Normalverteilung: Wahrscheinlichkeitsverteilung

Die Normal- oder Gauß-Verteilung (nach Carl Friedrich Gauß) ist in der Stochastik ein wichtiger Typ stetiger Wahrscheinlichkeitsverteilungen.

Ihre Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion wird auch Gauß-Funktion, gaußsche Normalverteilung, gaußsche Verteilungskurve, Gauß-Kurve, gaußsche Glockenkurve, gaußsche Glockenfunktion, Gauß-Glocke oder schlicht Glockenkurve genannt. Sie hat die Form

Normalverteilung
Dichtefunktion
Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften Dichtefunktionen der Normalverteilung :
(blau), (rot), (gelb) und (grün).
Verteilungsfunktion
Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften Verteilungsfunktionen der Normalverteilungen:
(blau), (rot), (gelb) und (grün)
Parameter – Erwartungswert

– Varianz
( ist Lageparameter, ist Skalenparameter)

Träger
Dichtefunktion
Verteilungsfunktion
– mit Fehlerfunktion
Erwartungswert
Median
Modus
Varianz
Schiefe
Wölbung
Entropie
Momenterzeugende Funktion
Charakteristische Funktion
Fisher-Information

mit dem Erwartungswert und der Standardabweichung .

Die besondere Bedeutung der Normalverteilung beruht unter anderem auf dem zentralen Grenzwertsatz, dem zufolge Verteilungen, die durch additive Überlagerung einer großen Zahl von unabhängigen Einflüssen entstehen, unter schwachen Voraussetzungen annähernd normalverteilt sind.

In der Messtechnik wird häufig eine Normalverteilung angesetzt, um die Streuung von Messwerten zu beschreiben. Die Abweichungen der Messwerte vieler natur-, wirtschafts- und ingenieurwissenschaftlicher Vorgänge vom Erwartungswert lassen sich durch die Normalverteilung in guter Näherung beschreiben (vor allem Prozesse, die in mehreren Faktoren unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen wirken).

Zufallsvariablen mit Normalverteilung benutzt man zur Beschreibung zufälliger Vorgänge wie:

Der Erwartungswert kann als Schwerpunkt der Verteilung interpretiert werden. Die Standardabweichung gibt ihre Breite an.

Geschichte

Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Gaußsche Glockenkurve und Formel für die Dichtefunktion der Normalverteilung auf einem deutschen Zehn-Mark-Schein der 1990er Jahre

Im Jahre 1733 zeigte Abraham de Moivre in seiner Schrift The Doctrine of Chances im Zusammenhang mit seinen Arbeiten am Grenzwertsatz für Binomialverteilungen eine Abschätzung des Binomialkoeffizienten, die als Vorform der Normalverteilung gedeutet werden kann.

Die für die Normierung der Normalverteilungsdichte zur Wahrscheinlichkeitsdichte notwendige Berechnung des nichtelementaren Integrals

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

gelang Pierre-Simon Laplace im Jahr 1782 (nach anderen Quellen Poisson).

Im Jahr 1809 publizierte Gauß sein Werk Theoria motus corporum coelestium in sectionibus conicis solem ambientium (deutsch Theorie der Bewegung der in Kegelschnitten sich um die Sonne bewegenden Himmelskörper), das neben der Methode der kleinsten Quadrate und der Maximum-Likelihood-Schätzung die Normalverteilung definiert. Wiederum Laplace war es, der 1810 den Satz vom zentralen Grenzwert bewies, der die Grundlage der theoretischen Bedeutung der Normalverteilung darstellt und de Moivres Arbeit am Grenzwertsatz für Binomialverteilungen abschloss.

Adolphe Quetelet erkannte schließlich bei Untersuchungen des Brustumfangs von mehreren tausend Soldaten im Jahr 1845 eine verblüffende Übereinstimmung mit der Normalverteilung und brachte die Normalverteilung in die angewandte Statistik.

