Das Römisch-Germanische Museum der Stadt Köln (RGM) ist das archäologische Museum der Stadt Köln und Amt für Archäologische Bodendenkmalpflege für das Kölner Stadtgebiet und damit das Archiv des materiellen Erbes der Vorgeschichte sowie der römischen und fränkischen Epochen.
Verbunden mit dem römischen Dionysosmosaik und der zum Rheinhafen der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) führenden „Hafenstraße“ ging das RGM 1946 aus der Römischen und Germanischen Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte hervor. Architektonisch ist das am 4. März 1974 eröffnete preisgekrönte Museumsgebäude als „Schaufenster in die Römerzeit“ konzipiert. Seine umlaufenden Säulenstellungen erinnern an das darunterliegende römische Peristylhaus mit dem bekannten Dionysosmosaik. Dieses Mosaik ist vom Roncalliplatz aus im Museumsuntergeschoss sichtbar.
Im darüberliegenden Pobliciusgeschoss befinden sich Räume für Sonderausstellungen und Kongressveranstaltungen. Im Obergeschoss vermitteln chronologisch-thematisch gruppierte Bodenfunde die Entwicklung der unter Kaiser Augustus gegründeten „Stadt der Ubier“ zum sakralen und wirtschaftlichen Zentrum der Provinz Niedergermanien. Davon zeugen Funde vom römischen Rheinhafen und hölzerne Brückenteile der Rheinbrücke des Kaisers Konstantin zum rechtsrheinischen Brückenkopf Divitia. Die römische Stadtmauer vergegenwärtigen der Abguss eines Rundturmes (als Sonderausstellungsraum eingerichtet) und der Mittelbogen des nördlichen Stadttors mit der Inschrift CCAA. Die das Römische Reich verbindenden Fernstraßen macht ein fahrtüchtig rekonstruierter Reisewagen sinnfällig.
Das Gebäude des Museums ist seit 2019 für eine Generalsanierung geschlossen, als Ausweichquartier dient das Belgische Haus beim Neumarkt.
Das Römisch-Germanische Museum geht zurück auf die zusammen mit dem Runderlass zum Schutz der Bodenaltertümer vom 25. April 1807 eingerichtete „kölnische Altertums-Sammlung“ des Arrondissement de Cologne und die von der Stadt Köln übernommene Sammlung römischer Altertümer von Ferdinand Franz Wallraf, aus der die Römische Abteilung des 1861 neu eröffneten Wallraf-Richartz-Museum hervorging. Diese Abteilung erhielt vor dem Ersten Weltkrieg einen eigenen Leiter. Seit 1923 übernahm die Abteilung die archäologischen Grabungen im Stadtgebiet und machte zunehmend Köln als römische Stadtgründung bewusst. Diesem Zweck diente auch 1946 die mit dem Dionysosmosaik im Dombunker verbundene Gründung des Römisch-Germanischen Museums. Das Museum wurde am 24. November 1961 im Dombunker eröffnet. Am 4. März 1974 konnte der Neubau eröffnet werden.
Nachdem im Juli 2017 zunächst bekanntgegeben worden war, dass das bestehende Museum ab Dezember wegen Sanierung und Neubau der Verwaltung für voraussichtlich sieben Jahre geschlossen wird, wurde im Dezember die Betriebsgenehmigung für das Museum zunächst bis 31. Dezember 2018 verlängert. Gemäß Ratsbeschluss vom 5. Juli 2018 wurde das als Ausweichquartier angemietete und unter der Leitung des Kölner Architekten Bernhard Trübenbach umgebaute und sanierte ehemalige belgische Konsulatsgebäude „Belgisches Haus“ in unmittelbarer Nähe des Neumarkts als Interimsmuseum bezogen und seit dem 14. November 2019 eröffnet.
Leiter der Römischen Abteilung, seit 1935 Römische und Germanische Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums:
Direktoren des seit 1946 eigenständigen Römisch-Germanischen Museums:
Stellvertretende Direktoren des Museums:
Das unter Hugo Borger 1974 vollendete Museumsgebäude orientiert sich am Peristylhaus mit dem Dionysosmosaik an der zum Rhein führenden römischen Hafenstraße. Das um 220/230 n. Chr. geschaffene Mosaik wurde 1941 beim Bau des Luftschutzbunkers am Dom entdeckt und blieb mit diesem erhalten. Ein Einschnitt in die Bunkerdecke gibt den Blick auf das Dionysosmosaik frei.
Der preisgekrönte Museumsbau der Braunschweiger Architekten Heinz Röcke und Klaus Renner ging aus einem Wettbewerb hervor. Der Bau vergegenwärtigt den einst von der Stadtvilla mit dem Dionysos-Mosaik im römischen Stadtquartier an der Hafenstraße eingenommenen Bereich: Wer auf der römischen Hafenstraße geht, geht auf dem Laufhorizont des Mosaiks. Zugleich wird das rechtwinklige Straßenschema der Römerstadt erfahrbar. Die Hafenstraße mündete in die vom römischen Nordtor her als Cardo Maximus und heutige Hohe Straße die Stadt durchschneidende Fernstraße.
