Lorbeerkirsche: Art der Gattung Prunus

Die Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus), auch Pontische Lorbeer-Kirsche und Kirschlorbeer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).

In den gemäßigten Breiten Europas wird sie als Zierstrauch in Parks und Gärten verwendet, obwohl alle Teile der Pflanze giftig sind, sie leicht verwildert und als invasive Pflanzenart ökologische Probleme verursacht. Natürlicherweise kommt sie nur in Kleinasien vor. Ihren deutschen Trivialnamen Kirschlorbeer erhielt die Lorbeerkirsche aufgrund von Vermarktungserwägungen, obwohl die Pflanze mit der Kirsche und nicht mit dem Lorbeer verwandt ist. 2013 wurde sie in Deutschland Giftpflanze des Jahres.

Lorbeerkirsche
Lorbeerkirsche: Beschreibung, Ökologie, Nutzung

Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus)

Systematik
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Steinobstgewächse (Amygdaleae)
Gattung: Prunus
Art: Lorbeerkirsche
Wissenschaftlicher Name
Prunus laurocerasus
L.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Lorbeerkirsche: Beschreibung, Ökologie, Nutzung 
Laubblätter
Lorbeerkirsche: Beschreibung, Ökologie, Nutzung 
Nektarien an den Blättern, am Rand und unterseits

Die Lorbeerkirsche ist ein immergrüner Strauch oder Baum, der Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreicht. Mäßiger Frost schadet der Pflanze nicht.

Die bis zu 15 Zentimeter langen, verkehrt-eiförmigen, -eilanzettlichen oder elliptischen, kurz gestielten Laubblätter sind kahl, derbledrig, ganzrandig bis entfernt drüsig gesägt, spitz und dunkelgrün gefärbt. Während die Oberseite glatt und glänzend ist, tritt auf der Unterseite die Mittelrippe deutlich hervor. Ihre Ähnlichkeit in Form und Farbe zum Lorbeerblatt (Laurus nobilis) ist namengebend für die Art. Unterseits an der Spreite wie auch teils am Blattrand sitzen die für die Gattung Prunus typischen extrafloralen Nektarien, an denen Zuckersaft abgegeben wird. Diese Drüsen sind in den ersten Wochen nach dem Knospenaustrieb besonders aktiv und können Ameisen anlocken.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Die Kronblätter sind weißlich gefärbt und erreichen Längen zwischen 3 und 7 mm; die Blüten stehen in einem endständigen, traubigen Blütenstand zusammen. Die gestielten, zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Sie erscheinen vor den Blättern.

Die glänzenden Kirschen werden bis zu 12–16 mm groß, sind eiförmig bis rundlich, fleischig, kahl und enthalten einen einzelnen Kern. Unreife Kirschen sind grün und färben sich während der Reifung über rot zu schwarz.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 144 oder 170–180.

Ökologie

Natürliches Vorkommen

Die Lorbeerkirsche kommt natürlicherweise in Südosteuropa vor. Es gibt Fundortangaben für Albanien, Aserbaidschan, Bulgarien, Georgien, Iran, Libyen, Rumänien, Serbien, Tadschikistan, die Türkei und das Kaukasusgebiet.

Ökologischer Wert

Für heimische Insekten sind Lorbeerkirschen aufgrund ihrer Giftigkeit weitgehend wertlos. Lediglich der Dickmaulrüssler verträgt die Blätter, seine Larven leben unterirdisch und ernähren sich auch von der Wurzel. Selbst die Blüten der Lorbeerkirsche bieten Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen lediglich ein mäßiges Nektarangebot. Amseln und Drosseln fressen im Herbst zwar die Kirschen, verbreiten dabei aber durch die Kirschkerne, die sie mit dem Kot ausscheiden, die invasive Pflanze in den heimischen Ökosystemen. Die Pflanzung von Lorbeerkirschen gilt daher als ökologisch fragwürdiges Vorgehen.

Die Blätter der Lorbeerkirsche kompostieren nur äußerst schlecht, da sie einen hohen Blausäureanteil besitzen.

Invasive Art

Lorbeerkirschen gedeihen auch auf Mangelstandorten und sind weitgehend frosthart. Die Pflanze kann sich in kurzer Zeit durch Selbstaussaat weit verbreiten. Dies ist besonders problematisch, da sich der Neophyt im Unterholz europäischer Wälder ausbreitet und die einheimische natürliche Vegetation verdrängt. Die Lorbeerkirsche steht auf der Schwarzen Liste invasiver Arten und sollte in Europa nicht angepflanzt werden. Für Gärten sind einheimische Sträucher wie Hartriegel, Schlehe, Holunder, Eberesche, Weißdorne, Haselnuss, wilde Johannisbeeren, Liguster oder Ginster als Bepflanzung besser geeignet. In der Schweiz ist ihr Verkauf ab September 2024 verboten.

Giftigkeit

Die Informationszentrale gegen Vergiftungen stuft alle Pflanzenteile der Lorbeerkirsche als giftig ein. Die reifen Kirschen schmecken süß, allerdings mit bitterem Nachgeschmack. Ihre Samen enthalten Prunasin, ein cyanogenes Glykosid. Im Magen entsteht aus zerkauten Samen die giftige Blausäure, unzerkaut geschluckte Samen sind dagegen ungefährlich, da das Gift wieder ausgeschieden wird. Nach dem Verzehr von Blättern oder einiger weniger zerkauter Samen kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen und Krämpfen kommen, mehr als zehn zerkaute Samen können zum Tod durch Herz- oder Atemstillstand führen.

Krankheiten

Die Lorbeerkirsche kann von Echtem Mehltau, falschem Mehltau und der Schrotschusskrankheit befallen werden, die mit Fungiziden behandelt werden können. Die Schrotschusskrankheit ist dabei relativ häufig.

Nutzung

Holz

Bei Sägearbeiten entweicht aus frischen Schnittflächen ein charakteristischer Geruch von Bittermandeln. Frisch geschlagenes Lorbeerkirschholz ist cremeweiß gefärbt, wobei die Schnittfläche einen Pflanzensaft absondert, der die Säge verklebt. Lorbeerkirschholz dunkelt bei der Trocknung stark nach und endet bei einem orangebraunen Farbton, wobei es zum Reißen neigt und sich in der Regel verzieht. Gut abgelagertes Lorbeerkirschholz kann unbedenklich im Hausbrand als Brennholz verwendet werden, da die giftige Blausäure während der Trocknung weitgehend ausgast.

Kirschen

In der Türkei wird das Fruchtfleisch der Kirschen für Marmelade oder Gelee verwertet, denn beim Kochen werden die giftigen Blausäureverbindungen zerstört.

Konservierungsmittel bei der Tierpräparation

Den hohen Blausäureanteil der Blätter nutzt man bei der Tierpräparation zur Konservierung der Präparate.

Darüber hinaus dienen die Lorbeerkirschblätter seit Beginn des 21. Jahrhunderts dem Aufweichen oder Geschmeidigmachen organischer Materialien bei Restaurierungen. Beispielsweise kann man getrocknete Insekten wieder beweglich bekommen, wenn man sie einige Tage über den zerschnittenen Blättern in einem geschlossenen Gefäß aufbewahrt (Blätter täglich austauschen und Hautkontakt vermeiden). Auch lange gefaltete Stoffe, wie man sie aus Gräbern kennt, lassen sich mit dieser Methode wieder geschmeidig machen. Wiederentdeckt wurde die Methode in den 1990er Jahren von dem Tierpräparator Klaus Wechsler im Bremer Übersee-Museum.

Literatur

Commons: Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Lorbeerkirsche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Tags:

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