Kettenbruch

In der Mathematik und insbesondere der Zahlentheorie ist ein Kettenbruch (fortgesetzter Bruch) ein Ausdruck der Form

Ein Kettenbruch (englisch continued fraction) ist also ein gemischter Bruch der Form , bei dem der Nenner wieder die Form eines gemischten Bruchs besitzt, wobei sich dieser Aufbau weiter so fortsetzt.

Jede reelle Zahl kann als ein Kettenbruch mit ganzen Zahlen ausgedrückt werden. Kettenbrüche können daher als Zahlensystem bezeichnet werden, wie das Dezimalsystem. Sie dienen jedoch in erster Linie nicht zum Rechnen, sondern werden dazu verwendet, Approximationsaufgaben zu lösen: So liefern sie in der Zahlentheorie Näherungen für reelle Zahlen, indem diese durch einen Bruch aus ganzen Zahlen ausgedrückt werden, und in der numerischen Mathematik approximiert man durch sie Funktionen, ähnlich wie dies auch mittels Potenzreihen erreicht wird.

Von besonderer Bedeutung sind regelmäßige Kettenbrüche, auch reguläre oder einfache Kettenbrüche genannt. Ein solch regelmäßiger (regulärer/einfacher) Kettenbruch (englisch regular/simple continued fraction) zeichnet sich dadurch aus, dass alle Zähler den Wert haben. Ein regulärer Kettenbruch ist also durch die Folge bestimmt, und man schreibt ihn platzsparend als .

Daneben spielen die mit den regulären Kettenbrüchen eng verwandten negativ-regelmäßigen Kettenbrüche eine Rolle. Bei ihnen sind alle Zähler auch alle gleich, jedoch gleich (sie werden auch Hirzebruch-Jung-Kettenbrüche genannt).

Kettenbrüche spielen zudem eine große Rolle in der Zahlentheorie. So zeigte zum Beispiel Joseph Liouville 1844 mit ihrer Hilfe, dass transzendente Zahlen existieren. Außer in der Zahlentheorie kommen Kettenbrüche in der Kryptographie, algebraischen Geometrie, Topologie, Funktionentheorie, numerischen Mathematik und bei der Analyse chaotischer Systeme zur Anwendung.

Kettenbruch
Joseph-Louis Lagrange gilt zusammen mit Leonhard Euler als der Begründer der Kettenbruchtheorie

Geschichte

Kettenbruch 
Regulärer Kettenbruch
Kettenbruch 
Lamberts Kettenbruch für Kettenbruch 
Kettenbruch 
Lamberts Kettenbruch für den Tangens

Kettenbrüche werden seit dem 16. Jahrhundert dazu verwendet, „gute Näherungsbrüche“ für irrationale Zahlen zu finden. Das bekannteste Beispiel ist die Näherung Kettenbruch  für Kettenbruch .

Kettenbruch 
Deliciae physico-mathematicae, 1636

Rafael Bombelli verwendete Kettenbrüche bereits 1579, um damit Quadratwurzeln zu berechnen. Im Jahr 1613 veröffentlichte Pietro Cataldi ein Buch, in dem unter anderem auch Kettenbrüche auftauchen. 1636 finden sich Kettenbrüche im Buch „Deliciae Physico-Mathematicae“ von Daniel Schwenter und ab 1655 in mehreren Büchern von John Wallis. Aus dem Bedürfnis, Brüche mit großen Nennern sowie natürliche Konstanten zu approximieren, beschäftigte sich zunächst Christiaan Huygens im 17. Jahrhundert mit Kettenbrüchen. Er berechnete damit aus den Umlaufzeiten der Planeten das Übersetzungsverhältnis der Zahnräder für sein Zahnradmodell des Sonnensystems. Huygens ermittelte für die Umlaufzeit um die Sonne das Verhältnis zwischen Saturn und Erde als

    Kettenbruch 

Der reguläre Kettenbruch hierfür beginnt mit Kettenbruch . Approximiert man dieses Verhältnis mit dem Näherungsbruch, der entsteht, wenn man nur die ersten vier Einträge verwendet, dann beträgt der Fehler nur Kettenbruch , da

    Kettenbruch 

In Leonhard Eulers Korrespondenz treten Kettenbrüche hingegen zuerst in einem ganz anderen Zusammenhang auf, nämlich in Verbindung mit der Riccatischen Differentialgleichung. Bald jedoch interessierte sich Euler für Kettenbrüche um ihrer selbst willen. Er entdeckte nämlich die folgenden drei wichtigen Eigenschaften:

  1. Jede rationale Zahl kann durch einen endlichen regulären Kettenbruch dargestellt werden (der mit Hilfe des euklidischen Algorithmus berechnet werden kann).
  2. Periodische reguläre Kettenbrüche stellen quadratische Irrationalzahlen dar; diese Aussage bewies Euler als Erster.
  3. Die Entwicklung jeder reellen Zahl in einen regulären Kettenbruch liefert die besten rationalen Approximationen für diese Zahl.

Einige dieser Erkenntnisse hatte bereits Huygens gewonnen, dessen Arbeit Euler aber unbekannt war. Eulers Arbeiten – und darauf aufbauend die von Joseph-Louis Lagrange – begründeten die Theorie der Kettenbrüche.

Zur rationalen Approximation existiert neben dem Algorithmus von Euler auch ein Algorithmus von Lord William Brouncker. Euler zeigte um 1759, dass die beiden Algorithmen identisch sind. Johann Heinrich Lambert benutzte Kettenbrüche in seiner Arbeit von 1766 dazu, die Irrationalität von Kettenbruch  zu zeigen. Seine Kettenbruchentwicklung der Tangensfunktion ist in der Abbildung rechts dargestellt.

Moritz Abraham Stern schuf 1832 die erste systematische Zusammenfassung der Theorie der Kettenbrüche. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Theorie rasch weiter und so veröffentlichte Oskar Perron im Jahre 1913 eine Zusammenfassung des Wissensstandes, die bis heute als ein Standardwerk gilt (Neuauflage 1954/57).

