Das Neue Schloss ist eines der beiden Schlösser in der historischen Parkanlage Eremitage östlich des Ortsteiles Sankt Johannis der oberfränkischen Stadt Bayreuth.
Johannis (Bayreuth)">Sankt Johannis der oberfränkischen Stadt Bayreuth. Es ist nicht zu verwechseln mit dem ab 1753 erbauten Neuen Schloss in der Innenstadt. Eine Besonderheit der Schlossanlage ist die Farbigkeit ihrer Außenwände, die durch Steine, Kristalle und Glasstücke in mosaikartiger Anordnung entsteht.
Seit 1664 existierte im Bereich der späteren Eremitage ein umzäuntes Waldgebiet („Tiergarten“), das dem Hof des Fürstentums Bayreuth für die Jagd vorbehalten war. Ab 1715 entstand unter Markgraf Georg Wilhelm ein Sommerschlösschen (Altes Schloss) als Zentrum einer höfischen Einsiedelei. Nachdem Friedrich III. die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, schenkte dieser 1735 die Eremitage seiner Gattin Wilhelmine von Preußen.
In den Jahren 1749 bis 1753 wurde westlich des bisherigen Schlosses das Neue Schloss errichtet. Das dreiteilige Bauwerk aus einem runden Mittelgebäude und zwei seitlich davon angelegten Zirkelbauten, die nicht miteinander verbunden sind, wurde ursprünglich als Orangerie gebaut. Vor den Gebäuden entstand, an der Stelle eines – wahrscheinlich aus Hecken bestehenden – Labyrinths ein großes, von Treillagen eingerahmtes Bassin mit Wasserspielen, das als „Obere Grotte“ bezeichnet wird.
Die Bauausführung wurde 1748 dem Marquis de Montperny übertragen, der das erforderliche Geld selbst beschaffte und dem Markgrafen vorschoss. In den ersten beiden Baujahren 1749/50 verbrauchte er 32.346 Gulden und 10 ½ Kreuzer. 1752 erhielt er das Geld in zwei Raten à 16.000 Gulden zurück. Architekt des Ensembles war der Leiter des Hofbauamts Joseph Saint-Pierre.
1751 war die Orangerie fertiggestellt, wobei die Ziegelsteinwände der Rückseiten der beiden Zirkelbauten unverputzt blieben. Die Zirkelbauten mit vorgelagerten Arkaden, die jeweils zehn Rundbögen aufweisen, wurden unmittelbar nach ihrer Fertigstellung zu einem Wohnschloss ausgebaut. Deren nördliche Stirnseiten wurden von drei auf fünf Fenster- bzw. Türachsen erweitert. Die Vasen und Figuren auf dem Mauerabschluss über den Arkaden wurden entfernt und flache, mit Schindeln gedeckte Walmdächer aufgesetzt. Der östliche Flügel wurde verbreitert, die Symmetrie der Anlage damit aufgegeben. Es entstanden vier tiefere Räume, deren drei (Salon, Audienzzimmer und Eckzimmer mit Kupferstichsammlung) zum Mittelbau hin gelegene verstärkte Außenmauern und Fenster erhielten. Der vierte Raum wurde zum Schlafzimmer der Markgräfin, die beiden nördlichsten (Eckzimmer und „Chinesisches Zimmer“) blieben in ihren Grundrissen erhalten. Hinter letzteren entstand ein schräger Durchgang zu zwei Flügelzimmern. Um große Wandflächen zu schaffen, wurden die Zimmertüren zu den Arkaden hin verlegt.
Der westliche, dem Markgrafen vorbehaltene „Herrenflügel“ wurde nicht verbreitert. Dessen Schlafzimmer lag als Flügelzimmer in der westlichsten Ecke des Gebäudes am Rand des gebogenen Trakts. Dort schlossen sich sieben weitere Räume, unter anderem der „Grüne Salon“ und das „Chinesische Zimmer“, an.
Zwischen den Zirkelbauten liegt das Mittelgebäude mit innen rundem, außen achteckigem Grundriss, mit dem diese nicht verbunden sind. Dessen Kuppeldach weist acht Rokoko-Gauben mit hochovalen Fenstern auf. Es trägt eine vergoldete Quadriga, die von einem fackeltragenden Apollo als Sinnbild der Sonne gelenkt wird. Daher wird das Gebäude meist als „Sonnentempel“ bezeichnet. Die nach den Haupthimmelsrichtungen gelegenen geraden Seiten sind durch zweiflügelige Türen durchbrochen, die anderen vier – konkav geschweiften – Wandflächen durch bis auf den Boden reichende Fenster mit dreieckigen Giebelbekrönungen. Der um das Dach verlaufende Sims, der optisch von Säulenpaaren mit Kompositkapitellen an den Ecken des Gebäudes getragen wird, trug ursprünglich Steinfiguren.
Eine Besonderheit stellen die Fassaden dar, die im Stil der Grottenarchitektur mit verwitterungsbeständigen Quarzkristallen und Karneolsteinen bedeckt sind. Diese Art der Wandgestaltung kam aus Italien und war durch die Grand Tour der Aristokraten auch im nördlichen Europa bekannt geworden. Sie wurde ähnlich bereits von der antiken römischen Architektur angewandt, etwa beim Nymphäum der Vorstadtthermen in Pompeji. Die Kristalle reflektieren das Sonnenlicht. Die dazu verwendeten blauen, grünen und gelben Schlacken kamen aus den Glashütten in Warmensteinach und Bischofsgrün, die schwarzen aus Kupferberg, die roten wurden in der Nähe des ebenfalls von Wilhelmine angelegten Felsengartens Sanspareil gewonnen, die Kristalle kamen aus Weißdorf und Raumetengrün. Die meisten Steinbrüche für die weithin exportierten „Bayreuther Marmore“ lagen im Frankenwald, in der Umgebung von Hof, im Fichtelgebirge (siehe: Deutsches Natursteinarchiv) und in der Fränkischen Schweiz. Schon Markgraf Georg Wilhelm hatte im Zuchthaus Sankt Georgen nicht nur eine Fayencemanufaktur, sondern auch eine Marmorwerkstatt eingerichtet, deren Erzeugnisse etwa beim Bau von Schloss Sanssouci und dem Neuen Palais in Potsdam Verwendung fanden.
Am 14. April 1945 hatten amerikanische Luftaufklärer militärische Fahrzeuge in der unmittelbaren Nähe des Gebäudes entdeckt. Da General August Hagl, der sich in Sankt Johannis befand, die kampflose Übergabe der Stadt verweigerte, nahmen acht P-47-Jagdbomber die Eremitage unter Beschuss. Ab 14 Uhr wurde sie mit acht 250 Kilo schweren Sprengbomben, 18 Raketen und Bordwaffen angegriffen. Das Neue Schloss wurde dabei bis auf die Außenmauern zerstört und die gesamte Inneneinrichtung verbrannte. Die nicht mehr vorhandene Kuppel des Sonnentempels wurde zunächst provisorisch durch ein Zeltdach ersetzt.
Der Wiederaufbau des Neuen Schlosses erfolgte nur noch äußerlich, die Restaurierungsarbeiten erstreckten sich über zehn Jahre. Die Innenräume wurden nicht rekonstruiert. Im Mai 1969 wurde auf dem Sonnentempel wieder eine Quadriga, ein Werk der Bildhauer Richard Stammberger und Bernhard Krauß, installiert. Im östlichen Zirkelbau ist heute ein gastronomischer Betrieb untergebracht.
(chronologisch geordnet)
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