Uwe Boll: Deutscher Regisseur, Produzent und Drehbuchautor

Uwe Boll (* 22.

Juni">22. Juni 1965 in Wermelskirchen) ist ein deutscher Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor.

Uwe Boll: Leben und Karriere, Finanzierung, Rezeption
Uwe Boll (2016)

Leben und Karriere

Uwe Boll produzierte schon in seinen Jugendjahren Kurzfilme auf Super 8 und Video. Er besuchte zunächst die Filmhochschulen in München und Wien im Bereich Filmregie und studierte danach Betriebswirtschaft und Literaturwissenschaft in Köln und Siegen. In Siegen promovierte er 1994 im Fach Literaturwissenschaft mit der Arbeit Die Gattung Serie und ihre Genres zum Doktor der Philosophie. Zu seinen ersten Regiearbeiten zählen die Filme German Fried Movie und Barschel – Mord in Genf?, dazu verfasste Boll ein Buch mit dem Titel German fried movie & Barschel-Mord in Genf oder wie man in Deutschland Filme drehen muß.

1991 gründete er zusammen mit weiteren Gesellschaftern eine Filmproduktions- und Verleih GmbH. Seit 1998 ist er alleiniger Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens. Von 1994 bis 2000 war er zudem Produzent und Regisseur bei der Taunusfilm und Geschäftsführer von TaunusFilm International in Wiesbaden.

Bolls erste beiden großen Filme waren der Horrorfilm Blackwoods und das Drama Heart of America, bei denen er sowohl Regie führte als auch das Drehbuch schrieb.

Seit 1991 ist Boll professionell als Regisseur und Produzent tätig. Neben Produktionen von Werbespots macht er Kinofilme, seit 2000 führt er dabei meistens selbst Regie und übernimmt auch die Produktion. Im Jahr 2003 führte Boll bei seiner ersten Videospielverfilmung, House of the Dead, Regie. Die Finanzierung seiner Filme erfolgte zwischen 2000 und 2007 über seine eigenen Investmentfonds. Bolls Filme werden aufgrund finanzieller Vorteile häufig in Vancouver (Kanada) gedreht, aber auch in Südafrika, Kroatien, Bulgarien und Rumänien.

Seit 2005 ist Boll zudem im weltweiten Filmvertrieb tätig. Dazu hat er in Deutschland die Boll AG gegründet und im Sommer 2006 an die Börse gebracht. In Kanada erfolgte die Gründung der Event Film Distribution Inc. Neben den weltweiten Filmrechten seiner eigenen Filme vermarktet Boll auch durch Dritte produzierte Filme, so etwa One Way mit Til Schweiger oder den russischen Kinohit Fürst der Dämonen (Viy). Seit 2009 zog sich Boll aus Deutschland zurück. Seit 2011 produziert er seine Filme durch sein kanadisches Unternehmen; die Boll AG wurde im selben Jahr aufgelöst.

Uwe Boll: Leben und Karriere, Finanzierung, Rezeption 
Boll am Drehort von Schwerter des Königs – Dungeon Siege, Vancouver 2005

Im Herbst 2010 kam die Filmbiografie Max Schmeling – Eine deutsche Legende in die Kinos. Die Titelrolle spielte der frühere deutsche Halbschwergewichtsweltmeister Henry Maske. Die Produktion ging auf eine Initiative von zwei Hamburger Millionären zurück, die anonym bleiben und Schmeling mit dem Film ein Denkmal setzen wollten. Der von der Kritik einhellig verrissene Film war auch kommerziell ein Misserfolg, wurde dann aber doch weltweit verkauft und lief in den USA bei zahlreichen Fernsehsendern wie SHOWTIME.

Boll ist in seinen Filmen gelegentlich auch als Schauspieler zu sehen, so zum Beispiel bei nicht im Abspann erwähnten Cameoauftritten in Seed, The Final Storm und Barschel – Mord in Genf?. In seinem Film Postal tritt Boll als lederhosentragender Filmproduzent auf, der verkündet, seine Filme mit Nazigold zu finanzieren; und in seinem Holocaust-Film Auschwitz ist er als SS-Mann zu sehen, der an der Tür einer Gaskammer lehnt, während im Inneren Menschen mit dem Tod ringen. In Blubberella ist er als Adolf Hitler zu sehen.

