Ludger Beerbaum (* 26.
August">26. August 1963 in Detmold) ist ein ehemaliger deutscher Springreiter.
Ludger Beerbaum Medaillenspiegel | ||
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Ludger Beerbaum auf Zinedine während des Internationalen Pfingstturniers Wiesbaden 2013 | ||
Deutschland | ||
Olympische Spiele | ||
Gold | 1988 | Mannschaft mit The Freak |
Gold | 1992 | Einzel mit Classic Touch |
Gold | 1996 | Mannschaft mit Ratina Z |
Gold | 2000 | Mannschaft mit Goldfever |
Bronze | 2016 | Mannschaft mit Casello |
Weltreiterspiele | ||
Silber | 1990 | Mannschaft mit Gazelle |
Gold | 1994 | Mannschaft mit Ratina Z |
Gold | 1998 | Mannschaft mit P.S. Priamos |
Bronze | 2006 | Mannschaft mit L'Espoir |
Europameisterschaften | ||
Gold | 1997 | Mannschaft mit Ratina Z |
Gold | 1997 | Einzel mit Ratina Z |
Gold | 1999 | Mannschaft mit Champion du Lys |
Bronze | 2001 | Mannschaft mit Gladdys S |
Gold | 2001 | Einzel mit Gladdys S |
Gold | 2003 | Mannschaft mit Goldfever |
Silber | 2003 | Einzel mit Goldfever |
Silber | 2007 | Mannschaft mit Goldfever |
Bronze | 2007 | Einzel mit Goldfever |
Gold | 2011 | Mannschaft mit Gotha |
Silber | 2013 | Mannschaft mit Chiara |
Er ist der weltweit zweit-erfolgreichste internationale Springreiter und errang zwischen Ende der 1980er und Anfang der 2010er Jahre viele Einzel- und Mannschaftserfolge, unter anderem bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Anfang Juli 2023 beendete er seine aktive Karriere.
Er ist der Bruder von Markus Beerbaum und der Schwager von Meredith Michaels-Beerbaum, die beide als Springreiter aktiv sind.
Ludger Beerbaum wurde als Sohn von Horst und Mathilde Beerbaum geboren und hat drei Geschwister. 1953 verließ sein Vater die DDR, wo sich der Hof der Familie in Wotenick bei Demmin befand, und wurde in der Bundesrepublik in der Nähe von Detmold wohnhaft. Ludger Beerbaum besuchte das Gymnasium und machte 1983 Abitur. Ein Studium der Betriebswirtschaftslehre brach Beerbaum zugunsten der Springreiterei vorzeitig ab. Beerbaum ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Kinder.
Als Beerbaum acht Jahre alt war, schenkten ihm seine Eltern – obwohl er an Pferden bislang wenig Gefallen gefunden hatte – das erste Pony, ein Highland-Pony. Nachdem das Pony ihn schwer in den Arm gebissen hatte, erlosch das Interesse an Pferden und Reitsport für zwei Jahre.
Später wurde Ludger Beerbaum durch den Vater eines Schulfreundes wieder an den Reitsport herangeführt, und er feierte bereits in jungen Jahren Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften der Junioren und der Jungen Reiter, bei denen er 1981 bzw. 1982 jeweils die Vizemeisterschaft errang. Die Europameisterschaften der Jungen Reiter 1984 beendete er mit der Bronzemedaille sowohl im Mannschafts- als auch im Einzelwettbewerb.
Im Jahr 1985 fasste er im internationalen Turniersport Fuß: Er bekam auf Bitte von Hermann Schridde eine Starterlaubnis beim Maimarkt-Turnier Mannheim, bekam auch die Möglichkeit, beim CHIO Aachen zu starten und war in diesem Jahr in Dublin erstmals Teil einer bundesdeutschen Nationenpreismannschaft. Ab 1985 war Beerbaum als Bereiter am Stall Paul Schockemöhles tätig, der ihn in den folgenden Jahren förderte. In dieser Zeit feierte er seine ersten größeren Erfolge, vor allem mit dem Mannschafts-Olympiasieg bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft.
Nach privaten Differenzen mit Schockemöhle folgte 1989 der Wechsel in den Stall des Unternehmers Alexander Moksel nach Buchloe, der Beerbaum eine Vielzahl hervorragender Spitzenpferde zur Verfügung stellte. Während dieser Zeit häuften sich die Erfolge, deren größter der Gewinn der olympischen Einzel-Goldmedaille 1992 in Barcelona war. Silber- und Goldmedaillen mit der Mannschaft bei den Weltreiterspielen 1990 in Stockholm und 1994 in Den Haag sowie der erneute Gewinn der Deutschen Meisterschaften 1992 und 1993 reihten sich ein. Heraus ragte noch der erste Weltcup-Sieg eines Deutschen, ebenfalls im Jahr 1993. Beerbaum gehörte seit dieser Zeit endgültig zur Weltspitze des Springsports.
