Eschen-Arten sind meist laubabwerfende, selten immergrüne Bäume oder selten Sträucher. Die Winterknospen sind stumpf mit ein bis drei Paar gegenständigen Schuppen. Die meist gegenständig oder selten wirtelig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattstiele sind oft an der Basis verdickt. Die Blattspreiten sind meist unpaarig gefiedert, selten auch einfach.
Generative Merkmale
Die end- oder seitenständigen, ährigenBlütenstände enthalten viele Blüten. Hochblätter sind vorhanden oder fehlen. Die relativ kleinen, vierzähligen Blüten sind zwittrig oder eingeschlechtig. Die Arten sind einhäusig oder zweihäusig. Es sind vier verwachsene Kelchblätter vorhanden oder sie fehlen. Die Sektion Ornus besitzt meist vier (selten zwei oder sechs) Kronblätter, bei der Sektion Fraxinus fehlen sie. Die weißen bis gelblichen Kronblätter sind verwachsen. Es sind nur zwei Staubblätter vorhanden, sie sind mit der Basis der Kronblätter verwachsen. Die Staubfäden sind ebenso wie die Griffel kurz. Die Arten in der Sektion Fraxinus und Melioides sind einhäusig oder manchmal zweihäusig getrenntgeschlechtig. Die Blüten sind immer kronblattlos (apetal). Die Blüten sind oft eingeschlechtlich jedoch auch zwittrig. Die Arten der Sektion Fraxinus und Melioides sind windbestäubt. Sie bilden damit eine Ausnahme innerhalb der Familie Oleaceae. Anemophilie ist üblicherweise ein typisches Merkmal eingeschlechtiger Blüten (eine weitere Ausnahme mit windbestäubten, zwittrigen Blüten in Mitteleuropa bilden die Ulmen). Die Frucht ist ein einsamiges, einseitig geflügeltes Nüsschen (Samara). Die Keimung erfolgt epigäisch (oberirdisch).
Verbreitung
Die Fraxinus-Arten kommen vorwiegend in den gemäßigten bis subtropischen Gebieten der Nordhalbkugel vor. Südlich reicht das Verbreitungsgebiet bis Südasien und Java, Nordafrika sowie Mexiko und Kuba. Verbreitungsschwerpunkte mit jeweils etwa 20 Arten sind Ostasien (China) und Nordamerika.
Sektion Sciadanthus: Früchte (Samara) und Blätter der Afghanischen Esche (Fraxinus xanthoxyloides) im Herbst
Systematik
Die Erstveröffentlichung von Fraxinus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 1057. Als Lectotypus wurde 1913 Fraxinus excelsiorL. festgelegt. Synonyme für FraxinusL. sind: ApiliaRaf. orth. var., ApliliaRaf., CalycomeliaKostel., FraxinoidesMedik., LeptalixRaf., MannaphorusRaf., MeliopsisRchb., OrnanthesRaf., OrnusBoehm., PetlomeliaNieuwl., SamarpseaRaf.
Die Gattung der Eschen (Fraxinus) wird nach Wallander 2008 in sechs Sektionen unterteilt mit insgesamt etwa 43 bis 51 oder 58 Arten:
Sektion Dipetalae(Lingelsh.) Nikolajev: Die etwa drei Arten sind von den USA bis Mexiko verbreitet:
Einblättrige Esche (Fraxinus anomalaTorr. ex S.Watson): Die Heimat sind die westlichen USA bis New Mexico.
Fraxinus dipetalaHook. & Arn.: Sie kommt in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Utah, Nevada sowie Arizona und in Mexiko vor.
Blau-Esche (Fraxinus quadrangulataMichx.): Sie ist im östlichen bis zentralen Nordamerika vom südlichen Ontario über Indiana, südlichen Michigan, Ohio, westlichen West Virginia, Illinois, südöstlichen Iowa, südöstlichen Kansas, Missouri, Oklahoma, südlichen Wisconsin, nördlichen Alabama, Arkansas, nordwestlichen Georgia, Kentucky bis zum östlichen Tennessee weitverbreitet.
Sektion Fraxinus: Sie enthält etwa acht Arten:
Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifoliaVahl): Sie kommt in vier Unterarten in Mittel-, Süd- und Osteuropa, Nordafrika und West- bis Mittelasien vor. In Südafrika und Australien ist sie ein Neophyt.
Mandschurische Esche (Fraxinus mandshuricaRupr.): Die Heimat ist Ostasien, China, Japan und Korea.
Schwarz-Esche (Fraxinus nigraMarshall): Die Heimat sind Kanada und die USA.
Behaarte Esche (Fraxinus pallisiaeWilmott ex Pallis, Synonym: Fraxinus holotrichaKoehne): Die Heimat ist Südosteuropa bis Moldau und die Kaukasusregion.
