Margot Hielscher: Deutsche Sängerin und Filmschauspielerin (1919-2017)

Margot Marie Else Hielscher (* 29.

September">29. September 1919 in Berlin; † 20. August 2017 in München) war eine deutsche Schlagersängerin, Schauspielerin und Kostümbildnerin.

Margot Hielscher: Leben, Margot-Hielscher-Preis, Auszeichnungen
Margot Hielscher beim Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne 1958
Margot Hielscher: Leben, Margot-Hielscher-Preis, Auszeichnungen
Grab von Margot Hielscher (1919–2017) auf dem Bogenhauser Friedhof

Leben

Die Tochter eines Reisebüro-Inhabers absolvierte zunächst von 1935 bis 1939 eine Ausbildung als Kostümbildnerin und Modedesignerin. Als sie die Textil- und Modeschule Berlin besuchte, kam sie auch mit Film- und Gesangsgrößen jener Zeit in Berührung. Sie wurde zur Fortbildung in Gesang und Schauspielerei ermutigt und ließ sich 1937 bis 1940 bei Albert Florath und Maria Koppenhöfer ausbilden. Hielscher hat – wie u. a. in dem Film Reise in die Vergangenheit (1943) zu sehen und zu hören ist – auf hohem Niveau Klavier gespielt und war zeitweilig eine Schülerin von Rudolf Serkin.

Ab 1939 arbeitete sie als Kostümbildnerin beim Film. Dabei wurde sie von Theo Mackeben entdeckt, der sie sogleich für den Film engagierte. In dem Streifen Das Herz der Königin spielte sie 1940 ihre erste Rolle neben Zarah Leander. Durch ihre Rollen in verschiedenen Liebeskomödien, bei denen sie auch als Sängerin hervortrat, zählte sie bald zu den beliebtesten Darstellerinnen des deutschen Films während des Zweiten Weltkriegs. Sie unternahm während der Kriegszeit und auch danach mehrfach Tourneen als Sängerin zur Truppenbetreuung. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.

Nach dem Krieg trat sie als Sängerin vor GIs auf und arbeitete für den Hörfunk. Mit der Kapelle Gene Hammers war sie häufig auf Tournee. In dem von ihr angeregten Film Hallo Fräulein (1949), zu dem sie auch das Co-Drehbuch beisteuerte, fanden sich teilweise ihre Erlebnisse der unmittelbaren Nachkriegszeit wieder. Während der Dreharbeiten lernte sie ihren künftigen Ehemann, den Filmkomponisten Friedrich Meyer, kennen, den sie zehn Jahre später heiratete.

1950 gründete sie mit Kurt Meisel die Filmgesellschaft Hielscher-Meisel-Kollektiv (HMK), die zwei Filme produzierte, sich dann aber auflöste. Fortan hatte die gesangliche Karriere für sie Vorrang, in Filmen trat sie häufig bei Gesangseinlagen auf. In den Jahren 1957 und 1958 vertrat Margot Hielscher die Bundesrepublik beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. 1957 belegte sie mit dem Lied Telefon, Telefon den vierten Platz, 1958 mit dem Lied Für zwei Groschen Musik den siebten Platz. Der Musiker und Entertainer Götz Alsmann bezeichnete ihre Stimme später einmal als Mischung aus Jazzgesang und Operettensopran.

In den 1950er Jahren moderierte sie im Bayerischen Fernsehen die erste Talkshow Deutschlands Zu Gast bei Margot Hielscher, die nach nur zwei Jahren abgesetzt wurde. In der Sendung waren unter anderem Maurice Chevalier und Romy Schneider zu Gast. Hielscher führte das Konzept der Sendung im Radio fort, wo sie mit rund 700 Prominenten sprach.

Bis in die späten 1980er Jahre hatte sie zahlreiche Auftritte in Fernsehserien, wie etwa als Gräfin Louise Gräfin Hayn-Hohenstein in der ZDF-Serie Rivalen der Rennbahn. 1991/92 trat sie in Berlin im Theater des Westens in dem Sondheim-Musical Follies neben Eartha Kitt, Brigitte Mira und Renate Holm auf. Eine ihrer letzten TV-Rollen spielte sie 1994 in der Serie Der Nelkenkönig, danach zog sie sich vom Filmgeschäft zurück. Daneben war sie selbst Gast in vielen großen deutschen Unterhaltungsshows, so unter anderem 1998 bei Boulevard Bio. Von da an war sie vor allem durch Bühnenauftritte präsent, so 2006 in der Philharmonie im Gasteig, 2007 in der Berliner Philharmonie und 2008 in der Komödie im Bayerischen Hof.