Weitere wichtige Anwendungen waren und sind: Beweise für die Irrationalität oder die Transzendenz spezieller Zahlen und die Ermittlung von Schaltjahren (da ein Jahr mit 365,24219 Tagen etwas kürzer als 365¼ Tage ist, bedarf es zusätzlich zum Schalttag alle vier Jahre einer weiteren Korrektur; die beste Wahl dafür lässt sich mit Kettenbrüchen begründen).

Definition

Begriff des Kettenbruchs

Ein (unendlicher) Kettenbruch ist ein fortgesetzter Bruch der Form

    Kettenbruch  oder (regulärer Fall) Kettenbruch 

mit Kettenbruch  und Kettenbruch  für Kettenbruch .

Die Brüche Kettenbruch  bzw. Kettenbruch  werden Teilbrüche genannt, Kettenbruch  heißt der Kettenbruch -te Teilzähler und Kettenbruch  der Kettenbruch -te Teilnenner. Die Teilzähler und Teilnenner nennt man (an Oskar Perron anschließend) auch Elemente des Kettenbruchs.

Ein Kettenbruch, der sich nach einem Teilbruch Kettenbruch  nicht weiter fortsetzt, ist ein endlicher Kettenbruch.

Eine formalere Definition findet man im Abschnitt Darstellung als Komposition von Abbildungen.

Reguläre Kettenbrüche sind in der Zahlentheorie der bei weitem wichtigste Kettenbruch-Typ. Bei der Approximation von (reellen oder komplexen) Funktionen verwendet man auch Kettenbrüche mit Unbekannten, siehe zum Beispiel den Lambertschen Kettenbruch für die Tangensfunktion im Abschnitt Geschichte. Manchmal benötigt man einen endlichen regulären Kettenbruch, bei dem der letzte Eintrag Kettenbruch  eine reelle (nicht-ganze) Zahl ist. Dies ermöglicht zum Beispiel die Schreibweise Kettenbruch  usw. für die goldene Zahl. Auch werden bisweilen allgemeine Kettenbrüche mit Kettenbruch  benutzt.

Notation

Die Kurzschreibweise für einen allgemeinen Kettenbruch ist

    Kettenbruch 

In Anlehnung an die Summen- und Produktzeichen Kettenbruch  und Kettenbruch  führte Gauß hierfür auch die folgende Schreibweise ein:

    Kettenbruch 

Ein regulärer Kettenbruch wird oft in der folgenden Weise geschrieben:

    Kettenbruch 

Kettenbruch  wird nur deshalb gesondert aufgeführt, weil es aus Kettenbruch  ist, die nachfolgenden Kettenbruch  aber immer nur aus Kettenbruch  sind.

Die Notation für endliche Kettenbrüche ist dementsprechend

    Kettenbruch 

Darstellung als Komposition von Abbildungen

Man kann einen Kettenbruch auch als eine Komposition von Abbildungen Kettenbruch  darstellen. Dies liefert eine formalere Definition als die bisher gegebene.

Hierfür setzt man Kettenbruch  und erhält

    Kettenbruch 

Die Definition unendlicher Kettenbrüche erfolgt durch eine Grenzwertbetrachtung im Abschnitt Unendliche Kettenbrüche.

Endliche Kettenbrüche

Endliche Kettenbrüche und ihre Näherungsbrüche

Von nun an betrachten wir ausschließlich reguläre Kettenbrüche. Bricht man den Kettenbruch Kettenbruch  nach dem Kettenbruch -ten Glied ab für ein Kettenbruch , so heißt

    Kettenbruch 

sein Kettenbruch -ter Näherungsbruch (oder auch Kettenbruch -te Konvergente). Die ersten Näherungsbrüche lauten offenbar

    Kettenbruch .

Bei dem Beispiel 41/29 = [1; 2, 2, 2, 2] sind das die Brüche Kettenbruch . Der dritte Näherungsbruch lautet Kettenbruch  und der vierte ist gleich Kettenbruch , also identisch mit dem Ausgangsbruch.

Mit vollständiger Induktion beweist man das Bildungsgesetz für die Näherungsbrüche (Kettenbruch  und Kettenbruch  werden pro forma auch für Kettenbruch  definiert, damit die Formeln ab Kettenbruch  stimmen):

Kettenbruch  Kettenbruch  Kettenbruch 
Kettenbruch  Kettenbruch  Kettenbruch 

sowie die Beziehung

    Kettenbruch .

Daraus folgt, dass Näherungsbrüche stets in gekürzter Form vorliegen (wenn Kettenbruch  und Kettenbruch  beide durch eine natürliche Zahl größer als Kettenbruch  teilbar wären, dann müsste auch die rechte Seite durch diese Zahl teilbar sein, was aber nicht der Fall ist). Dividiert man durch Kettenbruch , so folgt:

Kettenbruch  
 
 (1)
 

Beispielsweise hat man für den zweiten und dritten Näherungsbruch von Kettenbruch  die Beziehung

    Kettenbruch .

Auf ähnliche Weise zeigt man

    Kettenbruch 

und

Kettenbruch  
 
 (2)
 

Diese Formeln sind grundlegend für die weiter unten besprochenen Konvergenzfragen bei unendlichen Kettenbrüchen.

Matrixdarstellung

Das Bildungsgesetz für die Näherungsbrüche lässt sich auch elegant in Matrixform schreiben. Man erhält dann (wieder mit vollständiger Induktion zu beweisen):

    Kettenbruch 

Da die Determinante jeder der Matrizen auf der linken Seite Kettenbruch  beträgt, folgt sofort

    Kettenbruch 

und Multiplikation mit Kettenbruch  zeigt erneut die oben angegebene Gleichung.

Durch Transponieren beider Seiten der Gleichung folgt nun (da die Transposition des Produktes auf der linken Seite die Reihenfolge seiner Faktoren umkehrt), dass Kettenbruch  und Kettenbruch  gelten.