Breitstielige Esche (Fraxinus platypodaOliv.): Die Heimat ist China und Japan.
Fluss-Esche (Fraxinus sogdianaBunge, Syn.: Fraxinus potamophilaHerder): Die Heimat ist Zentralasien (Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan) bis Pakistan und Xinjiang.
Sektion Melioides(Endl.) Nikolajev: Sie enthält etwa zehn Arten:
Fraxinus albicansBuckley: Die Heimat sind die USA und Mexiko.
Weiß-Esche (Fraxinus americanaL., Syn.: Fraxinus biltmoreanaBeadle): Die Heimat sind die nördlich-zentralen und östlichen USA bis zum östlichen Texas.
Fraxinus berlandierianaDC.: Die Heimat ist Louisiana, Texas und das östliche Mexiko.
Fraxinus carolinianaMill.: Die Heimat sind die südöstlichen USA bis Texas und Kuba.
Oregon-Esche (Fraxinus latifoliaBenth.): Die Heimat ist British Columbia, Oregon, Washington und Kalifornien.
Fraxinus papillosaLingelsh.: Die Heimat ist Arizona, New Mexico, Texas und Mexiko.
Rot-Esche oder Grün-Esche (Fraxinus pennsylvanicaMarshall): Die Heimat sind Kanada und die USA.
Fraxinus profunda(Bush) Bush: Die Heimat sind die nördlich-zentralen und östlichen USA.
Fraxinus uhdei(Wenz.) Lingelsh.: Die Heimat ist Mexiko, Guatemala, Honduras und Costa Rica. Sie ist in Bolivien und Hawaii ein Neophyt.
Arizona-Esche (Fraxinus velutinaTorr.): Die Heimat sind die USA und Mexiko
Sektion Ornus: Sie enthält etwa 19 Arten: Die meist zwittrigen Blüten besitzen Kronblättern und sind überwiegend insektenbestäubt:
Fraxinus apertisquamiferaH.Hara: Dieser Endemit kommt nur auf der japanischen Insel Honshu vor.
Fraxinus baronianaDiels: Sie gedeiht in Höhenlagen von 700 bis 1300 Metern in den chinesischen Provinzen Gansu, Shaanxi sowie Sichuan.
Bunges Blumen-Esche (Fraxinus bungeanaDC.): Sie gedeiht in Höhenlagen von 0 bis 1500 Metern in den chinesischen Provinzen Anhui, Hebei, Henan, Liaoning, Shandong sowie Shanxi.
Fraxinus chinensisRoxb. (Syn.: Fraxinus caudataJ.L.Wu, Fraxinus japonicaBlume ex K.Koch): Es gibt zwei Unterarten:
Fraxinus chinensisRoxb. subsp. chinensis: Sie kommt von China bis Indochina und Korea vor.
Fraxinus chinensis subsp. rhynchophylla(Hance) A.E.Murray (Syn.: Fraxinus rhynchophyllaHance, Fraxinus japonicaBlume ex K.Koch): Sie kommt vom Russlands Fernen Osten bis Japan und dem östlichen China vor.
Fraxinus ferrugineaLingelsh.: Die Heimat ist Myanmar und China.
Fraxinus floribundaWall.: Die Heimat ist Afghanistan, Indien, Nepal, Bhutan, Myanmar, Laos, Thailand, Vietnam, Tibet und China (Guangdong, Guangxi, Guizhou, Xizang, Yunnan, Zhejiang)
Fraxinus griffithiiC.B.Clarke: Die Heimat ist Indien, Bangladesch, Indonesien, die Philippinen, Vietnam, Thailand, Japan und die chinesischen Provinzen Fujian, Guangdong, Guangxi, Hubei sowie Hunan.
Fraxinus insularisHemsl. (Syn.: Fraxinus retusaChamp. ex Benth.): Die Heimat ist China, Japan und Taiwan.
Fraxinus raibocarpaRegel: Die Heimat ist das östliche Afghanistan und Tadschikistan.
Siebolds Blumen-Esche (Fraxinus sieboldianaBlume) (Syn.: Fraxinus mariesiiHook. f.): Die Heimat ist Japan, Korea und China (Anhui, Fujian, Jiangsu, Jiangxi, Zhejiang).
Fraxinus stylosaLingelsh.: Die Heimat ist China (Gansu, Guangxi, Henan, Hubei, Shaanxi, Sichuan).
Fraxinus trifoliolataW.W.Sm.: Die Heimat ist China (Hubei, Sichuan, Yunnan).
Sektion Pauciflorae(Lingelsh.) Wallander: Sie enthält etwa zehn Arten:
Fraxinus dubia(Willd. ex Schult. & Schult. f.) P.S.Green & M.Nee: Die Heimat ist das östliche und südliche Mexiko und Guatemala.
