Ruthild Hahne (* 19.
Dezember">19. Dezember 1910 in Deutsch-Wilmersdorf; † 1. September 2001 in Berlin) war eine deutsche Bildhauerin, die ihre Hauptschaffensphase in den ersten Jahren der DDR hatte.
Ruthild Hahne wuchs als Tochter einer Kaufmanns- und Fabrikantenfamilie in einer großbürgerlichen Villa in Berlin-Schmöckwitz mit Haushälterin, Gärtner und Chauffeur auf. 1920 war sie in Italien, für das sie eine Leidenschaft entwickelte. Sie sprach später fließend Italienisch.
Nach dem Besuch des Neuköllner Lyzeums bis 1927 machte sie eine Ausbildung zur orthopädischen Turnlehrerin und Physiotherapeutin an der Universitätsklinik Berlin und arbeitete bis 1936 in diesem Beruf. Obwohl sie in bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen war, hatte sie bereits früh Kontakte zur Arbeiterbewegung und zur KPD. Dabei lernte sie 1930 den Chef der Roten Tänzer Jean Weidt kennen, der sie zum in dieser Gruppe praktizierten Ausdruckstanz brachte. 1933 nahm sie an der ersten Revolutionären Theaterolympiade in Moskau teil. 1936 begann sie, Bildhauerei an der Hochschule der Bildenden Künste zu studieren, wo sie Meisterschülerin von Wilhelm Gerstel war und in Monumentalplastik von Arno Breker unterrichtet wurde. Das Jahr 1941 verbrachte sie als Stipendiatin an der Villa Massimo in Rom. Während dieser Zeit entstanden an den klassischen Formen orientierte Kleinplastiken und Kinderporträts.
Zu den Meisterschülern von Gerstel gehörten neben Hermann Blumenthal, Gustav Seitz und Waldemar Grzimek auch Fritz Cremer und Cay von Brockdorff, über die sie nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten auch in Kontakt mit Wolfgang Thiess kam, in den sie sich verliebte. Aus dem Kreis der Kunststudenten wurde eine Widerstandsgruppe der Roten Kapelle, in der auch Ruthild Hahne aktiv wurde. Unter anderem wurde in ihrer Wohnung in der Nachodstraße 20 in Berlin-Wilmersdorf an der illegalen Zeitung Die Innere Front gearbeitet. Nach der Aufdeckung der Gruppe im Herbst 1942 wurde Wolfgang Thiess zum Tod verurteilt und hingerichtet. Gegen Ruthild Hahne wurde eine vierjährige Zuchthausstrafe verhängt. Im Zug der Wirren der letzten Kriegsmonate des Zweiten Weltkriegs gelang es ihr, aus dem Gefängnis zu fliehen. Sie schlug sich zur Ostfront durch und wechselte auf die sowjetische Seite.
1946/1947 war sie Mitbegründerin der „Hochschule für Angewandte Kunst“ (der heutigen Kunsthochschule Berlin-Weißensee), an der sie auch einige Jahre als Dozentin arbeitete. Künstlerisch konzentrierte sie sich auf die Schaffung von Porträtplastiken, insbesondere von Politikern der kommunistischen Bewegung wie Lenin, Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck. Daneben schuf sie auch mehrere Kinderporträts.
Bei einer Ausschreibung zur Schaffung eines Thälmann-Denkmals für den bis 1986 so benannten Thälmannplatz (vorher Wilhelmplatz, jetzt Teil der Wilhelmstraße) in Berlin-Mitte setzte sie sich gegen 182 Konkurrenten durch. Aus praktischen und finanziellen Überlegungen sowie aus politischer Überzeugung zog sie 1953 von West- nach Ost-Berlin in die damals neu entstandene Straße 201 (heute: Beatrice-Zweig-Straße) in Berlin-Niederschönhausen in ihr eigenes Atelierhaus um. Dieses wurde nach dem 17. Juni 1953 gegen ihren Willen in kommunales Eigentum überführt. Im Gegensatz zu den sonstigen Typenhäusern dieser Straße hatte sie sich einen eigenen Architekten dafür ausgesucht und bei der Gestaltung mitgewirkt. Im nahe gelegenen Atelier im Pankower Bürgerpark entstanden zunächst verkleinerte Modelle des geplanten Denkmals. Dieses besteht aus zwei Strömen von Menschen, die die Arbeiterparteien KPD und SPD symbolisieren sollen, an deren Spitze Ernst Thälmann, eine Hand zur Faust geballt, steht. 1958 wurde ein Teilgips des geplanten Denkmals auf der „IV. Deutschen Kunstausstellung“ der DDR gezeigt. Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 geriet der vorgesehene Standort am Thälmannplatz in das Sperrgebiet und eine Aufstellung des Denkmals war so nicht mehr möglich. Auch stand die DDR-Führung nicht mehr hinter der 1951 unter starker Einflussnahme entwickelten Denkmalskonzeption von Ruthild Hahne. 1965 musste sie ihre Arbeit am Thälmann-Denkmal, ihrem zentralen Lebenswerk, beenden. Ein Teil der geschaffenen Modelle wurde vernichtet, andere, so Thälmann als Frontfigur sowie die nachfolgende Gruppe Arbeiter und Bäuerin im Maßstab 1:2 sind heute noch in ihrem Haus Nr. 1 in der Beatrice-Zweig-Straße in einem von ihrem Sohn geführten privaten Museum zu sehen. Das Märkische Museum Berlin bewahrt zwei Reliefteile im Maßstab 1:4 auf.
Nach 1965 arbeitete sie weiter als Bildhauerin und schuf noch eine Reihe von Porträt- und Kleinplastiken. 1971 wurde sie mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet.
Die letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof Pankow III.
Das Atelierhaus wurde zum Ateliermuseum Ruthild Hahne und kann auf Anfrage besichtigt werden. Es dient auch gelegentlich als Tagungsstätte.
Personendaten | |
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NAME | Hahne, Ruthild |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Bildhauerin |
GEBURTSDATUM | 19. Dezember 1910 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 1. September 2001 |
STERBEORT | Berlin |
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