Kuni Tremel-Eggert (* 24.
Januar">24. Januar 1889 in Burgkunstadt; † 14. April 1957 in München) war eine deutsche Schriftstellerin.
Kuni Tremel-Eggert ist ein Pseudonym für Kunigunde Eggert. Sie wurde als fünftes Kind des mittelständischen Schuhmachermeisters Georg Tremel in Burgkunstadt, einem frühen Zentrum der Schuhindustrie am Obermain, geboren. Sie hatte drei Brüder (Hans, Josef und Paul) und eine Schwester (Barbara). Nachdem 1900 ihre Mutter gestorben war und drei Jahre später ihre ältere Schwester geheiratet hatte, musste Tremel mit 14 Jahren den Haushalt alleine führen. Dadurch konnte sie nur die Sonn- und Feiertagsschule besuchen.
Im Januar 1914 starb ihr Vater an einem Herzschlag. Ihre Schulkameraden zogen in den Krieg. Aus diesen Erfahrungen veröffentlichte sie ihre ersten Erzählungen von den Münchner Propyläen.
Nachdem sie als Schauspielerin nicht erfolgreich gewesen war, zog sie 1917 mit ihrem späteren Mann, Josef A. Eggert, den sie im Feldlazarett kennen gelernt hatte, nach München, wo dieser als Großkaufmann tätig war.
Ab dem 4. März 1920 bis 1928 arbeitete sie für den Münchner Verlag Albert Langen. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane und Erzählungen. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus.
Der Publizist und bekennende Nationalsozialist Dietrich Eckart sagte 1921 zu ihr: „Schreiben Sie nie anders. Bleiben Sie sich treu. Ihre Zeit kommt, und wenns noch 10 Jahre dauert.“ Damit sollte er recht behalten, denn nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 gewannen die Werke der Schriftstellerin an Popularität. So sagte sie selbst rückblickend: „Man hatte vor 1933 für mich und meine Art weder Verständnis, noch Platz.“
Am 18. Januar 1944 fiel ihr Sohn Günter an der Ostfront, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ihr Haus in der Münchner Villenkolonie Menterschwaige beschlagnahmt und Tremel-Eggert wegen antisemitischer Hetze angeklagt und zu Schreibverbot verurteilt. Sie legte Revision ein, wurde jedoch schwer krank.
Tremel-Eggert starb am 14. April 1957 in München. Auf eigenen Wunsch wurde sie in ihrem Geburtsort im bayerischen Burgkunstadt beigesetzt.
Weil Tremel-Eggert eine für den Sommer 1933 geplante Lesung im Kutscher-Kreis nur unter Ausschluss der jüdischen Schüler abhalten wollte, wurde ihr kurzfristig vom Veranstalter Artur Kutscher abgesagt, der dieser Forderung nicht nachkommen wollte.
Ihr größter literarischer Erfolg war 1933 der Roman Barb. Roman einer deutschen Frau, der beim nationalsozialistischen Eher-Verlag erschien und über eine Million Mal verkauft wurde. Der von 1912 bis 1933 spielende Roman schildert das Leben Barb Vonbergs:
„Der Leser begleitet sie auf ihrem Weg durch die Jugend in dem kleinen, fränkischen Ort Schlettstedt über ihre Heirat und den Umzug nach München bis hin zur eigenen Familiengründung. Zeitgeschichtliche Ereignisse und Phasen wie der erste Weltkrieg, die Nachkriegsjahre und die Inflation sowie schließlich das anbrechende ,Dritte Reich’ werden in die Handlung integriert und spielen dabei eine bedeutende Rolle.“
Im Gegensatz zu ihren ersten völkisch-heimatlichen Romanen ist im Barb (und den folgenden Texten) eindeutig eine politisch-ideologische Ausrichtung zu erkennen, die das Werk als NS-Propagandaliteratur entlarvt. Ganz im Sinne der NS-Ideologie sieht die Protagonistin ihre Bestimmung in der Rolle der Ehefrau, Hausfrau und Mutter. Vor allem das letzte Kapitel, so Weber (2015), strotze nur so vor „Propagandakitsch: In gemütlicher-heimeliger Atmosphäre näht Barb im Kreise ihrer Familie eine Hakenkreuzfahne.“
Es erschienen weitere Prosa-Werke im Parteiverlag, die aber nicht an den Erfolg des Barb-Romans herankamen.
In einem Schreiben (1936) an Julius Streicher, den Gauleiter von Franken und Herausgeber der antisemitischen Wochenzeitung „Der Stürmer“, spricht Tremel-Eggert von einer Neuauflage der Barb und weist zudem darauf hin, dass sie trotz ihres literarischen Erfolgs und ihrer Beziehungen zur Regierung noch zu keinem offiziellen Vortragsabend in Nürnberg eingeladen worden sei. Tremel-Eggerts ideologische Nähe zum Regime äußerte sich zudem darin, dass sie am 29. Juli 1937 die Aufnahme in die NSDAP beantragte. Außerdem war sie eigenen Angaben nach Mitglied der Reichsschrifttumskammer (RSK), seit 1934/1935 der NS-Frauenschaft (NSF), seit 1938 der NS-Volkswohlfahrt (NSV), seit 1939 des Reichsluftschutzbundes (RLB) und der Deutschen Arbeitsfront (DAF).
