Stabsfeldwebel: Dienstgrad der Bundeswehr

Der Stabsfeldwebel ist ein militärischer Dienstgrad in der Bundeswehr und verschiedenen früheren Streitkräften im deutschsprachigen Raum.

Bundeswehr

Stabsfeldwebel
Stabsfeldwebel: Bundeswehr, Nationale Volksarmee, Wehrmacht  Stabsfeldwebel: Bundeswehr, Nationale Volksarmee, Wehrmacht 
Dienstgradabzeichen
Dienstgradgruppe Unteroffiziere mit Portepee
NATO-Rangcode OR-8
Dienstgrad Heer/Luftwaffe Stabsfeldwebel
Dienstgrad Marine Stabsbootsmann
Abkürzung (in Listen) StFw (SF)
Besoldungsgruppe A 9 nach BBesO

Der Dienstgrad Stabsfeldwebel wird durch den Bundespräsidenten mit der Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten auf Grundlage des Soldatengesetzes festgesetzt.

Befehlsbefugnis und Dienststellungen

In der Bundeswehr ist der Stabsfeldwebel ein Unteroffiziersdienstgrad, der gemäß der Zentralrichtlinie A-1420/24 „Dienstgrade und Dienstgradgruppen“ zur Dienstgradgruppe der Unteroffiziere mit Portepee zählt. Aufgrund der Zugehörigkeit zur Dienstgradgruppe der Unteroffiziere mit Portepee können Stabsfeldwebel auf Grundlage des § 4 („Vorgesetztenverhältnis auf Grund des Dienstgrades“) der Vorgesetztenverordnung innerhalb der dort gesetzten Grenzen Soldaten der Dienstgradgruppen Mannschaften und Unteroffizieren ohne Portepee Befehle erteilen.

Stabsfeldwebel werden beispielsweise als Kompaniefeldwebel größerer oder besonders herausgehobener Kompanien wie Brigadeeinheiten oder Stabskompanien, als Zugführer besonders spezialisierter Züge oder in Stäben eingesetzt. Aufgrund der Dienststellung können Stabsfeldwebel in den in der Vorgesetztenverordnung aufgezählten Fällen allen dienstlich oder fachlich unterstellten Soldaten Befehle erteilen.

Ernennung und Besoldung

Maßgebliche gesetzliche Grundlagen für die Ernennung zum Stabsfeldwebel trifft die Soldatenlaufbahnverordnung (SLV) und ergänzend die Zentralrichtlinie A-1340/49. Voraussetzung für die Ernennung zum Stabsfeldwebel ist die Zugehörigkeit zu einer der Laufbahnen der Feldwebel. Die Einstellung mit dem Dienstgrad Stabsfeldwebel ist möglich, wenn der Bewerber über in der Verwendung verwertbare Kenntnisse verfügt. Die meisten Stabsfeldwebel haben zuvor aber im Dienstgrad Hauptfeldwebel gedient. Der Dienstgrad kann i.d. Regel 16 Jahre nach Ernennung zum Feldwebel erreicht werden, davon mindestens 3 als Hauptfeldwebel. Die Mindestdienstzeit ab Beförderung zum Feldwebel stellt dabei sicher, dass Soldaten, die mit höherem Dienstgrad eingestellt wurden, genau so lange in der Laufbahn dienen müssen wie „regulär“ als Mannschaftsdienstgrad eingestellte Soldaten, sodass der Dienstgrad immer eine bestimmte Diensterfahrung mit sich bringt. Lediglich in besonderen Ausnahmefällen („Fliegendes Personal“, Kampfschwimmer und Personal, welches im KSK für besondere Einsätze verwendet wird) erfolgt eine Beförderung bereits 14 Jahre nach Ernennung zum Feldwebel, wobei ebenfalls mindestens 3 Jahre als Hauptfeldwebel gedient werden müssen.

Stabsfeldwebel werden nach der Bundesbesoldungsordnung (BBesO) mit A9 besoldet.

