Spezifische Wärmekapazität: Stoffeigenschaft in der Thermodynamik; auf die Masse bezogene Wärmekapazität

Spezifische Wärmekapazität, auch spezifische Wärme, bezeichnet die auf die Masse bezogene Wärmekapazität und ist eine Stoffeigenschaft der Thermodynamik.

Sie bemisst die Fähigkeit eines Stoffes, thermische Energie zu speichern.

Physikalische Größe
Name spezifische Wärmekapazität
Formelzeichen , ,
Größen- und
Einheitensystem
Einheit Dimension
SI J/(kg·K) L2·T−2·Θ−1
Siehe auch: Wärmespeicherzahl

Definition

Definition der spezifischen Wärmekapazität

Die spezifische Wärmekapazität eines Stoffes in einem bestimmten Zustand ist die Wärme, die einer Menge des Stoffes zugeführt oder entzogen wird, dividiert durch die zugehörige Erhöhung oder Absenkung der Temperatur und die Masse des Stoffes:

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Dabei ist

  • Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  die Wärme, die dem Stoff zugeführt oder entzogen wird,
  • Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  die Masse des Stoffes,
  • Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  die Differenz von End- und Anfangstemperatur.

Die Einheit der spezifischen Wärmekapazität ist im Internationalen Einheitensystem (SI):

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Beispielsweise beträgt die spezifische Wärmekapazität von flüssigem Wasser etwa Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern . Das bedeutet, dass man einem Kilogramm Wasser eine Wärme von 4,2 kJ zuführen muss, um es um 1 K zu erwärmen.

Im Allgemeinen ist die spezifische Wärmekapazität von Zustandsgrößen abhängig, insbesondere von der Temperatur. Daher gelten Werte für die spezifische Wärmekapazität nur für eine bestimmte Temperatur, häufig für 25 °C. Messungen der Temperaturabhängigkeit Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  erfolgen z. B. durch dynamische Leistungs(differenz)kalorimetrie. Historisch haben solche Messungen, insbesondere bei tiefen Temperaturen, die Festkörperphysik wesentlich vorangebracht.

Bei einem Phasenübergang erster Ordnung ist die Wärmekapazität nicht definiert, Messwerte divergieren dort. Ein Sprung in Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  zeigt dagegen einen Phasenübergang zweiter Ordnung an, bei dem sich die Anzahl der Freiheitsgrade im Material ändert.

Zudem ist die spezifische Wärmekapazität von der Prozessführung der Erwärmung bzw. Abkühlung abhängig, vor allem bei Gasen. Insbesondere wird zwischen der spezifischen Wärme bei konstantem Volumen Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  und der bei konstantem Druck Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  unterschieden. Bei konstantem Volumen kommt die gesamte Wärmezufuhr der Temperaturerhöhung zugute. Wenn sich das Gas jedoch ausdehnen kann, dann wird ein Teil der Wärme für die Verrichtung der Expansionsarbeit aufgewendet und fehlt damit für die Temperaturerhöhung.

Mittlere und wahre spezifische Wärmekapazität

Die Formel der Einleitung gibt die mittlere spezifische Wärmekapazität Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  für das Temperaturintervall Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  an. Diese lässt sich

  • für Temperaturbereiche, die zwischen Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  und einer beliebigen Temperatur Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  liegen, aus Tabellenwerken ablesen oder, falls sie dort nicht aufgeführt ist, aus ihnen durch Interpolation annähern;
  • für Temperaturbereiche, die nicht bei Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  beginnen, wie folgt berechnen:
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Für genauere Betrachtungen ist zur wahren spezifischen Wärmekapazität bei der Temperatur Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  überzugehen, d. h. zum Grenzfall beliebig kleiner Temperaturänderungen:

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Beziehung zur absoluten Wärmekapazität

Erhöht sich die Temperatur eines Körpers um die Temperaturdifferenz Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern , so wird dabei die Wärme

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

übergeben, vorausgesetzt, die Wärmekapazität Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  des Körpers ist in diesem Temperaturintervall zumindest näherungsweise temperaturunabhängig. Es darf damit beim Erwärmen des Gases zu keiner signifikanten Veränderung der inneren Freiheitsgrade kommen, da dies eine Vergrößerung der isochoren Wärmekapazität zur Folge hätte. Grundsätzlich gilt: Je höher die Temperatur wird, desto größer wird auch die isochore Wärmekapazität, da bei höheren Temperaturen immer mehr Freiheitsgrade „auftauen“.

