Petra Pau: Deutsche Politikerin (Die Linke), Bundestagsvizepräsidentin, MdB

Petra Angelika Pau (* 9.

August 1963 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Politikerin (Die Linke). Seit 2006 ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.

Petra Pau: Leben und Beruf, Parteimitgliedschaften, Abgeordnete
Petra Pau (2018)

Leben und Beruf

Petra Pau wurde 1963 als Tochter eines Maurers in Ost-Berlin geboren. Nach dem Besuch einer allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule, der heutigen Mildred-Harnack-Schule in Berlin-Lichtenberg, begann sie 1979 ein Fachschulstudium am Zentralinstitut der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ (ZIPO) in Droyßig, das sie 1983 als Freundschaftspionierleiterin und als Unterstufenlehrerin für Deutsch und Kunsterziehung abschloss. Bis 1985 war Petra Pau in ihrem erlernten Beruf tätig. Dann begann sie ein Studium an der Parteihochschule Karl Marx (PHS) in Berlin, das sie 1988 als Diplom-Gesellschaftswissenschaftlerin abschloss. Bis 1990 war sie Mitarbeiterin beim Zentralrat der FDJ, den sie nach der Wende mit abwickelte. Bis 1991 war sie arbeitslos.

Pau ist evangelisch getauft und konfirmiert, trat jedoch in der zehnten Klasse aus der Kirche aus und ist seither konfessionslos. Seit 1994 ist sie mit dem Diplom-Mathematiker Michael Wolff verheiratet.

Parteimitgliedschaften

1983 wurde Pau Mitglied der SED. Von Januar bis Oktober 1991 war sie Vorsitzende des PDS-Bezirksverbands Berlin-Hellersdorf und anschließend stellvertretende PDS-Landesvorsitzende in Berlin. Als André Brie wegen seiner verschwiegenen Stasi-Vergangenheit zurücktreten musste, wurde Pau im Oktober 1992 zur Landesvorsitzenden der Berliner PDS gewählt. Dieses Amt bekleidete sie bis Dezember 2001, von 2000 bis 2002 war sie außerdem stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende. Innerhalb ihrer Partei gehört Pau zu den so genannten Reformlinken und war zudem lange Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Bürgerrechte und Demokratie.

Abgeordnete

Petra Pau: Leben und Beruf, Parteimitgliedschaften, Abgeordnete 
Petra Pau bei der Bundestagswahl 2013

Pau gehörte von 1990 bis 1995 der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Hellersdorf und von 1995 bis 1998 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. Bei der Bundestagswahl 1998 gewann sie das Direktmandat für den Deutschen Bundestag im Wahlkreis Berlin-Mitte – Prenzlauer Berg gegen Wolfgang Thierse, den Kandidaten der SPD, und Marianne Birthler, die Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen. Pau ist auch danach als direkt gewählte Abgeordnete in den Bundestag eingezogen und gehörte wie Gesine Lötzsch als direkt gewählte, aber fraktionslose Abgeordnete weiterhin dem Bundestag an, nachdem die PDS bei der Bundestagswahl 2002 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war. Petra Pau erzielte im Bundestagswahlkreis Berlin-Marzahn – Hellersdorf bei der Bundestagswahl 2005 42,6 Prozent, bei der Bundestagswahl 2009 47,8 Prozent, bei der Bundestagswahl 2013 38,9 Prozent und bei der Bundestagswahl 2017 34,2 Prozent der Erststimmen. Bei der Bundestagswahl 2021 verlor sie den Wahlkreis an Mario Czaja (CDU), zog aber über die Landesliste der Linken in den 20. Deutschen Bundestag ein.

Von Oktober 2000 bis Oktober 2002 war Pau zudem stellvertretende Vorsitzende der PDS-Bundestagsfraktion. Seit Oktober 2005 gehört sie dem Vorstand der Linksfraktion im Bundestag an; von 2005 bis 2008 war sie auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende. 2005 bis 2008 leitete sie den Fraktionsarbeitskreis BürgerInnenrechte und Demokratie.

Petra Pau: Leben und Beruf, Parteimitgliedschaften, Abgeordnete 
Petra Pau als Bundestagsvizepräsidentin (2019)

Am 7. April 2006 wurde Pau zu einer der Vizepräsidentinnen des Deutschen Bundestages gewählt, nachdem der ursprüngliche Kandidat der Linksfraktion, Lothar Bisky, in vier Wahlgängen nicht die notwendige Stimmenzahl erreicht hatte. Pau wurde am 27. Oktober 2009 im 17. Deutschen Bundestag, am 22. Oktober 2013 im 18. Deutschen Bundestag, am 24. Oktober 2017 im 19. Deutschen Bundestag und am 26. Oktober 2021 im 20. Deutschen Bundestag in dieser Position bestätigt. Nach der Auflösung der Linksfraktion zum 6. Dezember 2023 beantragte die AfD im Bundestag, Pau zum Rücktritt vom Amt der Vizepräsidentin aufzufordern, was die deutliche Mehrheit der Abgeordneten ablehnte. Sollte Pau bis zum regulären Ende der laufenden Legislaturperiode Bundestagsvizepräsidentin bleiben, würde sie Annemarie Renger als am längsten amtierendes Mitglied des Bundestagspräsidiums übertreffen.

