Lidl: Discounter, Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe

Unter der Bezeichnung Lidl werden insgesamt über 12.200 Filialen in Europa und den USA betrieben.

Nach Anzahl der Filialen ist Lidl damit der größte Discounter-Konzern der Welt.

Lidl Stiftung & Co. KG + LD Stiftung

Lidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment
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Rechtsform Stiftung & Co. KG + Stiftung
Gründung 1973
Sitz Neckarsulm + Bad Wimpfen, DeutschlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment
Leitung
  • Kenneth McGrath
  • Christian Groh
Mitarbeiterzahl 360.000 (2022/23)
Umsatz 114,8 Mrd. Euro (2022/23)
Branche Lebensmitteleinzelhandel
Website info.lidl
Stand: 28. Februar 2023
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Zentrale in Bad Wimpfen

Die Filialen in Deutschland werden von der LD-Stiftung mit Sitz in Bad Wimpfen betrieben. Die anderen Filialen in Europa und den USA betreibt die Lidl Stiftung & Co. KG mit Sitz in Neckarsulm. Beide Schwesterunternehmen sind Teil der Schwarz-Gruppe, zu der auch Kaufland als Lebensmittelvollsortimenter gehört.

Geschichte

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Lidl und Co. Südfrüchtenhandlung in der Sülmerstraße 54 in Heilbronn (um 1905)

Bereits 1858 wurde in Heilbronn eine Specerei- und Südfrüchte-Handlung unter dem Namen A. Lidl & Cie. gegründet. Die Lidl & Cie. Südfrüchtenhandlung findet sich bereits im Heilbronner Adressbuch von 1862. Zunächst in der Sülmerstraße 31 beheimatet, zog das Unternehmen des Kaufmanns Aloys Paulweber vor 1879 in die Deutschordensstraße 11, bevor es zehn Jahre später in der Sülmerstraße 54 zu finden war.

1930 trat der Heilbronner Kaufmann Josef Schwarz (1903–1977) als persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) in die damalige Lidl & Co. Südfrüchtenhandlung ein. Das Unternehmen wurde in Lidl & Schwarz KG umbenannt und zu einer Lebensmittelgroßhandlung für die Region Heilbronn-Franken ausgebaut.

Lidl & Schwarz wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstört und innerhalb von zehn Jahren wiederaufgebaut. 1954 wurde in Heilbronn eine neue Hauptverwaltung eingerichtet. 1968 eröffnete Lidl & Schwarz den ersten Supermarkt unter dem Namen „Handelshof“ im schwäbischen Backnang, die Handelshof-Märkte wurden ab 1984 in Kaufland-Supermärkte umbenannt.

Josefs einziger Sohn Dieter Schwarz absolvierte nach seinem Abitur von 1958 bis 1960 eine kaufmännische Ausbildung in der Lebensmittelgroßhandlung Lidl & Schwarz KG in Heilbronn. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt alleiniger Geschäftsführer der KG. 1962 wurde Dieter Prokurist und 1963 persönlich haftender Gesellschafter. 1972 wurde in Neckarsulm eine neue Unternehmenszentrale eröffnet.

Gründung des Discounterkonzerns Lidl

1968 eröffnete Dieter Schwarz seinen ersten Einzelhandelsladen. Einige Jahre später, 1973, wurde der erste Discountermarkt als neuer Geschäftstyp in Ludwigshafen am Rhein (Mundenheimer Straße) eröffnet. Weil er den Namen Lidl, den das väterliche Unternehmen bereits als Bestandteil in der Firmenbezeichnung trug, aus rechtlichen Gründen nicht übernehmen konnte und um das WortspielSchwarzmarkt“ zu vermeiden, erwarb Dieter Schwarz die Namensrechte vom pensionierten Berufsschullehrer und Kunstmaler Ludwig Lidl für 1000 DM.

Als Josef Schwarz 1977 im Alter von 74 Jahren starb, übernahm Dieter Schwarz die Lebensmittelgroßhandlung Lidl & Schwarz KG. Zu diesem Zeitpunkt verfügte man über 30 Lidl-Filialen. Bis 1978 testete Schwarz verschiedene Discounttypen, bevor die endgültige Konzeption in Serie ging: Die Unternehmens-Aktivitäten wurden in den Bereich der Discountmärkte (Kleinflächen) unter dem Namen Lidl sowie in den Bereich der Vollsortimenter (Großflächen) Kaufland aufgeteilt.

Mit dem Rückzug aus der Unternehmensleitung 1999 übertrug Dieter Schwarz seinen Anteil steuersparend auf die Dieter-Schwarz-Stiftung gGmbH.

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Beteiligungen
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Außenansicht einer Lidl-Filiale

Nach Wilfried Oskierski folgte im September 2008 Karl-Heinz Holland als Vorstandsvorsitzender. Die Entlassung Hollands am 21. März 2014 wurde mit „unterschiedlicher, nicht überbrückbarer Auffassungen betreffend der künftigen strategischen Geschäftsausrichtung“ begründet. Holland bekam nach Informationen des Manager Magazins bis zum Ende seiner Kündigungsfrist zum 31. März 2017 sein Jahresgehalt von 3 Millionen Euro. Sein Nachfolger, Sven Seidel, blieb bis Februar 2017 auf seiner Position. Seidels Nachfolger, Jesper Højer, verließ das Unternehmen nach zwei Jahren. Er wurde Mitte 2019 durch Ignazio Paternò abgelöst. Seit August 2020 war Gerd Chrzanowski kommissarischer Vorstandsvorsitzender. Er wurde am 1. Dezember 2021 von Kenneth McGrath abgelöst. Chrzanowski übernahm dann den Vorsitz der Schwarz-Gruppe.

