Cioma Schönhaus: Schweizer Grafiker

Samson „Cioma“ Schönhaus (geb.

28. September 1922 in Berlin; gest. 22. September 2015 in Biel-Benken, Schweiz) war ein Grafiker, der während des Zweiten Weltkriegs von der Gestapo wegen seiner jüdischen Herkunft gesucht wurde und der sich unter anderem durch Passfälschung retten konnte.

Cioma Schönhaus: Leben, Rezeption in den Medien, Literatur
Cioma Schönhaus (1943)
Cioma Schönhaus: Leben, Rezeption in den Medien, Literatur
Fluchtobjekte von Cioma Schönhaus: Strassenkarte, Dokumentenhülle sowie der Brustbeutel, in dem sie aufbewahrt wurden. Heute in der Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz.

Leben

Seine russischen Eltern waren 1920 aus Minsk nach Berlin gekommen, nachdem sein Vater aus der Roten Armee desertiert war. Schönhaus wuchs zunächst im Berliner Scheunenviertel auf. Von 1926 bis 1927 hielt sich die Familie in der Nähe von Haifa (Palästina) auf, kehrte aber dann nach Berlin zurück. 1940 besuchte er ein Jahr lang eine Kunstgewerbeschule. Von 1941 an musste er unter anderem in einem Rüstungsbetrieb arbeiten.

Im Juni 1942 sollte er zusammen mit seinen Eltern nach Majdanek deportiert werden. Dank seiner Arbeitsstätte gelang es ihm, dem zu entkommen. Kurz danach tauchte er in Berlin unter. In der Illegalität fälschte Schönhaus Pässe für andere im Untergrund lebende Juden, indem er in echten Pässen, die als verloren gemeldet wurden, Fotos austauschte. Unter anderem erstellte er einen Pass für den Historiker Ernst Ludwig Ehrlich. Dabei arbeitete er mit Mitgliedern der Bekennenden Kirche (unter anderen Kurt Müller) zusammen. Für die gefälschten Pässe erhielt er von einem Helferkreis um den Juristen Franz Kaufmann Lebensmittelkarten, die zum Teil verkauft wurden, sodass er eine scheinlegale Existenz aufbauen konnte. Dafür benutzte er die Namen „Günther Rogoff“, „Peter Schönhausen“ und „Peter Petrow“.

Als die Gestapo 1943 gezielt nach ihm zu fahnden begann, wagte Schönhaus eine Flucht aus Berlin. Getarnt als Wehrmachtsoldat auf Heimaturlaub und ausgestattet mit einem von ihm selbst gefälschten Wehrpass fuhr er mit dem Fahrrad quer durch Deutschland an die Schweizer Grenze, wo es ihm auch gelang, sie bei Öhningen zu passieren. Der Theologe Karl Barth vermittelte ihm ein Stipendium. An der Kunstgewerbeschule in Basel absolvierte er eine Ausbildung zum Grafiker und arbeitete später in diesem Beruf.

Schönhaus hatte vier Söhne, von denen zwei eine Musikerkarriere einschlugen. In Anlehnung an ihren Familiennamen gründeten sie die Klezmerformation „Bait Jaffe“, was so viel bedeutet wie „schönes Haus“.

Cioma Schönhaus starb am 22. September 2015, wenige Tage vor seinem 93. Geburtstag.

Rezeption in den Medien

2017 erschien der Film Die Unsichtbaren – Wir wollen leben, in dem er in Interviewausschnitten zu sehen ist. Als junger Mann wird er von Maximilian Mauff dargestellt.

Der Spielfilm Der Passfälscher aus dem Jahr 2022 widmet sich ebenfalls seinem Leben. Dargestellt wird Schönhaus hier von Louis Hofmann.

Im Kinofilm Stella. Ein Leben. über Stella Goldschlag wird Schönhaus in einer Nebenrolle von Joshua Seelenbinder gespielt.

Literatur

  • Der Passfälscher. Die unglaubliche Geschichte eines jungen Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte. Hrsg. von Marion Neiss. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-502-15688-3.
  • Der Passfälscher im Paradies. Das Ende einer unglaublichen Odyssee. Huber, Frauenfeld 2010, ISBN 978-3-7193-1558-0.
  • Harald Welzer: Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-002491-6.
  • Reiner Ruft: „Die Ausschaffung ist zurzeit nicht tunlich. Die Flucht des Samson Schönhaus von Berlin nach Stein am Rhein im Oktober 1943 und seine Ankunft im ‚Paradies‘ (Schweiz)“. In: Hegau: Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee, Bd. 75 (2018), S. 163–170, ISSN 0438-9034.
  • Peter Wyden: Stella Goldschlag. Eine wahre Geschichte. Steidl Verlag, Göttingen 2019, ISBN 978-3-95829-608-4.

Einzelnachweise

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