Dienstgradabzeichen

Stabsfeldwebel: Bundeswehr, Nationale Volksarmee, Wehrmacht 
Ein Stabsfeldwebel (rechts)

Das Dienstgradabzeichen für Stabsfeldwebel zeigt einen Kopfwinkel, darunter einen Winkel, beide mit der Spitze nach oben, und eine geschlossene Tresse als Schulterabzeichen.

Geschichte

Das Bundesministerium der Verteidigung setzte den Dienstgrad Stabsfeldwebel (ebenso Stabsbootsmann, Oberstabsfeldwebel und Oberstabsbootsmann) mit Einführung der Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes 1969 auf den Aussterbeetat. Neubeförderungen wurden erst seit Anfang 1983 wieder möglich. Spitzendienstgrad der Unteroffiziere war daher zeitweise der Hauptfeldwebel, der über die Besoldungsgruppe A8 hinaus nun auch die Besoldungsgruppen A9 sowie A9 mit Amtszulage erreichen konnte. Diese Regelung entfiel zum 1. Januar 1983.

Äquivalente, nach- und übergeordnete Dienstgrade

Den Dienstgrad Stabsfeldwebel führen nur Heeres- und Luftwaffenuniformträger. Marineuniformträger derselben Rangstufe führen den Dienstgrad Stabsbootsmann. In den Streitkräften der NATO ist der Stabsfeldwebel zu allen Dienstgraden mit dem NATO-Rangcode OR-8 äquivalent und ist daher mit dem britischen Warrant Officer Class 2 und dem US-amerikanischen Senior Master Sergeant bzw. First Sergeant gleichzusetzen.

In den Feldwebellaufbahnen ist der Stabsfeldwebel gemäß Zentralrichtlinie A-1340/49 zwischen dem rangniedrigeren Hauptfeldwebel bzw. Hauptbootsmann und dem ranghöheren Oberstabsfeldwebel bzw. Oberstabsbootsmann eingeordnet (erste Dienstgradbezeichnung jeweils für Heeres- und Luftwaffenuniformträger; zweite Dienstgradbezeichnung jeweils für Marineuniformträger). Direkt unterhalb des Stabsfeldwebels (ranggleich zum Hauptfeldwebel) sind auch die Dienstgrade Oberfähnrich (für Heeres- und Luftwaffenuniformträger) und Oberfähnrich zur See (für Marineuniformträger) eingestuft, die allerdings nur von Offizieranwärtern durchlaufen werden.

Stabsfeldwebel: Bundeswehr, Nationale Volksarmee, Wehrmacht  Unteroffizierdienstgrad
Niedrigerer Dienstgrad   Höherer Dienstgrad
Hauptfeldwebel
Hauptbootsmann
Oberfähnrich
Oberfähnrich zur See
Stabsfeldwebel
Stabsbootsmann
Oberstabsfeldwebel
Oberstabsbootsmann

Dienstgradgruppe: MannschaftenUnteroffiziere o.P.Unteroffiziere m.P.LeutnanteHauptleuteStabsoffiziereGenerale

Nationale Volksarmee

Der Rang Stabsfeldwebel wurde in der Nationalen Volksarmee der DDR als höchster Unteroffiziersrang geführt. Äquivalent in der Volksmarine der DDR war der Stabsobermeister. Gemäß den heutigen NATO-Rangcodes wäre der Stabsfeldwebel mit OR-8 vergleichbar.

Dienstgrad
niedriger:
Oberfeldwebel

Deutsche Demokratische RepublikStabsfeldwebel: Bundeswehr, Nationale Volksarmee, Wehrmacht 
Stabsfeldwebel
(Stabsobermeister)
höher:
Fähnrich

Wehrmacht

Der Dienstgrad Stabsfeldwebel wurde 1938 in der Wehrmacht als höchster Rang der Unteroffiziere mit Portepee eingeführt. In den Waffengattungen Kavallerie, Artillerie und Flak lautete die Rangbezeichnung Stabswachtmeister. Dieser Rang entsprach aber auch dem SS-Sturmscharführer der Waffen-SS, dem SA-Haupttruppführer sowie dem Stabsbootsmann der Kriegsmarine, nicht zu verwechseln mit dem seit 1939 eingeführten Stabsoberbootsmann.

