Äpfel: Gattung der Familie Rosengewächse (Rosaceae)
Die Äpfel (Malus) bilden eine Pflanzengattung der Kernobstgewächse (Pyrinae) aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).
Die Gattung umfasst etwa 42 bis 55 Arten laubwerfender Bäume und Sträucher aus Wäldern und Dickichten der nördlichen gemäßigten Zone in Europa, Asien und Nordamerika, aus denen auch eine große Anzahl an oft schwer unterscheidbaren Hybriden hervorgegangen ist.
Die weltweit mit Abstand bekannteste und wirtschaftlich sehr bedeutende Art ist der Kulturapfel (Malus domestica). Daneben werden manche aus Ostasien stammende Arten mit nur etwa kirschgroßen Früchten, wie etwa der Japanische Apfel (Malus floribunda), der Kirschapfel (Malus baccata) und Malus ×zumi in gemäßigten Klimagebieten als Ziersträucher und -bäume angepflanzt. Nicht zu verwechseln mit den Äpfeln sind die nicht näher verwandten Granatäpfel (Punica granatum).
Das Wort Apfel wird auf die indogermanische Grundform *h₂ébōl zurückgeführt, die nur Fortsetzungen im Nordwestindogermanischen (Germanisch, Keltisch, Baltisch und Slawisch) hat und dort in allen Formen den Apfel bezeichnet. In der Forschung herrscht Uneinigkeit darüber, wie die Form genau anzusetzen ist und ob es sich um das indogermanische Apfelwort handelt oder eine Entlehnung aus einer nicht-indogermanischen Sprache (vgl. kasachischalma, burushaskibáalt). Aus der idg. Genitivform *h₂eb-l-ós entwickelt sich das urgermanische Apfelwort *aplaz, aus dem (mit westgermanischerGemination vor -l-) althochdeutsch apful, afful > Apfel (Mehrzahl epfili > Äpfel), englisch apple und niederländisch appel hervorgehen.
Der wissenschaftliche Gattungsname Malus ist abgeleitet von dem lateinischen Wort malum, was auf deutsch soviel wie Apfel oder apfelförmige Baumfrucht bedeutet.
Beschreibung
Habitus und Belaubung
Die Arten der Gattung Äpfel (Malus) sind sommergrüne Bäume oder Sträucher. Sie sind meist unbewehrt. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die einfache Blattspreite ist oval bis eiförmig oder elliptisch. Die Blattränder sind meist gesägt, selten glatt und manchmal gelappt. Einige Arten bzw. Sorten werden wegen ihres purpurnen Laubes im Herbst geschätzt. Nebenblätter sind vorhanden, verwelken aber oft früh.
Blütenstände und Blüten
Die gestielten Blüten der Apfelbäume stehen einzeln oder in doldigenschirmrispigen Blütenständen. Die fünfzähligen, zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind meist flach becherförmig und weisen meist einen Durchmesser von 2 bis 5 cm auf. Häufig duften die Blüten. Die Blütenachse ist krugförmig. Die fünf grünen Kelchblätter sind auch noch an den Früchten erhalten. Die fünf freien Kronblätter sind weiß, rosa oder rot. In jeder Blüte sind viele (15 bis 50) Staubblätter vorhanden, mit weißen Staubfäden und gelben Staubbeuteln. Aus drei bis fünf Fruchtblättern besteht der unterständige Fruchtknoten. Die drei bis fünf Griffel sind nur an ihrer Basis verwachsen. Bei einigen Züchtungen sind die Blüten, durch Umwandlung der Staubblätter in kronblattähnliche Blütenblätter, halbgefüllt oder gefüllt.
Früchte und Samen
Gemeinhin bekannt sind die mehr oder minder rundlichen, essbaren Früchte. Bei einigen Arten sind sie roh ungenießbar. Das fleischige Gewebe, das normalerweise als Frucht bezeichnet wird, entsteht nicht aus dem Fruchtknoten, sondern aus der Blütenachse; der Biologe spricht daher von Scheinfrüchten. Genauer ist die Apfelfrucht eine Sonderform der Sammelbalgfrucht. Ein Balg besteht aus einem Fruchtblatt, das mit sich selbst verwächst. Innerhalb des Fruchtfleisches entsteht aus dem balgähnlichen Fruchtblatt ein pergamentartiges Gehäuse. Im Fruchtfleisch selbst sind höchstens noch vereinzelt Steinzellennester enthalten. Die Samen sind braun oder schwarz; sie enthalten geringe Mengen an giftigen Cyaniden.
