Iris Berben: Deutsche Schauspielerin

Iris Renate Dorothea Berben (* 12.

August">12. August 1950 in Detmold) ist eine deutsche Schauspielerin, Synchronsprecherin und Aktivistin gegen Antisemitismus. Einem breiteren Publikum wurde sie 1978 durch Zwei himmlische Töchter unter der Regie von Michael Pfleghar bekannt. Neben zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen war sie an der Seite von Diether Krebs Teil der Comedy-Show Sketchup und übernahm die Titelrolle in der ZDF-Krimi-Reihe Rosa Roth.

Iris Berben: Leben und Karriere, Filmografie, Hörbücher (Auswahl)
Iris Berben, 2017
Iris Berben: Leben und Karriere, Filmografie, Hörbücher (Auswahl)
Iris Berben, 2014

Leben und Karriere

Herkunft und Ausbildung

Iris Berben wurde 1950 in Detmold als einzige Tochter der Gastronomen Heinz und Dorothea Berben geboren. Nach der Scheidung der Eltern zog sie im Alter von vier Jahren mit ihrer Mutter von Detmold nach Münster und später nach Hamburg, anschließend lebte sie zwei Jahre bei den Großeltern in Essen. In Hamburg besuchte Berben die Grundschule sowie mehrere Landschulheime und Internate. Als sie zwölf Jahre alt war, zog ihre Mutter nach Portugal. Berben wiederholte unter anderem die siebte Klasse des Internats von St. Peter-Ording und wurde von diesem und weiteren zwei Internaten, darunter die heutige Sophie-Barat-Schule, verwiesen, ehe sie ihre Schullaufbahn ohne Abitur beendete und sich für die Hamburger APO engagierte.

Arbeit als Schauspielerin

Als Siebzehnjährige begann Berben, zunächst in verschiedenen Kurzfilmproduktionen der Hamburger Kunsthochschule aufzutreten. 1965 wirkte sie in Natias Neuterts Experimentalfilm Noch und Nöcher als einzige Darstellerin und Akteurin mit. Ihren ersten Fernsehauftritt hatte sie 1967 in einem Beitrag der Nordschau des NDR Fernsehens über die Blumenkinder der Hansestadt; darin war sie in einer Großeinstellung als Blumenverteilerin zu sehen. 1968 zog sie von Hamburg nach München, wo sie 1968 unter der Regie von Rudolf Thome im Kinofilm Detektive mitspielte. Im selben Jahr stand sie als Ann für den Edgar-Wallace-Film Der Mann mit dem Glasauge vor der Kamera. Ein Jahr später hatte sie an der Seite von Franco Nero und Jack Palance eine Rolle in dem Italowestern Zwei Companeros.

Einem breiteren Publikum wurde sie 1978 an der Seite von Ingrid Steeger in der Klimbim-Nachfolgeserie Zwei himmlische Töchter unter der Regie von Michael Pfleghar bekannt. Im selben Jahr war Berben Fotomodell für den Playboy. Ihre erste Rolle als Charakterdarstellerin bekam sie 1981 von Lutz Büscher an der Seite von Marianne Hoppe in dem ZDF-Fernsehfilm Die Baronin, wo sie die Rolle der jungen Elisabeth von Plotho übernahm.

Neben zahlreichen Filmen und Fernsehserien war sie bis Dezember 1986 als Nachfolgerin von Beatrice Richter in der Comedy-Show Sketchup an der Seite von Diether Krebs zu sehen. Ab 1987 stellte sie Evelyn von Guldenburg in der Fernsehserie Das Erbe der Guldenburgs dar. 1987 und 2002 war sie auf dem Cover des Männermagazins Penthouse.

Von 1994 bis 2013 spielte sie die Berliner Kriminalkommissarin Rosa Roth in der gleichnamigen ZDF-Krimireihe. Regisseur Carlo Rola, der diese Reihe inszenierte, arbeitete mit Berben mehrfach zusammen, unter anderem für die TV-Mehrteiler Die Patriarchin (2005), Afrika, mon amour (2007) und Krupp – Eine deutsche Familie (2009) oder die Literaturverfilmung Gott schützt die Liebenden (2008). Er besetzte die Hauptrolle dabei durchweg mit ihr.