Zunächst wurde die Normalverteilung als Fehlergesetz (Law of Error) oder Fehlerkurve (error curve) bezeichnet. Die erste unzweideutige Verwendung der Bezeichnung „Normalverteilung“ für die Verteilung mit der Formulierung „Normal Curve of Distribution“ wird Francis Galton (1889) zugeschrieben. Der Wissenschaftshistoriker Stephen M. Stigler identifizierte drei frühere – vermutlich voneinander unabhängige – Verwendungen des Wortes normal im Zusammenhang mit der später Normalverteilung genannten Verteilung durch Charles S. Peirce (1873), Francis Galton (1877) und Wilhelm Lexis (1877), dabei werden eher die beobachteten Werte oder Teile der beobachteten Werte als „normal“ bezeichnet.

Definition

Eine Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  hat eine Normalverteilung mit Erwartungswert Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  bzw. Varianz Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , wobei Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , oft geschrieben als Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , wenn Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  die folgende Wahrscheinlichkeitsdichte hat:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Eine Zufallsvariable, deren Wahrscheinlichkeitsverteilung eine Normalverteilung ist, heißt normalverteilt. Eine normalverteilte Zufallsvariable heißt auch gaußsche Zufallsvariable.

Eine Normalverteilung mit den Parametern Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  heißt Standardnormalverteilung, standardisierte Normalverteilung oder normierte Normalverteilung. Eine Zufallsvariable, deren Wahrscheinlichkeitsverteilung eine Standardnormalverteilung ist, heißt standardnormalverteilt. Eine standardnormalverteilte Zufallsvariable hat die Dichtefunktion

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften ,

siehe auch Fehlerintegral.

Zur mehrdimensionalen Verallgemeinerung siehe Mehrdimensionale Normalverteilung.

Alternative Definition

Alternativ lässt sich die Normalverteilung auch über ihre charakteristische Funktion definieren:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Diese Definition erweitert die obige Definition zusätzlich um den Fall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Eigenschaften

Erwartungswert und Varianz

Ist Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , dann gilt für den Erwartungswert

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

und für die Varianz

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Insbesondere ist der Erwartungswert der Standardnormalverteilung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , denn für Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gilt

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

da der Integrand integrierbar und punktsymmetrisch ist.

Standardisierung

Eine Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  wird durch Standardisierung in eine standardnormalverteilte Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  überführt.

Verteilungsfunktion

Die Wahrscheinlichkeitsdichte einer normalverteilten Zufallsvariable ist nicht elementar integrierbar, sodass Wahrscheinlichkeiten numerisch berechnet werden müssen. Die Wahrscheinlichkeiten können mithilfe einer Standardnormalverteilungstabelle berechnet werden, die eine Standardform verwendet. Dabei bedient man sich der Tatsache, dass die lineare Transformation einer normalverteilten Zufallsvariablen zu einer neuen Zufallsvariable führt, die ebenfalls normalverteilt ist. Konkret heißt das, wenn Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , wobei Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Konstanten sind mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , dann gilt Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Damit bilden Normalverteilungen eine Lage-Skalen-Familie.

Die Verteilungsfunktion der Normalverteilung ist durch

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

gegeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  eine Realisierung im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  hat, ist damit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .


Wenn man durch die Substitution Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  statt Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  eine neue Integrationsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  einführt, ergibt sich mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  (gemäß dem oben angeführten Linearitätskriterium)

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Dabei ist Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Mit der Fehlerfunktion Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  lässt sich Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  darstellen als

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Funktionsgraph

Der Graph der Dichtefunktion Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  bildet eine Gaußsche Glockenkurve und ist achsensymmetrisch mit dem Parameter Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  als Symmetriezentrum, der auch den Erwartungswert, den Median und den Modus der Verteilung darstellt. Vom zweiten Parameter Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  hängen Höhe und Breite der Wahrscheinlichkeitsdichte ab, die Wendepunkte liegen bei Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Der Graph der Verteilungsfunktion Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  ist punktsymmetrisch zum Punkt Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Für Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gilt insbesondere Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  für alle Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Als Wahrscheinlichkeitsverteilung ist die Gesamtfläche unter der Kurve gleich Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Dass jede Normalverteilung normiert ist, ergibt sich über die lineare Substitution Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften :

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Für die Normiertheit des letzteren Integrals siehe Fehlerintegral.