Im Gegensatz zur volumen- oder massebezogenen Wärmekapazität ist die (absolute) Wärmekapazität keine Stoffeigenschaft.

Handelt es sich um einen homogenen Körper, so kann man auch die massespezifische Wärmekapazität angeben:

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Beziehung zur molaren Wärmekapazität

Bezieht man die Wärmekapazität nicht auf die Masse des Stoffes, sondern auf seine Stoffmenge Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern , so lautet obige Gleichung unter Verwendung der molaren Wärmekapazität Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  (veraltet auch Molwärme genannt):

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

Zwischen der Wärmekapazität Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern , der spezifischen Wärmekapazität Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  und der molaren Wärmekapazität Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  besteht der Zusammenhang

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern .

Nach Division durch die Stoffmenge Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  wird daraus

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mit der molaren Masse Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  und analog bei konstantem Druck bzw. konstantem Volumen

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Am Beispiel Kupfer ergibt sich: Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

Wärmekapazität idealer Gase

Aus den thermodynamischen Zustandsgleichungen des idealen Gases

    thermisch: Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 
    kalorisch: Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

und der Definition der Enthalpie:

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folgt für die molaren Wärmekapazitäten bei konstantem Volumen Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  (isochor) und bei konstantem Druck Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  (isobar):

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mit der universellen Gaskonstante Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern .

Hierbei stehen die einzelnen Formelzeichen für folgende Größen:

Gegenüber der molaren Wärmekapazität bei konstantem Volumen fällt diejenige bei konstantem Druck größer aus, weil das Gas in diesem Fall beim Erwärmen expandiert und damit gegen den Außendruck Arbeit leistet. Der entsprechende Anteil der zugeführten Wärme kommt nicht der inneren Energie des Gases und damit auch nicht der Temperaturerhöhung zugute. Deshalb muss für eine bestimmte Temperaturerhöhung mehr Wärme zugeführt werden, der Quotient und damit die molare Wärmekapazität vergrößern sich.

Der Isentropenexponent ist definiert als:

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Allgemeiner Fall

In guter Näherung gilt:

    Mit Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  und Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  folgt Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

mit der Gesamtzahl Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  der energetischen Freiheitsgrade des betreffenden Moleküls. Unter „Freiheitsgrad“ bei idealen Gasen versteht man in diesem Zusammenhang jede Möglichkeit eines Moleküls, kinetische Energie aufzunehmen. Dementsprechend gibt es Freiheitsgrade der Translation, der Rotation und der Schwingung:

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  mit den Anteilen
  • Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  für die translatorische kinetische Energie des Schwerpunkts
  • Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  für die Rotationsenergie (Erläuterung s. u.)
  • Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  für die innere Energie der Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  Normalschwingungen der Atomkerne gegeneinander (jede Schwingung bringt einen zusätzlichen Freiheitsgrad für die kinetische Energie und einen für die potentielle Energie).

1-atomiges Gas

Das einfachste Modellsystem betrachtet die Atome als Massenpunkte: Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  von ihnen (Teilchenzahl) fliegen in einem Kasten mit Volumen Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  frei umher und üben durch Stöße gegen die Wand einen Druck Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  aus. Im zeitlichen Mittel ergibt sich nach der kinetischen Gastheorie für den Druck auf die Wand die Gleichung:

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Darin ist Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  die durchschnittliche kinetische Energie eines Teilchens.