Fraxinus gooddingiiLittle: Die Heimat ist Arizona und Mexiko.
Fraxinus greggiiA.Gray: Die Heimat ist das südwestliche Texas und Mexiko. Es gibt zwei Varietäten.
Fraxinus purpusiiBrandegee (Syn.: Fraxinus bicolorStandl. & Steyerm.): Es gibt zwei Varietäten:
Fraxinus purpusiiBrandegee var. purpusii: Sie kommt von Mexiko bis Guatemala vor.
Fraxinus purpusii var. vellerea(Standl. & Steyerm.) P.S.Green (Syn.: Fraxinus vellereaStandl. & Steyerm.): Sie kommt vom mexikanischen Bundesstaat Chiapas bis Guatemala vor.
Fraxinus rufescensLingelsh.: Die Heimat ist das östliche Mexiko.
Sektion Sciadanthus(Coss. & Durieu) Z.Wei: Sie enthält etwa drei Arten:
Fraxinus dimorphaCoss. & Durieu (Syn.: Fraxinus xanthoxyloides var. dumosa(Carrière) Lingelsh.): Die Heimat ist Algerien und Marokko.
Fraxinus hubeiensisS.Z.Qu et al.: Sie gedeiht in Höhenlagen von 100 bis 600 Metern nur in der chinesischen Provinz Hubei.
Afghanische Esche (Fraxinus xanthoxyloides(G.Don) Wall. ex DC.): Die Heimat ist Afghanistan, Pakistan, der westliche Himalaja und Tibet.
Gefährdung durch Schaderreger
Durch den Pilz Chalara fraxinea kommt es seit einigen Jahren besonders in Europa zu Schäden an Eschen, die als Eschentriebsterben bezeichnet werden. Die Erkrankung zählt zu den Tracheomykosen. Der Pilz wurde 2006 zuerst beschrieben und als Ursache des Eschentriebsterbens benannt. Über die Verbreitungsstrategie von Chalara fraxinea ist bisher nichts bekannt.
Peter Thomas von der Universität Keele geht nach einer 2016 veröffentlichten Studie davon aus, dass das Zusammenwirken der Erkrankung des Eschentriebsterbens mit dem Asiatischen Eschenprachtkäfer, der bereits in Nordamerika große Schäden angerichtet hat und bereits in Schweden aufgetreten ist, zu einem fast vollkommenen Verschwinden der Eschen in Europa führen wird. Es konnten jedoch zumindest einige Eschenarten entdeckt werden, die eine natürliche Resistenz gegen das Eschentriebsterben aufweisen, so dass diese benutzt werden sollen, um eine spätere Wiederanpflanzung durchzuführen.
Nutzung
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Die Eschen besitzen ein schweres, ringporiges Holz. Es zeichnet sich durch eine hohe Festigkeit und Elastizität aus. Der Witterung ausgesetzt, besitzt es eine nur geringe Dauerhaftigkeit. Das Eschenholz wird massiv oder als Furnier im Innenausbau und zur Möbelherstellung verwendet. Spezialanwendungen sind Werkzeugstiele und Sportgeräte (Schlitten, Baseballschläger oder Snooker-Queues). Früher wurden aus Eschenholz auch Bögen, Teile für die Wagnerei und Maste, Bäume und Pinnen für den Bootsbau hergestellt.
Die Esche (von althochdeutsch asc) ist in der nordischen Mythologie der Weltenbaum Yggdrasil, genannt auch askr Yggradasil („Weltenesche“). In der griechischen Mythologie waren Eschen Feuerspender für die Menschen („Seither dachte er [Zeus] stets an den Trug und gab den Eschen nicht länger die Kraft unermüdlichen Feuers für sterbliche Menschen, die auf Erden wohnen.“ (Hesiod: Theogonie. S. 562–565)). Nachdem Prometheus die Menschen geschaffen hatte, nahm ihnen Zeus zur Strafe das Feuer. Prometheus holte es aber dennoch wieder, indem er es heimlich in einem hohlen Narthexrohr an der Sonne entzündete und so den Menschen das himmlische Feuer brachte. (Theogonie. S. 535 ff.) Die Burssöhne in der germanischen Mythologie schufen aus der Esche den Mann und aus der Ulme die Frau.
Wei Zhi, Peter S. Green: Fraxinus, S. 273 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Z. Y. Wu, P. H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 15 – Myrsinaceae through Loganiaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1996, ISBN 0-915279-37-1. (Abschnitt Beschreibung)
Eva Wallander: Systematics of Fraxinus (Oleaceae) and evolution of dioecy. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 273, 2008, S. 25–49. doi:10.1007/s00606-008-0005-3
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