Momenterzeugende Funktion und höhere Momente

Die momenterzeugende Funktion der Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -verteilten Normalverteilung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  lautet

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Nach dem stochastischen Moment 1. Ordnung, dem Erwartungswert, und dem zentralen Moment 2. Ordnung, der Varianz, ist die Schiefe das zentrale Moment 3. Ordnung. Es ist unabhängig von den Parametern Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  immer den Wert Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Die Wölbung als zentrales Moment 4. Ordnung ist ebenfalls von Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  unabhängig und ist gleich Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Um die Wölbungen anderer Verteilungen besser einschätzen zu können, werden sie oft mit der Wölbung der Normalverteilung verglichen. Dabei wird die Wölbung der Normalverteilung auf Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  normiert (Subtraktion von 3); diese Größe wird als Exzess bezeichnet.

Die ersten Momente wie sind folgt:

Ordnung Moment zentrales Moment
Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
0 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
1 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
2 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
3 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
4 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
5 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
6 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
7 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
8 Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Alle zentralen Momente Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  lassen sich durch die Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  darstellen:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

dabei wurde die Doppelfakultät verwendet:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Auch für Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  kann eine Formel für nicht-zentrale Momente angegeben werden. Dafür transformiert man Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und wendet den binomischen Lehrsatz an.

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Die mittlere absolute Abweichung ist Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und der Interquartilsabstand Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Standardabweichung

Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Intervalle um Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  bei der Normalverteilung

Aus der Standardnormalverteilungstabelle ist ersichtlich, dass für normalverteilte Zufallsvariablen jeweils ungefähr

    68,3 % der Realisierungen im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften ,
    95,4 % im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und
    99,7 % im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

liegen. Da in der Praxis viele Zufallsvariablen annähernd normalverteilt sind, werden diese Werte aus der Normalverteilung oft als Faustformel benutzt. So wird beispielsweise Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  oft als die halbe Breite des Intervalls angenommen, das die mittleren zwei Drittel der Werte in einer Stichprobe umfasst.

Realisierungen außerhalb der zwei- bis dreifachen Standardabweichung gelten oft als verdächtig, Ausreißer zu sein. Sie können ein Hinweis auf grobe Fehler der Datenerfassung oder auch auf das Nichtvorhandensein einer Normalverteilung sein. Andererseits liegt bei einer Normalverteilung im Durchschnitt ca. jeder 20. Messwert außerhalb der zweifachen Standardabweichung und ca. jeder 370. Messwert außerhalb der dreifachen Standardabweichung, ohne dass es sich dabei um Ausreißer handelt.

Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  einer standardnormalverteilten Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  von Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  einer standardnormalverteilten Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  von Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine normalverteilte Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  einen Wert im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  annimmt, ist genau so groß, wie die Wahrscheinlichkeit, dass ein standardnormalverteilte Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  einen Wert im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  annimmt, es gilt also

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Damit können bestimmte Wahrscheinlichkeitsaussagen für Normalverteilungen mit beliebigen Parametern Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  auf die Standardnormalverteilung zurückgeführt werden.

Die Wahrscheinlichkeit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  kann alternativ durch die Verteilungsfunktion Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  der Standardnormalverteilung oder durch die Fehlerfunktion Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  ausgedrückt werden:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Umgekehrt ist zu einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  die Stelle Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , für die Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gilt, durch

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

gegeben.