Im Dezember 2015 eröffnete Lidl in Offenau die erste deutsche Filiale einer neuen Filialgeneration, die im Ausland zuvor bereits getestet worden war. Die neuen Filialen zeichnen sich durch andere Baumaterialien sowie eine neue Beleuchtungstechnik aus, sind geräumiger gestaltet und bieten Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter.

Am 5. Mai 2017 fand in Bad Wimpfen der erste Spatenstich für die neue Lidl-Deutschland-Zentrale statt. Unweit des bisherigen Unternehmenssitzes in Neckarsulm ist für die rund 1500 Beschäftigten der LD-Stiftung ein eigenes Gewerbegebiet erschlossen worden. Der Umzug des Unternehmens erfolgte im April 2021.

Expansion

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Lidl-Aktivitäten
  • Mit Filialen
  • Geplante Expansion
  • Filialen in der Vergangenheit
  • Eine internationale Expansion wird seit 1989 intensiv betrieben. Nach der Expansion Lidls innerhalb Westdeutschlands wurde 1990 das erste Geschäft in den ostdeutschen Bundesländern in Chemnitz eröffnet. Ein Jahr zuvor begann 1989 die internationale Expansion mit dem Markteintritt in Frankreich.

    Anzahl der Lidl-Filialen in einzelnen Ländern

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    Filiale von Lidl in London
    Lidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment 
    Lidl in Tomaszów Mazowiecki, Polen
    Lidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment 
    Lidl in Seinäjoki, Finnland
    Staat Anzahl
    Filialen
    Markt-
    eintritt
    Stand Warenverteil-
    zentren
    Anzahl
    Mitarbeiter
    BelgienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Belgien .00320 1995 12.2022 5 10.000
    Bosnien und HerzegowinaLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Bosnien und Herzegowina 00000 2024 12.2023 1 im Bau 0
    BulgarienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Bulgarien .00127 2010 03.2024 2 4.000
    DanemarkLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Dänemark .00155 2005 12.2023 2 3.600
    DeutschlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Deutschland 03.248 1973 04.2023 39 100.000
    EstlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Estland .00013 2022 06.2023 0 (Versorgung
    durch LettlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Lettland)
    FinnlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Finnland .00204 2002 02.2024 3 5.800
    FrankreichLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Frankreich 01.598 1989 12.2023 26 46.700
    GriechenlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Griechenland .00232 1999 06.2023 5 6.715
    IrlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Irland .00180 2000 10.2023 3 6.000
    ItalienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Italien .00738 1992 08.2023 11 21.000
    KroatienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Kroatien .00109 2006 11.2023 2 2.400
    LettlandLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Lettland .00028 2021 01.2024 1
    LitauenLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Litauen .00072 2016 03.2023 1 + 1 im Bau
    LuxemburgLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Luxemburg .00013 2001 03.2023 0 (Versorgung
    durch BelgienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Belgien)
    430
    MaltaLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Malta .00010 2008 03.2023 1 450
    MontenegroLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Montenegro 00000 2024 12.2023 0 (Versorgung
    durch Bosnien und HerzegowinaLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment )
    0
    NiederlandeLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Niederlande .00442 1997 12.2022 7 21.000
    NordmazedonienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Nordmazedonien .00000 2024 12.2023 1 im Bau 0
    OsterreichLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Österreich .00260 1998 01.2023 3 5.800
    PolenLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Polen .00875 2002 08.2023 13 25.000
    PortugalLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Portugal .00273 1995 03.2022 4 + 1 im Bau 9.000
    RumänienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Rumänien .00356 2011 07.2023 6 10.500
    SchwedenLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Schweden .00205 2003 07.2023 3 5.600
    SchweizLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Schweiz .00172 2009 05.2023 2 4.500
    SerbienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Serbien .00070 2018 10.2023 2 3.300
    SlowakeiLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Slowakei .00164 2004 09.2023 3 6.000
    SlowenienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Slowenien .00068 2007 01.2024 2 1.830
    SpanienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Spanien .00675 1994 12.2023 12 18.500
    TschechienLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Tschechien .00319 2003 10.2023 5 13.000
    UngarnLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Ungarn .00205 2004 10.2023 4 8.500
    Vereinigte StaatenLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Vereinigte Staaten .00174 2017 03.2024 5
    Vereinigtes KonigreichLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Vereinigtes Königreich .00966 1994 06.2023 14 31.000
    Zypern RepublikLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Zypern .00020 2010 03.2023 1 700
    Gesamt 12.262 187 317.325

    Vereinigtes KonigreichLidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment  Vereinigtes Königreich 960, davon 786 in England, 112 in Schottland und 62 in Wales

    2014 war Lidl mit 9.875 Filialen in 26 Ländern vertreten, 2021 mit 11.550 Filialen in 30 Ländern.

    Norwegen ist das einzige Land, aus dem sich Lidl nach einem Markteintritt wieder zurückgezogen hat. Offizieller Grund war, dass Lidl seit dem Markteintritt 2004 nach vier Jahren in Norwegen einen zu geringen Marktanteil von 1,5 % erreichte und daher die weitere Expansion stoppte. Im März 2008 wurde bekannt, dass sich der Discounter von seinen 50 Märkten in Norwegen trennen und sie an die Reitan-Gruppe abgeben werde. Neben den Filialen wurden auch Verwaltung und Distribution abgegeben.