Beispiel: Die Näherungsbrüche von Kettenbruch  lauten Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch  und Kettenbruch . Es gilt

    Kettenbruch 

und die Transposition

    Kettenbruch 

ergibt Kettenbruch  sowie Kettenbruch .

Endliche Kettenbrüche und der euklidische Algorithmus

Kettenbruch 
Umformung von 17/10 nach [1; 1, 2, 3] geometrisch veranschaulicht

Die Umwandlung einer rationalen Zahl in einen Kettenbruch erfolgt mit Hilfe des euklidischen Algorithmus.

Als Beispiel rechnen wir für Kettenbruch  wie folgt:

    Kettenbruch 

Siehe dazu auch den Abschnitt Kettenbruchzerlegung im Artikel über den euklidischen Algorithmus. In der Abbildung ist dieses Verfahren veranschaulicht. Aus der folgenden Gleichungskette ist ersichtlich, dass die Kettenbruchentwicklung durch wiederholtes Einsetzen der Gleichungen des euklidischen Algorithmus entsteht:

    Kettenbruch 

Das graphische Verfahren kann so erläutert werden: Man beginnt mit einem Kettenbruch  großen Rechteck. Darin bringt man so viele Quadrate der Seitenlänge Kettenbruch  unter, wie möglich (in diesem Beispiel geht das nur einmal). Es bleibt nun ein Kettenbruch  großes Rechteck unbedeckt, auf das man die Überlegung weiter anwendet. Die Anzahl der jeweils verwendeten Quadrate sind dabei die Teilnenner des Kettenbruchs.

Unendliche Kettenbrüche

Unendliche Kettenbrüche: Konvergenz und Näherungsbrüche

Kettenbruch 
Die Näherungsbrüche mit geradem Index bilden eine steigende Folge, solche mit ungeradem Index eine fallende Folge. Beide konvergieren gegen Kettenbruch .

Für eine (unendliche) Folge Kettenbruch  ist der Kettenbruch Kettenbruch  nur dann definiert, wenn die Folge der Näherungsbrüche Kettenbruch  konvergiert. In diesem Fall hat der unendliche Kettenbruch Kettenbruch  den Wert Kettenbruch .

Da hier nur reguläre Kettenbrüche behandelt werden, gilt: Jeder unendliche Kettenbruch konvergiert.

Das erkennt man folgendermaßen: Die Folge der Näherungsbrüche mit geraden Indizes, also Kettenbruch  ist aufgrund Gleichung (2) monoton steigend, während die Folge mit ungeraden Indizes Kettenbruch  monoton fallend ist, siehe Abbildung. Da außerdem jeder ungerade Näherungsbruch größer ist als jeder gerade, sind beide Folgen monoton und beschränkt und konvergieren daher. Ihre beiden Grenzwerte sind aber aufgrund Gleichung (1) gleich (da die Kettenbruch  beliebig groß werden, geht die Differenz gegen 0).

Nun betrachte man Kettenbruch 

Aus den oben angegebenen Formeln lässt sich die Differenz zwischen Kettenbruch  und dem Kettenbruch -ten Näherungsbruch abschätzen:

Kettenbruch  
 
 (3)
 

Als Beispiel für Gleichung (3) betrachte man den Kettenbruch der Quadratwurzel von 2. Im Abschnitt Periodische Kettenbrüche wird gezeigt, dass Kettenbruch .

Die ersten Näherungsbrüche dieses unendlichen Kettenbruchs sind Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch  und Gleichung (3) besagt in diesem Fall für Kettenbruch :

    Kettenbruch .

Klar ist nun, dass jede rationale Zahl einen endlichen Kettenbruch hat und dass jeder endliche Kettenbruch eine rationale Zahl darstellt. Diese Darstellung ist nicht eindeutig, da man das Ende des Kettenbruchs auf zwei Arten schreiben kann, ohne den Wert zu verändern: Man kann zwischen den Darstellungen Kettenbruch  und Kettenbruch  wechseln. Jede irrationale Zahl hat aber eine eindeutige Darstellung:

Satz (Rationale und irrationale Zahlen, Eindeutigkeit der Darstellung):

Jede reelle Zahl kann als (regulärer) Kettenbruch dargestellt werden. Für irrationale Zahlen ist die Kettenbruchdarstellung unendlich und eindeutig. Rationale Zahlen entsprechen endlichen Kettenbrüchen und jede rationale Zahl hat genau zwei Kettenbruchdarstellungen.

Für den Beweis der Aussage, dass jeder unendliche Kettenbruch eine irrationale Zahl darstellt, gilt: Betrachtet man Kettenbruch  und nimmt an, dass Kettenbruch  rational wäre, so ist

    Kettenbruch 

und Multiplikation mit Kettenbruch  und Kettenbruch  ergibt

    Kettenbruch .

Da die Kettenbruch  für wachsendes Kettenbruch  beliebig groß werden und die Zahl zwischen den Betragsstrichen stets eine ganze Zahl ist, liefert das einen Widerspruch. Somit ist Kettenbruch  nicht rational.

Unendliche Kettenbrüche und der verallgemeinerte euklidische Algorithmus

Für irrationale Zahlen Kettenbruch  wird eine Verallgemeinerung des euklidischen Algorithmus verwendet. Dieser funktioniert auch für rationale Zahlen; wir prüfen deshalb in jedem Schritt, ob der Algorithmus abbricht:

  1. Ist Kettenbruch  keine ganze Zahl, so setzt man Kettenbruch  (Ganzteil von Kettenbruch ) und Kettenbruch  auf das Inverse des Rests, also Kettenbruch .
  2. Falls Kettenbruch  nicht ganz ist, dann setzt man Kettenbruch  und Kettenbruch .