An der jenseits des römischen Südtores nach Bonn weiterführenden Fernstraße stand der im Museum wiedererrichtete Grabbau des Legionärs Poblicius (um 40 n. Chr.). Damit vergegenwärtigt das RGM auch die antiken städtebaulichen Grundlagen des mittelalterlichen und neuzeitlichen Köln in der modernen Lebenswelt.
Im 1971 bezogenen Studiengebäude befinden sich die Fachbibliothek und die Studiensammlungen. Sie enthalten die über den Bestand der Dauerausstellung hinausgehenden Bodenfunde.
Das moderne thematische Präsentationskonzept, die Außendenkmäler und das Schaufenster in die Römerzeit erregten 1974 internationales Aufsehen. Die museal übliche zeitliche-linearen Abfolge öffnen jetzt von allen Seiten zugängliche Themeninseln zusammen mit den thematischen Multimediapräsentationen, der im Rundturm ausliegenden Asterix-Bibliothek und der als Medium nach Drucktechnik und Auflage innovativen „Römer-Illustrierten“ eine in den 1970er Jahren viel beachtete neue Museumskonzeption. Die Gestaltung als themenorientierter freier Rundgang ist weiterhin bewahrt.
Im Dionysosgeschoss des Museums sind Gegenstände des häuslichen Alltagslebens und der Esskultur der römischen Stadt in thematischen Bereichen zusammengestellt, so ein Speisesaal und ein Küchenraum mit Geschirrregal.
Die Schausammlung im Obergeschoss zeigt die Siedlungsgeschichte des Kölner Raumes seit der Vorgeschichte durch Funde der Steinzeit (z. B. Kartsteinhöhle), der Bronze- und der Eisenzeit. Europäischen Rang haben die Funde der bandkeramischen Siedlung in Köln-Lindenthal.
Die Stadtgeschichte beginnt mit der Ansiedlung der vermutlich germanischen Ubier durch Marcus Vipsanius Agrippa. Das thematische Konzept vermittelt den Aufstieg der Stadt der Ubier mit ihrem zentralen Altar zur Hauptstadt der Provinz Germania inferior und zum spätantiken Verwaltungssitz der Germania secunda. Architekturteile von öffentlichen und privaten Gebäuden vermitteln den Eindruck der untergegangenen Bauten und des Stadtbildes.
Das öffentliche Leben bezeugen römische Inschriften von Gebäuden und Grabdenkmälern. Die Götterkulte überliefern Altäre, Votivstelen und Bildwerke aus Stein, Bronze und Ton. Bildnisse des Kaisers Augustus und seiner Ehefrau Livia wie auch Agrippinas der Älteren, Ehefrau des Germanicus, vergegenwärtigen die Kaiserzeit des 1. Jahrhunderts. Das 1844 gefundene „Philosophenmosaik“, Wandmalereien und die Rekonstruktion einer Kline spiegeln ein Triclinium und vermitteln den Reichtum und die Bildung in den Stadt- und Landhäusern.
Das Wirtschaftszentrum Köln wird am besten in der weltweit einzigartigen Qualität der Glasproduktion gegenwärtig: formgeblasenes Glas, Schlangenfadenglas, Schliffglas (darunter die Zirkusschale), der Konchylienbecher, der Muschelpokal, und Nuppengläser. Besonders hervorzuheben ist das dreifarbige Diatretglas. Ebenso groß ist die Vielfalt der importierten oder in Köln hergestellten Tongefäße und Tonlampen mit der Sammlung des Hofrates Wollmann. Bildliche Darstellungen von Gladiatoren erinnern an die Tierhetzen im Römischen Reich. Auch der römische Schmuck wurde vorwiegend aus den römischen Nekropolen Kölns geborgen.
Schmuck der Völkerwanderungszeit vergegenwärtigt die große Sammlung des Freiherrn Johannes von Diergardt, die 1935 für das Museum erworben wurde. Mit der Sammlung Diergardt besitzt das Museum die weltweit größte Privatsammlung völkerwanderungszeitlicher Kunst, die im Frühjahr 2009 unter dem Titel Europa brennt. Kunst der Völkerwanderungszeit mit einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die antiken und frühmittelalterlichen Kleinkunstwerke reichen von den Skythen bis zu den Wikingern und vom Westen Europas bis in die Steppen Russlands. Mit der Sonderausstellung wurde der 150. Geburtstag des Barons gewürdigt.
Funde der Franken und Merowinger zeugen vom nachrömischen und christlich gewordenen Köln.
Der Museumsdienst unterstützt die Erschließung der Museumsgutes und der Ausstellungen für Schulen und Besuchergruppen. Die 1950 gegründete Archäologische Gesellschaft und die Kölner Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln fördern die Museumsarbeit. Den Museumsladen führte bis 2017 die Köselsche Buchhandlung.