Wahrscheinlichkeiten für eine standardnormalverteilte Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
0,674490 50 % 50 %
1 68,268 9492 % 31,731 0508 %
1,17741
(Halbwertsbreite)
76,096 8106 % 23,903 1891 %
1,644854 90 % 10 %
2 95,449 9736 % 4,550 0264 %
2,575829 99 % 1 %
3 99,730 0204 % 0,269 9796 %
3,290527 99,9 % 0,1 %
3,890592 99,99 % 0,01 %
4 99,993 666 % 0,006 334 %
4,417173 99,999 % 0,001 %
4,891638 99,9999 % 0,0001 %
5 99,999 942 6697 % 0,000 057 3303 %
5,326724 99,999 99 % 0,000 01 %
5,730729 99,999 999 % 0,000 001 %
6 99,999 999 8027 % 0,000 000 1973 %

Halbwertsbreite

Der Wert der Dichtefunktion der Standardnormalverteilung fällt auf die Hälfte des Maximums, wenn Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , also bei Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Die Halbwertsbreite ist damit das Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften fache der Standardabweichung.

Variationskoeffizient

Aus Erwartungswert Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  der Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -Verteilung erhält man unmittelbar den Variationskoeffizienten

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Kumulanten

Die kumulantenerzeugende Funktion ist

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Damit ist die erste Kumulante Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , die zweite ist Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und alle weiteren Kumulanten verschwinden.

Charakteristische Funktion

Die charakteristische Funktion für eine standardnormalverteilte Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  ist

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Für eine Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  erhält man daraus mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften :

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Invarianz gegenüber Faltung

Die Normalverteilung ist invariant gegenüber der Faltung, d. h., die Summe unabhängiger normalverteilter Zufallsvariablen ist wieder normalverteilt (siehe dazu auch unter stabile Verteilungen bzw. unter unendliche teilbare Verteilungen). Somit bildet die Normalverteilung eine Faltungshalbgruppe in ihren beiden Parametern. Eine veranschaulichende Formulierung dieses Sachverhaltes lautet: Die Faltung einer Gaußkurve der Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  mit einer Gaußkurve der Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  ergibt wieder eine Gaußkurve mit der Standardabweichung

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Sind also Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  zwei unabhängige Zufallsvariablen mit

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

so ist deren Summe ebenfalls normalverteilt:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Das kann beispielsweise mit Hilfe von charakteristischen Funktionen gezeigt werden, indem man verwendet, dass die charakteristische Funktion der Summe das Produkt der charakteristischen Funktionen der Summanden ist (vgl. Faltungssatz der Fouriertransformation).

Damit ist jede Linearkombination wieder normalverteilt. Nach dem Satz von Cramér gilt sogar die Umkehrung: Ist eine normalverteilte Zufallsvariable die Summe von unabhängigen Zufallsvariablen, dann sind die Summanden ebenfalls normalverteilt. Man spricht davon, dass die Normalverteilung reproduktiv ist bzw. die Reproduktivitätseigenschaft besitzt.

Die Dichtefunktion der Normalverteilung ist ein Fixpunkt der Fourier-Transformation, d. h., die Fourier-Transformierte einer Gaußkurve ist wieder eine Gaußkurve. Das Produkt der Standardabweichungen dieser korrespondierenden Gaußkurven ist konstant; es gilt die Heisenbergsche Unschärferelation.

Entropie

Eine normalverteilte Zufallsvariable hat die Shannon-Entropie Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Sie hat für gegebenen Erwartungswert und gegebene Varianz die größte Entropie unter allen stetigen Verteilungen.

Anwendung

Beispiel zur Standardabweichung

Die Körpergröße des Menschen ist näherungsweise normalverteilt. Bei einer Stichprobe von 1.284 Mädchen und 1.063 Jungen zwischen 14 und 18 Jahren wurde bei den Mädchen eine durchschnittliche Körpergröße von 166,3 cm (Standardabweichung 6,39 cm) und bei den Jungen eine durchschnittliche Körpergröße von 176,8 cm (Standardabweichung 7,46 cm) gemessen.

Demnach lässt obige Schwankungsbreite erwarten, dass 68,3 % der Mädchen eine Körpergröße im Bereich 166,3 cm ± 6,39 cm und 95,4 % im Bereich 166,3 cm ± 12,8 cm haben, also

  • 16 % [≈ (100 % − 68,3 %)/2] der Mädchen kleiner als 160 cm (und 16 % entsprechend größer als 173 cm) sind und
  • 2,5 % [≈ (100 % − 95,4 %)/2] der Mädchen kleiner als 154 cm (und 2,5 % entsprechend größer als 179 cm) sind.