Dieses Verfahren wird fortgesetzt, bis man ein ganzzahliges Kettenbruch  erhält (das geschieht natürlich nur dann, wenn der Startwert rational ist). Bei einem irrationalen Kettenbruch  bricht das Verfahren nicht ab. Die Zahlen Kettenbruch  werden vollständige Quotienten genannt. Es gilt

    Kettenbruch .

Ähnlich wie das Bildungsgesetz für die Näherungsbrüche beweist man:

Kettenbruch  
 
 (4)
 

Beispiele: Wir berechnen die Kettenbruchentwicklung von Kettenbruch  bis zur zweiten Stelle:

    Kettenbruch  also Kettenbruch ,
    Kettenbruch  also Kettenbruch ,
    Kettenbruch  also Kettenbruch .

Sie lautet also Kettenbruch . Weitere Stellen gibt es im Artikel Kreiszahl, ein Muster wurde jedoch bislang in der regulären Kettenbruchentwicklung von Kettenbruch  nicht entdeckt.

Im Gegensatz dazu findet man ein klares Muster in den Kettenbrüchen der eulerschen Zahl

    Kettenbruch 

sowie deren Kettenbruch -ter Wurzel

    Kettenbruch .

Bei der dritten Wurzel von Kettenbruch  gibt es wiederum kein Muster:

    Kettenbruch 

Als Beispiel für die Verwendung von Gleichung (4) betrachte man die aufeinanderfolgenden Näherungsbrüche 17/12 und 41/29 von Kettenbruch .

Da die vollständigen Quotienten für Kettenbruch  gleich Kettenbruch  sind, gilt:

    Kettenbruch 

Wie im Abschnitt „Geschichte“ erwähnt, fand Euler heraus, dass periodische Kettenbrüche (so wie bei der Quadratwurzel von Kettenbruch  oder bei der goldenen Zahl) quadratischen Irrationalzahlen entsprechen, und Lagrange zeigte später, dass alle diese Zahlen periodische Kettenbrüche haben. Diesem Thema ist der übernächste Abschnitt gewidmet.

Äquivalente Zahlen

Zwei reelle Zahlen Kettenbruch  heißen äquivalent, wenn es ganze Zahlen Kettenbruch  mit Kettenbruch  gibt, sodass Kettenbruch  gilt. Das heißt, sie sind durch eine ganzzahlige Möbiustransformation mit Determinante Kettenbruch  verbunden (Elementen der speziellen linearen Gruppe Kettenbruch ). Man sieht leicht, dass diese Definition tatsächlich eine Äquivalenzrelation auf den reellen Zahlen liefert: Mit Kettenbruch  ist die Reflexivität gezeigt, mit Kettenbruch  folgt die Symmetrie, und die Transitivität kann man explizit nachrechnen.

Jede rationale Zahl ist äquivalent zu 0, alle rationalen Zahlen bilden also eine Äquivalenzklasse. Daher ist diese Einteilung der reellen Zahlen hauptsächlich für irrationale Zahlen interessant. Die Beziehung zu ihren regelmäßigen Kettenbruchentwicklungen ergibt sich durch folgenden Satz von Serret:

Satz: Zwei irrationale Zahlen Kettenbruch  sind genau dann äquivalent, wenn ihre Kettenbruchdarstellungen Kettenbruch  und Kettenbruch  so beschaffen sind, dass es natürliche Zahlen Kettenbruch  und Kettenbruch  gibt, sodass für alle Kettenbruch  Kettenbruch  gilt.

Die Übereinstimmung in ihren Kettenbruchdarstellungen bis auf eine unterschiedliche Anfangssequenz führt bei äquivalenten Zahlen zu asymptotisch gleichen Approximationseigenschaften. Ein Beispiel ist im Abschnitt Sätze über quadratische Approximierbarkeit angeführt (Gleichung 5).

Andere unendliche Kettenbrüche

Natürlicher Logarithmus von 2

In der Analysis kommen auch unendliche Kettenbrüche vor, die von den oben genannte Regularitätsbedingungen abweichen, wobei die Teilnenner und die Teilzähler jedoch Folgen von reellen oder komplexen Zahlen bilden, die gewissen Konvergenzbedingungen genügen.

In diesem Zusammenhang wird immer wieder der Fall behandelt, bei dem alle Teilnenner (bis auf den 0-ten) gleich Kettenbruch  sind. Ein klassisches Beispiel dazu bietet die schon von Leonhard Euler angegebene Kettenbruchdarstellung des Logarithmus von Kettenbruch , nämlich:

    Kettenbruch ,

bei der die Teilzähler ab dem 2-ten aus der Folge der Quadratzahlen hervorgehen.

Der Logarithmusfunktion der Form Kettenbruch  hat eine Kettenbruchdarstellung mit Funktionsvariable Kettenbruch  (siehe Logarithmus - Kettenbruch).

Periodische Kettenbrüche

Kettenbruch 
Kettenbruch der Quadratwurzel von 13 in Eulers De usu novi algorithmi in problemate Pelliano solvendo von 1767

Bei der Dezimaldarstellung reeller Zahlen entsprechen periodische Darstellungen den rationalen Zahlen. Man unterscheidet rein-periodische Dezimalbrüche, z. B. Kettenbruch , und solche mit einer Vorperiode, wie bei Kettenbruch .

Bei Kettenbrüchen spielen periodische Darstellungen ebenfalls eine besondere Rolle. Wie Euler und Lagrange herausfanden, entsprechen sie den quadratischen Irrationalzahlen (irrationale Lösungen quadratischer Gleichungen mit rationalen Koeffizienten). Insbesondere sind die Kettenbrüche derjenigen reellen Zahlen, die weder rational noch quadratische Irrationalzahlen sind, nicht-periodisch.

Ein Kettenbruch wird periodisch genannt, wenn es natürliche Zahlen Kettenbruch  gibt, so dass für die Teilnenner Kettenbruch  für alle Kettenbruch  gilt. Das minimale Kettenbruch  mit dieser Eigenschaft nennt man die Periode des Kettenbruchs, der dann in der Form

    Kettenbruch 

geschrieben wird. Ist auch Kettenbruch  minimal gewählt, heißt die Folge Kettenbruch  die Vorperiode und Kettenbruch  ihre Länge.