Für die gesamte kinetische Energie Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  aller Teilchen ergibt sich durch Vergleich mit der Zustandsgleichung Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  des idealen Gases:

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Dieses Ergebnis folgt auch aus dem Gleichverteilungssatz der statistischen Mechanik, nach dem jedes Teilchen in jedem seiner Freiheitsgrade der Bewegung im Durchschnitt die Energie Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  besitzt; mit den drei Freiheitsgraden des einatomigen Gases ergibt sich

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

mit

  • der Boltzmann-Konstante Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  und
  • der Avogadro-Konstante Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern .

Der Massenpunkt hat Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  Freiheitsgrade, entsprechend den drei Raumdimensionen. Zwar kann ein einzelnes Atom auch rotieren in dem Sinn, dass es in seinen angeregten Zuständen höheren Drehimpuls hat als im Grundzustand. Diese Zustände entsprechen elektronischen Anregungen und haben Anregungsenergien, die aufgrund der Kleinheit des Massenträgheitsmoments wegen der Drehimpulsquantelung bei mindestens einigen eV liegen, also weit höher als die typische thermische Energie Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern , sodass im thermischen Gleichgewicht keine Anregung erfolgen kann Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern .

Identifiziert man die thermodynamische innere Energie Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  mit der gesamten kinetischen Energie, so folgt die kalorische Zustandsgleichung des einatomigen idealen Gases:

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

Daraus folgt:

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Größerer Temperaturbereich

Diese Werte stimmen mit Messungen an Edelgasen und an Quecksilberdampf hervorragend überein, wenn die Temperatur bzw. der Druck genügend weit über dem Verflüssigungspunkt liegt. Die erste Messung erfolgte im Jahr 1876 an dünnem Quecksilberdampf bei etwa 300 °C. Der über die Schallgeschwindigkeit bestimmte Isentropenexponent Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  bestätigte erstmals, dass freie Atome sich über einen großen Temperaturbereich wie Massenpunkte verhalten.

2-atomiges Gas

Das einfachste Modell für ein zweiatomiges Gas ist eine starre Hantel Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern . Sie hat Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  Freiheitsgrade für Translationsbewegungen des Schwerpunkts und Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  Freiheitsgrade für Rotationen um die beiden Achsen senkrecht zur Hantelachse; die (im makroskopischen mechanischen Modell gegebene) Möglichkeit der Rotation um die Hantelachse wird nicht mitgezählt, da beide Atomkerne auf der Rotationsachse liegen. Daher besitzen sie – wie beim einatomigen Gas – um diese Achse kein Massenträgheitsmoment und damit auch keine Rotationsenergie.

Mit den o. g. Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  Freiheitsgraden folgt aus dem Gleichverteilungssatz:

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Daraus folgt:

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Hierzu passen Messwerte für Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff etc. unter Normalbedingungen hervorragend.

Bei sehr niedrigen Temperaturen

Bei sehr kaltem Wasserstoff Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  wird eine Abnahme der Molwärme bis auf Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  beobachtet, was dem Verhalten eines einzelnen Massenpunkts entspricht. Dies wird erklärt durch den quantenphysikalischen Effekt, dass die Rotationsenergie nur diskrete Werte mit bestimmten Abständen annehmen kann (Energiestufen, Quantelung). Bei tiefen Temperaturen kann die Größenordnung der Energien, die typischerweise bei Stößen zwischen den Molekülen ausgetauscht werden (näherungsweise gegeben durch die thermische Energie Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern ), unter die niedrigste Stufe der Rotationsenergie sinken:

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In diesem Fall können durch die thermischen Stöße keine Rotationen mehr angeregt werden, die Rotationsfreiheitsgrade „frieren ein“, weshalb zweiatomige Gase bei tiefen Temperaturen modellmäßig wie einatomige Gase behandelt werden können:

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Dieser Effekt ist am deutlichsten ausgeprägt bei Wasserstoff, der bis zu sehr tiefen Temperaturen gasförmig bleibt und dessen Moleküle das kleinste Trägheitsmoment und damit auch die geringste Rotationsenergie haben (Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern ).