Für die Jungen lässt sich erwarten, dass 68,3 % eine Körpergröße im Bereich 176,8 cm ± 7,46 cm und 95,4 % im Bereich 176,8 cm ± 14,92 cm haben, also

  • 16 % der Jungen kleiner als 169 cm (und 16 % größer als 184 cm) und
  • 2,5 % der Jungen kleiner als 162 cm (und 2,5 % größer als 192 cm) sind.

Kontaminierte Normalverteilung

Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Normalverteilung (a) und kontaminierte Normalverteilung (b)

Von der Verteilung

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

ist die Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Die Verteilung ist optisch kaum von der Normalverteilung zu unterscheiden (siehe Bild), aber bei ihr liegen im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  92,5 % der Werte. Solche kontaminierten Normalverteilungen sind in der Praxis häufig; das genannte Beispiel beschreibt die Situation, wenn zehn Präzisionsmaschinen etwas herstellen, aber eine davon schlecht justiert ist und mit zehnmal so hohen Abweichungen wie die anderen neun produziert.

Gestutzte Normalverteilung

Bei der gestutzten Normalverteilung ist die Wahrscheinlichkeitsdichte Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  außerhalb eines Intervalls Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gleich Null. Entsprechend erhöht sich Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  in dem Intervall, so dass das Integral Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  bleibt.

Six Sigma

Da der Anteil der Werte außerhalb der sechsfachen Standardabweichung mit ca. 2 ppb verschwindend klein wird, gilt ein solches Intervall als gutes Maß für eine nahezu vollständige Abdeckung aller Werte. Das wird im Qualitätsmanagement durch die Methode Six Sigma genutzt, indem die Prozessanforderungen Toleranzgrenzen von mindestens Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  vorschreiben. Allerdings geht man dort von einer langfristigen Erwartungswertverschiebung um 1,5 Standardabweichungen aus, sodass der zulässige Fehleranteil auf 3,4 ppm steigt. Dieser Fehleranteil entspricht einer viereinhalbfachen Standardabweichung (Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften ). Ein weiteres Problem der Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -Methode ist, dass die Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -Punkte praktisch nicht bestimmbar sind. Bei unbekannter Verteilung (d. h., wenn es sich nicht ganz sicher um eine Normalverteilung handelt) grenzen zum Beispiel die Extremwerte von 1.400.000.000 Messungen ein 75-%-Konfidenzintervall für die Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -Punkte ein.

Beziehungen zu anderen Verteilungsfunktionen

Normalverteilung als Grenzverteilung der Binomialverteilung

Die Binomialverteilung ist eine diskrete Verteilung, die sich aus einer Anzahl an Versuchen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  ergibt. Jeder einzelne Versuch hat die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Die Binomialverteilung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gibt dann die Wahrscheinlichkeit an, dass die Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Versuche genau Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -mal ein Erfolg war, mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Durch einen Grenzübergang für Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  ergeben sich die Dichtefunktion einer Normalverteilung aus der Wahrscheinlichkeitsfunktion der Binomialverteilung (lokaler Grenzwertsatz von Moivre-Laplace) und die Verteilungsfunktion einer Normalverteilung aus der Verteilungsfunktion der Binomialverteilung (globaler Grenzwertsatz von Moivre-Laplace). Dies ist eine Rechtfertigung dafür, die Binomialverteilung mit den Parametern Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  für hinreichend große Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  durch die Normalverteilung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  zu approximieren.

Approximation der Binomialverteilung durch die Normalverteilung

Die Normalverteilung kann zur Approximation der Binomialverteilung verwendet werden, wenn der Stichprobenumfang hinreichend groß und in der Grundgesamtheit der Anteil der gesuchten Eigenschaft weder zu groß noch zu klein ist (Satz von Moivre-Laplace, zentraler Grenzwertsatz, zur experimentellen Bestätigung siehe auch unter Galtonbrett).