Satz von Euler-Lagrange

Satz: Jeder periodische Kettenbruch ist eine quadratische Irrationalzahl und umgekehrt.

Der erste Teil des Satzes ist einfacher zu beweisen und stammt von Euler, während die Umkehrung schwieriger ist und erst später von Lagrange bewiesen wurde.

Beispiele

  1. Sei Kettenbruch . Dann gilt Kettenbruch , also ist Kettenbruch  Wurzel der quadratischen Gleichung Kettenbruch , woraus Kettenbruch  folgt (da die andere Nullstelle negativ ist). Daher ist Kettenbruch  die goldene Zahl (siehe auch den Artikel Goldener Schnitt).
  2. Sei Kettenbruch . Wir betrachten Kettenbruch . Dann ist Kettenbruch , woraus Kettenbruch  und Kettenbruch  folgt. Da Kettenbruch  gilt, muss Kettenbruch  sein. Daher gilt Kettenbruch .
  3. Sei Kettenbruch . Wir betrachten Kettenbruch . Dann ist Kettenbruch , also Kettenbruch , woraus Kettenbruch  und Kettenbruch  folgt. Da Kettenbruch  gilt, muss Kettenbruch  sein. Daher gilt Kettenbruch .
  4. Eine besondere Form periodischer unendlicher Kettenbrüche haben die sogenannten „noblen Zahlen“: Ihre Kettenbruchentwicklung endet stets mit Kettenbruch . Die goldene Zahl ist das wohl prominenteste Beispiel einer noblen Zahl.
  5. Die Kettenbrüche irrationaler Quadratwurzeln rationaler Zahlen größer als 1 haben eine besondere Symmetrie: Für jede rationale Zahl Kettenbruch , die nicht Quadrat einer rationalen Zahl ist, gilt
        Kettenbruch 
      und umgekehrt ist das Quadrat jedes Kettenbruchs dieser Form eine rationale Zahl.
      Die Vorperiode hat also stets Länge Kettenbruch , der periodische Block ist zunächst symmetrisch und wird dann beendet mit Kettenbruch . Beispiele dafür sind:
        Kettenbruch 
        Kettenbruch 
      Der Kettenbruch von Kettenbruch  in einem Werk von Euler über die Pellsche Gleichung ist rechts abgebildet. Die goldene Zahl Kettenbruch  hat diese Form nicht. Ein weiteres Gegenbeispiel dieser Art ist Kettenbruch .

Formeln für Quadratwurzeln natürlicher Zahlen

Im vorigen Abschnitt wurde in den Beispielen 1 bis 3 der Wert von bereits gegebenen periodischen Kettenbrüchen ausgerechnet. Die umgekehrte Richtung illustrieren wir wieder für Kettenbrüche von Quadratwurzeln natürlicher Zahlen. Dabei wird die dritte binomische Formel verwendet, um die Wurzel in den Nenner zu bekommen. (Häufiger kommt, z. B. in der Schulmathematik, das Erweitern mit Ausdrücken der Form Kettenbruch  in der umgekehrten Richtung vor, siehe Rationalmachen eines Nenners).

Für Kettenbruch  bekommt man:

    Kettenbruch ,

Diese Gleichung kann rekursiv in sich selbst eingesetzt werden, denn die Quadratwurzel im Nenner auf der rechten Seite ist gleich der Quadratwurzel, mit der wir begonnen haben.

Daraus ergibt sich, wie oben, die Darstellung Kettenbruch . Ganz ähnlich gilt:

    Kettenbruch , also Kettenbruch .

Diese beiden Beispiele kann man verallgemeinern zu:

    Kettenbruch , und daher Kettenbruch .

In diesen Fällen ergibt sich nach dem ersten Schritt bereits ein Zähler von 1, so dass hier die Form eines regelmäßigen Kettenbruchs nach einem Schritt erreicht ist.

Bei der folgenden Formel muss man zwei Schritte durchführen, um einen Zähler von 1 zu bekommen. Die Periodenlänge ist hier also 2.

    Kettenbruch , also Kettenbruch .

Es gibt viele weitere Formeln dieser Art.

Es gibt auch allgemeine Abschätzungen der Periodenlänge Kettenbruch . Für rationale Zahlen Kettenbruch  ist die Periodenlänge des Kettenbruchs der Quadratwurzel Kettenbruch  kleiner als Kettenbruch . Daher ist die Periodenlänge der Quadratwurzel Kettenbruch  einer natürlichen Zahl Kettenbruch  kleiner als Kettenbruch .

Pellsche Gleichung

Periodische Kettenbrüche werden zur Lösung der Pellschen Gleichung Kettenbruch  verwendet.

Beste Näherungen

Zwei Möglichkeiten bester Näherung

In der Einleitung wurde erwähnt, dass die Bestimmung von „guten Näherungsbrüchen“ eine wichtige Anwendung von Kettenbrüchen ist. Es gilt nämlich, dass jeder Näherungsbruch der Kettenbruchentwicklung einer reellen Zahl eine besonders gute rationale Näherung dieser Zahl ist.

Da man jede irrationale Zahl beliebig genau durch rationale Zahlen approximieren kann, gibt es keine absolute beste Näherung an eine irrationale Zahl. Man unterscheidet stattdessen zwei Arten von „Rekordnäherungen“:

Definition: Ein Bruch Kettenbruch  ist eine beste Näherung 1. Art für die reelle Zahl Kettenbruch , wenn für alle Brüche Kettenbruch  mit Kettenbruch  und Kettenbruch  gilt:

    Kettenbruch 

Einen besseren Näherungsbruch kann man also nur bekommen, wenn man größere Nenner als Kettenbruch  erlaubt.

