Ingo Mörth (* 1.
Mai">1. Mai 1949 in Grades, Gemeinde Metnitz, Kärnten) ist ein österreichischer Soziologe und Kulturtheoretiker.
Ingo Mörth studierte an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) Betriebswirtschaft und Soziologie, wurde dort 1977 mit Schwerpunkt Sozialphilosophie promoviert und habilitierte sich ebendort 1984 für das Fach „Allgemeine Soziologie“. Er begann seine wissenschaftliche Laufbahn 1973 als Univ.-Ass. bei Jakobus Wössner am Institut für Allgemeine Soziologie und Sozialphilosophie in Linz, und war unter anderem 1978 Gastprofessor an der Central Connecticut State University in den USA, sowie 1987–1999 auch Lehrbeauftragter an den Universitäten Wien und Salzburg. Nach der Habilitation war er Universitätsdozent und Assistenz-Professor an der JKU und dann 1999–2011 als außerordentlicher Universitätsprofessor tätig.
Neben seiner Tätigkeit am Institut für Soziologie
Seine Arbeitsschwerpunkte innerhalb der Soziologie waren und sind Religionssoziologie, Soziologische Theorie, Kultursoziologie, Kunstsoziologie, Mediensoziologie, Freizeit- und Tourismusforschung sowie Bildungsforschung.
Mörth begründete, bearbeitet und betreut bis heute gemeinsam mit Gerhard Fröhlich drei umfassende Open Access Online-Projekte, nämlich die Welt-Kataloge (alle Sprachen) der Veröffentlichungen von Pierre Bourdieu, Norbert Elias und Clifford Geertz.
Schließlich hat Ingo Mörth gemeinsam mit Herwig Pöschl und anderen 1989–1998 Ausbildungen im Bereich des Kultur- und Medienmanagements entwickelt und bis 2000 auch wissenschaftlich geleitet.
Ingo Mörth entwickelte eine allgemeine soziologische und sozialpsychologische Feldtheorie der Religion, die religiöse Phänomene auf allen Ebenen des Sozialen (personal, interpersonal, transpersonal) zu erfassen und erklären trachtet. Religion wird in einer kulturwissenschaftlich-funktionalistischen Herangehensweise als jener Teil menschlichen Wissens und menschlicher Kultur gesehen, der mit den Grenzen der Lebenswelt und Gesellschaft (= Kontingenz) durch unwiderlegbare Überzeugungen und darauf beruhenden Ritualen und Praktiken, die auch für Individuen bedeutsam sind, umzugehen versucht. Dieser Ansatz erlaubt es auch, auf den ersten Blick nicht-religiöse Phänomene, wie Astrologie oder Science-Fiction, als dem Grunde nach religiöse Formen zu analysieren.
Mörth zeichnete auch für die damals bedeutsame erste Aktualisierung des „Handbuchs der Empirischen Sozialforschung“ (hg. René König) im Bereich Religionssoziologie (= Bd. 14) verantwortlich.
Im Bereich der Soziologischen Theorie versucht Mörth, Gesellschaft kulturalistisch als kulturell definiertes Netzwerk zu erfassen. In diesem Kontext werden verschiedene wichtige Theoretiker innerhalb der Soziologie, Sozialphilosophie und Kulturanthropologie aufgearbeitet, sowie neu gelesen und interpretiert, wie Norbert Elias und seine Theorie der Zivilisation, Pierre Bourdieu und seine Theorien der sozialen Felder und der Kapitalsorten, sowie Clifford Geertz und seine Herangehensweise der „dichten Beschreibung“ an soziale Strukturen und Phänomene. Hier wird versucht, eine „Kultursoziologie der Moderne“ zu entwerfen, die gerade die moderne Gesellschaft als Kulturphänomen (und nicht als bloßes Wirtschaftsphänomen) begreift.
Innerhalb der Kultur- und Kunstsoziologie im engeren Sinne beschäftigt(e) sich Mörth vor allem mit Fragen der Kultur und Kunst und ihres Stellenwertes einerseits im städtischen Raum, die in vielfältigen und auch empirisch fundierten Forschungsprojekten im Spannungsfeld von Hochkultur und autonomer Kulturarbeit im sog. „Dritten Sektor“ angesiedelt waren und sind. Die Stadt Linz und das Bundesland Oberösterreich dienten dabei immer wieder als Untersuchungsraum. Mörth war in diesem Zusammenhang auch als wissenschaftlicher Leiter am ersten Linzer Kulturentwicklungsplan, dem sog. „Kulturversuch Linz“ beteiligt.
Hier gibt es andererseits auch Forschungen zu Kulturinitiativen und Kunstprojekten im ländlichen Raum, wie im oberen Mühlviertel am Beispiel Schwarzenberg, dem Salzkammergut als sog. „Festival-Landschaft“, sowie verschiedenen Oberösterreichische Landesausstellungen. Dabei stellten sich Kunstprojekte mit vor allem kulturtouristischer Bedeutung empirisch als starker „Dünger regionaler Kultur“ und „Attraktor kulturtouristischer Mobilität“ dar.
Innerhalb der Bildungssoziologie beziehen sich die Forschungen von Ingo Mörth vor allem auf die Benachteiligung von Kindern aus bildungsfernen Schichten und Möglichkeiten, diese zu überwinden. Hier gibt es Forschungsergebnisse insbesondere zu Bildungswegen neben bzw. nach dem mainstream (= österr. Matura im sog. Zweiten Bildungsweg), die dies beweisen. Seine Studie zu „Niedrigqualifizierten in der Weiterbildung“ zeigt hingegen, dass sog. „bildungsferne Schichten“ ihre Startnachteile auch später nur schwer durch Weiterbildung kompensieren können.
Dazu kommen Forschungen, die sich auf die Rolle der Bibliotheken als Bildungseinrichtungen in der Bildungslandschaft beziehen.
Die wesentlichen Forschungen Mörths zu Fragen der Tourismussoziologie beziehen sich einerseits empirisch auf die Wechselwirkung von Bildung und Beschäftigung in der Tourismuslandschaft OÖ., sowie andererseits kulturtheoretisch auch auf Tourismus als Phänomen des Umgangs mit dem Fremden.
Forschungen Mörths zur Mediensoziologie sind vor allem hinsichtlich der Untersuchungen zu den sog. „Freien Radios“ bedeutsam. Hier wurde bei allen „Freien Radios“ und dem „Freien TV (dorf.tv)“ in OÖ. empirisch durch repräsentative Befragung aller Bewohner im Einzugsbereich erhoben, welche Erfahrungen, Rahmenbedingungen und Programmpräferenzen bestehen und weiterzuentwickeln sind.
Ingo Mörth hat bisher 50 Bücher und monographische Forschungsberichte sowie mehr als 180 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften oder Sammelbänden veröffentlicht. Hier wird eine Auswahl von 50 Publikationen aus diesen 230 Publikationen dargestellt, um die Bandbreite der Themen und die verschiedenen Sprachen abzubilden, die das Schaffen von Ingo Mörth kennzeichnen.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Mörth, Ingo |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Soziologe |
GEBURTSDATUM | 1. Mai 1949 |
GEBURTSORT | Grades, Kärnten |
This article uses material from the Wikipedia Deutsch article Ingo Mörth, which is released under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 license ("CC BY-SA 3.0"); additional terms may apply (view authors). Abrufstatistik · Autoren Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Images, videos and audio are available under their respective licenses.
®Wikipedia is a registered trademark of the Wiki Foundation, Inc. Wiki Deutsch (DUHOCTRUNGQUOC.VN) is an independent company and has no affiliation with Wiki Foundation.