Nibelungenfestspiele Worms: Theaterfestival

Die Nibelungenfestspiele Worms (gebräuchliche Schreibweise: Nibelungen-Festspiele) sind ein Theaterfestival, das seit seiner Wiederbegründung 2002 alljährlich meist im Juli oder August im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz stattfindet.

Aufführungsort ist eine Freiluftbühne direkt vor dem Wormser Dom. Als Gründungsintendant wurde Klaus Naseband eingesetzt. Von 2003 bis zur Inszenierung 2014 ist Dieter Wedel Intendant gewesen. Seit 2015 hat Produzent Nico Hofmann die Intendanz der Nibelungen-Festspiele inne.

Geschichte

Während des Dritten Reichs 1937 begründet, stand auf dem Spielplan der bis 1939 veranstalteten Nibelungenfestspiele ausschließlich Hebbels dreiteiliges Drama „Die Nibelungen“ von 1861. Ein Wiederaufnahmeversuch der Festspiele im Jahr 1956 blieb ohne dauerhaften Erfolg.

Im Jahre 2002 gab es die erste Neuinszenierung der Nibelungenfestspiele, um Worms wieder als Festspielstadt zu etablieren. Theater- und Filmgrößen wie unter anderen Dieter Wedel, Mario Adorf und Maria Schrader wurden engagiert, um bundesweit Aufsehen zu erregen. In der Fassung von Moritz Rinke fanden am Südportal des Wormser Domes dann die ersten Festspiele statt. Im Sommer 2010 wurde aus finanziellen Gründen in einem kleineren Rahmen eine improvisierte Version der Festspiele „Teufel, Gott und Kaiser – Improvisationen über eine Zeit, in der das Nibelungenlied entstand“ auf dem Platz der Partnerschaft gespielt und das Ambiente in der Nähe des Kaiserdomes einbezogen. Im Jahre 2011, als die Nibelungenfestspiele ihr 10-jähriges Jubiläum feierten, gab es wieder eine große Aufführung vor dem Wormser Kaiserdom unter freiem Himmel. Dabei entfernte sich der Intendant und Regisseur erstmals von dem ursprünglichen Stoff der Nibelungen. Inszeniert wurde Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß.

Seit 2018 verleihen die Stadt Worms und die Nibelungenfestspiele den nach Mario Adorf benannten Mario-Adorf-Preis. Er wird an Schauspieler, Bühnenbilder, Regisseure oder andere Mitglieder der Nibelungenfestspiele verliehen, die sich durch außergewöhnliche künstlerische Leistung hervorheben. Adorf selbst gehört zum Kuratorium der Festspiele und sitzt in der Jury. Er initiierte 2002 unter anderem die Festspiele und wirkte selbst 2002 und 2003 als Schauspieler mit. Der Preis ist eine gläserne Stele mit einem Drachenmotiv des Illustrators Hendrik Dorgathen, außerdem ist er mit 10.000 Euro dotiert.

Inszenierungen

Die Rinke-Inszenierung

Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
Puls, Krol, Lindow (2004)

Die beiden ersten Aufführungen 2002 und 2003 wurden von Dieter Wedel nach der Fassung von Moritz Rinke aufgeführt. Rinke wurde von der Stadt Worms beauftragt, das Hebbel-Stück zu dramatisieren, und schuf eine Neuinterpretation, ohne wirklich neu zu interpretieren. Die Begründung Rinkes und seiner Auftraggeber lautet: Er vermeide Patriotismus und schwäche verhängnisvolles Ehrgefühl ab, um so den bitteren Beigeschmack des von den Nationalsozialisten missbrauchten germanischen Mythos zu vermeiden. Das „nationalsozialistische Vorurteil gegenüber der Nibelungensage“ abzulegen, war eines seiner Ziele.