    Besonderheiten bei der Expansion

    Zur weiteren Finanzierung der Expansion wurden Ende 2006 Immobilien im Wert von einer Milliarde Euro verkauft. In Frankreich ist Lidl mit 1500 Filialen Marktführer im Discount-Segment. Der Eintritt in den tschechischen Markt (2003) war von Affären um die Abholzung geschützter Bäume begleitet. Die Expansion in die baltischen Märkte wurde 2006 aufgrund mangelnden Erfolges vorerst gestoppt und 2014 erneuert.

    In Kroatien wurden am 23. November 2006 die ersten Filialen eröffnet. Am 29. März 2007 eröffnete Lidl die ersten Filialen in Slowenien und begleitete den Markteintritt mit einer Werbekampagne im Fernsehen, in Printmedien und mit Plakaten. 2010 folgte der Markteintritt auf den Kanaren, Bulgarien und Zypern.

    Litauen

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    Lidl-Eröffnung im Juni 2016 in der litauischen Hauptstadt Vilnius

    Lidl ist in Litauen mit der UAB Lidl Lietuva seit Dezember 2002 vertreten. 2006 wurde die Tätigkeit im ganzen Baltikum gestoppt. Erst 2010 unternahm man Handlungen bezüglich Investitionen. Nach Unternehmensangaben wurde eine Gesamtzahl von 25 bis zu 30 Filialen angestrebt, nach anderen Quellen bis zu 100. Insgesamt sollten bis zu 202 Mio. Euro investiert werden. Das Sortiment solle 1600 Artikel umfassen, davon die Hälfte aus Litauen. Am 20. Juli 2016 beschäftigte man 1585 Mitarbeiter. Lidl-Vorstandsmitglied und Lidl-Personalchefin Christine Rittner verantwortete ab 2014 als Vorsitzende der Geschäftsleitung von Lidl Litauen die Vorbereitungen für den Markteintritt in das baltische Land. Direktor der litauischen geschlossenen Aktiengesellschaft (UAB) ist Radostin Dimitrov Roussev-Peine.

    Die Unternehmenszentrale befindet sich in der litauischen Hauptstadt Vilnius, im Stadtteil Viršuliškės.

    Die Fläche des von „Lidl Lietuva“ im Jahr 2013 gekauften Grundstücks bei Kaunas beträgt 143.000 m², auf dem seit dem 14. April 2016 das Zentrallager auf einer Fläche von 42.800 m² (davon 13.000 m² für Kühlraum) unterhalten wird. Das BREEAM-zertifizierte Logistikzentrum wurde für 29 Mio. Euro beim Dorf Ramučiai in der Rajongemeinde Kaunas gebaut. Die Investitionen betragen 40 Mio. Euro.

    Die ersten 15 Läden wurden am 2. Juni 2016 geöffnet. Die Reihen der Käufer entstanden schon ab 6:30 Uhr, obwohl die Geschäfte erst um 8 Uhr geöffnet wurden. Den Lidl-Markt in Fabijoniškės besuchten als erste Käufer Ehrengäste ab 7:30 Uhr. Dazu zählten das „Lidl“-Werbegesicht Basketballspieler Arvydas Sabonis, der Vilniuser Bürgermeister Remigijus Šimašius, der litauische Wirtschaftsminister Evaldas Gustas sowie Diplomaten aus der deutschen Botschaft in Vilnius.

    Österreich

    Seit 1998 ist Lidl in Österreich durch die Lidl Österreich GmbH mit Sitz in Salzburg vertreten. Lidl Österreich betreibt rund 230 Filialen und drei Logistikzentren (Laakirchen, Wundschuh und Müllendorf). 2018 begann die Errichtung eines 6 ha großen Logistikzentrums bei Großebersdorf, das ab 2021 das Zentrum im burgenländischen Müllendorf ersetzen soll.

    Mit seinen mehr als 4800 Beschäftigten erreichte Lidl Österreich im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Netto-Umsatz von rund 1,2 Mrd. Euro. Der Marktanteil am österreichischen Lebensmitteleinzelhandel lag 2016 bei rund 4,2 %.

    Rumänien

    2011 kaufte Lidl die 107 von Plus in Rumänien betriebenen Filialen und flaggte diese bis Oktober auf das Lidl-Konzept um. Zur Finanzierung dieser Expansion wurde 2010 ein Kredit über 200 Millionen Euro der EBRD genehmigt.

    Schweiz

    Der Sitz der Lidl Schweiz AG ist in Weinfelden. Im März 2009 wurde die erste Filiale in der Schweiz eröffnet. Die Verteilzentren sind in Weinfelden und Sévaz und ein Weiteres soll möglicherweise in Roggwil BE gebaut werden. 2022 gibt es 160 Filialen mit 4.500 Mitarbeitern.

    Vereinigtes Königreich

    Nach dem Markteintritt im Jahr 1994 wurde die Expansion stark vorangetrieben. Heute ist das Unternehmen in England, Schottland, Wales und Nordirland mit etwa 760 Läden vertreten. Das Unternehmen profitierte wie der Konkurrent Aldi Süd stark von der in dem Land stark spürbaren Finanzkrise 2008 und baute den Marktanteil seitdem von 2 Prozent auf knapp (2019) 6 Prozent aus. Auch vor dem Hintergrund des Brexits wurde der Anteil der lokal produzierten Produkte stetig erhöht, was zum Erfolg beitrug. Außerdem sind die Preise teilweise wesentlich geringer als in den etablierteren, britischen Supermarktketten. In den kommenden Jahren nach 2019 möchte das Unternehmen seine Filialanzahl daher weiter erhöhen (bspw. in London um 40 Läden).