Bei hohen Temperaturen

Bei höheren Temperaturen steigen die Molwärmen

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Das wird erklärt durch das allmähliche „Auftauen“ der Freiheitsgrade für die Schwingung der beiden Atome gegeneinander, d. h., das Modell der starren Hantel gilt bei hohen Temperaturen nicht mehr:

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

Bei sehr hohen Temperaturen steigen die Molwärmen noch weiter.

3-atomiges Gas

Translations- und Rotationsbewegungen bringen je drei Freiheitsgrade:

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sofern nicht alle Kerne auf einer Linie liegen (dann gibt es nur zwei Rotationsfreiheitsgrade, Erläuterung s. o. bei zweiatomigem Gas).

Bei größeren Molekülen sind auch Teile der Schwingungsfreiheitsgrade schon bei Normalbedingungen angeregt:

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Dadurch steigen die Molwärmen höher als bei den 2-atomigen Gasen:

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weshalb der Isentropenexponent Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  weiter fällt:

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Für Moleküle mit mehr als drei Atomen gelten analoge Überlegungen, wobei die Zahl der Schwingungsbewegungen stark zunimmt, da jetzt auch Torsionsschwingungen, Bewegungen von Fragmenten relativ zueinander etc. auftreten.

Wärmekapazität von Festkörpern

Beobachtungen

Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 
Temperaturverlauf der Wärme­kapa­zität von Eisen (mit Peak bei der Curie-Temperatur)

Die molare Wärme von Festkörpern erreicht nach dem empirisch gefundenen Dulong-Petit-Gesetz bei genügend hohen Temperaturen näherungsweise den gleichen Wert:

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Zu niedrigen Temperaturen hin nimmt die spezifische Wärme ab, wobei die Form dieser Abhängigkeit für alle Festkörper sehr ähnlich ist, wenn die Temperatur geeignet skaliert wird. Bei sehr tiefer Temperatur nähert die spezifische Wärme sich dem Wert Null, dabei ähnelt der Verlauf für Nichtleiter der Funktion Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern , für Metalle der Funktion Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern . Bei ferromagnetischen Materialien wie z. B. Eisen liefert die Änderung der Magnetisierung einen Beitrag zur Wärmekapazität.

Modellsystem Massenpunkte

Das einfachste Modellsystem des Festkörpers besteht aus Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  Massenpunkten, die durch elastische Kräfte an ihre Ruhelage gebunden sind und unabhängig voneinander in jeweils drei Richtungen des Raumes schwingen können. Da jede Schwingung zwei Freiheitsgrade beisteuert, ist die Gesamtzahl der Freiheitsgrade Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  und die nach dem Gleichverteilungssatz vorhergesagte molare Wärmekapazität

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

was mit der Regel von Dulong-Petit übereinstimmt.

Einstein-Modell

Die Abnahme zu tieferen Temperaturen hin zeigt das Einfrieren der Schwingungen. Albert Einstein nahm 1907 an, dass die Schwingungen aller Teilchen dieselbe Frequenz Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  haben und ihre Energie sich nur stufenweise um jeweils Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  ändern kann (Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  ist die Planck-Konstante).

Debye-Modell

Debye-Temperatur ausgewählter Metalle
Metall Debye-
Temperatur
Eisen 0464 K
Aluminium 0426 K
Magnesium 0406 K
Kupfer 0345 K
Zinn 0195 K
Blei 0096 K

Peter Debye verfeinerte das Modell 1912 dahingehend, dass er statt von unabhängigen, individuellen Schwingungen der einzelnen Atome von den elastischen Schwingungen des ganzen Körpers ausging. Bei hoher Temperatur sind sie nach dem Gleichverteilungssatz alle angeregt und ergeben die spezifische Wärme in Übereinstimmung mit dem Wert Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern . Sie haben aber je nach Wellenlänge verschiedene Frequenzen, sodass ihre Energiestufen unterschiedlich weit auseinanderliegen und sich daher der Effekt des Einfrierens über einen weiteren Temperaturbereich verteilt. Nach diesem Debye-Modell wird die molare Wärmekapazität in Abhängigkeit von der Temperatur bestimmt:

    Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern 

Die Debye-Temperatur Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  als einzige vom Material abhängige Größe gibt den Wert an, mit dem die Temperatur zu skalieren ist, um eine für alle Stoffe einheitliche Kurve zu erhalten: Etwa bei der Temperatur Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  ist die molare Wärme auf die Hälfte ihres vollen Werts abgefallen.