(Der Einfachheit halber beschränken wir uns auf positive reelle Zahlen und betrachten daher nur natürliche Zahlen Kettenbruch  als Zähler und Nenner.) Weiter:

Ein Bruch Kettenbruch  ist eine beste Näherung 2. Art für die reelle Zahl Kettenbruch , wenn für alle Brüche Kettenbruch  mit Kettenbruch  und Kettenbruch  gilt:

    Kettenbruch 

Beide Begriffe bester Näherung werden – je nach Anwendung – gebraucht.

Die stärkere Bedingung ist die zweite: Angenommen, es gibt einen Bruch Kettenbruch  mit Kettenbruch  und Kettenbruch , dann liefert die Multiplikation mit Kettenbruch  die Ungleichung Kettenbruch . Das zeigt, dass ein Bruch, der nicht beste Näherung der 1. Art ist, auch keine beste Näherung 2. Art sein kann. Daraus folgt, dass jede beste Näherung 2. Art ebenso eine beste Näherung 1. Art ist.

Beispiel: Wir betrachten Kettenbruch . Die Näherungsbrüche Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch  lauten Kettenbruch , Kettenbruch  und Kettenbruch  und sie bilden die vollständige Liste der besten Näherungen 2. Art. Es gibt jedoch weitere beste Näherungen 1. Art, nämlich Kettenbruch  und Kettenbruch . Dieses Thema wird in den nächsten beiden Abschnitten behandelt.

Näherungsbrüche sind beste Näherungen

Die Nützlichkeit der Näherungsbrüche zeigt sich in folgendem Satz:

Satz (Lagrange): Für jede reelle Zahl gilt: Jeder Näherungsbruch Kettenbruch  mit Kettenbruch  ist eine beste Näherung 2. Art (und daher auch eine beste Näherung 1. Art).

Für einen 0-ten Näherungsbruch gilt dies nicht immer, da dieser beispielsweise bei Kettenbruch  den Wert Kettenbruch  hat, aber die ganze Zahl Kettenbruch  eine bessere Näherung mit Nenner Kettenbruch  darstellt.

Man kann diesen Satz im Fall von besten Näherungen 2. Art umkehren:

Satz: Jede beste Näherung 2. Art einer reellen Zahl ist ein Näherungsbruch ihrer (regulären) Kettenbruchentwicklung.

Für Näherungen 1. Art gilt dies jedoch nicht, wie oben im Beispiel 17/10 dargestellt. Man kann jedoch die zusätzlich auftretenden Brüche charakterisieren: Sie entstehen als Medianten (Farey-Summen) von Näherungsbrüchen und werden Nebennäherungsbrüche genannt. Näheres dazu im nächsten Abschnitt.

Kettenbruch 
Nebennäherungsbrüche in Lagranges Additions au mémoire sur la résolution des équations numériques aus dem Jahr 1770 (Seite 567)

Beispiel: Angenommen, man sucht die kleinste natürliche Zahl Kettenbruch , für die der Abstand von Kettenbruch  von der nächstgelegenen ganzen Zahl kleiner als Kettenbruch  ist. Aufgrund des letzten Satzes muss Kettenbruch  in der Folge der Näherungsbruch-Nenner Kettenbruch  von Kettenbruch  enthalten sein. Die ersten Nenner lauten, wie schon oben ausgerechnet, Kettenbruch . Diese lassen sich, aufgrund der periodischen Teilnenner, leicht durch die Rekursion Kettenbruch  (eine Lucas-Folge) mit Kettenbruch  usw. fortsetzen. Der Näherungsbruch Kettenbruch  ist gleich Kettenbruch  und es gilt Kettenbruch , sodass der Abstand zu Kettenbruch  kleiner als die geforderte Genauigkeit ist. Das gesuchte Kettenbruch  ist also gleich Kettenbruch , da die Genauigkeit von Kettenbruch  für Kettenbruch  gleich Kettenbruch  nicht erreicht ist (Kettenbruch ).

Die gleiche Frage für die goldene Zahl Kettenbruch  führt zur Überprüfung von Kettenbruch  für Elemente Kettenbruch  der Fibonacci-Folge und man erhält als Ergebnis Kettenbruch , was zu dem Näherungsbruch Kettenbruch  gehört. Bei der Kreiszahl Kettenbruch  erfüllt bereits der dritte Näherungsbruch (Kettenbruch ) diese Bedingung.

Approximation von oben und unten, Nebennäherungsbrüche

Schon 1770 hatte sich Lagrange mit dem Thema beschäftigt, welche Näherungen 1. Art zusätzlich zu den Näherungsbrüchen auftreten (siehe Abbildung rechts). Er wurde zu den „fractions secondaires“ geführt, die im Deutschen Nebennäherungsbrüche genannt werden.

Es handelt sich um Medianten benachbarter Näherungsbrüche:

Definition: Für zwei positive Brüche Kettenbruch , Kettenbruch  mit Kettenbruch  heißt Kettenbruch  der Mediant (oder die Farey-Summe) der beiden Brüche. Der Mediant hat die einfach zu zeigende Eigenschaft, dass Kettenbruch .

Aufgrund dieser Eigenschaft kann man die Bildung des Medianten wiederholt ausführen (iterieren) und bekommt Brüche der Form

    Kettenbruch 

die eine aufsteigende Folge bilden. Für die folgende Definition der Nebennäherungsbrüche werden also iterierte Medianten benachbarter Näherungsbrüche gebildet:

Definition: Die zu einem Kettenbruch gehörenden Brüche

    Kettenbruch 

heißen Nebennäherungsbrüche. Sie liegen zwischen dem Kettenbruch -ten und dem Kettenbruch -ten Näherungsbruch. Für gerades Kettenbruch  bilden sie eine steigende Folge und für ungerades Kettenbruch  eine fallende Folge.

Anmerkung: im besonderen Fall Kettenbruch  verwendet man Kettenbruch , Kettenbruch  und erhält eine fallende Folge, die größer ist als Kettenbruch .