    USA

    Im Juni 2017 eröffnete Lidl USA vom Unternehmenssitz in Arlington, Virginia, die ersten zehn US-Filialen in den Bundesstaaten Virginia, North Carolina und South Carolina. Innerhalb eines Jahres sollten anfangs bereits über 100 weitere Lidl-Märkte an der Ostküste der USA folgen, womit Lidl an die Expansionspläne des Konkurrenten Aldi Süd für die USA anschließen will. Aufgrund der für Verbraucher nicht attraktiven Lage und die zu großzügige Gestaltung der Märkte sowie zu lange Logistikwege explodierten für das Unternehmen die Kosten des Markteintritts (geschätzt: Über 1 Mrd. Euro). Die Expansion wurde daher gestoppt und die Pläne für neue Märkte überarbeitet. Daher sind bis 2019 erst rund 71 Märkte eröffnet worden. Eine Expansion in weitere Bundesstaaten ist jedoch fest geplant. Dazu gehörte die zwischenzeitliche Akquisition von 27 Supermärkten der Marke Best Market in den Bundesstaaten New York und New Jersey.

    Seit 2019 verantwortet Roman Heini die Landesgesellschaft, er war vorher Deutschland-Manager von Aldi Süd. Heini verordnete dem US-Sortiment eine stärkere Ausrichtung auf typisch amerikanische Produkte und auf ein amerikanischeres Filialkonzept als zuvor.

    Laut Klaus Gehrig rechnet das Unternehmen mit einem Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren, bis sich das Unternehmen wie in Europa bei den Verbrauchern als ernstzunehmende Alternative etabliert hat.

    Der Slogan von Lidl in den USA lautete zuerst Rethink Grocery (etwa: Lebensmittel neu erfinden), inzwischen jedoch Think Grocery (etwa: Denke Lebensmittel).

    Zukünftige Expansionen

    Bei zukünftigen Expansionen steht besonders der südosteuropäische Bereich im Vordergrund. Eine Expansion in die Ukraine musste auf Grund des russischen Überfalls auf die Ukraine verschoben werden. Andere außereuropäische Expansionen, wie nach Israel, Kanada oder Marokko, wurden mittlerweile wieder verworfen.

    Unternehmen

    Struktur

    Lidl hat die Rechtsform einer Stiftung & Co. KG, der etwa 600 verschiedene Landes- und Servicegesellschaften unterstellt sind. Die Lidl-Stiftung sowie die deutsche Geschäftsleitung haben ihren Unternehmenssitz in räumlich voneinander getrennten Gebäuden in Neckarsulm.

    In Deutschland betreibt Lidl 39 Regionalgesellschaften, die wiederum über 3200 Filialen betreuen. In jeder Regionalgesellschaft gibt es verschiedene Abteilungen, wie zum Beispiel Logistik oder Vertrieb. Für alle Bereiche einer Regionalgesellschaft ist ein Regionalgeschäftsführer zuständig, der diese führt. Der Regionalgeschäftsführer wird unterstützt durch die unter ihm stehenden Vertriebsleiter.

    Den Vertriebsleitern unterstehen mehrere Verkaufsleiter, die je einen Verkaufsbezirk von fünf bis sechs Filialen verantworten. Ein Verkaufsleiter ist auch gleichzeitig Disziplinarvorgesetzter und führt bis zu 100 Mitarbeiter. In einer Lidl-Filiale gibt es einen Filialverantwortlichen, der für den Ausbildungsstand und die Einteilung des Filialpersonals sowie für die Warendisposition, Abrechnung und Erreichung der entsprechenden Filial-Kennzahlen verantwortlich ist.

    Produktionsbetriebe

    Lidl selbst produziert keine Eigenmarken und besitzt auch keine Produktionsstätten. Das Schwesterunternehmen Schwarz Produktion Stiftung & Co. KG stellt Marken exclusiv für Lidl her. Dieses sind insbesondere Mineralwasser, Erfrischungsgetränke, Tafelschokolade, Nüsse, Trockenfrüchte, Brot und Brötchen (als tiefgefrorene Teiglinge), Speiseeis und Kaffee.

    Marketing

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    Lidl-Werbeauto für Nachhaltigkeit, ein BMW i3

    Lidl gehört in Deutschland zu den größten Werbungstreibenden (Etat 2005 laut Nielsen 397 Mio. Euro). Dabei stützt sich das Unternehmen neben den klassischen Werbeformen wie Handzetteln und Zeitungen auch auf das Internet. Das Fernsehen wurde bis Oktober 2008 nur für Azubi-Werbespots und im Jahr 2007 in Zusammenarbeit mit dem Pre-Paid-Anbieter Fonic genutzt.

    Seit Oktober 2008 werden die Eigenmarken-Produkte unter dem Lidl-Werbespruch „Lidl lohnt sich“ auch in TV-Werbespots beworben. Seit Februar 2015 folgt Lidl einer neuen Werbestrategie, wobei nicht mehr primär der günstige Preis, sondern die Qualität der Produkte im Mittelpunkt steht. Gemeinsam mit der optischen Aufwertung der Filialen möchte das Unternehmen damit die reine Wahrnehmung im Discount-Segment verlassen. Aufgrund der anschließend erfolgten verstärkten Markeneinlistung der deutschen Konkurrenten Aldi Süd und Aldi Nord kann dieser Schritt als erfolgreich bezeichnet werden.