Systematik der Arten
Die Gattung Malus gehört zur Subtribus Pyrinae der Tribus Pyreae in der Unterfamilie Spiraeoideae innerhalb der Familie Rosaceae. Der Gattungsname Malus wurde 1754 durch Philip Miller in Gard. Dict. Abr. 4. Auflage, S. 835 erstveröffentlicht. Synonyme für MalusMill. sind: Docyniopsis (C.K.Schneid.) Koidz., Eriolobus (DC.) M.Roem.
Es gibt etwa 42 bis 55 Malus-Arten; hier eine Auflistung mit Heimatangaben. Zu den bekannten Sorten der fruchtliefernden Apfelbäume siehe Kulturapfel und Apfelsorten. In China sind etwa 25 Arten zu finden, davon 15 nur dort. Die Gattung Malus wird in (sechs bis) acht Sektionen (2006 und 2008 zwei dazu gekommen) gegliedert:
Sektion Chloromeles: Mit nur noch drei gültigen Arten nur in Nordamerika:
Südlicher Wildapfel (Malus angustifolia(Aiton) Michx.): Heimat sind die USA.
Süßer Wildapfel (Malus coronaria(L.) Mill., Syn.: Malus bracteataRehder, Malus coronaria var. dasycalyxRehder, Malus fragransRehder, Malus glabrataRehder, Malus glaucescensRehder, Malus lancifoliaRehder, Pyrus coronariaL.): Heimat ist das östliche Nordamerika.
Savannen- oder Prärie-Wildapfel Malus ioensis(Alph.Wood) Britton: Heimat ist das westliche Nordamerika.
Sektion Docyniopsis: Mit nur vier Arten in Asien:
Malus doumeri(Bois) A.Chev. (Syn.: Malus formosanaKawak. & Koidz., Malus laosensis(Cardot) A.Chev., Pyrus doumeriBois): Heimat ist China, Taiwan, Laos und Vietnam.
Malus leiocalycaS.Z.Huang: Heimat ist China.
Malus melliana(Hand.-Mazz.) Rehder: Heimat ist China.
Wollapfel (Malus tschonoskii(Maxim.) C.K.Schneid.): Heimat ist Japan.
Sektion Eriolobus(Seringe) C.K.Schneid.: Mit der einzigen Art:
Teeapfel oder Chinesischer Wildapfel (Malus hupehensis(Pamp.) Rehder): Heimat ist China.
Malus mandshurica(Maxim.) Kom. ex Skvortsov (Syn: Malus cerasiferaSpach, Malus sachalinensisJuz., Pyrus baccata var. mandshuricaMaxim., Malus baccata ssp. mandshurica(Komarov) Likhonos, Malus baccata var. mandshurica(Maxim.) C.K.Schneider): Heimat ist Ostasien.
Malus sikkimensis(Wenz.) Koehne ex C.K.Schneid.: Heimat ist der Himalaja.
Malus spontanea(Makino) Makino: Sie kommt in Japan vor.
Malus × xiaojinensisM.H.Cheng & N.G.Jiang (Syn.: Malus baccata var. daochengensis(C.L.Li) Ponomar., Malus baccata var. xiaojinensis(M.H.Cheng & N.G.Jiang) Ponomar., Malus daochengensisC.L.Li, Malus maerkangensisM.H.Cheng et al.): Sie kommt in den chinesischen Provinzen Sichuan sowie Yunnan vor.
Sektion Malus: Sie enthält etwa elf Arten und einige Hybriden:
Malus chitralensisVassilcz.: Sie kommt in Pakistan vor.
Kaukasusapfel oder Orientalischer Apfel (Malus orientalisUglitzk.), Bergwälder und Waldränder des südlichen Kaukasus - Neben Malus sieversii zweitwichtigster Vorfahre des Kulturapfels
Holzapfel oder Europäischer Wildapfel genannt (Malus sylvestris(L.) Mill.), westliches Asien und Europa – nach neuesten Untersuchungen vermutlich keine Stammform des Kulturapfels, jedoch möglicherweise darin eingekreuzt.
Malus zhaojiaoensisN.G.Jiang: Sie kommt in Sichuan vor.
