Waldemar Cierpinski ist einer von bisher drei Athleten – neben Abebe Bikila und Eliud Kipchoge – die zweimal eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen im Marathonlauf gewonnen haben. Er siegte jeweils 1976 in Montreal und 1980 in Moskau. Nach seiner Zielankunft rief der bekannte Sportreporter des DDR-Fernsehens Heinz Florian Oertel vor Begeisterung:
„Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!“
Bei der Schlussfeier war er Fahnenträger der Mannschaft der DDR.
Zu seinen sportlichen Erfolgen zählen außerdem die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki, ein vierter Platz bei den Europameisterschaften 1978 in Prag, ein sechster Platz bei den Europameisterschaften 1982 in Athen sowie fünf DDR-Meistertitel.
Mit seiner beim Olympiasieg 1976 erzielten persönlichen Bestzeit von 2:09:55 h ist er der sechstschnellste deutsche Marathonläufer. (Stand: 30. Oktober 2016). 1984 beendete er seine aktive Laufbahn und arbeitete einige Jahre als Trainer in Halle.
Waldemar Cierpinski ist 1,70 m groß und wog zu Wettkampfzeiten 59 kg.
Platzierungen
1976: Olympiasieger in 2:09:55,0 h
1978: 4. Platz bei den Europameisterschaften in 2:12:20,0 h
1980: Olympiasieger in 2:11:01,0 h
1982: 6. Platz bei den Europameisterschaften in 2:17:50,0 h
1983: 3. Platz bei den Weltmeisterschaften in 2:10:37,0 h
Cierpinskis Training beinhaltete eine Mischung aus Läufen in drei Geschwindigkeiten sowie einem erheblichen Anteil an einer bei Marathonläufern eher seltenen Athletik:
Er lief einmal in der Woche 40 km und mehr in eher ruhigem Tempo, machte Wiederholungsläufe über 1000 Meter in der geplanten Renngeschwindigkeit sowie ein Intervalltraining über 400 Meter in einer deutlich über dem Renntempo liegenden Geschwindigkeit.
Persönliches
Cierpinskis Eltern flüchteten Anfang 1945 mit einem Treck aus ihrem Heimatort bei Kobylin (Polen) nach Westen, siedelten sich schließlich in Neugattersleben (Sachsen-Anhalt) an und betrieben Landwirtschaft.
Seit 1965 wohnt Cierpinski in Halle an der Saale. Er ist seit 1990 Inhaber eines Sportartikelgeschäftes in Halle. Seit 1994 führt er ein weiteres in Quedlinburg, das sich derzeit (Stand 2014) im Haus Grünhagen auf dem Markt der Stadt befindet, sowie ein Geschäft in Köthen. Als Mitglied des NOK engagierte er sich für die Olympiabewerbung von Leipzig. Außerdem wirkt er in der Organisation des Mitteldeutschen Marathons zwischen Leipzig und Halle.
1992 tauchten in Halle Listen mit Inoffiziellen Mitarbeitern auf, die den Verdacht nahelegen, dass Cierpinski unter dem Decknamen „Willi“ für das Ministerium für Staatssicherheit tätig war. Nach einem Bericht des Spiegels liegt zudem eine von Cierpinski mit Klarnamen unterzeichnete „Schweigeverpflichtung“ vom 26. April 1973 vor. Cierpinski bestreitet die Vorwürfe.
Im Rahmen der Aufarbeitung des staatlichen Zwangsdopings in der DDR durch Werner Franke ergab sich, dass Cierpinski möglicherweise gedopt wurde. Sein Name wird in einem Dokument zum staatlichen Doping-Plan der DDR aus dem Jahr 1974 erwähnt.
Cierpinski ist mit der ehemaligen Mittelstreckenläuferin Maritta Politz verheiratet und Vater dreier Söhne; sein Sohn Falk Cierpinski ist Marathonläufer und Triathlet. 2020 wurde Cierpinski für seine außerordentlichen Leistungen und nationalen sowie internationalen Erfolge bei der Jahrestagung der German Road Races mit dem GRR Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Karl-Heinz Keldungs: Waldemar Cierpinski. In: ders.: Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022, ISBN 978-3-96423-081-2, S. 30–32.