1989 war Berben in Franz Peter Wirths Karambolage an der Seite von Volkert Kraeft und Constanze Engelbrecht als Ehefrau des DDR-Mikrobiologen Philipp Achtermann zu sehen, der mit seinem Wartburg mit dem BMW eines BRD-Bürgers zusammenstößt. In der modernen tschechoslowakisch-deutschen Märchenadaption Froschkönig von Juraj Herz bildete sie 1991 gemeinsam mit Michael Degen ein Königspaar, das Eltern dreier Königstöchter ist. 1994 stand sie in der Rolle der Almut Gützkow gemeinsam mit Ulrich Mühe in der Verfilmung von Uwe Timms Kinderbuch Rennschwein Rudi Rüssel vor der Kamera. In Martin Enlens Andrea und Marie übernahm sie 1998 neben Hannelore Elsner als Hamburger Architektin Marie eine der titelgebenden weiblichen Hauptrollen.

Unter der Regie Oskar Roehlers hatte sie in dem 2001 gedrehten und 2002 erschienenen Fernsehfilm Fahr zur Hölle, Schwester! erneut eine Hauptrolle an der Seite von Elsner, in dem sie die Rolle der Claire spielte, die seit einem Unfall im Alter von sechs Jahren im Rollstuhl sitzt. In der Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Romans der Schriftstellerin Anita Lenz mit dem Titel Wer liebt, hat Recht (ebenfalls 2002) übernahm sie die Hauptrolle der Übersetzerin Maja, die von ihrem Mann Helmut, gespielt von Robert Atzorn, hintergangen worden ist.

In der Romanverfilmung Buddenbrooks aus dem Jahr 2008 war Berben als Konsulin Buddenbrook zu sehen. 2010 stand sie in Bodo Fürneisens Verfilmung des Märchens Die Prinzessin auf der Erbse nach Hans Christian Andersen als Schwester des greisen Königs (Michael Gwisdek) vor der Kamera, die mit aller Macht den Thron erben will. Christiane Balthasar besetzte 2013 in dem deutsch-österreichischen Fernsehfilm Der Wagner-Clan. Eine Familiengeschichte, der sich mit dem Nachlass Richard Wagners auseinandersetzt, die Rolle der Cosima Wagner, der späteren zweiten Ehefrau Richard Wagners, mit Berben. In dem Fernsehfilm Sternstunde ihres Lebens (2014) spielte sie die Politikerin und Juristin Elisabeth Selbert, die sich für die Aufnahme der Gleichberechtigung in den Grundrechteteil der bundesdeutschen Verfassung starkgemacht hat. In dem von Matti Geschonneck inszenierten Fernsehfilm Das Zeugenhaus (ebenfalls 2014) war sie als die aus Ungarn stammende Gräfin Belavar, die die als Zeugenhaus requirierte Nürnberger Villa als Gastgeberin führen soll.

In Richard Hubers Tragikomödie Lang lebe die Königin (2019/20) übernahm Berben gemeinsam mit Gisela Schneeberger, Judy Winter, Eva Mattes und Hannelore Hoger für ihre im April 2019 verstorbene Kollegin Hannelore Elsner die Szenen, die mit der schwerkranken Schauspielerin selbst nicht mehr abgedreht werden konnten, um den Film als Hommage an sie fertigzustellen. Dass sie in diesem Film eine Szene übernommen habe, die Elsner nicht mehr habe spielen können, sei eine letzte Verneigung vor ihr. So habe sie ihr noch einmal für ihre Freundschaft und für ihre Filme danken können.

In dem ZDF-Fernsehfilm Das Unwort (2020) übernahm sie als Frau Dr. Gisela Nüssen-Winkelmann die Rolle der Vertreterin der Schulaufsichtsbehörde, die entscheiden soll, ob der jüdische Schüler Max Berlinger, der nach monatelangen Mobbingattacken gegen ihn zurückschlägt, von der Schule verwiesen werden soll. In der vierteiligen TVNOW-Miniserie Unter Freunden stirbt man nicht (ebenfalls 2020) spielte sie an der Seite von Adele Neuhauser, Heiner Lauterbach und Michael Wittenborn eine von vier Freunden, die den Tod ihres Freundes Hermann, der als Wirtschaftswissenschaftler mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden soll, verschweigen.

Seit dem 20. Oktober 2022 ist Berben in Sönke Wortmanns Der Nachname als Familienoberhaupt zu sehen.

Weitere Betätigungen

Berben arbeitet auch als Synchronsprecherin. Sie lieh unter anderem Samantha Mathis (FernGully – Christa und Zaks Abenteuer im Regenwald), Diane Keaton (Kuck mal, wer da jetzt spricht), Whoopi Goldberg (Im Rennstall ist das Zebra los), Jennifer Saunders (Sing) und Julia Roberts (Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf) ihre Stimme. Daneben spricht sie auch diverse Hörbücher ein. Michael Verhoeven inszenierte 2002 ihre gegenüberstellenden Lesungen aus dem Tagebuch der Anne Frank und den Tagebüchern von Joseph Goebbels.