    Lidl ist seit 2018 Sponsor der Europäischen Handballföderation und trat als „Frischepartner“ bei den Handball-Europameisterschaften der Männer auf – 2018, 2020, die Partnerschaft besteht auch für 2022 und 2024.

    Nachdem Lidl bereits 2016 als Sponsor beim UCI WorldTeam (Radsport) Etixx-Quick-Step aktiv war und zuvor auch schon das Team Lotto Soudal unterstützt hatte, tritt Lidl seit 30. Juni 2023 als Hauptsponsor des Teams Lidl-Trek auf.

    Sortiment

    Lidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment 
    Innenansicht einer Lidl-Filiale (2006)

    Lebensmittel bilden das Kernsortiment des Discounters. Mit über 1600 Food-Artikeln im Festsortiment und hunderten weiteren Aktionsartikeln ist Lidl in diesem Bereich in Deutschland untypisch breit aufgestellt; Konkurrent Aldi führte lange Zeit nur 700 Lebensmittel-Artikel.

    Lidl bietet neben Marken- und vereinzelt No-Name-Artikeln (Obst, Frischfleisch) auch, wie bei Discountern üblich, Produkte unter Eigenmarken an. Diese sind etwa: Milbona (Milch und Milchprodukte), Dulano (Wurstwaren), Sondey (Backwaren), Linessa (energiereduzierte Lebensmittel), Freeway, Saskia (Getränke), Bellarom (Kaffee), Maribel (Konfitüre), Landjunker und Oldenländer (Frischfleisch) sowie seit 2006 Bioness (Bio-Lebensmittel); aus markenrechtlichen Gründen seit 2009 in Biotrend umbenannt.

    Lidl bietet bundesweit und in vielen Filialen weltweit ein Sortiment an frisch aufgebackenen Prebake-Backwaren mit mindestens 30 verschiedenen Produkten an.

    Zu Weihnachten sowie zu Ostern bietet Lidl eine eigene Premium-Produktlinie unter dem Namen „Deluxe“ an. 2013 wurde das Sortiment auf Grund der hohen Nachfrage auf mehr als 150 Produkte erweitert – von Frische- und Tiefkühlartikeln über Konserven bis hin zu Spirituosen. Seit einiger Zeit führt Lidl zudem ein umfangreiches Wein-Sortiment – sowohl in den Filialen als auch im Online-Shop. Im Angebot sind Weine aus Deutschland und Europa sowie aus Übersee, ähnlich breit ist die Preisspanne.

    Neben Lebensmitteln und anderen Produkten des täglichen Bedarfs bietet Lidl wöchentlich wechselnde Aktionsartikel aus verschiedenen Non-Food-Bereichen, darunter etwa Textilien, Haushalts- und Elektronikwaren oder Freizeitartikel. Größere Bekanntheit erzielten die seit mehreren Jahren in wechselnden Zyklen unter dem Logo Lidl-PC angebotenen Computer. Da in den Filialen jede Woche Platz für neue Aktionsartikel geschaffen werden muss, wird nicht verkaufte Ware teilweise in eigens dafür angemieteten Lagern aufbewahrt. Der Wert der dort gelagerten Rückläufer soll mehr als 100 Millionen Euro betragen. In Sonderverkäufen in aktuellen und ehemaligen Lidl-Filialen werden die Waren zu reduzierten Preisen verkauft. Ferner werden in den Filialen regelmäßig Sonderaktionen durchgeführt. 2005 hatte der Discounter erstmals gemeinsam mit der Deutschen Bahn das sogenannte Lidl-Ticket verkauft, mit dem zum Preis von 49,90 Euro zwei einfache Fahrten in der zweiten Klasse auf beliebigen innerdeutschen Strecken (auch Fernverkehr) möglich waren.

    Lidl ist außerdem mit verschiedenen Dienstleistungsportalen im Internet vertreten. Eine Zeit lang waren im Onlineshop auch abgepackte Lebensmittel (etwa Konserven) und schwer verderbliche Produkte wie Drogerieartikel erhältlich, aufgrund des Aufwands sind diese jedoch seit Ende 2017 nicht mehr verfügbar. Die Entscheidung wurde getroffen, nachdem in Deutschland das für Anfang 2017 geplante Projekt „Lidl Express“ durch den Leiter der Schwarz-Gruppe, Klaus Gehrig, gestoppt wurde, in dem in bereits eigens errichteten Filialen online vorbestellte Lebensmittel abgeholt und ein geringes Lidl-Sortiment auch vor Ort gekauft hätte werden können. wurde der Deutschland-Chef von Lidl, Marin Dokozic, im Jahr 2018 ausgetauscht. Im Unternehmen wird der Onlinehandel mit Lebensmitteln als noch nicht profitabel eingeschätzt. Ein späterer Markteintritt sei für das Unternehmen nicht nachteilig, so Klaus Gehrig.

    Zu den Lidl-Angeboten zählte zeitweilig das von Lidl in einem Großteil seiner Auflage vertriebene Greenpeace Magazin. Die Kooperation zwischen Lidl und Greenpeace fand jedoch rasch ein Ende, da Greenpeace die Unabhängigkeit seiner Tests nicht in Verruf bringen wollte und weil auch Lidl-Produkte auf Pestizidbelastung hin untersucht worden waren. Die im Jahr 2005 zeitweilig im Lidl-Sortiment befindlichen Haifischsteaks wurden nach Protesten aus dem Sortiment genommen.

