Vaduz (ausgesprochen , im Ortsdialekt ) ist der Hauptort des Fürstentums Liechtenstein.
Die Gemeinde im Oberland ist die Residenz des Fürsten sowie der Sitz der Staatsregierung, des Landtags und aller Gerichte. Überdies ist es der Sitz des römisch-katholischen Erzbistums gleichen Namens.
Vaduz | |
---|---|
Fahne | Wappen |
Staat: | Fürstentum Liechtenstein |
Wahlkreis: | Oberland |
Gemeindenummer: | 7001 |
Kontrollschild: | FL |
Postleitzahl: | 9490 |
UN/LOCODE: | LI VDZ |
Koordinaten: | / 22306147° 8′ 23″ N, 9° 31′ 18″ O; CH1903: 758008 / 223061 |
Höhe: | 460 m ü. M. |
Fläche: | 17,284 km² |
Einwohner: | 5771 (30. Juni 2022) |
Einwohnerdichte: | 334 Einwohner pro km² |
Ausländeranteil: | 42,2 % (30. Juni 2022) |
Bürgermeister: | Petra Miescher (VU) |
Website: | www.vaduz.li |
Lagekarte von Vaduz im Fürstentum Liechtenstein |
Besonders bekannt ist Vaduz in seiner Eigenschaft als internationaler Finanzplatz. Die Gemeinde hat sechs Exklaven und ist somit eine siebengeteilte Verwaltungseinheit. Die Einwohner heissen Vaduzer, das Adjektiv lautet vaduzisch.
Exklaven der Gemeinde Vaduz |
Die Gemeinde hat eine Fläche 17,284 km², umfasst das Dorf Vaduz und dessen unmittelbare Umgebung sowie sechs Exklaven. Das Gebiet mit dem Dorf Vaduz grenzt im Norden an Schaan, im Osten an Triesenberg, im Süden an Triesen und im Westen an die auf der anderen Seite des Rheins gelegenen Schweizer Gemeinden Sevelen und Buchs SG. Höchstgelegener Punkt des Gemeindegebiets ist mit 2150 m ü. M. das Silberhorn.
Vier Exklaven liegen im Rheintal. Es handelt sich um das landwirtschaftlich genutzte Vaduzer Riet zwischen dem Schaaner Industriegebiet und Eschen/Nendeln, die Wälder Forst am Fuss des Dreischwesternmassivs sowie Rüttistein und Dachsegg oberhalb von Planken. Die Waldparzellen befinden sich im Eigentum der Bürgergenossenschaft Vaduz, deren Mitglieder Anspruch auf das jährliche Losholz haben. Auf der rund 900 m ü. M. gelegenen Dachsegg wurden Spuren einer prähistorischen Besiedlung gefunden.
Zwei Exklaven befinden sich im Berggebiet: einerseits die Genossenschaftsalpen Pradamee und Hahnenspiel und andererseits die Alp Hintervalorsch. Die Alpen Pradamee und Hahnenspiel im Hochtal Malbun wurden früher als Vaduzer Malbun bezeichnet.
Die Alp Hintervalorsch wurde 1643 wegen eines Streits zwischen Vaduz und Schaan von Vorder- und Mittlervalorsch abgetrennt und gehört seither zu Vaduz.
1781 wurde die Alpnutzung zwischen dem Vaduzer Ober- und Unterdorf aufgeteilt und getrennte Alpgebäude auf der Under Pradamee (1500 m ü. M.) und der Ober Pradamee (1700 m ü. M.) errichtet. Seit 1930 bezieht die Gemeinde Vaduz jährlich etwa eine Million Kubikmeter Trinkwasser von Pradamee. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts endete der getrennte Sennereibetrieb. Ein Teil der Milch wird seither auf der Ober Pradamee verkäst.
1962 wurde auf dem Gebiet der Alp Pradamee der erste Skilift im Malbun gebaut, der 2006 zusammen mit anderen alten Liften durch neue Sesselbahnen ersetzt wurde.
Die Alp Hahnenspiel wird als Galtalp genutzt. Eine auf ca. 2000 m ü. M. gelegene kleine Höhle diente während der frühen Bronzezeit als Begräbnisstätte für einen Toten.