Die Schausammlung des RGM ist auch das Schaufenster der Archäologischen Bodendenkmalpflege im Gebiet der Stadt Köln, die anstelle des Landschaftsverbandes Rheinland die Aufgaben der Bodendenkmalpflege bis auf die Archäologische Zone, die für diesen Bereich eigenständig diese Aufgabe wahrnimmt. Als archäologisches Fachamt gehört das RGM zum Verband der Landesarchäologen der Bundesrepublik Deutschland und zeigte die Landesausstellungen Archäologie in Nordrhein-Westfalen in den Jahren 1990, 1995, 2000 und 2005.
Das RGM führt das archäologische Ortsarchiv als topographische Dokumentation der Bodenfunde des Gebietes der Stadt Köln. Hierzu gehört auch der Archäologische Schichtenatlas. Zur Veranschaulichung des römischen Stadtkerns und von Einzelbauten entwickeln das Archäologische Institut der Universität zu Köln und die Fachhochschule Köln in Zusammenarbeit mit dem RGM ein 3D-Modell des antiken Köln.
Das derzeit größte Ausgrabungsprojekt widmet sich der U-Bahn-Archäologie, bedingt durch den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn. Neufunde werden in der Vitrine „Köln-aktuell“ in der Pobliciushalle des RGM ausgestellt. Dort ist auch ein senkrechter Profilschnitt durch den römischen Rheinhafen (Kurt-Hackenberg-Platz) montiert. Vortragsveranstaltungen der beteiligten Altertumswissenschaftler und Veröffentlichungen erschließen die Ausgrabungen wie Sonderausstellungen zu den U-Bahngrabungen.
Im Rahmen seiner Aufgaben betreut das RGM archäologische Schwerpunktbereiche der Stadt und unterstützt die Konservierung, Restaurierung, Dokumentation sowie museale Präsentation, so der Grabungszonen Groß St. Martin, St. Severin, Römerturm oder des Flottenkastells Alteburg im Stadtteil Marienburg als Standort der Römischen Marine. Die Ausgrabung der römischen Thermen hat die Kenntnis der öffentlichen Bauten und der römischen Wasserversorgung der CCAA erweitert. Mit der U-Bahngrabung verbunden ist die Freilegung des römischen Rheinhafens mit ihren einzigartigen römischen Holzfunden von Kaianlagen und Schiffen.
Als Forschungseinrichtung arbeitet das RGM unter anderem mit dem Archäologischen Institut, dem Institut für Altertumswissenschaft und den Forschungsstellen Dendrochronologie und Archäobotanik der Universität zu Köln zusammen, mit der Technischen Hochschule Köln in den Bereichen Restaurierung und Visualisierung sowie mit zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Partnern.
Das RGM richtet – auch in Verbindung mit anderen Institutionen – Tagungen und internationale Kongresse aus. Die Ergebnisse werden im Rahmen von Sonderveröffentlichungen, Ausstellungskatalogen oder der wissenschaftlichen Publikationsreihen dokumentiert. Eine nach Themen geordnete Bibliographie erschließt das Museumsgut.
Mit dem RGM ist u. a. das Projekt Erlebnisraum Römerstraße Köln–Trier der Regionale 2010 verbunden. Es dient der Erforschung der Römerstraße Trier–Köln.
Das Museum zeigt jährlich zwei bis vier Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen der Alten Welt. Zu den Ausstellungen erscheinen Kataloge bzw. Begleithefte.
Diese Reihe der meist als Jahresgaben der Archäologischen Gesellschaft ausgegebenen Schriften und Sonderdrucke ist abgeschlossen.
Sonderveröffentlichung von fünf Begleitbüchern 1975 im Schuber; mehrfach wiederaufgelegte Einzelbände.
Das RGM ist mit verschiedenen Archäologischen Informationssystemen verbunden.
Köln war im Juni 1999 Ort des G8-Gipfels. Damals fand auf dem mit einer Schutzabdeckung versehenen Dionysosmosaik ein Bankett der beteiligten Staatschefs statt.
Beim Orkan Kyrill in der Nacht vom 18. zum 19. Januar 2007 riss sich die Holzabdeckung des Brunnens auf der Domplatte los. Die Balken schleuderten, von einer Bö erfasst, quer über den Roncalliplatz in die Panoramascheiben des Museums, durchschlugen die Glasfront und beschädigten das Dionysosmosaik. Die Restaurierung erfolgte durch die Fachhochschule Erfurt, Fachbereich Konservierung und Restaurierung unter Leitung von Christoph Merzenich und Sebastian Strobl in Zusammenarbeit mit dem Istituto Superiore per la Conservazione ed il Restauro in Rom. Dieses Institut hatte bereits Ende der 1950er Jahre die Sanierung und Hebung des Dionysosmosaiks vorgenommen.
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