    Lidl arbeitete mit dem Netzbetreiber Telefónica Germany bis September 2015 unter der Marke Lidl Mobile zusammen. Seit dem ersten Oktober 2015 wird in Verbindung mit Vodafone die Prepaid-Marke Lidl Connect angeboten. Dabei werden sowohl Sprach- als auch reine Datentarife aber auch verschiedene Pakete angeboten.

    Seit April 2018 hat Lidl in Deutschland eine vierstufige Haltungskennzeichnung bei Frischfleisch eingeführt. Die Stufen reichen von konventioneller Tierhaltung über zwei Zwischenstufen hin zur biologischen Landwirtschaft. Die als tierfreundlich gekennzeichneten und damit teureren Produkte werden aus dem letzten Grund wenig nachgefragt. Seit November 2018 werden Bioland-Produkte angeboten.

    Verantwortung

    Als erster Discounter in Deutschland führt Lidl seit dem 1. Juni 2006 mit der Eigenmarke Fairglobe auch Fair-Trade-Produkte im Sortiment, vor allem Kaffee, Tee, Schokolade und Zucker aus Entwicklungsländern. Lidl erwirbt nach eigenen Angaben 100 Prozent zertifizierten Kakao für seine Produkte und arbeitet mit international anerkannten Siegeln wie UTZ-Certified und Rainforest Alliance zusammen. Schokoladen der Eigenmarke „Fin Carré“ werden nach eigenen Angaben seit 2012 aus UTZ-zertifiziertem Kakao hergestellt und seit 2016 Fairtrade zertifiziert. Lidl fördert als Gründungsmitglied das Forum Nachhaltiger Kakao, eine Initiative die von mehreren Bundesministerien und der Zivilgesellschaft zur Förderung eines nachhaltigen Kakaoanbaus getragen wird. Ziel neben ökonomischen und ökologischen Aspekten ist es insbesondere, die Lebensumstände der am Kakaoanbau Beteiligten zu verbessern und den Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos zu erhöhen.

    2012 unterstützte Lidl die Deutsche Krebshilfe mit einer Kundenaktion. Die Krebshilfe erhielt aus dem Verkauf einer saisonalen Qualitätsmarke in den Wochen vor Weihnachten Cent-Beträge je Stück als Spende. Die Aktion erbrachte einschließlich einer Firmenspende insgesamt 400.000 Euro.

    Lidl: Geschichte, Unternehmen, Sortiment 
    Pfandautomat in einem Lidl-Markt mit „Spendenknopf“

    Des Weiteren ließ Lidl in Deutschland alle Pfandautomaten mit einem Spenden-Button ausstatten. Mit diesem kann der Pfandwert sofort an die gemeinnützige Hilfsorganisation Tafel gespendet werden.

    Seit Januar 2012 nimmt Lidl am Roundtable on Sustainable Palm Oil (Runder Tisch zu nachhaltigem Palmöl) teil. Außerdem ist Lidl Deutschland Gründungsmitglied des Forum Nachhaltiges Palmöl. In dem Zusammenschluss arbeiten Wirtschaft und Politik gemeinsam mit dem WWF daran, den Anteil von zertifiziertem Palmöl und Palmkernöl zu erhöhen.

    Im September 2013 hat Lidl gemeinsam mit Vertretern aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmittelhandel die Branchenvereinbarung der Initiative Tierwohl unterzeichnet. Das Konzept beruht bei den Erzeugern auf Freiwilligkeit, der Aufwand für zusätzliche Tierschutzleistungen wird entlohnt. Die Initiative Tierwohl setzt sich unter anderem für mehr Platz für die Tiere bei der Haltung ein.

    Lidl Deutschland und Lidl Schweiz gaben im September 2018 bekannt, dass in Zukunft alle Bananen durch die Fairtrade Labelling Organizations International anstelle durch die Rainforest Alliance zertifiziert werden. Sinkende Umsätze trieben Lidl jedoch dazu, ab Sommer 2019 auch Bananen ohne Fair-Trade-Siegel wieder in allen Filialen anzubieten.

    Lidl Schweiz testet seit 2018 einen Elektrolastkraftwagen mit 18 Tonnen Nutzlast der Firma E-Force One. Im Herbst 2019 vermarktete Lidl in Deutschland seine globale Zucker- und Fettreduzierungsstrategie für Eigenmarken mithilfe eines „Lidl-Löffels“. Der Teelöffel hatte eine Wölbung, sodass das befüllbare Volumen durch diese reduziert wurde. Bei Kaffee- und Teetrinkern sollte der Löffel dadurch durch dieselbe Anzahl zugefügter Teelöffel eine geringere Menge Zucker dem Getränk zuführen. Ab einem Einkauf von 25 Euro gab es den Löffel umsonst dazu, im Onlineshop war dieser für 1 Cent (+ Versandkosten) zu erwerben und bereits nach kurzer Zeit ausverkauft.

