Typografie (vom Duden und der schweizerischen Bundeskanzlei empfohlene Schreibweise) oder Typographie (von altgriechisch τύπος týpos „Schlag, Abdruck, Figur, Typ“ und -graphie) ist eine mehrdeutige Bezeichnung: Im traditionellen Sinne bezieht sie sich auf die Gestaltung von Druckwerken mit beweglichen Lettern (Typen).
In der Medientheorie steht Typografie für gedruckte Schrift in Abgrenzung zu Handschrift (Chirografie) und elektronischen sowie nicht literalen Texten.
Ein Buchdrucker der Frühen Neuzeit wurde als typographus bezeichnet, womit im 16. und 17. Jahrhundert auch als Verleger tätige Drucker (Drucker-Verleger) gemeint sein konnten. Heute bezeichnet Typografie meist den medienunabhängigen Gestaltungsprozess, der mittels Schrift, Bildern, Linien, Flächen und Leerräumen alle Arten von Kommunikationsmedien gestaltet. Typografie ist in Abgrenzung zu Kalligrafie, Schreiben oder Schriftentwurf das Gestalten mit vorgefundenem Material.
Die Typografie wird unterteilt in Mikrotypografie und Makrotypografie. Die Arbeit des Typografen besteht darin, beide Gestaltungsmerkmale in geeigneter Weise zu kombinieren.
Die Mikrotypografie oder Detailtypografie ist die Gestaltung folgender Feinheiten des Schriftsatzes:
Der bei einem Leser bzw. Betrachter hervorgerufene Gesamteindruck des Schriftsatzes wird durch die obigen und weitere Faktoren bestimmt. Den subjektiven Gesamteindruck nennt man in der Fachsprache die Anmutung. Dabei wird durch die Gestaltung beim Leser auch ein emotionaler Eindruck erzeugt, was je nach Textsorte und Publikation sinnvoll sein kann und auch bewusst eingesetzt wird. In Massenmedien wie Tageszeitungen wird eher darauf geachtet, eine hohe Leserlichkeit auf Kosten einer – dabei auch nicht sachgerechten – emotionalen Wirkung der Gesamtgestaltung zu erzielen.
Dies ist die Gesamtgestaltung eines Textwerks (Buch, Druckseite, Textverarbeitungs-Dokument, Webseite usw.). Zu den Gestaltungselementen gehören unter anderem
Grundelemente im Schriftsatz sind
Die einzelnen Elemente des Seitenaufbaus sollten sinnvoll aufeinander abgestimmt werden, wobei die Wahl der Schriftgröße sowie die richtige Positionierung von Abbildungen, Grafiken und Tabellen hierbei besonders wichtig ist. Die harmonische Aufteilung von bedruckter und unbedruckter Fläche ist entscheidend: Eine Seite darf weder überladen noch kahl wirken. Hilfreich ist hier die sogenannte Rastertypografie, bei der die typografischen Elemente nach einem vorgefertigten Gestaltungsraster angeordnet werden.
Eine verwandte Bezeichnung zur Makrotypografie ist Layout, wobei dieser Begriff in der Regel deutlich spezifischer verwendet wird.
Mithilfe von Typografie können der Inhalt, der Zweck oder die Anmutung eines Werkes verdeutlicht werden. Die Aussage eines Textes kann visuell unterstützt werden, wobei die gute Lesbarkeit i. d. R. an erster Stelle steht.
Zu den Anwendungsbereichen der Typografie zählt neben der Gestaltung von Mengentexten in Romanen oder Sachbüchern (Werksatz) vor allem der Akzidenzsatz. Dazu gehören Geschäftsdrucksachen (Briefblätter, Visitenkarten, Formulare), Werbedrucksachen (Flyer, Prospekte, Plakate) oder auch Familiendrucksachen (Einladungen, Gedenkkarten).
Bei der visuellen Erscheinung von Kommunikationsmedien versuchen Typografen meist die Gestaltung mit deren Inhalt (Botschaft) in Einklang zu bringen. Manchmal wird auch versucht, eine unterschwellig andere Botschaft (Subtext) zu vermitteln, die dem Inhalt des Textes durchaus widersprechen kann. Durch derartige Beeinflussung der Aussage eines Textes bzw. einer Botschaft kann einem Typografen die Rolle des Co-Autors zukommen.
Möglichkeiten typografischer Gestaltung sind traditionell der Einsatz unterschiedlicher Schriftarten, Schriftgrade/-größen und Auszeichnungsarten, die Wahl der Satzbreite (Zeilenlänge), des Zeilenfalls, des Satzspiegels innerhalb des Papierformates, die Zuordnungen unterschiedlicher Elemente zueinander im Layout, die Auswahl des passenden Papiers und vieles mehr.