Boll gibt sein Wissen regelmäßig auch in Seminaren weiter, beispielsweise bei der Münchner Filmwerkstatt.

Im Jahr 2011 veröffentlichte Boll Blubberella, der eine satirische Sicht auf Superheldenfilme und eine Kritik an Marvels Cinematic Universe war. Der Filmemacher sagte: "...meine Kritik am MCU in der Vergangenheit könnte als Teil meines satirischen Ansatzes gesehen werden und nicht als eine persönliche Haltung zum gesamten Konzept des Filmuniversums."

Im Rahmen der „Sneak Previews“ präsentierte Boll seinen Film Rampage 3 im August 2016 in UCI-Kinos in ganz Deutschland und diskutierte mit Kinobesuchern über ihn. Dabei erklärte er, dass Rampage 3 sein letzter selbst produzierter Film sein soll. Durch den Rückgang des Verkaufs von DVDs und Blu-rays sieht Boll keine Möglichkeit mehr, seine Filmprojekte ausreichend zu finanzieren. In Zukunft will er sich mehr auf die Bereiche Filmvertrieb und sein Restaurant in Vancouver konzentrieren.

Bolls eigener Streamingdienst startete Ende August 2016, ist jedoch seit spätestens Anfang 2019 nicht mehr erreichbar. Im August 2017 erschien seine Autobiografie mit dem Titel Ihr könnt mich mal!. 2018 erklärte er, dass er vorerst keine Filme mehr drehen und produzieren werde. Im Oktober 2020 kündigte er seine Rückkehr ins Filmgeschäft an.

Im März 2021 sorgte Boll für Aufsehen, nachdem publik wurde, dass er den rassistisch motivierten Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 als Auftakt zu seiner geplanten Trilogie „Deutschland im Winter“ verfilmen wolle. Die Stadt Hanau und Familienangehörige der Opfer forderten Boll in einem offenen Brief auf, von dem Vorhaben abzusehen, u. a. da „die Persönlichkeitsrechte der Angehörigen, deren Pietätsempfinden und die fortwirkende Menschenwürde der Verstorbenen zu beachten“ seien. So holte Boll im Vorfeld offenbar kein Einverständnis der Betroffenen ein. Er selbst verteidigte das Filmprojekt, denn die Tat „[habe] verdeutlicht, welche Gefahren der wachsende Rechtsextremismus und zunehmende Verschwörungstheorien bergen, deshalb sei es wichtig, das Thema aufzugreifen.“

Mit insgesamt zehn auf Videospielen basierten Filmen hält er seit 2014 den Weltrekord als Regisseur mit den meisten Filmen, die auf Videospielen basieren.

Im Februar 2023 berichtete Variety, dass Boll Regie führen und das Krimidrama First Shift mit Kristen Renton und Gino Anthony Pesi in den Hauptrollen produzieren würde, das den Weg zweier gegensätzlicher NYPD-Beamter an ihrem ersten Tag als Kollegen verfolgt. Bei der Postproduktion von First Shift arbeitete Boll mit Ethan Maniquis zusammen, zusammen mit dem ausführenden Produzenten Michael Roesch. Im Oktober nahm Quiver Distribution den Film für die USA, Kanada und ausgewählte internationale Territorien auf.

Im Jahr 2023 beträgt Uwe Bolls geschätztes Nettovermögen etwa 10 Millionen Dollar.