1995 machte er sich in Riesenbeck auf einer Reitanlage selbstständig und konnte mit der Hilfe neuer Mäzene, allen voran dem Unternehmer-Ehepaar Dietrich Schulze und Madeleine Winter-Schulze, viele seiner bisherigen Spitzenpferde behalten. Es folgten weitere große Erfolge, u. a. Mannschafts-Olympiasiege 1996 und 2000, eine weitere Mannschafts-Weltmeisterschaft 1998, mehrere Mannschafts- und Einzelmedaillen bei Europameisterschaften, fünf weitere Deutsche Meisterschaften sowie drei Siege in der Riders Tour (siehe auch unter Erfolge). 2001 urteilte Beerbaum selbst über sich:
„Ich bin im Zenit meiner Sportlerlaufbahn angelangt.“
Ludger Beerbaum wurde bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Ehre zuteil, während der Eröffnungsfeier die deutschen Athleten als Fahnenträger anzuführen. Bei den Olympischen Spielen 2004 lieferte Beerbaum selbst negative Schlagzeilen, als der deutschen Mannschaft aufgrund des Nachweises einer unerlaubten Medikation bei Beerbaums Pferd Goldfever die Mannschafts-Goldmedaille nachträglich aberkannt wurde.
Bei den Weltreiterspielen in Aachen, die im August und September 2006 stattfanden, startete er mit dem zehnjährigen Wallach L'Espoir, mit dem er mit der Mannschaft die Bronzemedaille gewann und in der Einzelwertung nur knapp den Einzug ins Finale verpasste. Er belegte Platz 5 in der Gesamtwertung und widerlegte Kritiker, die die Leistungsfähigkeit seines doch sehr jungen und unerfahrenen Pferdes vor Beginn der Spiele als nicht ausreichend diskutiert und die Nominierung in Frage gestellt hatten.
Am 6. Februar 2007 verkaufte er L'Espoir nach Norwegen, wo der Wallach nun erfolgreich von Geir Gulliksen geritten wird. Ludger Beerbaum erklärte zu dieser umstrittenen Entscheidung, dass es ganz normal sei, dass Pferde ge- und verkauft werden. Im Juli 2007 belegte er – Anfang September von Meredith Michaels-Beerbaum abgelöst – nach langer Zeit wieder den ersten Platz in der Weltrangliste. Im August hatte er wesentlichen Anteil am Gewinn der Mannschaftssilbermedaille während der Europameisterschaft in Mannheim. Auch in der dortigen Einzelkonkurrenz konnte er sich behaupten und gewann hinter seiner Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum und dem aktuellen Weltmeister (von Aachen 2006) Jos Lansink die Bronzemedaille.
Im Juni 2010 übernahm er mit der Teilnahme am Nationenpreis von St. Gallen den Rekord für die meisten Starts in deutschen Springreit-Nationenpreisen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Hans Günter Winkler mit 105. Nationenpreisstarts diesen Rekord inne.
Nachdem er in der zweiten Jahreshälfte 2010 wenig erfolgreich war, rutschte er bis Mai 2011 auf den 27. Rang der Springreiter-Weltrangliste ab. Eine, für seine Verhältnisse, schlechte Position. Im März 2012 hatte Beerbaum wieder Rang drei der Weltrangliste inne.
Im September 2011 gewann er mit Gotha FRH bei den Europameisterschaften in Madrid Teamgold. 2012 zählte Beerbaum mit seiner Stute Gotha zur Gruppe der Olympiaaspiranten. Nach einem Sturz in Balve, bei den deutschen Meisterschaften, stellte Beerbaum fest, dass seine Stute nicht in Form sei, um an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Somit war er das erste Mal seit 1988 bei den Spielen nicht vertreten.
Auch in den Jahren 2013 und 2014 zählte Beerbaum, jeweils mit Chiara, zur deutschen Championatmannschaft. Im Juni 2015 bestritt er beim CSIO in St. Gallen seinen 125. Nationenpreis für Deutschland. Er hat damit bereits an 20 Nationenpreisen mehr als Hans Günter Winkler und an 45 Nationenpreisen mehr als Franke Sloothaak (Plätze zwei und drei der häufigsten Nationenpreisreiter für Deutschland) als Reiter teilgenommen.
Auch bei den Europameisterschaften 2015 war Beerbaum mit Chiara Teil der deutschen Mannschaft. Um im Hinblick auf die Olympischen Spiele über ein zweites Spitzenpferd zu verfügen, erwarb Madeleine Winter-Schulze für Ludger Beerbaum den Fuchswallach Casello. Mit Casello war Beerbaum Teil der siegreichen deutschen Mannschaft im Nationenpreis von Aachen und wurde mit diesem für die Olympischen Sommerspiele 2016 nominiert.
Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro gewann Beerbaum mit Casello mit der deutschen Mannschaft Bronze. Dies war seine 24 Teilnahme an einem internationalen Championat. Anschließend erklärte er, dass das Nations-Cup-Finale in Barcelona sein letzter Start für die deutsche Nationalmannschaft sein würde. Bei diesem 134. Nationenpreis für Deutschland war er ein weiteres Mal Schlussreiter der deutschen Equipe, die hier das Nationenpreisfinale gewann.
Kurz vor dem Jahreswechsel 2017/2018 stürzte Beerbaum und zog sich einen mehrfach offenen Oberarmbruch zu. Dieser hielt ihn drei Monate von Turnierstarts ab.
Seit 2017 ist Ludger Beerbaum Teil einer Mannschaft der Global Champions League (2017: Cannes Stars, seit 2018: Berlin Eagles). Beim Global Champions Tour Super Grand Prix 2018 in Prag kam er mit Casello auf Platz zwei. Im März 2022 gelang Beerbaum mit dem Gewinn der Global Champions Tour-Etappe von Doha nach längerer Zeit wieder ein Sieg in einem Großen Preis auf Fünf-Sterne-Niveau.
Neben seiner aktiven Sportlerlaufbahn betreibt Ludger Beerbaum in Riesenbeck eine Hengststation sowie einen Turnier- und Handelsstall. Mehrere Bereiter unterstützen Beerbaum bei der Ausbildung und Vorstellung der Pferde bis hin zu internationalen Championaten. Zum Team Beerbaums gehören unter anderem Philipp Weishaupt und Christian Kukuk. Über viele Jahre hinweg war Marco Kutscher bei Beerbaum tätig, auch Henrik von Eckermann war mehrere Jahre bei Ludger Beerbaum beschäftigt.
In Zusammenarbeit mit Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck ließ er in Riesenbeck das Anfang 2015 eröffnete Reitsportzentrum „Riesenbeck International“ errichten, das das Turnierareal des Reitervereins Riesenbeck ergänzt. Hier werden Seminare und Lehrgänge durchgeführt sowie nationale und internationale Turniere ausgetragen.
Seit einigen Jahren unterstützt Ludger Beerbaum krebskranke Kinder im russischen Perm. Beerbaum ist Vizepräsident des International Jumping Rider Clubs (IJRC), der Interessenvertretung von Springreitern, die unter den Top 100 der Weltrangliste platziert sind.
Während der Olympischen Spiele 2004 in Athen wurde Beerbaums Pferd positiv auf die Substanz Betamethason getestet. Die Substanz wird zwar nicht zur Leistungssteigerung, sondern in der Therapie verwendet, ist aber laut Wettkampfreglement – wie viele Medikamente – verboten. Beerbaum gab an, eine Hautreizung von Goldfever mit einer Betamethason-haltigen Salbe behandelt zu haben, woraufhin die Substanz in den Blutkreislauf des Pferdes gelangt sei; eine Leistungsmanipulation habe er nicht vorgenommen. Die Liste der im Wettkampf verbotenen Stoffe der Fédération Équestre Internationale (FEI) unterteilt die unerlaubten Stoffe in Dopingsubstanzen, also leistungssteigernde Mittel, und in therapeutisch verwendete Substanzen. Diese Einstufung spielt bei der Beurteilung der Sperre eine Rolle; Beerbaum war es infolgedessen erlaubt, an den nächsten Olympischen Sommerspielen wieder teilzunehmen. Im September 2005 wurde das Paar Beerbaum/Goldfever vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) nachträglich für die Olympischen Spiele 2004 disqualifiziert. Dadurch kamen die Streichresultate wieder in die Wertung und die deutsche Equipe fiel auf Platz 3 zurück. Deutschland musste die Goldmedaillen zurückgeben und die Equipe erhielt nachträglich die Bronzemedaille.
Im Mai 2009 sorgte Beerbaum für negative Schlagzeilen, als er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bekannte: „Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht. … In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird.“ Er wurde daraufhin von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung bis zur Stellungnahme der DOSB-Kommission zu seiner Person von der Mitgliedschaft an jeglicher Nationenpreismannschaft suspendiert. Ende Juli legte die Kommission ihren Zwischenbericht vor, der der Deutschen Reiterlichen Vereinigung bezüglich Ludger Beerbaum empfahl, ihn mit Auflagen in einen Kader aufzunehmen.
Personendaten | |
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NAME | Beerbaum, Ludger |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Springreiter |
GEBURTSDATUM | 26. August 1963 |
GEBURTSORT | Detmold |
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