Ist ein Bernoulli-Versuch mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  voneinander unabhängigen Stufen (bzw. Zufallsexperimenten) mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gegeben, so lässt sich die Wahrscheinlichkeit für Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Erfolge allgemein durch Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  berechnen (Binomialverteilung).

Diese Binomialverteilung kann durch eine Normalverteilung approximiert werden, wenn Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  hinreichend groß und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  weder zu groß noch zu klein ist. Als Faustregel dafür gilt Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Für den Erwartungswert Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und die Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gilt dann:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Damit gilt für die Standardabweichung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Falls diese Bedingung nicht erfüllt sein sollte, ist die Ungenauigkeit der Näherung immer noch vertretbar, wenn gilt: Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und zugleich Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Folgende Näherung ist dann brauchbar:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Bei der Normalverteilung wird die untere Grenze um 0,5 verkleinert und die obere Grenze um 0,5 vergrößert, um eine bessere Approximation gewährleisten zu können. Dies nennt man auch „Stetigkeitskorrektur“. Nur wenn Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  einen sehr hohen Wert besitzt, kann auf sie verzichtet werden.

Da die Binomialverteilung diskret ist, muss auf einige Punkte beim Rechnen mit einer binomialverteilten Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  geachtet werden:

  • Der Unterschied zwischen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  oder Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  (sowie zwischen größer und größer gleich) muss beachtet werden (was ja bei der Normalverteilung nicht der Fall ist). Deshalb muss bei Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  die nächstkleinere natürliche Zahl gewählt werden, d. h.
      Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  bzw. Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften ,
    damit mit der Normalverteilung weitergerechnet werden kann.
    Zum Beispiel: Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
  • Außerdem ist
      Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
      Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
      Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  (unbedingt mit Stetigkeitskorrektur)
    und lässt sich somit durch die oben angegebene Formel berechnen.

Der große Vorteil der Approximation liegt darin, dass sehr viele Stufen einer Binomialverteilung sehr schnell und einfach bestimmt werden können.

Beziehung zur Cauchy-Verteilung

Der Quotient von zwei stochastisch unabhängigen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -standardnormalverteilten Zufallsvariablen ist Cauchy-verteilt.

Beziehung zur Chi-Quadrat-Verteilung

Das Quadrat einer standardnormalverteilten Zufallsvariablen hat eine Chi-Quadrat-Verteilung mit einem Freiheitsgrad. Also: Wenn Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , dann Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Weiterhin gilt: Wenn Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gemeinsam stochastisch unabhängige Chi-Quadrat-verteilte Zufallsvariablen sind, dann gilt

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Daraus folgt mit unabhängig und standardnormalverteilten Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften :

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Weitere Beziehungen sind:

  • Die Summe Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  unabhängigen normalverteilten Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  genügt einer Chi-Quadrat-Verteilung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Freiheitsgraden.
  • Die Chi-Quadrat-Verteilung wird zur Konfidenzschätzung für die Varianz einer normalverteilten Grundgesamtheit verwendet.

Beziehung zur Rayleigh-Verteilung

Der Betrag Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  zweier unabhängiger normalverteilter Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , jeweils mit Mittelwert Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und gleichen Varianzen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , ist Rayleigh-verteilt mit Parameter Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Beziehung zur logarithmischen Normalverteilung

Ist die Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  normalverteilt mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , dann ist die Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  logarithmisch-normalverteilt, also Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Die Entstehung einer logarithmischen Normalverteilung ist auf multiplikatives, die einer Normalverteilung auf additives Zusammenwirken vieler Zufallsvariablen zurückführen.

Beziehung zur F-Verteilung

Wenn die stochastisch unabhängigen und normalverteilten Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  die Parameter

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

und

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

besitzen, dann unterliegt die Zufallsvariable

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

einer F-Verteilung mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Freiheitsgraden. Dabei sind

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Beziehung zur studentschen t-Verteilung

Wenn die stochastisch unabhängigen Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  identisch normalverteilt sind mit den Parametern Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , dann unterliegt die stetige Zufallsvariable

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

mit dem Stichprobenmittel Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und der Stichprobenvarianz Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  einer studentschen t-Verteilung mit Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  Freiheitsgraden.