Das Debye-Modell stimmt bei allen Temperaturen mit den Messungen an Festkörpern sehr gut überein. Es ergibt insbesondere auch in der Nähe des absoluten Nullpunkts richtig das Anwachsen der Wärmekapazität mit Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  bei Nichtleitern, während das Einstein-Modell hier ein viel zu schwaches Anwachsen vorhersagt.

Modellsystem Elektronengas

Um die lineare Abhängigkeit der Wärmekapazität von der Temperatur zu verstehen, die die elektrischen Leiter in der Nähe des absoluten Nullpunkts zeigen, kann man die Leitungselektronen als entartetes Fermigas auffassen. Mit Hilfe der Fermiverteilung und der Zustandsdichte eines freien Elektrons lässt sich daraus für niedrige Temperaturen die Temperaturabhängigkeit der Gesamtenergie und folglich auch die Wärmekapazität berechnen.

Das Ergebnis stimmt mit den Messwerten überein und ist weit geringer, als wenn man die Leitungselektronen als klassisches einatomiges ideales Gas (wie oben) betrachtete, das sich zusätzlich zu den Atomrümpfen im Festkörper befindet. Die Aufklärung dieser Diskrepanz von Spezifische Wärmekapazität: Definition, Wärmekapazität idealer Gase, Wärmekapazität von Festkörpern  gilt als ein wesentlicher Fortschritt in der Festkörperphysik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Werte für ausgewählte Materialien

Bei Normalbedingungen
Material c in kJ/(kg·K) Material c in kJ/(kg·K)
Feststoffe Gase (cp)
Eis (0 °C) 002,06 Wasserstoff 014,3
Holz 01,7 Helium 005,19
Gips 001,09 Methan 002,16
Aluminium 000,9 Wasserdampf (100 °C) 002,08
Glas 000,67–0,84 Butan 001,66
Eisen, Gusseisen 000,452–0,55 Luft (trocken) 001,01
Kupfer 000,382 Kohlenstoffdioxid 000,846
Silber 000,235 Argon 000,523
Blei 000,129 Baustoffe
Flüssigkeiten Holzfaserdämmstoff, Zelluloseflocken 002,1
Wasser 004,18 Polystyrol 001,4
Ethanol, Glycerin 002,43 Schamotte 01
Petroleum 002,14 Beton 000,88
Nitromethan 001,74 Mineralfaserdämmstoff 000,8
Quecksilber 000,139

Literatur

  • Wolfgang Demtröder: Experimentalphysik 3: Atome, Moleküle, Festkörper. Springer Lehrbuch 2005.
  • G. R. Stewart: Measurement of low‐temperature specific heat. In: Review of Scientific Instruments. Band 54, Nr. 1, 1983, S. 1–11, doi:10.1063/1.1137207.
  • Michael Tausch: Chemie SII, Stoff – Formel – Umwelt. C.C. Buchners Verlag, Bamberg 1993, ISBN 978-3-7661-6453-7.
  • Gustav Kortüm: Einführung in die chemische Thermodynamik. Verlag Chemie, Basel 1981, ISBN 3-527-25881-7 (oder Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981, ISBN 3-525-42310-1).
  • Walter J. Moore, Dieter O. Hummel: Physikalische Chemie. Verlag de Gruyter, Berlin / New York 1986, ISBN 3-11-010979-4.
  • David R. Lide: Handbook of Chemistry and Physics. 59. Ausgabe. CRC Press, Boca Raton 1978, ISBN 978-0-8493-0486-6, S. D-210, D-211.
  • Callen: Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics. Wiley & Sons. ISBN 978-0-471-86256-7.
Wikibooks: Spezifische Wärmekapazitäten – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

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