Die 1952 von der Gemeinde Vaduz gekaufte Alp Gaflei befindet sich auf Triesenberger Gemeindegebiet. Obwohl seit 2006 die Alpgebäude abgebrochen sind, werden die Alpweiden weiterhin genutzt.
Alp | Herkunft des Namens | Eigentümerin | Fläche insgesamt | produktive Weidefläche | Alpgebäude | Quelle |
---|---|---|---|---|---|---|
Pradamee | rätoromanisch pra(tu) d’imez (mittlere Wiese) | Alpgenossenschaft Vaduz | 366,1 ha | 89 ha | 1700 m ü. M. | |
Hahnenspiel | Ort, an dem der Spielhahn balzt | 13 ha | 1855 m ü. M. | |||
Hintervalorsch | rätoromanisch val uors (Bärental) | 106,8 ha | 33,4 ha | 1456 m ü. M. |
Für die Normalperiode 1991–2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 10,6 °C, wobei im Januar mit 1,4 °C die kältesten und im Juli mit 19,4 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 75 Frosttage und 15 Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 54, während im Schnitt 10 Hitzetage zu verzeichnen sind. Die Messstation von MeteoSchweiz liegt auf einer Höhe von 457 m ü. M.
Vaduz | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Vaduz
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020 |
Vaduz wurde 1175/1200 als de Faduzes erstmals erwähnt, zwei Nennungen von 1021 sind spätere Fälschungen. Der Name ist, wie viele andere im Rheintal, romanischen Ursprungs und geht auf alträtoromanisch auadutg «Wassergraben; Kanal für Mühlen und Sägereien; Mühlgerinne» zurück, das seinerseits von lateinisch aquaeductus stammt.
Am 3. Mai 1342 wurde das damalige Herrschaftsgebiet der Grafen von Bregenz geteilt, so dass die Grafschaft Vaduz entstand. 1392 erlangte diese unter den Grafen Heinrich V. (I.) und Hartmann IV. (II.) von Werdenberg-Sargans-Vaduz durch ein Privileg König Wenzels die Reichsunmittelbarkeit. In den nachfolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurde die Grafschaft immer wieder Schauplatz von Kriegen und Plünderungen, z. B. im Alten Zürichkrieg (1444–1446) oder im Schwabenkrieg (1499–1500).
Im Laufe der Zeit verschuldeten sich die Herrscher von Hohenems zunehmend, so dass sie schliesslich gezwungen waren, die Grafschaft Vaduz und die benachbarte Herrschaft Schellenberg zu verkaufen. Im Jahr 1699 erwarb Fürst Hans Adam von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg und im Jahr 1712 die Grafschaft Vaduz. Am 23. Januar 1719 vereinigte ein Diplom von Kaiser Karl VI. die Grafschaft Vaduz mit der Herrschaft Schellenberg und erhob es zu einem Reichsfürstentum mit dem Namen Liechtenstein. Vaduz gewann dadurch zunehmend an Bedeutung.
1806 gründete Napoleon Bonaparte den Rheinbund, in dem Liechtenstein ebenfalls aufgenommen und dadurch faktisch unabhängig wurde. Beim Wiener Kongress wurde diese Unabhängigkeit bestätigt und Liechtenstein wurde in den Deutschen Bund aufgenommen.
Liechtenstein – und damit auch Vaduz – blieb aber lange Zeit sehr rückständig. Erst der im Jahr 1852 geschlossene Zollvertrag mit Österreich ermöglichte einen Aufschwung der wirtschaftlichen Verhältnisse, und eine konstitutionelle Verfassung von 1862 brachte politische Veränderung, so dass der Fürst nicht mehr uneingeschränkt herrschen konnte.
Im Ersten Weltkrieg kam es zur Verarmung der Bevölkerung, und zu Kriegsende wurde der Zollvertrag mit dem Kriegsverlierer Österreich-Ungarn aufgelöst.