2010 wurde Berben an der Seite von Bruno Ganz zur Präsidentin der Deutschen Filmakademie gewählt. Von 2013 bis 2019 übte sie das Amt alleine aus.

2022 wurde Berben zur 72. Ritterin im Orden wider den tierischen Ernst ernannt.

Soziales und politisches Engagement

Iris Berben: Leben und Karriere, Filmografie, Hörbücher (Auswahl) 
Iris Berben bei der Verleihung des Theodor-Lessing-Preises, 2013

Nach dem Sechstagekrieg 1967 reiste Berben erstmals nach Israel. 2002 erhielt sie vom Zentralrat der Juden in Deutschland den Leo-Baeck-Preis aufgrund ihres kontinuierlichen Engagements gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und für das Existenzrecht Israels in sicheren Grenzen. Im August 2007 eröffnete sie als Schirmherrin die Ausstellung der United Buddy Bears in Jerusalem. Sie ist Erstunterzeichnerin der Initiative Stop the Bomb, die sich gegen das iranische Atomwaffenprogramm wendet. Ferner unterstützt Berben den Verein Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e. V., der sich bundesweit gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Gewalt einsetzt. Sie ist Schirmherrin des Magen David Adom-Israel in Deutschland e. V., der den Magen David Adom (Roter Schild Davids, Israels nationaler Rettungs- und Blutspendedienst) unterstützt.

Eine weitere Schirmherrschaft übernahm sie mit dem Musiktheater-Projekt Die Kinder der toten Stadt, das Schulen mit pädagogischem Begleitmaterial für Aufführungen zur Verfügung steht und durch den Ansatz der Musik neue didaktische Wege im Sinne der Erinnerungskultur anbietet. Darüber hinaus ist Berben eine Unterstützerin des Jungen Deutschen Films. Berben ist zudem Kuratoriumsmitglied der Deutschen AIDS-Stiftung. Seit 2016 sitzt sie in der Jury zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises.

Berben unterstützte bei mehreren Wahlen öffentlich die SPD. Beim Festakt zum 150-jährigen Geburtstag der SPD im Mai 2013 präsentierte Berben die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Sie unterstützt die 2016 von der SPD initiierte Kampagne „Meine Stimme für Vernunft“. Am 12. Februar 2017 war sie Mitglied der Bundesversammlung.

Privatleben

Ende der 1960er-Jahre hatte Berben eine Liaison mit Fritz Wepper, den sie 1968 bei den Dreharbeiten von Der Mann mit dem Glasauge kennengelernt hatte. Sie war in einer Beziehung mit dem israelischen Sänger Abi Ofarim und von 1974 bis 2006 mit dem israelischen Geschäftsmann Gabriel Lewy liiert. 2007 lernte sie bei den Dreharbeiten zu Afrika, mon amour ihren jetzigen Lebensgefährten Heiko Kiesow kennen. Sie ist die Mutter des Filmproduzenten Oliver Berben. Sie lebt in Berlin und in Portugal.

Filmografie

Kino

Fernsehfilme und -mehrteiler

Fernsehserien und -reihen

Als Synchronsprecherin

Hörbücher (Auswahl)

Hörspiel

Bibliografie

Als Autorin oder Co-Autorin

Als Herausgeberin

  • Eilige Nacht. Etwas andere Weihnachtsgeschichten. Kreuz, Stuttgart 2004, ISBN 3-7831-2471-9.
  • Unter einem Himmel. Geschichten und Gedichte von Freundschaft und Toleranz. Kreuz, Stuttgart 2005, ISBN 3-7831-2547-2.
  • Weihnachten für dich und mich. Die schönsten Geschichten aus aller Welt. Buch mit Illustrationen von Joachim Knappe; Hörbuch gelesen von Iris Berben. cbj, München 2005, ISBN 3-570-13036-3 (Medienkombination mit Hörbuch-CD).

Primärliteratur

  • Gero von Boehm: Iris Berben. 23. April 2002. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 282–288.
  • Kay Schweigmann-Greve (Hrsg.): Iris Berben: Eintreten für Israel. Verleihung des Theodor-Lessing-Preises 2013, Dokumentation der Festreden, mit Fotos von Torben Stephan und Cordula Paul, 1. Auflage, Hannover: Deutsch-Israelische Gesellschaft, 2013

Auszeichnungen

Iris Berben: Leben und Karriere, Filmografie, Hörbücher (Auswahl) 
Iris Berben bei der Goldenen Kamera, 2012
Commons: Iris Berben – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

Tags:

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