Kulturapfel (Malus domesticaBorkh.), der Ursprung liegt in Asien. Die Stammformen sind wahrscheinlich der Asiatische Wildapfel (Malus sieversii) und der Kaukasusapfel (Malus orientalis). Zudem werden frühe Kreuzungen mit Malus dasyphylia und Malus praecox angenommen.
Malus ×magdeburgensisHartwig (= Malus pumila × Malus spectabilis), (Deutschland, Zufallsfund in der Nähe von Magdeburg)
Malus ×micromalusMakino (= Malus spectabilis × Malus baccata): Wird in China weitverbreitet als Ziergehölz und auf Grund der essbaren Früchte angebaut.
Purpurapfel (Malus ×purpurea(A.Barbier) Rehder, = Malus ×atrosanguinea × Malus pumila, Syn.: Malus floribunda var. lemoineiÉ.Lemoine, Malus floribunda var. purpureaA.Barbier, Malus ×purpurea f. eleyi(Bean) Rehder, Malus ×purpurea f. lemoinei(É.Lemoine) Rehder, Malus ×purpurea var. aldenhamensisRehder)
Sektion Yunnanenses(Rehd.) G.Z.Qian: Die nur vier Arten kommen nur in China und Myanmar vor:
Malus honanensisRehder: Sie gedeiht im Dickicht in Tälern oder an Hängen in Höhenlagen von 800 bis 2600 Metern in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei, Henan, Hubei, Shaanxi sowie Shanxi.
Malus ombrophilaHand.-Mazz.: Sie gedeiht in Mischwäldern entlang von Fließgewässern und in Tälern in Höhenlagen von 2000 bis 3500 Metern in Tibet und in den chinesischen Provinzen südwestliches Sichuan sowie nordwestliches Yunnan.
Malus prattii(Hemsl.) C.K.Schneider (Syn.: Malus kaidoDippel): Seit 2005 gibt es zwei Varietäten:
Malus prattii var. glabrataG.Z.Qian: Sie wurde 2005 aus Sichuan erstbeschrieben. Sie gedeiht in Höhenlagen von 2200 bis 3200 Metern.
Malus prattii var. prattii(Hemsl.) C.K.Schneider: Sie gedeiht in Mischwäldern an Hängen in Höhenlagen von 1400 bis 3500 Metern in den chinesischen Provinzen westliches Sichuan sowie nordwestliches Yunnan.
Malus yunnanensis(Franch.) C.K.Schneid.: Es gibt zwei Varietäten:
Malus yunnanensis var. veitchii(Osborn) Rehder
Malus yunnanensis var. yunnanensis(Franch.) C.K.Schneid.: Sie kommt in Myanmar, Sichuan sowie Yunnan vor.
Ohne Tribuszugehörigkeit:
Malus brevipes(Rehder) Rehder (ist nur aus Kultur bekannt)
Es gibt auch Gattungskreuzungen innerhalb des Untertribus Pyrinae, zum Beispiel Sorbus × Malus und sogar Dreifachkreuzungen: (Cydonia × Pyrus) × Malus.
Literatur
Adrian Diel: Versuch einer systematischen Beschreibung in Deutschland vorhandener Kernobstsorten. 26 Bände, 1799–1832 (Digitalisat).
J. P. Robinson, S. A. Harris, B. E. Juniper: Taxonomy of the genus Malus Mill. (Rosaceae) with emphasis on the cultivated apple, Malus domestica Borkh. In: Plant Systematics and Evolution. Volume 226, 2001, S. 35–58.
Verena und Markus Füllemann, Alex Baenninger: Faites vos pommes! Eine Art Kulturgeschichte des Apfels. Benteli, Wabern/Bern 1997, ISBN 3-7165-1070-X.
Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih), Stephen A. Spongberg: Malus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 9 - Pittosporaceae through Connaraceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2003, ISBN 1-930723-14-8, S 179. (online) (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
Rolf Bühl et al.: Mehr Freude am Garten. Zier- und Nutzpflanzen für drinnen und draußen. Verlag Das Beste, Stuttgart 1978. (div. Abschnitte zu Schädlingen)
Caty Schernus: Das Apfelbuch Berlin-Brandenburg. Alte Sorten wiederentdeckt. be.bra verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86124-676-3.
Barrie E. Juniper und David J. Mabberley: Die Geschichte des Apfels. Von der Wildfrucht zum Kulturgut. Aus dem Englischen von Claudia Huber. Haupt, Bern 2022, ISBN 978-3-258-08264-6.
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