Nach der Auflösung des Zollvertrags mit Österreich 1919 näherte sich Liechtenstein zunehmend der Schweiz an, und im Jahr 1923 wurde der bis heute bestehende Zollvertrag mit der Schweiz unterzeichnet. Nachdem Österreich im März 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen worden war, entschied sich der neu regierende Fürst Franz Josef II. als erster Fürst Liechtensteins – wegen der Ablehnung des Nationalsozialismus –, seinen Wohnsitz nach Liechtenstein auf Schloss Vaduz zu verlegen. Liechtenstein blieb im Zweiten Weltkrieg neutral und wurde nie in direkte Kriegshandlungen verwickelt. Stattdessen konnte das Fürstentum seine Standortvorteile nutzen (keine Ausfälle von Armeeangehörigen, zentrale Lage, Zollunion mit der Schweiz, steuerliche Vorteile, politische Stabilität), sodass viele neue Industriebetriebe in Vaduz, aber auch im weiteren Fürstentum gegründet wurden und der Fortschritt im Land schnell voranzuschreiten begann.
Per 31. Dezember 2018 hatte Vaduz 5'625 Einwohner und war nach Schaan (mit 6'016 Einwohnern) die zweitgrösste Gemeinde in Liechtenstein. Mit rund 42 Prozent lag der Ausländeranteil in Vaduz höher als in allen anderen Liechtensteiner Gemeinden.
Laut der Volkszählung 2015 sind 66,5 Prozent der Gesamtbevölkerung römisch-katholisch, wobei der Katholikenanteil unter der Bevölkerung mit liechtensteinischer Staatsbürgerschaft (mit 80,8 Prozent) wesentlich höher ist als unter der Bevölkerung mit ausländischer Staatsangehörigkeit (47,1 Prozent Katholiken). 10,1 Prozent der Einwohner von Vaduz sind Protestanten, und 2,6 Prozent gehören einer anderen christlichen Kirche an (mehrheitlich christlich-orthodoxe Kirchen). 7,7 Prozent sind muslimischen Glaubens, und weitere Religionen entfallen auf 0,75 Prozent der Bevölkerung. Konfessionslose machen 9,2 Prozent der Einwohner aus – der höchste Anteil in Liechtenstein.
Bürgermeisterin von Vaduz ist seit Mai 2023 die VU-Politikerin Petra Miescher. Bei den Gemeindewahlen am 5. März 2023 gewann Miescher mit 55,3 % gegen den bisherigen Amtsinhaber Manfred Bischof (44,7 % der Stimmen).
Das Wahlergebnis der Gemeindewahlen und die Sitzverteilung ist in den Diagrammen dargestellt.
1932 wurde Vaduz vom Fürsten als erster Liechtensteiner Gemeinde ein Wappen verliehen, das 1978 durch das jetzige ersetzt wurde. Es versinnbildlichte das Schloss Vaduz und den Weinbau.
Das heutige Wappen ist viergeteilt: In den zwei roten, diagonal gegenüber liegenden Feldern (Felder zwei und drei) ist eine silberne Montfortsche Kirchenfahne (mit drei Hängel und drei Ringen) dargestellt. Diese sind vom Wappen der Werdenberger abgeleitet. Die anderen beiden Felder eins und vier zeigen auf Silber den roten «Fürstenhut» – eine stilisierte Krone, als Zeichen der Eigenschaft als Residenzort.
Die Verfassung Liechtensteins deklariert Vaduz als Hauptort:
„Vaduz ist der Hauptort und der Sitz des Landtages und der Regierung“
In einem Verfassungskommentar wird der Hauptortbegriff erläutert:
„Die Formulierung, wonach Vaduz der Hauptort des Landes ist, ist rechtlich keineswegs irrelevant. Durch die Verfassung ausgeschlossen wird beispielsweise die Bezeichnung einer anderen Gemeinde Liechtensteins als ‹Hauptort› oder auch ‹Hauptstadt›.“
Im Historischen Lexikon des Fürstentums Liechtenstein wird Vaduz als Hauptort definiert. Trotz dieser offiziellen Deklarierungen scheint der Hauptortbegriff in der Allgemeinheit umstritten. Die Tourismusseite des Fürstentums bezeichnet Vaduz oftmals als Hauptstadt, ebenso mehrere Vaduzer Hotels, mehrere Medien (wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt, die Geo, die Kronen Zeitung oder der Deutschlandfunk), die Vereinigung des Consularischen Corps im Fürstentum Liechtenstein sowie das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland.