Für eine zunehmende Anzahl an Freiheitsgraden nähert sich die studentsche t-Verteilung der Normalverteilung immer näher an. Als Faustregel gilt, dass man ab ca. Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  die studentsche t-Verteilung bei Bedarf durch die Normalverteilung approximieren kann.

Die studentsche t-Verteilung wird zur Konfidenzschätzung für den Erwartungswert einer normalverteilten Zufallsvariable bei unbekannter Varianz verwendet.

Testen auf Normalverteilung

Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Quantile einer Normalverteilung und einer Chi-Quadrat-Verteilung
Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
Eine χ²-verteilte Zufallsvariable mit 5 Freiheitsgraden wird auf Normalverteilung getestet. Für jeden Stichprobenumfang werden 10.000 Stichproben simuliert und anschließend jeweils 5 Anpassungstests zu einem Niveau von 5 % durchgeführt.

Um zu überprüfen, ob vorliegende Daten normalverteilt sind, können unter anderen folgende Methoden und Tests angewandt werden:

Die Tests haben unterschiedliche Eigenschaften hinsichtlich der Art der Abweichungen von der Normalverteilung, die sie erkennen. So erkennt der Kolmogorov-Smirnov-Test Abweichungen in der Mitte der Verteilung eher als Abweichungen an den Rändern, während der Jarque-Bera-Test ziemlich sensibel auf stark abweichende Einzelwerte an den Rändern („schwere Ränder“) reagiert.

Beim Lilliefors-Test muss im Gegensatz zum Kolmogorov-Smirnov-Test nicht standardisiert werden, d. h., Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  der angenommenen Normalverteilung dürfen unbekannt sein.

Mit Hilfe von Quantil-Quantil-Diagrammen bzw. Normal-Quantil-Diagrammen ist eine einfache grafische Überprüfung auf Normalverteilung möglich.
Mit der Maximum-Likelihood-Methode können die Parameter Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  der Normalverteilung geschätzt und die empirischen Daten mit der angepassten Normalverteilung grafisch verglichen werden.

Erzeugung normalverteilter Zufallszahlen

Alle folgenden Verfahren erzeugen standardnormalverteilte Zufallszahlen. Durch lineare Transformation lassen sich hieraus beliebige normalverteilte Zufallszahlen erzeugen: Ist die Zufallsvariable Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -verteilt, so ist Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  schließlich Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -verteilt.

Box-Muller-Methode

Nach der Box-Muller-Methode lassen sich zwei unabhängige, standardnormalverteilte Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  aus zwei unabhängigen, gleichverteilten Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , sogenannten Standardzufallszahlen, simulieren:

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

und

    Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Polar-Methode

Die Polar-Methode von George Marsaglia ist auf einem Computer schneller, da sie keine Auswertungen von trigonometrischen Funktionen benötigt:

  1. Erzeuge zwei voneinander unabhängige, im Intervall Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  gleichverteilte Zufallszahlen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 
  2. Berechne Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften . Falls Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  oder Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften , gehe zurück zu Schritt 1.
  3. Berechne Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .
  4. Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  für Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  liefert zwei voneinander unabhängige, standardnormalverteilte Zufallszahlen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  und Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften .

Ziggurat-Algorithmus

Der Ziggurat-Algorithmus, der ebenfalls von George Marsaglia entwickelt wurde, ist effizienter als die Box-Muller-Methode. Er ist der voreingestellte Algorithmus, mit dem in Matlab und Octave normalverteilte Zufallszahlen erzeugt werden.

Verwerfungsmethode

Normalverteilungen lassen sich mit der Verwerfungsmethode (siehe dort) simulieren.

Inversionsmethode

Die Normalverteilung lässt sich auch mit der Inversionsmethode berechnen.

