in Stuttgart-Bad Cannstatt in wirtschaftliche Bedrängnis.

Über die SKF Kugellagerfabriken GmbH in Schweinfurt wurde im November 1972 berichtet, sie habe seit 1970 die Beschäftigtenzahl von 17.000 auf 15.800 verringert und die Konzernleitung plane einen weiteren Belegschaftsabbau bis Ende 1973 auf rund 14.500 Beschäftigte. Am 12. Dezember 1976 streikten bei SKF in Schweinfurt erneut mehrere Stunden lang etwa 2000 Mitarbeiter in den Werken 1, 2 und 3 gegen Entlassungen. Vom damals außerhalb gelegenen Werk 3 wurde eine Demonstration zum Werk 1 in der Innenstadt veranstaltet.

Unter dem Entwicklungsleiter Joe Hertz wurde bei SKF in Schweinfurt 1974 das System „Speedy“ entwickelt, welches im Grunde genommen ein Inline-Skate-Chassis mit passenden Rädern war, es kam 1977 auf den Markt und verfügte auch über einwechselbare Schlittschuhkufen. Da kein passender Schuh mitangeboten wurde, musste ein Käufer Schlittschuhe kaufen und die vorhandene Kufe entfernen lassen. Bereits 1978 wurde die Produktion wieder eingestellt, da man ein Konsumprodukt als nachteilig für das Produktportfolio betrachtete.

Die Entlassungswelle erreichte bald auch Stuttgart-Bad Cannstatt, wo im Jahr 1970 immerhin 2800 SKF-Mitarbeiter streikten und sich die Streiks noch mindestens bis 1977 fortsetzten. Am 27. Mai 1977 begann im Anschluss an eine Belegschaftsversammlung bei SKF in Stuttgart-Bad Cannstatt ein mehrtägiger Streik gegen die drohende Vernichtung von 400 weiteren Arbeitsplätzen durch geplante Produktionsverlagerungen.

Der stetige Personalabbau, der sich ab Ende der 1980er Jahre aufgrund durchgreifender Rationalisierungen weiter beschleunigte, führte letztlich zur Stilllegung der Werke in Bad Cannstatt (2001) und Etzenhofen (2005). Ende 2007 hatte die deutsche SKF noch knapp 6000 Beschäftigte, davon 4300 in Schweinfurt, in der Hauptverwaltung und den Werken 2 bis 4.

Die heutige SKF in Deutschland

Zum SKF-Konzern in Deutschland gehört neben den Werken in Schweinfurt auch die SKF Lubrication Systems Germany GmbH mit Produktionsstätten in Berlin und Walldorf. Der Geschäftsbereich „Lineartechnik und Aktuatorik“ wurde 2018 an die Investment- und Beteiligungsgesellschaft Triton veräußert und firmiert ab Oktober 2019 unter dem Namen und Markenauftritt Ewellix.

Des Weiteren befindet sich an dem Standort in Leverkusen-Opladen die SKF Sealing Solutions GmbH, in der Dichtungen aller Art für den automotiven Bereich hergestellt werden. Weitere SKF-Werke befinden sich in Lüchow (Wendland) und Mühlheim an der Donau. Seit dem Kauf der Economos 2006 gehört deren Fertigungswerk in Bietigheim-Bissingen zur SKF-Gruppe.

SKF in Österreich und der Schweiz

Svenska Kullagerfabriken: Aktuelle Geschäftssituation, Geschichte von der Gründung bis 1960, Jüngere Unternehmensgeschichte 
Steyr: SKF-Wälzlagerwerk und dahinter BMW-Motorenwerk

In den Alpenländern ist die SKF-Gruppe zum einen durch die SKF Österreich AG mit Werk in Steyr und zum anderen durch die SKF Schweiz mit Zentrale in Schwerzenbach vertreten. Das Werk von SKF Actuation System (ehemals Magnetic) in Liestal gehört seit dem Verkauf der SKF Motion Technologies an Triton Partners zu Ewellix.

Seit dem Kauf von Economos im Jahr 2006 gehört auch der frühere Stammsitz des Dichtungsherstellers in Judenburg (Österreich) zur SKF-Gruppe.

Engagement

1978 brachte das Unternehmen unter dem Namen Speedy Vorläufer der heutigen Inlineskates auf den Markt. Das Produkt setzte sich nicht durch. Als etliche Jahre später sich Inlineskates durchsetzten, engagierte sich das Unternehmen in diesem Bereich, z. B. durch Sponsoring der Deutschen Inlinehockeynationalmannschaft.

Literatur

  • Martin Fritz, Birgit Karlsson: SKF · A Global Story. 1907–2007, 2006, ISBN 978-91-7736-576-1
  • Thomas Horling: Kartell und ausländisches Kapital. Die deutsche Wälzlagerindustrie in den Jahren 1925–1932, In: Jahrbuch für Fränkische Landesforschung 66 (2006), S. 521–562, ISSN 0446-3943
  • Gabriele Kreuzberger: Fabrikbauten in Stuttgart – Ihre Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, Klett-Cotta 1993, ISBN 3-608-91629-6

Einzelnachweise

Commons: SKF – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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