Anstoß erregte unter anderem die Schlussszene, in der Hildebrand sagt:

„Noch niemals standen Männer
Zusammen wie die Nibelungen hier
Und was sie auch verbrochen haben mögen
Sie habens gut gemacht durch diesen Mut
Und diese Treue, die sie doppelt ehrt.“

Kritisiert wurde, dass Rinke die blinde Gefolgschaftstreue und übertriebenes Ehrgefühl, wie man sie vom Original und von anderen Fassungen her kannte, einfach wegließ, somit die unvermeidbaren Konsequenzen nicht klar als solche erkennen lässt und dass das Stück sich in dieser Form von der Intentionen des Dichters unterscheidet.

Dieter Wedel arbeitete 2002 eng mit Rinke zusammen. Die Fassung wurde insgesamt von über 50.000 Freispielgästen gesehen. Am 17. August, dem Tag der Theaterpremiere, übertrug 3sat mit einer ca. 30-minütigen Verzögerung in voller Länge die Live-on-tape-Aufzeichnung. Eine bearbeitete Fernsehfassung war am 29. September 2002 im ZDF zu sehen.

Die Hebbel-Inszenierung

In den Jahren 2004 und 2005 wurde die Inszenierung von Friedrich Hebbel aus dem Jahre 1861 aufgeführt. Hebbel brachte die 2379 vierzeiligen Aventiuren auf 5456 Zeilen Dialog. Durch die Dramaform wurde der Stoff gerafft. Einige Szenen und Details sind daher nur gekürzt vorhanden. Unter der Regie von Karin Beier wurden nun die Rollen der beiden Königinnen Brunhild und Kriemhild hervorgehoben. Sie wurden als Opfer der von Männern dominierten Politik dargestellt.

Neue Rinke-Inszenierung

Von 2006 bis 2008 wurde eine neue Fassung der Nibelungensage, wiederum geschrieben von Moritz Rinke, gezeigt. Jedoch wurde jetzt das Stück in zwei Teilen aufgeführt. Im Jahr 2006 wurden „Siegfrieds Frauen“ dargestellt. Das Stück endete mit Siegfrieds Tod. Im darauf folgenden Jahr 2007 konnten die Zuschauer „Die letzten Tage von Burgund“ erleben. 2008 folgte eine Zusammenschau beider Teile im täglichen Wechsel. Erneut führte in allen Jahren Dieter Wedel Regie.

John von Düffels Komödie

2009 wurde erstmals eine komödiantische Bearbeitung des Nibelungenstoffs gegeben, „Das Leben des Siegfried“ von John von Düffel. Regie führte Gil Mehmert. Zum zweiten Mal nach 2002 übertrug 3sat die Premiere im Fernsehen mit einer ca. 30-minütigen Verzögerung im Live-on-tape-Verfahren.

Besetzungen

2002: Die Nibelungen

2003: Die Nibelungen

    Regie: Dieter Wedel
    Fassung: Moritz Rinke
    Intendant: Dieter Wedel
    Siegfried: Götz Schubert
    Hagen: Manfred Zapatka
    Kriemhild: Maria Schrader
    Brunhild: Wiebke Puls
    Etzel und Burgwächter: Hans Diehl
    Giselher: André Eisermann
    Gernot: Josef Ostendorf
    Ortwin v. Metz: Joachim Nimtz
    Ute: Susanne Tremper
    Sindold: Christoph Grunert
    Hunold: Siegfried Kernen
    Sprecher Prolog: Mario Adorf
    Ort: Südportal des Doms

2004: Die Nibelungen – Ein deutsches Trauerspiel

2005: Die Nibelungen – Ein deutsches Trauerspiel

    Regie: Karin Beier
    Fassung: Friedrich Hebbel
    Intendant: Dieter Wedel
    Siegfried: Götz Schubert
    Hagen: Manfred Zapatka
    Kriemhild: Maria Schrader
    Brunhild: Wiebke Puls
    Giselher: André Eisermann
    Gunther: Joachim Król
    Gernot: Sebastian Hufschmidt
    Ort: Nordportal des Doms