1938 veröffentlichte sie im Eher-Verlag den Roman Freund Sansibar. Roman aus unseren Tagen, der als Paradebeispiel der Blut- und Bodenliteratur noch mehr als der Barb-Roman nationalsozialistisches Gedankengut beinhaltet. Weber (2015) fasst die Handlung folgendermaßen zusammen:
„Der junge Pankratz Ott kehrt nach Ende des Weltkrieges in seine Heimat im Frankenjura zurück, wo er […] zunächst ein mehr oder weniger trauriges Dasein [fristet]. Doch eines Tages bekommt er Besuch von seinem alten Jugendfreund Titus Pfautsch, genannt Sansibar. Dieser hat sich den Nationalsozialisten angeschlossen und versucht überall im Land Menschen dafür zu gewinnen. Schließlich gelingt es ihm, immer mehr Dorfbewohner von der Sache des ,Führers’ zu überzeugen – darunter auch Pankratz.“
Wie im Barb stellt auch hier das „Dritte Reich“ für den Protagonisten den glückverheißenden Endpunkt eines mühsamen Weges dar. Als Gegenfigur dient der mit antisemitischen Stereotypen (Geld-, sexuelle Gier) ausgestattete Ignaz, der zunehmend judenfeindlichen Äußerungen und Handlungen ausgesetzt ist. Ihren Höhepunkt erreicht die Hetze gegen ihn in einer Rede Sansibars, in der er die Juden bezeichnet als „Eiterbeule im Volkskörper […], aus der quillt alles Unglück, alles Elend, aller Jammer, Not, Tod und Krieg. […] Den Leuten stehen vor Entsetzen die Haare zu Berge – aber er hat recht. Tausendmal hat er recht.“
Die Veröffentlichung des zwischen 1939 und 1942 verfassten Romans Meister Eibenschütz lehnte der nationalsozialistische Eher-Verlag ab. Als Gründe führte er die im Roman erkennbare katholische Motivik sowie das sympathisierende Verhalten der Protagonistin gegenüber Juden an. Da das Werk bis jetzt nicht untersucht werden konnte, so Weber (2015), lasse sich über die im Meister Eibenschütz vertretene Position bezüglich der Rassenfrage kein Urteil fällen. Sicher ist, dass die Ablehnung des Manuskripts für die als Bestseller-Autorin gefeierte Kuni Tremel-Eggert schwerwiegende Folgen hatte, was ihre schriftstellerische Karriere anbelangte.
Im Zuge des Befreiungsgesetzes vom 5. März 1946 räumte Tremel-Eggert im Meldebogen sowie im Fragebogen und einem späteren Schreiben an die Militärregierung nach und nach ihre Mitgliedschaft in der NSDAP, der Reichsschrifttumskammer, der NSF, des RLB, der NSV und der DAF ein. Sie selbst teilte sich der Gruppe V der Entlasteten zu und bestritt schon im ersten Polizeiverhör jegliche politische Aktivität: „Ich trat stets als deutsche Heimatdichterin auf und las meine fränkischen Geschichten. Mit irgendwelchen politischen Angelegenheiten hatte dieses nichts zu tun.“ Nachdem sie aufgrund der Vorlage zahlreicher Persilscheine und durch den Einsatz ihres Anwaltes Max Weiler 1948 von der Spruchkammer in die Gruppe IV der Mitläufer eingeordnet worden war, legte der Hauptkläger Berufung ein, weil der antisemitische Roman Freund Sansibar bei der Beurteilung nicht berücksichtigt worden war. Er forderte die Einstufung der Schriftstellerin in die Gruppe II der Belasteten. Rückten ihre Chancen auf Rehabilitierung daraufhin erst einmal in weite Ferne, gelang es dennoch ihrem neuen Rechtsanwalt Oskar Möhring, dass die Berufungskammer Tremel-Eggert in der Verhandlung am 17. Mai 1950 von der Gruppe II der Belasteten in die Gruppe IV der Mitläufer zurückstufte und zur Zahlung eines Sühnebetrags von 1.500 DM verpflichtete. Bei der Begründung ihrer Entscheidung habe sich die Berufungskammer jedoch in Widersprüche verstrickt, so Weber (2015). Den Sühnebetrag reduzierte die Kammer im November 1950 auf 100 DM, nachdem Möhring mit Verweis auf die finanzielle Lage seiner Mandantin die Aufhebung der Geldstrafe gefordert hatte.
Es ist anzunehmen, dass Tremel-Eggert in ihren letzten, von schwerer Krankheit gezeichneten Lebensjahren an der Neuauflage ihres Barb-Romans arbeitete. In dem neuen Schlusskapitel werden die Jahre der NS-Herrschaft als unheilvolle Zeit dargestellt.
In der Sowjetischen Besatzungszone wurde Tremel-Eggerts Freund Sansibar (Eher, München 1938) und in der Deutschen Demokratischen Republik ihr Barb (Eher, München 1934) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.
Eine Ehrung der Autorin an ihrem 50. Todestag in ihrer Heimatstadt Burgkunstadt führte zu einer Kontroverse. Kritiker wie Josef Motschmann forderten, dass Kuni Tremel-Eggert aufgrund ihrer antisemitischen Schriften keine Würdigung erfahren dürfe. Die Stadt Burgkunstadt verteidigte die Ehrung damit, dass man Tremel-Eggert nur für ihre nicht antisemitischen Werke ehre.
Eine Straße trägt in Burgkunstadt den Namen der Autorin.
Personendaten | |
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NAME | Tremel-Eggert, Kuni |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 24. Januar 1889 |
GEBURTSORT | Burgkunstadt, Bayern, Deutsches Reich |
STERBEDATUM | 14. April 1957 |
STERBEORT | München, Bayern, Bundesrepublik Deutschland |
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