Satz (Lagrange 1798): Jede beste Näherung 1. Art einer reellen Zahl ist ein Näherungsbruch oder ein Nebennäherungsbruch ihrer Kettenbruchentwicklung.

Eine Charakterisierung der Menge der Näherungsbrüche und Nebennäherungsbrüche kann man wie folgt erhalten:

Satz (Lagrange 1798): Für jede reelle Zahl Kettenbruch  gilt:

a) Jeder Bruch, der zwischen Kettenbruch  und einem Näherungs- oder Nebennäherungsbruch liegt, hat einen größeren Nenner als dieser.

b) Ist umgekehrt ein Bruch Kettenbruch  von der Art, dass jeder Bruch, der zwischen Kettenbruch  und Kettenbruch  liegt, einen Nenner größer als Kettenbruch  hat, dann ist Kettenbruch  ein Näherungs- oder Nebennäherungsbruch.

In anderen Worten: Betrachtet man nur approximierende Brüche größer als Kettenbruch  (oder umgekehrt kleiner als Kettenbruch ), so sind die Rekordnäherungen vollständig durch die Menge der Näherungs- oder Nebennäherungsbrüche beschrieben.

Kettenbruch 
(Neben-)Näherungsbrüche von Kettenbruch  (Erläuterung im Text)

In der Definition der besten Näherung 1. Art werden aber die Approximationen von oben und unten gleichzeitig betrachtet. Die Analyse dieser Situation (Verfeinerung des vorletzten Satzes) ergibt:

Satz: Es sei Kettenbruch  die Anzahl der Nebennäherungsbrüche zwischen dem Kettenbruch -ten und dem Kettenbruch -ten Näherungsbruch. Dann gilt: Ist Kettenbruch  gerade, so ergibt die zweite Hälfte der Nebennäherungsbrüche beste Näherungen 1. Art, die erste Hälfte aber nicht. Das Gleiche gilt – mit Ausnahme des mittleren Elements –, wenn Kettenbruch  ungerade ist. Für den mittleren Bruch gibt es eine kompliziertere Bedingung, die wir hier nicht angeben.

Beispiele:

a) Wir betrachten das einfache Beispiel Kettenbruch . Die Näherungsbrüche sind Kettenbruch , Kettenbruch  und Kettenbruch . Die Nebennäherungsbrüche für Kettenbruch  sind Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch  (größer als Kettenbruch ) und für Kettenbruch  ist es der Bruch Kettenbruch  (zwischen Kettenbruch  und Kettenbruch ).

b) Für die Kreiszahl Kettenbruch  lauten die ersten Näherungsbrüche Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch  und Kettenbruch . Die Nebennäherungsbrüche sind für Kettenbruch  die Brüche Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch . Sie bilden eine fallende Folge und die letzten drei sind beste Näherungen 1. Art. (Die ersten drei sind weiter entfernt von Kettenbruch  als der Näherungsbruch Kettenbruch ). Für Kettenbruch  findet man die Nebennäherungsbrüche Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch , Kettenbruch . Diese Kettenbruch  Brüche bilden eine steigende Folge und die letzten sieben sind beste Näherungen 1. Art.

In der Abbildung rechts sind diese (Neben-)Näherungsbrüche illustriert: Auf der Kettenbruch -Achse ist Kettenbruch  gegen Kettenbruch  auf der Kettenbruch -Achse abgetragen. Außer den Näherungen von unten (rot) und von oben (blau) enthält die Graphik noch die Schranke Kettenbruch , deren Bedeutung im nächsten Abschnitt klar wird. Gut zu sehen ist, dass nur die zweite Hälfte der Nebennäherungsbrüche für Kettenbruch  eine bessere Näherung liefert als Kettenbruch . Außerdem sieht man, dass die Näherung durch Kettenbruch  außergewöhnlich gut ist (Grund dafür: Der nächste Teilnenner ist mit Kettenbruch  sehr groß).

Sätze über quadratische Approximierbarkeit

In diesem Abschnitt stellen wir Ergebnisse vor, die zum Thema „Diophantische Approximation“ überleiten.

Aus Gleichung (3) folgt wegen Kettenbruch : Zu jeder irrationalen Zahl Kettenbruch  gibt es unendlich viele Brüche Kettenbruch  mit

    Kettenbruch 

Umgekehrt gilt für jede reelle Zahl Kettenbruch :

Satz (Legendre): Erfüllt ein Bruch Kettenbruch  die Ungleichung Kettenbruch  so ist Kettenbruch  ein Näherungsbruch von Kettenbruch .

Diese Ungleichung wird jedoch nicht von jedem Näherungsbruch erfüllt. Es gilt aber:

Satz (Vahlen, 1895): Von jeweils zwei aufeinanderfolgenden Näherungsbrüchen der reellen Zahl Kettenbruch  erfüllt mindestens einer die Ungleichung

    Kettenbruch 

Insbesondere gibt es auch hier für irrationales Kettenbruch  unendlich viele Brüche mit dieser Eigenschaft.

Bezieht man drei Näherungsbrüche in die Auswahl ein, so gilt sogar:

Satz (Émile Borel, 1903): Von jeweils drei aufeinanderfolgenden Näherungsbrüchen der reellen Zahl Kettenbruch  erfüllt mindestens einer die Ungleichung

    Kettenbruch 

Insbesondere gibt es für irrationales Kettenbruch  unendlich viele Brüche mit dieser Eigenschaft.