    Kritik

    Arbeitsbedingungen bei Lidl

    Lidl ist im Laufe der Zeit mehrfach in die Kritik geraten. Gegenstand waren häufig die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. So warfen Gewerkschaften, insbesondere ver.di, dem Unternehmen vor, die Bildung von Betriebsräten systematisch zu verhindern. ver.di gab 2004 ein Schwarzbuch über Lidl heraus, das weitere Kritikpunkte bezüglich der Personalpolitik enthält. Ende Juli 2006 erschien auch das Schwarzbuch Lidl Europa. 2004 erhielt Lidl die alternative Negativauszeichnung Big Brother Awards, die unter Beteiligung des Chaos Computer Clubs verliehen wird, in der Kategorie Arbeitswelt. Von August 2005 bis Sommer 2006 führte das globalisierungskritische Attac-Netzwerk zusammen mit der Linkspartei.PDS eine bundesweit koordinierte Kampagne gegen die Arbeits- und Produktionsbedingungen des Discounters durch, die auf breiten Widerhall stieß. Günter Wallraff veröffentlichte 2008 im Zeitmagazin den Artikel Unser täglich Brötchen, in dem er neben der schlechten Bezahlung die Arbeitsbedingungen sowie Sicherheitsmängel und Hygienezustände eines Zulieferbetriebes kritisierte. Lidl reagierte auf die Veröffentlichung mit einer öffentlichen Stellungnahme.

    2010 legte Lidl als einer der ersten Lebensmittelhändler in Deutschland einen internen Mindestlohn fest; er betrug 10 Euro pro Stunde. Dieser stieg bis August 2013 auf 11 Euro, bis Juni 2015 auf 11,50 Euro und betrug 12 Euro von März 2017 bis März 2019. Seitdem ist er auf 12,50 Euro festgesetzt. Durch ein elektronisches Personalzeiterfassungssystem wird die Arbeitszeit der Lidl-Mitarbeiter laut Unternehmensangaben minutengenau dokumentiert und bezahlt.

    Lidl investiert verstärkt in den Ausbau seiner Personalarbeit. 2014 startete eine Weiterbildungsoffensive mit der die Filialverantwortlichen mit erweiterten Management- und Führungskompetenzen ausgestattet werden, um sie zu Filialleitern weiterzuentwickeln. Hintergrund sind die gestiegenen Anforderungen an die Filialverantwortlichen in Form von höheren Kundenansprüchen, dem umfangreicheren Produktsortiment sowie ein komplexeres und schnelleres Alltagsgeschäft.

    In seinem Code of Conduct definiert Lidl grundlegende Verhaltensregeln, zu denen sich das Unternehmen bekennt. Danach lehnt Lidl jegliche Form von Kinderarbeit ab und achtet international geltende Menschen- und Arbeitsrechte. Gleichzeitig definiert Lidl damit seine Erwartungen an seine Vertragspartner und deren Lieferanten im Hinblick auf die gesamte Lieferkette. Sämtliche Partner müssen vertraglich versichern, dass sie diesen Grundsätzen folgen, beziehungsweise deren Einhaltung sicherstellen.

    Lockvogelangebote

    2005 wurde der Discounter nach einer Klage der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen Lockvogelangeboten im Non-Food-Bereich verurteilt (Urteil vom 30. Juni 2005, Az. 2 U 7/05), da beworbene Produkte bereits nach einer Stunde ausverkauft waren, wohingegen für massiv beworbene Produkte ein Vorrat für mindestens zwei Tage vorzuhalten sei. 2011 gab es in einer gleich gelagerten Sache ein weiteres Urteil des Bundesgerichtshofes aufgrund einer Klage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

    Arbeitsbedingungen bei Lieferanten

    2007 ist Lidl der Business Social Compliance Initiative (BSCI) beigetreten. Die Mitglieder der BSCI haben sich zu einem Verhaltenskodex verpflichtet, der die Arbeitsbedingungen innerhalb ihrer Produktionsketten regulieren soll. Der Verhaltenscodex wird jedoch laut Angaben der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) in den Zulieferbetrieben permanent verletzt.

    Obwohl den Textilarbeiterinnen in Bangladesch nur 17 Euro Monatslohn gezahlt werden (umgerechnet 10 Eurocent Stundenlohn), lässt Lidl seine Hausmarke Livergy in diesen bengalischen Textilfabriken herstellen, wie in einer Fernsehreportage des SWR vor Ort dokumentiert wurde. Das Unternehmen warb mit der Behauptung, die bei ihm verkaufte Kleidung sei „fair produziert“.

    Im Jahr 2014 stellte die Stiftung Warentest fest, dass der Lidl Fairglobe Orangensaft, welcher das Fairtrade-Logo trägt, keinesfalls unter als fair zu bezeichnenden Bedingungen hergestellt wurde. Vielmehr bekam die Plantage ein mangelhaft für die Arbeitsbedingungen und den Umweltschutz.

    Datenschutz

    Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins Stern hatte Lidl seine eigenen Beschäftigten über mehrere Jahre in über 500 Filialen durch Detekteien systematisch überwachen lassen. Bei der Überwachung wurden u. a. Toilettengänge der Mitarbeiter protokolliert und auch vereinzelt Kunden bei der Eingabe ihrer PIN gefilmt. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, bewertete dieses Vorgehen als einen schweren Verstoß gegen den Datenschutz. Am 4. April 2008 gab die Lidl-Geschäftsführung zunächst bekannt, in allen Lidl-Filialen in Deutschland die Kameraüberwachung zu reduzieren, erklärte jedoch kurz darauf, unter Aufsicht des ehemaligen Bundesdatenschutzbeauftragten Joachim Jacob doch wieder verstärkt auf Videoüberwachung zu setzen. Wegen der Bespitzelung von Mitarbeitern musste das Unternehmen insgesamt 1,462 Millionen Euro Bußgeld bezahlen, wobei rund 350.000 Euro Strafe für die Nichtbestellung von betrieblichen Datenschutzbeauftragten in allen 35 Vertriebsgesellschaften verhängt wurden.