2006: Die Nibelungen – Siegfrieds Frauen

2007: Die Nibelungen – Die letzten Tage von Burgund

2008: Die neuen Nibelungen – „Siegfrieds Frauen“ und „Die letzten Tage von Burgund“

2009: Das Leben des Siegfried

2010: „Teufel, Gott und Kaiser“ – Improvisationen über eine Zeit, in der das Nibelungenlied entstand

2011: Uraufführung „Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß“

2012: „Das Vermögen des Herrn Süss“

2013: Die Nibelungen – Neuinszenierung „Hebbels Nibelungen - born to die“

2014: Hebbels Nibelungen „Born this way“

2015: Uraufführung: „GEMETZEL“

Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
„Gemetzel“ Nibelungenfestspiele in Worms 2015
Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
„Gemetzel“ Nibelungenfestspiele in Worms 2015

2016: Uraufführung: „GOLD. Der Film der Nibelungen“

Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
„GOLD. Der Film der Nibelungen“ Nibelungenfestspiele in Worms 2016
Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
„GOLD. Der Film der Nibelungen“ Nibelungenfestspiele in Worms 2016
Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
„GOLD. Der Film der Nibelungen“ Nibelungenfestspiele in Worms 2016
Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
GLUT. Siegfried von Arabien
Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
Heio von Stetten als Hautptmann Klein (Hagen, links) & Till Wonka als Leutnant Stern (Siegfried, rechts)
Nibelungenfestspiele Worms: Geschichte, Inszenierungen, Besetzungen 
Sascha Göpel als Wotan (Leutnant v. Habicht)

2017: Uraufführung: „GLUT. Siegfried von Arabien“

2018: Uraufführung „Siegfrieds Erben“

2019: Uraufführung: „Überwältigung“

2021: Uraufführung: „Luther“

    Regie: Ildikó Gáspár
    Autor: Lukas Bärfuss
    Intendant: Nico Hofmann
    Ensemble:
    Elisabeth, Prinzessin von Dänemark Julischka Eichel
    Joachim, Kurfürst von Brandenburg Jan Thümer
    Albrecht, sein Bruder, später Bischof Jürgen Tarrach
    Veronika Szabó
    Winfried, ein Kammerdiener Barnabás Horkay
    Joachim Hector, Joachims und Elisabeths Sohn Johannes Klaußner
    Lindenberg, ein Raubritter, Ein Büttel Anna Szandtner
    Papst Leo X. Sunnyi Melles
    Cajetan, päpstlicher Legat Matthias Neukirch
    Ein Tierpfleger beim Papst, Ein Büttel Máté Borsi-Balogh
    Friedrich, Kurfürst von Sachsen Barbara Colceriu (Mario-Adorf-Preisträgerin 2021)
    Spalatin, sein Spindoctor Iringó Réti
    Ratzenberger, ein Arzt und Bekannter Luthers Konstantin Bühler
    Buchhalter bei Friedrich, französischer Botschafter Ervin Pálfi
    Katharina, eine Bürgerliche Katrija Lehmann
    Sängerin / Musikerin Flora Lili Matisz
    Team:
    Bühne und Kostüm: Lili Izsák
    Komposition Tamás Matkó
    Videodesign András Juhász
    Lichtdesign Tamás Bányai
    Choreographie Barnabás Horkay
    Dramaturgie: Thomas Laue
    Ort: Freiluftbuehne vor dem Kaiserdom Worms
    Zeitraum: 16. Juli bis 1. August 2021

2022: Uraufführung: „hildensaga. ein königinnendrama“

2023: Uraufführung: BRYNHILD

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Bekim Latifi als Sigurd und Lena Urzendowsky als Brynhild (v. l. n. r.)
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Siehe auch

Commons: Nibelungenfestspiele Worms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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