1896–1904keine Fahnenträger • 1906 Georg Hax • 1908 Wilhelm Kaufmann • 1912 Karl Halt
Deutsches Reich Deutsches Reich
1920/24keine Teilnahme • 1928 Ernst Paulus • 1932 Georg Gehring
Deutsches Reich Deutsches Reich NS
1936 Hans Fritsch
Unter alliierter Besatzung Deutschland 1946
1948keine Teilnahme
Deutschland Deutschland Bundesrepublik
1952 Friedel Schirmer
Saarland Saarland 1947
1952 Toni Breder
Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956
1956 Karl-Friedrich Haas (E) / Klaus Richtzenhain (S) • Reiterspiele: Fritz Thiedemann (E) / Schwedische Reiterjugend (S)
Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch
1960 Fritz Thiedemann (E) / Ingrid Krämer (S) • 1964 Ingrid Engel-Krämer (E) / Bernhard Britting (S)
BR Deutschland Deutschland BR
1968 Wilfried Dietrich (E) / Ingrid Becker (S) • 1972 Detlef Lewe (E) / Carsten Keller (S) • 1976 Hans Günter Winkler (E) / Annegret Richter (S) • 1980keine Teilnahme • 1984 Willi Kuhweide (E) / Ulrike Meyfarth (S) • 1988 Reiner Klimke (E) / Anja Fichtel (S)
DDR Deutschland Demokratische Republik 1949
1968 Karin Balzer (E) / Dieter Schubert (S) • 1972 Manfred Wolke (E) / Renate Stecher (S) • 1976 Hans-Georg Reimann (E) / Ruth Fuchs (S) • 1980 Kristina Richter (E) / Waldemar Cierpinski (S) • 1984keine Teilnahme • 1988 Ulf Timmermann (E) / Olaf Heukrodt (S)
Deutschland Deutschland
1992 Manfred Klein (E) / Nicole Uphoff (S) • 1996 Arnd Schmitt (E) / Birgit Fischer (S) • 2000 Birgit Fischer (E) / Heike Drechsler (S) • 2004 Ludger Beerbaum (E) / Kathrin Boron (S) • 2008 Dirk Nowitzki (E) / Katrin Wagner-Augustin (S) • 2012 Natascha Keller (E) / Kristof Wilke (S) • 2016 Timo Boll (E) / Sebastian Brendel (S) • 2020 Laura Ludwig, Patrick Hausding (E) / Ronald Rauhe (S)
1924keine Teilnahme • 1928 Karl Neuner • 1932 Martin Schröttle
Deutsches Reich Deutsches Reich NS
1936 Georg von Kaufmann
Unter alliierter Besatzung Deutschland 1946
1948keine Teilnahme
Deutschland Deutschland Bundesrepublik
1952 Helmut Böck
Saarland Saarland 1947
1952keine Teilnahme • 1956Gesamtdeutsche Mannschaft
Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956
1956 Andreas Ostler
Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch
1960 Helmut Recknagel (E) / Georg Thoma (S) • 1964 Georg Thoma (E) / Ortrun Enderlein (S)
BR Deutschland Deutschland BR
1968 Hans Plenk (E) / Franz Keller (S) • 1972 Walter Demel (E) / Wolfgang Zimmerer (S) • 1976 Wolfgang Zimmerer (E) / Rosi Mittermaier (S) • 1980 Urban Hettich (E) / Irene Epple (S) • 1984 Monika Pflug (E) / Peter Angerer (S) • 1988 Peter Angerer (E) / Fritz Fischer (S)
DDR Deutschland Demokratische Republik 1949
1968 Thomas Köhler (E) / Klaus-Michael Bonsack (S) • 1972 Klaus-Michael Bonsack (E) / Wolfgang Scheidel (S) • 1976 Meinhard Nehmer (E) / Ulrich Wehling (S) • 1980 Jan Hoffmann (E) / Frank Ullrich (S) • 1984 Frank Ullrich (E) / Karin Enke (S) • 1988 Frank-Peter Roetsch (E) / Christa Rothenburger (S)
Deutschland Deutschland
1992 Wolfgang Hoppe (E) / Antje Misersky (S) • 1994 Mark Kirchner (E) / Claudia Pechstein (S) • 1998 Jochen Behle (E) / Gunda Niemann (S) • 2002 Hilde Gerg (E) / Georg Hackl (S) • 2006 Kati Wilhelm (E) / Claudia Pechstein (S) • 2010 André Lange (E) / Magdalena Neuner (S) • 2014 Maria Höfl-Riesch (E) / Felix Loch (S) • 2018 Eric Frenzel (E) / Christian Ehrhoff (S) • 2022 Claudia Pechstein, Francesco Friedrich (E) / Thorsten Margis (S)
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