    Nachdem entsprechende Akten in einer Mülltonne gefunden worden waren, wurde im April 2009 bekannt, dass Lidl die Krankheitsgründe der Angestellten protokolliert hatte. Der Konzern reagierte darauf mit der vorübergehenden Freistellung des Deutschland-Chefs Frank-Michael Mros. Lidl bestätigte, dass Krankenakten im Unternehmen gängige Praxis gewesen seien, die Arbeit mit den Listen sei bis Dezember 2008 eingestellt worden. Im August 2009 wurde infolge des Datenskandals für das Unternehmen ein Bußgeld in Höhe von 36.000 Euro verhängt.

    2009 hat Lidl ein Datenschutzkonzept erarbeitet, das sich auf alle Bereiche des Unternehmens erstreckt – dazu gehört auch, dass seitdem in den Filialen keine Kameras mehr eingesetzt werden.

    Recht auf Umtausch bzw. Rücktritt

    Eine im September 2012 veröffentlichte Studie der deutschen Verbraucherzentrale (vzbv) ergab, dass Lidl in vielen Fällen – und offenbar systematisch – den Kunden Rechte vorenthält, die diesen gemäß Bürgerlichem Gesetzbuch gesetzlich zustehen.

    Verkauf von Goldmünzen

    Das ARD-Magazin plusminus sendete am 20. November 2013 einen Bericht über von Lidl via Internet verkaufte Goldmünzen. Ein Münzenpaar kostete 2500 Euro; sein Materialwert betrug zur gleichen Zeit etwa 520 Euro. Lidl schrieb auf Anfrage, das Angebot richte sich „an Sammler […] und nicht an Kunden, die Münzen als Anlageobjekt erwerben möchten“. Es sei Zufall, dass Lidl das Angebot kurz nach der Anfrage von seiner Seite genommen habe.

    Patentrechtsverletzung

    Im Jahr 2017 startete Lidl in Spanien den Verkauf eines Gerätes zur Herstellung pflanzlicher Milch. Das Patent dafür (im Original ChufaMix – Veggie Drinks Maker) lag bei Andoni Monforte. Das Unternehmen des Valencianers musste nach dem Lidl-Nachbau des Geräts Umsatzeinbußen von ca. 30 % hinnehmen. Der Verkaufspreis des in Spanien produzierten Originals lag bei 40 Euro, der des vermutlichen Lidl-Plagiats mit Bauteilen asiatischer Herkunft bei ca. 5 Euro. Lidl Deutschland und Lidl Spanien bezogen dazu keine Stellung mit Hinweis auf das laufende Verfahren.

    Umgang mit Ressourcen

    Lidl wurde in der Schweiz hinsichtlich der Entsorgung kritisiert. Lebensmittel würden samt Verpackung in Biogasanlagen entsorgt, von wo aus der durch Mikroplastik belastete Gärrest auf den Feldern landet.

    Tierhaltung

    Im Herbst 2022 wurde ein „Fleischskandal“ publiziert. Hintergrund waren mehrere Aufdeckungen über tierschutzwidrige Zustände in Hähnchenmastbetrieben, die Lidl beliefern. Tierschutzorganisationen veröffentlichten Undercover-Aufnahmen aus Hühnermastställen, die Qualzucht und Qualhaltung zeigten und brachten diese zur Anzeige. Das Recherchematerial stammte aus Deutschland, Spanien, Italien, England und Österreich. Zahlreiche Protestaktionen vor Lidl-Filialen in Deutschland, Polen, Großbritannien, Spanien, Italien und Schweden waren die Folge. Nachdem mehrere Medien über den Skandal berichtet hatten, reagierte Lidl mit einer öffentlichen Stellungnahme.

    Finanzierung von Desinformation

    In Serbien schaltete Lidl 2022 für über 27 Millionen Euro Werbung bei den Fernsehsendern TV Happy und TV Pink, die für ihre prorussische Kriegspropaganda und ihre unprofessionelle und unethische Berichterstattung berüchtigt sind.

    Betrugsfälle mit Lidl Plus App

    Im März 2021 wurde ein mobiles Bezahlverfahren in die Lidl Plus App integriert. Kunden können ihre Bankdaten angeben und an der Kasse per Smartphone bezahlen. Der Rechnungsbetrag wird später von ihrem Konto abgebucht. Der Konzern versäumte jedoch, Schutzmaßnahmen wie etwa die Überprüfung des Kontos einzubauen. Bereits seit Mitte 2021 häufen sich Fälle von Personen, denen Geld für angebliche Einkäufe abgebucht wurde, die sie jedoch nie getätigt haben. Anfang April 2023 kündigte die bayrische Polizei in Pressemitteilung 380 an, sechs Tatverdächtige ermittelt zu haben. Sie werden mit ca. 500 Fällen in Verbindung gebracht, wodurch ein finanzieller Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden worden sein.

    Literatur

    • Andreas Hamann, Gudrun Giese: Schwarz-Buch Lidl. Billig auf Kosten der Beschäftigten. ver.di, Berlin 2004, ISBN 3-932349-12-1.
    • Andreas Hamann u. a.: Schwarz-Buch Lidl Europa. ver.di, Berlin 2006, ISBN 3-932349-21-0.
    Commons: Lidl – Sammlung von Bildern
     Wikinews: Lidl – in den Nachrichten

    Einzelnachweise

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