Die Auszeichnungsarten dienen zum „Hervorheben“ einzelner Textstellen oder Absätze gegenüber dem Rest des Textes, z. B. wörtliche Rede oder Zitate. Wollen Typografen beispielsweise verdeutlichen, dass eine Textstelle das Gesprochene eines Protagonisten darstellt, dann kann sie kursiv dargestellt werden: Hermine! rief Harry …
Bei der typografischen Gestaltung berücksichtigen professionelle Typografen die Orientierung der Nutzer, die Einschätzung der Zielgruppe(n), die besonderen Bedingungen des Mediums, für das gestaltet wird, die „Orthotypografie“ (also die ortho- und typografisch korrekte Form), sowie unterschiedliche Lesearten, mit denen Leser Texten verschiedener Art begegnen. Bei der Typografie eines Romantextes beispielsweise wird auf einen gleichmäßigen und störungsfreien Lesefluss geachtet. Zu betonende Sätze oder Wörter werden dazu i. d. R. eher dezent ausgezeichnet, um sie nicht zu sehr hervorzuheben. Hierbei werden Kursiv- oder Kapitälchen-Schnitte derselben Schrift wie der des „Grundtextes“ (des nicht-ausgezeichneten Textes) in gleicher Strichstärke benutzt. Im Fachjargon wird dies als „integrierte“ oder „leise“ Schriftauszeichnung bezeichnet. Das „informierende Lesen“ (z. B. in Zeitungen oder Online-Portalen) setzt dagegen eine typografische Umsetzung voraus, die Inhalte bereits beim Überfliegen einordnen lässt, bevor tiefere Textebenen – häufig in kleineren Schriftgraden – angeboten werden.
War Typografie seit Gutenberg Teil des Fachwissens der Drucker und Schriftsetzer, so ist sie heute ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung der Grafiker, Mediengestalter Digital und Print und ähnlicher Berufsgruppen. Gerade die neuen Medien und das Entwerfen von Websites stellten die Typografen vor neue Herausforderungen wie etwa die Frage nach Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität. Inzwischen kann fast jeder am Computer Schriftstücke (z. B. Briefe) oder seine Webseiten erstellen und so typografisch tätig werden.
Da sich Typografie als grafische Gestaltung historisch im Umfeld der Kunst entwickelt hat, entbrannte in der Nachkriegszeit die Diskussion, ob Typografie eine eigenständige Kunstform darstelle. Tatsächlich haben sich neue Formen der Typografie im italienischen Futurismus, im russischen Konstruktivismus und im Dadaismus herausgebildet. Während die italienischen Futuristen in der Zerstörung traditioneller Textformen eine besondere künstlerische Aussage erkannten und Typografie damit zur Kunstform erhoben, schrieb der deutsche Dadaist Kurt Schwitters, dass Typografie „unter Umständen“ Kunst sein könne.
Anders als in der Geschichte der Kunst entwickelte sich in der Geschichte der Typografie nach 1945 allerdings eine starke Orientierung am Empfänger der Botschaft, die gleichzeitig eine stärkere Zurückhaltung und weniger deutliche Autoren-Rolle des Typografen forderte. Durch ihre stärkere Verbindung zur Alltagskultur und ihre Einbindung in Wirtschaftsabläufe geprägt behaupteten Nachkriegstypografen, wie z. B. Kurt Weidemann (u. a. Entwerfer der Hausschrift von Daimler), dass Typografie als Kunst „belanglos“ sei, vielmehr komme es auf Zurückhaltung zugunsten der Lesbarkeit und der angestrebten Wirkung beim Leser an, und es gehe nicht um die Selbstverwirklichung des Gestalters.
Buchstaben und andere typografische Elemente werden mit dem Typometer vermessen.
In Deutschland unterliegen typografische Schriften dem geschmacksmusterähnlichen Schriftzeichengesetz. Das stärkere Urheberrecht gilt für solche Schriften, anders als von Schriftherstellern gefordert, hingegen nicht oder nur in Sonderfällen von extremer Gestaltungshöhe wie Initialenschriften, die bereits in Richtung Gemälde gehen. Das Gleiche dürfte für Handschriften und Kalligraphien gelten. Dabei ist bisweilen strittig, inwieweit typographische Unikate nicht selbst als Kalligraphien anzusprechen sind. Urheberrechte können aber an Fonts (Computerschriften) bestehen, wenn das Hinting-Programm, das die ästhetische Darstellung auch bei geringen Auflösungen sicherstellt, hinreichende Schöpfungshöhe als Computerprogramm hat. Zudem unterliegen die Namen der Schriftarten dem Markengesetz. Ein Textsatz oder Notenstichbild unterliegt als solcher weder dem Urheberrecht noch dem Geschmacksmusterrecht, und ob ein Leistungsschutz aufgrund des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) besteht, ist umstritten.
Die Geschichte der Typografie ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Schriften und den sich wandelnden (Re-)Produktionsmöglichkeiten gedruckter Texte; inzwischen auch der digitalen Medien.
Die „Elementare Typografie“, „Neue Typographie“ oder auch „Funktionale Typografie“ ist eine Stilrichtung innerhalb der Schrift- und Druckgestaltung vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Unter „Experimenteller Typografie“ werden verstanden:
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