Mit der Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften -gleichverteilten Verteilung Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  wird über die Inverse Verteilungsfunktion die Standardnormalverteilung erzeugt:

Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften 

Da die inverse Verteilungsfunktion nicht explizit mit elementaren Funktionen darstellbar ist, muss man auf eine komplexere numerische Darstellung zurückgreifen, mit relativ hohem Aufwand. Reihenentwicklungen sind in der Literatur zu finden.

Zwölferregel

Die Zwölferregel liefert keine exakte Normalverteilung, diese wird nur genähert. Der zentrale Grenzwertsatz besagt, dass sich unter bestimmten Voraussetzungen die Verteilung der Summe unabhängig und identisch verteilter Zufallszahlen einer Normalverteilung nähert.

Nach der Zwölferregel, wird die Standardnormalverteilung durch die Summe Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  von zwölf im Intervall [0,1] gleichverteilten Zufallszahlen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  berechnet wird. Der Mittelwert von Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  ist 6, die Varianz ist 1. Dies führt für viele Anwendungen bereits zu passablen Verteilungen. Das Verfahren ist allerdings weder effizient, noch wird eine echte Normalverteilung erreicht.

Zudem ist die geforderte Unabhängigkeit der zwölf Zufallsvariablen Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  bei den immer noch häufig verwendeten Linearen Kongruenzgeneratoren (LKG) nicht garantiert. Im Gegenteil wird vom Spektraltest für LKG meist nur die Unabhängigkeit von maximal vier bis sieben der Normalverteilung: Geschichte, Definition, Eigenschaften  garantiert. Für numerische Simulationen ist die Zwölferregel daher sehr bedenklich und sollte, wenn überhaupt, dann ausschließlich mit aufwändigeren, aber besseren Pseudo-Zufallsgeneratoren wie z. B. dem Mersenne-Twister (Standard in Python, GNU R) oder WELL genutzt werden. Andere, sogar leichter zu programmierende Verfahren, sind daher der Zwölferregel vorzuziehen.

Anwendungen außerhalb der Wahrscheinlichkeitsrechnung

In der Statistik ist die Normalverteilung eine wichtige Wahrscheinlichkeitsverteilung. Sie wird verwendet zur Modellierung einer Merkmalsverteilung in der Grundgesamtheit und zur Modellierung der Verteilung von Messfehlern. Außerdem entsteht sie als asymptotische Verteilung von Schätzfunktionen und allgemeineren Statistiken, siehe dazu zentrale Grenzwertsätze der Statistik.

Die Normalverteilung lässt sich auch zur Beschreibung nicht direkt stochastischer Sachverhalte verwenden, etwa in der Physik für das Amplitudenprofil der Gauß-Strahlen und andere Verteilungsprofile.

Zudem findet sie Verwendung in der Gabor-Transformation im Bereich der Signal- und Bildbearbeitung.

Siehe auch

Literatur

  • Catherine Forbes, Merran Evans, Nicholas Hastings, Brain Peacock (Hrsg.): Statistical Distributions. 4. Auflage. Wiley & Sons, Hoboken 2011, ISBN 978-0-470-39063-4, Kap. 33: Normal (Gaussian) Distribution, S. 143–148.
  • P. H. Müller (Hrsg.): Lexikon der Stochastik – Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik. 5. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-05-500608-1, Normalverteilung, S. 288–290.
  • Horst Rinne: Taschenbuch der Statistik. 4. Auflage. Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8171-1827-4, Teil B, Kap. 3.10.1: Eindimensionale Normalverteilung, S. 298–306.
  • Jagdish K. Patel, Campbell R. Read: Handbook of the Normal Distribution (= Statistics:Textbooks and Monographs). Second edition, revised and expanded Auflage. Dekker, New York / Basel / Hong Kong 1966, ISBN 0-8247-9342-0.
  • Stephen M. Stigler: The history of statistics: the measurement of uncertainty before 1900. Belknap Series. Harvard University Press, 1986. ISBN 978-0-674-40341-3.
Commons: Normalverteilung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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