Joxe Azurmendi Otaegi (* 19.
März">19. März 1941 in Zegama, Baskenland) ist ein in Euskara, d. h. der baskischen Sprache schreibender baskischer Schriftsteller, Philosoph, Essayist und Dichter. Er hat zahlreiche Artikel und Bücher zu Themen wie Ethik, Politik, Philosophie der Sprache, der Technik, baskische Literatur und allgemeine Philosophie veröffentlicht.
Joxe Azurmendi ist Direktor der Veröffentlichungsreihe Jakin irakurgaiak, in der unter seiner Leitung bisher über 40 Bücher herausgegeben wurden. Darüber hinaus hat er an der Übersetzung philosophischer Werke ins Baskische für den Verlag Klasikoak mitgewirkt. Er war einer der Gründer der Baskischen Sommeruniversität Udako Euskal Unibertsitatea. Derzeit hat er den Lehrstuhl für moderne Philosophie inne und unterrichtet an der baskischen Universität Euskal Herriko Unibertsitatea. Im Jahr 2010 wurde er von der Akademie der Baskischen Sprache Euskaltzaindia zum akademischen Ehrenmitglied ernannt. Joxe Azurmendi ist für viele einer der genialsten und bewandertsten Denker des Baskenlandes.
Joxe Azurmendi studierte Philosophie und Theologie an der Baskischen Universität sowie in Rom und Münster.
Zu Beginn der 1960er Jahre schloss Azurmendi sich der kulturellen Bewegung um die Zeitschrift Jakin an. Er war Direkter der Zeitschrift, als sie zum ersten Mal von dem Franco-Regime verboten wurde. Seit der Wiederaufnahme ihres Erscheinens ist Azurmendi ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift. In den frühen 1970er Jahren widmete er sich der Verbreitung grundlegender Texte in baskischer Sprache zu Themen im Baskenland diskutierten Themen: Nation, Sozialismus, Internationalismus, etc. In den 80er Jahren begann er an der Baskischen Universität zu lehren. 1984 stellte er seine Dissertation über Jose Maria Arizmendiarrieta, den Gründer der Genossenschaftsbewegung von Mondragón, vor. In ihr vertritt Azurmendi die These, dass Arizmendiarrieta mit diesem Projekt beabsichtigte, das Individuum und die Gesellschaft im Rahmen einer Organisation zusammenzuführen, in der sich Sozialismus und französischer Personalismus vereinen können.
1992 veröffentlichte er Espainolak eta euskaldunak [Spanier und Basken], sein bekanntestes Werk. Es war eine Reaktion auf einen Text von Claudio Sánchez-Albornoz, in dem es heißt: „Die Basken sind die letzten, die sich in Spanien zivilisiert haben; im Vergleich zu allen anderen Völkern fehlen ihnen tausend Jahre Zivilisation… Es sind rüde, simple Menschen, die sich zudem für Söhne Gottes und Erben seines Himmelreiches halten. Dabei sind sie nichts anderes als nicht romanisierte Spanier.“ In seinem Werk widerlegte Azurmendi die Stereotype einiger spanischer Intellektueller über die Basken.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erreichte sein Werk den Höhepunkt mit der Trilogie Espainiaren arimaz [Die Spanische Seele] (2006, Elkar), Humboldt. Hizkuntza eta pentsamendua [Humboldt. Sprache und Denken] (2007, UEU) und Volksgeist. Herri gogoa (2008, Elkar). Diese Trilogie spiegelt die bedeutendsten Aspekte seines Denkens wider.
Das Werk von Azurmendi entsteht und entwickelt sich in einer Epoche der kulturellen, politischen und Wertekrise, die er nicht als etwas Negatives, sondern als Chance sieht. Sein gesamtes Denken kreist um die Verteidigung der Freiheit in allen Bereichen, vor allem aber der Gewissens- und Gedankenfreiheit.
Folglich geht es in seinem Werk nicht darum, dieser Krise zu entfliehen; vielmehr stellt Azurmendi Überlegungen an, wie man in einer solchen Situation leben kann. Dabei bedient er sich einer relativistischen Betrachtungsweise und kämpft, nachdem die Modernität die Menschen jeder soliden Grundlage beraubt hat, gegen die Überreste des Dogmatismus, zu dem eine Krisengesellschaft neigt. Er kritisiert den modernen Staat, dem er vorwirft, die neue Kirche zu sein, die das Bewusstsein kontrolliert, ebenso wie die Instrumentalisierung der Moral und die Politiker, die statt der Probleme in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich zu lösen sich auf das Gebiet der Moral flüchten, um ihre Verantwortung unter dem Deckmäntelchen vermeintlich absoluter Prinzipien zu verbergen.