Dienstgrad
niedriger:
Oberfeldwebel

Deutsches ReichStabsfeldwebel: Bundeswehr, Nationale Volksarmee, Wehrmacht 
Stabsfeldwebel
höher:
Leutnant

Österreich-Ungarn

Die Charge des (Rechnungs-)Stabsfeldwebels existierte in den Streitkräften der K.u.k.-Monarchie bis 1869.

Ende 1913 wurde die Charge Stabsfeldwebel in der k.u.k. Armee Österreich-Ungarns erneut eingeführt, gemeinsam mit Stabswachtmeister und Oberfeuerwerkerin. Die entsprechenden Chargen wirkten jedoch nicht mehr explizit allein im Rechnungswesen. Ende 1917 erfolgte die Umbenennung der Oberfeuerwerker in Stabsfeuerwerker sowie, bei den Jägern, des Stabsfeldwebels in Stabsoberjäger. Die Sammelbezeichnung lautete Stabsunteroffiziere (Zirkularverordnungen vom 17. November 1913 und 3. September 1917). Vorgesehen war je ein Dienstposten je Kompanie. Ernannt werden konnten verdiente Unteroffiziere, auch unter Überspringung der Feldwebel-Charge. Die Besoldung entsprach jener der Feldwebel (sic), ebenso die Adjustierung, Bewaffnung und Ausrüstung. Im Frieden jedoch Ausmarsch (Paraden, Manöver) ohne Tornister. Den Offizierssäbel am Gehänge und mit gold-gelben Portepee wie die Gagisten ohne Rangklasse und die Fähnriche. Mit den 1915 eingeführten Offiziersstellvertretern bildeten sie die Gruppe der höheren Unteroffiziere. Diese rangierten vor den Gagisten ohne Rangklasse.

Als Kragendienstgradabzeichen anfangs drei weiße Sterne aus Zelluloid. Dazu die 1,3 cm breite kaisergelb-seidene Feldwebelborte mit einem mittig eingewebten 2 mm breiten, schwarzen Längsstreifen. Oberhalb der Borte ein 3 mm schmaler Zwischenraum aus Egalisierungstuch und dann eine 6 mm breite Litze aus Goldgespinst. Im Juni 1914 wurde die Kragendienstgradabzeichen neugestalltet: Die Rangsterne nun seidengestickt, dazu eine 2 cm breite Borte aus Silbergespinst, darüber ein 3 mm schmalen Streifen aus Egalisierungstuch und dann 5 mm breite dessinierten Borte.

Schon vorher war der Rang Stabsfeldwebel in der k.u. Honvéd und in der k.u. Gendarmerie etaisiert. Pendant in der k.k. Gendarmerie sowie in der k.k. Landwehrinfanterie war der Bezirksfeldwebel (Bezirksoberjäger bei den Tiroler Landesschützen). Hier als Kragendienstgradabzeichen drei weiße, sechsspitzige Rangsterne aus Zelluloid (ab Juni 1914 seidengestickt), dazu die 1,3 cm breite Feldwebelborte, jedoch aus Silbergespinst. Die Uniform ähnelte jener der Offiziere, den Offizierssäbel aber mit Portepee aus schwarz-gelber Seide, wie Kadett-Offiziersstellvertreter bzw. Fähnriche. An Waffenrock, Bluse und Mantel keine Achselspangen, wie noch für Kadett-Offiziersstellvertreter (jedoch nicht mehr für Fähnriche) vorgeschrieben. Bezirksfeldwebel den Waffenrock seit 1908 mit zwei Reihen Brustknöpfen. Stabsfeldwebel der k.u.k. Honvéd, bis zur Einführung der „feldgrauen“ (tatsächlich aber hechtgrauen) Montur 1909, hellblaue Ärmelaufschläge und Kragen, anstelle der dunkelblauen der Truppe.

Mit Gründung des Bundesheeres (Republik Österreich) im März 1920 ersetzte der Dienstgrad Stabswachtmeister die Bezeichnung Stabsfeldwebel in sämtlichen Waffengattungen.

Wiktionary: Stabsfeldwebel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

Einzelnachweise

Tags:

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