Finanzierung

Boll finanzierte seine Filme zwischen Sanctimony – Auf mörderischem Kurs (2000) und Far Cry (2008) durch deutsche Medienfonds. Wegen dieses Geschäftsmodells wurde Boll – wie auch zahlreichen weiteren Filmproduktionsfirmen im In- und Ausland – vorgeworfen, die deutschen Steuerzahler durch die Ausnutzung dieser Steuerlücke zu belasten. Zurückzuführen sind diese Vorwürfe nicht nur auf die meist mäßigen Kinoerfolge derart finanzierter Filme, sondern auch darauf, dass ein großer Teil der zur Verfügung stehenden Budgets an Drehorten im Ausland und nicht in Deutschland verbraucht wurde. Seit 2007 finanziert er seine Filme über seinen Filmweltvertrieb, Vorverkäufe, Subventionen und Rückstellungen.

Trotz negativer Kritiken haben Bolls Filme es geschafft, an den Kinokassen beträchtliche Einnahmen zu erzielen. Sie haben weltweit über 250 Millionen Dollar eingespielt, was seine kommerzielle Rentabilität unterstreicht.

Rezeption

Boll wird von einigen Kritikern als einer der „schlechtesten Regisseure“ wahlweise „aller Zeiten“ oder „der Welt“ bezeichnet. Eine britische Kinozeitschrift übertitelte im Frühjahr 2006 ein Porträt des Regisseurs mit „Son of Ed Wood“. Den Vergleich mit dem als „schlechtester Regisseur aller Zeiten“ geltenden Wood griff die Golden Raspberry Award Foundation 2009 auf, indem sie Boll als Deutschlands Antwort auf Ed Wood bezeichnete.

Im Spätsommer 2006 lud Boll fünf seiner größten Kritiker (Richard Kyanka, Jeff Sneider, Chris Alexander, Carlos Palencia Jimenez-Arguello und Nelson Minter) nach Vancouver zu einem Boxkampf gegen ihn ein. Boll begründete die Aktion: „Wenn die mich fertig machen wollen, sollen sie es doch versuchen!“ Boll gewann alle fünf Kämpfe, verfügte allerdings bereits zuvor über Boxerfahrung.

Im Jahr 2023 hat Uwe Boll als Reaktion auf die Kritik betont, wie wichtig es ist, das Ausgangsmaterial von Videospielen für Verfilmungen zu verstehen, und über die Notwendigkeit einer besseren Drehbuchentwicklung und Zusammenarbeit mit Spieleentwicklern nachgedacht. Daher ist die Adaption von Videospielen aus den späten 1990ern und frühen 2000ern wie „Alone in the Dark“, wie Boll sagte, mit Herausforderungen verbunden, da sie sich mehr auf die Spielmechanik als auf die erzählerische Tiefe konzentrieren würden. Dies erfordere oft kreative Freiheiten, um das Kinoerlebnis zu verbessern und gleichzeitig die Treue zum Ausgangsmaterial in Einklang zu bringen.

Stop-Boll-Petition

Im April 2008 veröffentlichte der Computerspiele-Tester Robert Harvey auf petitiononline.com eine Petition mit dem Titel „Stop Dr. Uwe Boll“, die Boll zur Einstellung aller Tätigkeiten im Filmgeschäft auffordert. Er kritisierte Boll dafür, dass er mit seinen Filmen die „künftigen Möglichkeiten für alle ruiniert [habe], die versuchen würden, Videospiele zu Film zu bringen“. Boll selbst äußerte sich in einem Interview mit der Horrorfilm-Fanseite FEARnet zu der kritischen Petition: „Ja, ich weiß davon. 18.000 Stimmen sind nicht genug, um mich zu überzeugen.“ Auf die anschließende Frage, wie viele Unterschriften nötig seien, um ihn zu überzeugen, antwortete Boll: „Eine Million. Nun haben wir ein neues Ziel.“ Nachdem diese Ankündigung Bolls die Unterstützerzahl binnen weniger Tage um über 100.000 erhöhte, antwortete Boll auf das Medienecho zur Petition in einer Videobotschaft, in der er sich selbst als einziges Genie im Filmgeschäft bezeichnete, andere Regisseure wie Michael Bay, Eli Roth und George Clooney kritisierte und seine Fans zur Erstellung einer Pro-Boll-Petition aufforderte. Die ursprüngliche Petition erreichte im Mai 2008 über 250.000 Unterschriften. Die Kaugummimarke Stride von Cadbury Schweppes unterstützte die Anti-Boll-Petition und bot jedem Teilnehmer die Zusendung eines Warengutscheins an, falls die Petition bis zum 14. Mai 2008 die Grenze von einer Million Unterschriften überschreiten sollte. Die Petition erreichte jedoch letztlich nur etwa 300.000 Unterschriften.