Von großer Bedeutung ist sein Beitrag zur Infragestellung kanonischer Sichtweisen bezüglich bestimmter Themen. Hervorzuheben ist seine Interpretation Azurmendis der deutschen Aufklärung, die auf seinen fundierten Studien in Deutschland beruht. Mit ihr widerlegt er den anscheinenden Gegensatz zwischen der französischen Aufklärung und der deutschen Romantik und eröffnet eine neue Perspektive auf die verschiedenen Aspekte dieses Gegensatzes. Anders als einige spanische und französische Intellektuelle wie Alain Finkielkraut vertritt er die These, dass der Nationalismus in Frankreich entstand (Montesquieu, Voltaire, Rousseau, Ernest Renan) und anschließend von den deutschen Aufklärern und Romantikern neu interpretiert wurde. Damit stellt er die Art und Weise infrage, in der Autoren wie Goethe, Schiller, Herder oder Humboldt ein metaphysischer Nationalismus zugeschrieben wird.
Einen nicht unbedeutenden Teil seines Werkes widmete Azurmendi darüber hinaus baskischen Denkern, die er aus der Vergessenheit holte, neu interpretierte und deren Rezeption er von verschiedenen Stereotypen befreite. Hier seien u. a. seine Arbeiten zu Jon Mirande, Orixe und Unamuno genannt.
Joxe Azurmendi ist ein Autor, der aus der baskischen Kultur heraus und für diese denkt. Sprachlich wurde er von den baskischen Autoren der Nachkriegszeit beeinflusst. Auf dem Gebiet der Sprache hat er auch Forschungen über Autoren wie Heidegger, Wittgenstein, George Steiner oder Humboldt durchgeführt. Die Tatsache, dass er sein umfangreiches Werk in baskischer Sprache verfasst hat, steht in vollständiger Kohärenz zu seinem Denken, das sich auch in seinen Gedichten ausdrückt:
„Der Mensch ist armselig,
- wenn, um zu beginnen, Mensch zu sein,
- er eine Erklärung der Menschenrechte benötigt.
- Der Mensch ist wirklich armselig,
- wenn die Offenbarung Gottes,
- um Wahrheit zu sein, eine Kirche verlangt
- als Bewacherin.
- Was bist du denn! Wir wissen nicht einmal
- uns gegenseitig
- Auge in Auge anzusehen.
- Kreatur der sterbenden
- Natur,
- Mensch.
- Du! rufe ich dich.
- Denn ich bin nicht ein Begriff,
- kein Mensch bin ich.
- Keine Definition hat mir
- die Existenz gegeben.
- Ich bin nur ich,
- rundherum ausgeschnitten.“
„Aber das Freisein
- ist eine furchtbar schwierige Sache
- für das unglückliche Volk,
- das keinen Marx hatte
- oder kein 1789.
- Wovon wird es bezahlen?
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- Aber wir wollen frei sein.
- Was kann ich dafür?
- Und wenn sie uns jetzt auch
- wie einen gefälschten Blankoscheck
- einen Baum von Gernika erfinden,
- so als ob der Wille zur Freiheit Sünde wäre,
- so als ob wir Titel benötigten,
- wir wollen nur einfach frei sein.
- Wir wollen. Das ist alles.
- Der letzte Betrug an uns ist nämlich:
- Sie haben uns glauben lassen, vorher von draussen,
- jetzt auch von drinnen, dass wir
- den Willen zur Freiheit rechtfertigen müssen.“
Die Datenbank der Baskischen Wissenschaftsgemeinschaft Inguma führt über 180 Veröffentlichungen von Azurmendi.
Personendaten | |
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NAME | Azurmendi, Joxe |
ALTERNATIVNAMEN | Azurmendi Otaegi, Joxe (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | baskischer Schriftsteller, Philosoph, Essayist und Dichter |
GEBURTSDATUM | 19. März 1941 |
GEBURTSORT | Zegama, Baskenland |
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