Veronika Grimm: Deutsche VWL-Wirtschaftswissenschaftlerin und Hochschullehrerin, Mitglied der Wirtschaftsweisen

Veronika Grimm (* 5.

September">5. September 1971 in Rendsburg) ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin und seit 2008 Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie ist zudem Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung des Energie Campus Nürnberg (EnCN), Vorständin des Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) und Direktorin des Laboratory for Experimental Research Nuremberg (LERN). 2020 wurde sie in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen.

Leben

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und der Soziologie an den Universitäten Hamburg und Kiel promovierte sie im Jahre 2002 an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Elmar Wolfstetter. Anschließend war Grimm an der Universidad de Alicante und drei Jahre an der Universität zu Köln, wo sie sich bei Axel Ockenfels habilitierte. Sie verbrachte längere Forschungsaufenthalte an der Université Libre de Bruxelles und der Université Catholique de Louvain.

2008 erfolgte der Ruf an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo sie Direktorin des Laboratory for Experimental Research Nuremberg (LERN) wurde. 2010 wurde sie Leiterin der Economy-Abteilung des Energie Campus Nürnberg (EnCN).

2022 wurde Grimm in die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) gewählt, 2024 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. 2023 erhielt sie den Gustav-Stolper-Preis und den Arthur-Burkhardt-Preis.

Zum 1. März 2024 wechselt sie an die Technische Universität Nürnberg.

Ämter

Grimm ist in mehreren Gremien und Beiräten aktiv, unter anderem im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Mitgliedschaft ruht), in der Expertenkommission zum Monitoringprozess „Energie der Zukunft“ am BMWi, im Zukunftskreis des Bundesministerium für Bildung und Forschung, im Sachverständigenrat für Verbraucherfragen sowie im Energy Steering Panel des European Academies Science Advisory Council (EASAC).

2020 wurde Grimm zusammen mit Monika Schnitzer als sogenannte Wirtschaftsweise in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen. Ihre Positionen im Sachverständigenrat werden von der Wirtschaftsjournalistin Maja Brankovic so beschrieben: „Bei ihr verbindet sich das Beharren auf Disziplin bei den Staatsausgaben mit einem Fokus auf Umwelt und Ungleichheit. In der Öffentlichkeit spricht sie häufig über Energiepolitik, wirbt für einen CO2-Preis, das Thema Wasserstoff ist ihr Steckenpferd.“

Vor ihrer beabsichtigten Annahme eines Sitzes in den Aufsichtsrat von Siemens Energy wurde Grimm Anfang 2024 von allen anderen vier Wirtschaftsweisen schriftlich aufgefordert, den Sachverständigenrat vor dem Hintergrund eines Interessenkonflikts für den Fall zu verlassen, sollte sie ein entsprechendes Mandat bei dem Energietechnik-Konzern annehmen. Der Compliance-Fachmann Christian Strenger erkannte demgegenüber keinen Interessenkonflikt, denn beide Gremien hätten fundamental unterschiedliche Aufgaben und Funktionen, die Interessenkonflikte bei sachgemäßer Handhabung ausschließen. Im Sachverständigenrat können Grimms im Aufsichtsrat gewonnenen Erkenntnisse gerade angesichts der gesamtwirtschaftlich prekären Situation Deutschlands und der Notwendigkeit der Stärkung des privaten Sektors durchaus positiv sein. Am 26. Februar 2024 wurde sie gegen die Stimmen des Großaktionärs Siemens in den Aufsichtsrat gewählt.

Positionen

Im Rahmen der hohen Inflation in Europa nach dem russischen Überfall der Ukraine sprach sich Grimm weitgehend für das erste Entlastungspaket der Bundesregierung, aber gegen Subventionen wie die geplante Steuersenkung auf Kraftstoffe oder Energiepreissenkungen für Unternehmen aus. Die hohen Gaspreise seien etwa „wichtig, damit an den richtigen Stellen Gas eingespart oder substituiert wird“. Zwar könne es durch die hohen Energiepreise passieren, „dass Produktion ins Ausland verlagert wird und auch nicht zurückkommt“ – hier gebe es jedoch Situationen, „wo man Abwanderung hinnehmen muss.“ Auch im Falle eines Gasembargos gegen Russland, welches Grimm fordert, solle die Bundesregierung keine Energiepreissenkungen vornehmen. Man bräuchte stattdessen etwa „kurzfristige Unternehmenshilfen und Kurzarbeit, um die Folgen eines Lieferstopps abzufedern – ähnlich wie in der Coronakrise.“ Grimm sprach sich auch gegen die vorübergehende Senkung der Mineralölsteuer zur Entlastung der Bürger von den gestiegenen Tankkosten aus, da hiervon „typischerweise die Besserverdienenden“ profitierten.

Eine Übergewinnsteuer und Vermögenssteuer lehnt sie ab. Selbiges gilt für Praktiken der Ressourcenschonung durch verstärkte Anreize für Commoning sowie Degrowth.

Grimm sprach sich für Frauenquoten aus.

Forschung

Die Forschungsschwerpunkte von Grimm liegen in den Bereichen Energiemärkte und Energiemarktmodellierung, Verhaltensökonomie, soziale Netzwerke sowie Auktionen und Marktdesign. Am Energie Campus Nürnberg leitet sie den Forschungsbereich „Energiemarktdesign“.

Grimm betonte mehrmals die Bedeutung von Wasserstoff in der Energiewende, jedoch wäre aus ihrer Sicht ein Auto, das mitgeführten Wasserstoff mittels Bordkraftwerk in Strom verwandelt, um den elektrischen Motor zu betreiben, zu teuer, zu komplex, zu ineffizient.

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gab sie weiterhin an, es dürfe während des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft nicht nur um grünen Wasserstoff gehen. „Das ist ein sehr deutsches und zugleich gefährliches Narrativ.“

Privat

Veronika Grimm ist verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann, zwei Söhnen und einer Tochter in Nürnberg. In ihrer Freizeit trainiert sie eine E-Jugendmannschaft im Fußball.

Publikationen (Auswahl)

  • Grimm, V., Martin, A., Schmidt, M., Weibelzahl, M., & Zöttl, G. (2016): Transmission and generation investment in electricity markets: The effect of market splitting and network fee regimes. European Journal of Operational Research, 254(2), 493–509. doi:10.1016/j.ejor.2016.03.044
  • Feicht, R., Grimm, V., Rau, H., & Stephan, G. (2017): On the impact of quotas and decision rules in collective bargaining. European Economic Review, 100, 175–192. doi:10.1016/j.euroecorev.2017.08.004
  • Grimm, V., Schewe, L., Schmidt, M., & Zöttl, G. (2017): Uniqueness of market equilibrium on a network: A peak-load pricing approach. European Journal of Operational Research, 261(3), 971–983. doi:10.1016/j.ejor.2017.03.036
  • Cagala, T., Glogowsky, U., Grimm, V., & Rincke, J. (2018): Public Goods Provision with Rent-Extracting Administrators. Economic Journal. doi:10.1111/ecoj.12614
  • Veronika Grimm, Joachim Lang, Dirk Messner, Dirk Meyer, Lutz Meyer, Sigrid Nikutta, Stefan Schaible (Hrsg.): Deutschlands Neue Agenda. Die Transformation von Wirtschaft und Staat in eine klimaneutrale und digitale Gesellschaft. Econ, Berlin 2021, ISBN 978-3-430-21069-0.

Auszeichnungen (Auswahl)

Einzelnachweise

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