Auszeichnungen

Für den Negativpreis Goldene Himbeere wurde Boll aufgrund seiner Filme BloodRayne 2005 und Alone in the Dark 2006 jeweils als „Schlechtester Regisseur“ nominiert, er erhielt die Auszeichnung aber beide Male nicht. 2009 gewann Boll die Goldene Himbeere als „Schlechtester Regisseur“ für seine Filme Postal, 1968 Tunnel Rats und Schwerter des Königs – Dungeon Siege, ebenso wurde Schwerter des Königs als „Schlechtester Film“ nominiert. Zusätzlich erhielt Boll die Goldene Himbeere für die Kategorie „Schlechtestes bisheriges Lebenswerk“ (Worst Career Achievement). Dieser Preis war zuvor seit 1987 nicht mehr vergeben worden. Boll reagierte prompt mit einem Video auf YouTube, in dem er die Razzie-Gesellschaft beschimpfte.

Im September 2010 gewann Boll mit Darfur auf dem New York International Independent Film & Video Festival den Preis für den besten internationalen Film.

Persönliches

Boll ist mit der kanadischen Fernsehproduzentin Natalia Boll (gebürtige Tudge; * 1986) verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt abwechselnd in Vancouver (Kanada) und Mainz.

Politisches Engagement

Zur Bundestagswahl 2017 war Boll im Wahlwerbespot des Landesverbandes Rheinland-Pfalz der Partei Die PARTEI zu sehen. Im Sommer 2019 war er kurzzeitig Mitglied der Partei Das Haus Deutschland, aus der er herausgedrängt wurde, nachdem er sich über Xavier Naidoos Verschwörungstheorien lustig gemacht hatte.

Restaurant-Betreiber

Im Winter 2014/15 eröffnete Boll in Gastown, Vancouver das Restaurant Bauhaus, in dem er deutsche Küche anbot. Er bekam für das Gourmet-Restaurant gute Kritiken, schaffte es in einem Ranking der besten Restaurants des Landes auf Platz 37 und wurde auf der Webseite „theworlds50best.com“ als „Discovery“ vorgestellt. Nachdem Boll mit seiner Ehefrau im Frühjahr 2018 die Bauhaus Group gegründet hatte, eröffnete er ein zweites Bauhaus-Restaurant in Toronto und plante, im Laufe des Jahres 2019 ein drittes in China zu eröffnen. 2018 übernahm die Bauhaus Group das Blenheim Pub in Kitsilano, Vancouver, welches aber noch im selben Jahr geschlossen wurde. Im März 2020 schloss Boll nach Streitigkeiten mit dem Vermieter sein Bauhaus-Restaurant in Gastown.

Filmografie

Literatur

  • German fried movie & Barschel-Mord in Genf oder wie man in Deutschland Filme drehen muß. Mañana-Verlag, Leverkusen 1992, ISBN 3-929177-02-1.
  • Die Gattung Serie und ihre Genres. Alano Verlag, Aachen 1994, ISBN 3-89399-216-2 (zugleich Dissertation, Universität Siegen).
  • Ihr könnt mich mal! – Vom Kurzfilmer in Burscheid zum meistgehassten Regisseur Amerikas. KICK-Verlag, Bonn, 2017, ISBN 978-3-946312-17-8.
  • Warum sich keiner mehr zu sagen traut, was wirklich ist. Deutschland zwischen Cancel Culture, Political Correctness, und der neuen Feigheit die Wahrheit zu sagen. FBV, München 2022, ISBN 978-3-95972-553-8.
  • Tabula Rasa. WUZI-Verlag, 2023, ISBN 979-8393015015
Commons: Uwe Boll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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