Man könnte angesichts dieser Ergebnisse vermuten, dass man die Bedingung durch Einbeziehen von vier oder mehr aufeinanderfolgenden Näherungsbrüche weiter verschärfen kann. Dies ist aber nicht der Fall:

Satz (Hurwitz, 1891, siehe auch Satz von Hurwitz): Sei Kettenbruch  die goldene Zahl. Dann gibt es für jede reelle Zahl Kettenbruch  mit Kettenbruch  nur endlich viele Brüche Kettenbruch  mit

    Kettenbruch 

Eine Verschärfung lässt sich nun nur erreichen, wenn man die zu Kettenbruch  äquivalenten Zahlen ausschließt:

Satz (Hurwitz, 1891): Für alle irrationalen Zahlen Kettenbruch , die nicht äquivalent zu Kettenbruch  sind, gibt es unendlich viele Brüche Kettenbruch  mit

Kettenbruch  
 
 (5)
 

Durch weiteres Ausschließen von Äquivalenzklassen kann man die Konstante Kettenbruch  weiter vergrößern. Die dabei auftretenden Werte Kettenbruch  bilden das sogenannte Lagrange-Spektrum. Sie konvergieren gegen die Zahl 3 und sind mit den Markoff-Zahlen verwandt.

Eigenschaften fast aller irrationalen Zahlen

Kettenbruch 
Beispiele für augenscheinliche, aber bislang nicht nachgewiesene Konvergenz gegen die Chintschin-Konstante,
Rot: Kettenbruch  (Kreiszahl),
Blau: Kettenbruch  (Euler-Mascheroni-Konstante),
Grün: ∛2 (Kubikwurzel aus 2).
Schwarze Linie: Chintschin-Konstante
Kettenbruch 
Nachweislich keine Konvergenz gegen die Chintschin-Konstante,
Rot: Kettenbruch  (Eulersche Zahl),
Blau: √2 (Wurzel 2),
Grün: √3 (Wurzel 3).
Schwarze Linie: Chintschin-Konstante

Chintschin-Konstante

Die sogenannte metrische Kettenbruchtheorie beschäftigt sich mit Eigenschaften, die typische reelle Zahlen haben. Sie geht auf den gleichnamigen Artikel von Alexander Chintschin in der Zeitschrift Compositio Mathematica aus dem Jahr 1935 zurück, aber auch Gauß beschäftigte sich schon mit ähnlichen Themen. Typisch ist hier im maßtheoretischen Sinn zu verstehen: Man formuliert Eigenschaften, die, bis auf eine Nullmenge, alle reellen Zahlen besitzen. In diesem Fall sagt man, dass fast alle reellen Zahlen diese Eigenschaft haben.

Das Ergebnis von Chintschin lautet: Für fast alle reellen Zahlen konvergiert Kettenbruch  für Kettenbruch  gegen die Konstante

    Kettenbruch    (Folge A002210 in OEIS).

Das geometrische Mittel der Teilnenner fast jeder reellen Zahl konvergiert also gegen eine feste Konstante. Zu den Ausnahmen gehören alle rationalen Zahlen, da sie nur endlich viele Teilnenner besitzen – aber sie bilden eben auch nur eine Nullmenge der reellen Zahlen.

Es ist nicht bekannt, ob diese sogenannte Chintschin-Konstante rational, algebraisch irrational oder transzendent ist.

Die Kettenbruchentwicklungen von Zahlen, für die der Grenzwert nicht existiert oder ungleich der Chintschin-Konstante ist, sind meist besonders regelmäßig. Dies gilt für reelle Lösungen quadratischer Gleichungen (periodische Kettenbruchentwicklung, z. B. die Quadratwurzel von Kettenbruch ), die Eulersche Zahl Kettenbruch  (Muster wurde weiter oben erwähnt) und beispielsweise alle Zahlen der Form Kettenbruch  oder Kettenbruch  (Kettenbruch ).

Rechts sind Diagramme zu den Graphen der Funktion Kettenbruch  für je drei Beispiele zu sehen.

Vergleich von Kettenbruchdarstellung und Dezimaldarstellung

Der Satz von Lochs besagt folgendes: Für fast jede reelle Zahl zwischen Kettenbruch  und Kettenbruch  bekommt man auf lange Sicht für jedes weitere Glied eines Kettenbruchs Kettenbruch -viele gültige Dezimalstellen. Damit ist die Darstellung mit Kettenbrüchen (für fast alle Zahlen) nur geringfügig effizienter als die Dezimaldarstellung. Die Lochs-Konstante ist mit der Lévy-Konstante Kettenbruch  verwandt (sie ist das Doppelte des Zehner-Logarithmus der Lévy-Konstante).

Siehe auch

Verwandte Gebiete in der Zahlentheorie:

Literatur

  • Claude Brezinski: History of Continued Fractions and Padé Approximants. Springer, Berlin 1991.
  • Peter Bundschuh: Einführung in die Zahlentheorie. 6. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76490-8.
  • Alexander J. Chintschin: Kettenbrüche. Teubner, Leipzig 1956, oder Continued Fractions. Dover Publications, 1997 (russ. Original 1935).
  • G. H. Hardy, E. M. Wright: An introduction to the theory of numbers. Oxford University Press, 2005 (1. Auflage 1938).
  • William B. Jones, W. J. Thron: Continued Fractions. Analytic Theory and Applications. Cambridge University Press, 2009.
  • Oleg Karpenkov: Geometry of Continued Fractions (= Algorithms and Computation in Mathematics. Band 26). Springer Verlag, Heidelberg, New York, Dordrecht, London 2013, ISBN 978-3-642-39367-9, doi:10.1007/978-3-642-39368-6.
  • Ivan M. Niven, Herbert S. Zuckerman: Einführung in die Zahlentheorie. 2 Bände, Bibliographisches Institut, Mannheim 1976 (engl. Original: Wiley, 1960).
  • Oskar Perron: Die Lehre von den Kettenbrüchen.1. Auflage in einem Band. Teubner, 1913, archive.org. 2. Auflage 1929, 3. Auflage in zwei Bänden, Band 1: Elementare Kettenbrüche. 1954, Band 2: Analytisch-funktionentheoretische Kettenbrüche. 1957.
  • Oskar Perron: Irrationalzahlen. Göschens Lehrbücherei, Band 1. Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1921, archive.org. 2. Auflage 1939, 3. Auflage 1947.
  • Andrew M. Rockett, Peter Szüsz: Continued fractions. World Scientific, 1992.
Commons: Kettenbruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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