Hubert Büchel sagte 1988 bei seinem Vortrag im Feldkircher Palais Liechtenstein: «Vaduz mit 5.000 Einwohnern hat eine Größe, bei der wir uns noch nicht von einer ‹Hauptstadt› zu sprechen getrauen, sondern bestenfalls von einem ‹Hauptort›».
In einem Reisemagazin fragte der Moderator Hape Kerkeling den FBP-Politiker und ehemaligen Bürgermeister von Vaduz, Manfred Bischof, ob man zu einem Ort mit 6.000 Einwohnern «ernsthaft von einer Hauptstadt sprechen könne». Bischof entgegnete, dass man bei Vaduz ernsthaft von einer Hauptstadt sprechen könne, da Liechtenstein ein eigenes Land sei, und zu einem Land auch eine Hauptstadt gehöre.
Die ehemalige Vaduzer Gemeinderätin und ehemalige Präsidentin der Johann Schädler Agra-Stiftung, Stefanie Hasler, sagte Ende 2022 im «Vaterland TV», dass Vaduz eigentlich eine Hauptstadt sei, und sich «ab und zu» nicht traue, dies so zu sagen.
Die Münchner Merkur bezeichnete Vaduz im März 2023 als «de-facto-Hauptstadt» Liechtensteins.
Clemens Brentano spielt mit dem fiktiven Ort Vadutz in seinem Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia auf den Stadtnamen an.
Der bedeutendste Sportverein ist der FC Vaduz. Bis 2022 gewann er 48-mal den Liechtensteiner Cup und spielt in der zweithöchsten schweizerischen Spielklasse Challenge League. Spielstätte des FC Vaduz ist das Rheinpark Stadion, in dem auch die liechtensteinische Fussballnationalmannschaft ihre Heimspiele austrägt.
Ende 2014 gab es in der Gemeinde Vaduz über 10'000 Arbeitsplätze.
International bekannt ist Vaduz vor allem als Finanzplatz. 2018 belegte der Ort in einer Rangliste der weltweit wichtigsten Finanzzentren den 69. Platz.
Viele international tätige Industrieunternehmen stammen aus Vaduz oder aus dem übrigen Liechtenstein. Dazu zählen u. a. die Hilti AG oder die Hoval AG.
Im Ort befindet sich das Maschinenhaus des Kraftwerks Samina.
Viele staatliche Institutionen haben ihren Hauptsitz in Vaduz, z. B. die Liechtensteinische Landespolizei.
In Vaduz befinden sich das Liechtensteinische Gymnasium und die Universität Liechtenstein.
Liechtenstein selbst besitzt keine Autobahnen, allerdings führt die Schweizer A13 entlang der linken Rheinseite. Vaduz verfügt mit der Autobahnausfahrt in der St. Galler Gemeinde Sevelen über einen Autobahnanschluss in unmittelbarer Nähe.
Der Bahnhof Schaan-Vaduz ist die nächstgelegene Bahnstation mit regionaler Anbindung. Die Bahnhöfe Sargans, Buchs SG und Feldkirch weisen jeweils internationale Verbindungen auf und sind mit den öffentlichen Bussen des Verkehrsbetriebs LIECHTENSTEINmobil (VLM) direkt zu erreichen. Auch die restlichen Gemeinden des Fürstentums sind mit dem öffentlichen Verkehrsnetz problemlos erreichbar. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts entstand ein schmalspuriges Eisenbahnprojekt Schaan–Landquart.
Weitere Inhalte in den Schwesterprojekten der Wikipedia:
| ||
Commons | – Medieninhalte (Kategorie) | |
Wiktionary | – Wörterbucheinträge | |
Wikinews | – Nachrichten | |
Wikivoyage | – Reiseführer |
This article uses material from the Wikipedia Deutsch article Vaduz, which is released under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 license ("CC BY-SA 3.0"); additional terms may apply (view authors). Abrufstatistik · Autoren Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Images, videos and audio are available under their respective licenses.
®Wikipedia is a registered trademark of the Wiki Foundation, Inc. Wiki Deutsch (DUHOCTRUNGQUOC.VN) is an independent company and has no affiliation with Wiki Foundation.