2010 bis 2015 litt Pau an Spasmodischer Dysphonie, einer Erkrankung der Stimme.

Pau war Obfrau der Linken in den zwischen 2012 und 2017 eingesetzten NSU-Untersuchungsausschüssen des Bundestages. Zudem ist Pau ordentliches Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat, den sie als dienstältestes Mitglied übergangsweise leitete, sowie im Gemeinsamen Ausschuss. Sie ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda.

Ab Januar 2022 war Petra Pau religionspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke.

Außerdem ist sie Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Politische Positionen und Kontroversen

In der Öffentlichkeit breit kritisiert wurde, dass Pau im November 2006 ohne Angabe ihrer Funktion eine Traueranzeige für den früheren Chef der Hauptverwaltung Aufklärung der DDR-Staatssicherheit, Markus Wolf, veröffentlichte.

Im Januar 2012 wurde bekannt, dass im Rahmen der Beobachtung der Partei Die Linke durch den Verfassungsschutz auch Petra Pau als eine von 27 Bundestagsabgeordneten der Linken unter Beobachtung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz stand, was von Politikern aller Fraktionen kritisiert wurde.

Im Dezember 2014 erhielt Pau aufgrund ihres Engagements für Flüchtlinge und gegen die von Neonazis maßgeblich beeinflussten Proteste gegen ein Flüchtlingsheim im Bezirk Marzahn-Hellersdorf über 40 Morddrohungen. Ihre Privatadresse wurde in dem Kontext veröffentlicht. Anfang März 2015 wurde sie aus einer Demonstration der selbst ernannten „Bürgerbewegung Marzahn“ heraus direkt vor ihrer Wohnung bedroht. Die Polizei hatte eine entsprechende Routenänderung der Demonstranten genehmigt, da keine Anhaltspunkte für „Unfriedlichkeiten“ vorgelegen hätten und aufgrund des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit daher ein Anspruch auf Genehmigung der Routenänderung bestanden hätte.

Publikationen (Auswahl)

Trivia

Wegen ihrer roten Haare und der Sommersprossen trägt Petra Pau den Spitznamen „Sams“, nach dem freundlichen Wesen aus den Kinderbüchern von Paul Maar.

Literatur

Commons: Petra Pau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Tags:

Petra Pau Leben und BerufPetra Pau ParteimitgliedschaftenPetra Pau AbgeordnetePetra Pau Politische Positionen und KontroversenPetra Pau Publikationen (Auswahl)Petra Pau TriviaPetra Pau LiteraturPetra Pau WeblinksPetra Pau EinzelnachweisePetra Pau19639. AugustDeutschlandDie LinkeOst-BerlinPolitikerPräsident des Deutschen Bundestages

🔥 Trending searches on Wiki Deutsch:

Harry Potter (Filmreihe)Bundesagentur für ArbeitGabriel García MárquezImmaculate (2024)Ludwig van BeethovenFC BarcelonaJürgen KloppDonauSezessionskriegJudith RakersImmanuel KantAtlético MadridHauptseiteFIFA-Klub-WeltmeisterschaftLiechtensteinKanadaArteAlexander der GroßeAmazonEminemBorwin BandelowDortmundSturmabteilungThe Zone of Interest (Film)Gerhard SchröderLouisa Specht-RiemenschneiderParisMord im PfarrhausEmma RaducanuKommunismusKonrad LaimerSachia VickerySahra WagenknechtMatthias SteinerListe der Präsidenten der Vereinigten StaatenThomas PopieschSchwarzes LochBMW G20Frankfurt am MainTimothée ChalametListe der 500 reichsten DeutschenTijen OnaranHanfElisabeth I.Daniel RadcliffeVolksrepublik ChinaListe der Länder nach BruttoinlandsproduktLorenzinische AmpullenEtihad Stadium (Manchester)Alex GarlandNiedersachsenListe der Tatort-FolgenSydney SweeneyHeiliges Römisches ReichJoko & Klaas gegen ProSiebenLeipzigWichart von RoëllVera F. BirkenbihlMasturbationJude BellinghamHans ClarinListe der ältesten MenschenHanna ZimmermannJohann Sebastian BachMoisés AriasSiegfried Müller (Söldner)Nuklearkatastrophe von TschernobylDiego SimeoneZeugen JehovasBjörn HöckeTschechienFrida KahloJoseph GoebbelsYouPornMarokkoUEFA Champions League 2021/22Laura Wontorra🡆 More