Insgesamt wirkte Margot Hielscher in 60 Spielfilmen und in etwa 200 Fernseh-Produktionen mit. Darüber hinaus sind über 400 Gesangsaufnahmen von ihr erhalten. Bei der Produktion des im September 2010 veröffentlichten Albums Mezzanotte von Ulrich Tukur war Hielscher seine Duettpartnerin bei dem Lied Hörst du das Meer?

Margot Hielscher lebte seit 1942 im Münchner Stadtteil Bogenhausen (Herzogpark). Ab 1953 bis zu ihrem Tode bewohnte sie dort eine als „Gartenhofhaus“ erbaute Villa des Architekten Paul Stohrer.

Noch 1941 hatte ein Verehrer, der Schauspieler Fritz Odemar, sein Wohnhaus im westhavelländischen Semlin verkauft, um der jungen Schauspielerin mitten im Krieg einen Pelzmantel zu Füßen legen zu können. Für die 22-Jährige hatte er eine Wohnung in der Hildegardstraße 1 in Berlin angemietet. Hielscher pflegte Bekanntschaften unter anderem zu Erich Kästner, Benny Goodman und Joachim Fuchsberger. 2011 besuchte Götz Alsmann sie und unterhielt sich mit ihr über ihr Leben und Werk. Dieses Gespräch dokumentiert der einstündige Film Herr Alsmann trifft Frau Hielscher von Klaus Michael Heinz, ausgestrahlt im WDR Fernsehen am 1. November 2011.

Margot Hielscher: Leben, Margot-Hielscher-Preis, Auszeichnungen 
Margot Hielscher beim Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne 1958

Margot Hielscher starb im August 2017, sechs Wochen vor Vollendung ihres 98. Lebensjahres, in München. An der Trauerfeier am 25. August 2017 auf dem Ostfriedhof nahmen neben der Familie auch Christian Ude, Uschi Glas, Bob Ross, Max Raabe und die Kessler-Zwillinge teil.

Ihre letzte Ruhestätte fand Hielscher neben ihrem 1993 verstorbenen Ehemann Friedrich Meyer auf dem Bogenhausener Friedhof.

Margot-Hielscher-Preis

Im Rahmen des Filmfestes München wurde 2019 erstmals ein mit 10.000 Euro dotierter Margot-Hielscher-Preis vergeben. Hiermit soll eine herausragende nationale oder internationale Künstlerpersönlichkeit geehrt werden, die sich bereits in jungen Jahren durch Vielseitigkeit und Leistungen in verschiedenen kulturellen Disziplinen ausgezeichnet hat.

  • 2019 war der französische Schauspieler und Regisseur Louis Garrel der erste Preisträger.
  • 2021 wurde der Preis Franka Potente zuerkannt.

Auszeichnungen

Schlager (Auswahl)

Außerdem sang sie viele Chansons und Schlager, die andere allerdings vor ihr zuerst herausgebracht hatten.

Filmografie

als Schauspielerin, wenn nicht anders angegeben:

Hörspiele (Auswahl)

  • 1953: Alexander Lernet-Holenia: Der Herr von Paris (Jeannette) – Bearbeitung und Regie: Fritz Benscher (Hörspiel – BR)
  • 1955: Félicien Marceau, Belisario Randone: Eduard und Caroline. Ein musikalisches Hörspiel(Caroline) – Regie: Cläre Schimmel (Hörspielbearbeitung – SDR)
  • 1958: Lester Powell: Die Dame ist blond (8 Teile) – Regie: Ferry Bauer (Original-Hörspiel, Kriminalhörspiel – ORF Oberösterreich)
  • 1959: Johann Nestroy: Tannhäuser. Opernparodie (Elisabeth) – Regie: Joseph Strobl (Hörspielbearbeitung – BR)
  • 1961: Günter Eich: Der letzte Tag von Lissabon (Inez) – Regie: Otto Kurth (Originalhörspiel – SDR)
  • 1965: Eugène Scribe: Gefährliches Spiel – Bearbeitung und Regie: Hans Krendlesberger (Hörspielbearbeitung – ORF Oberösterreich)
  • 1965: Hans Krendlesberger: Meine Schwester in Paris – Regie: Hans Krendlesberger (Originalhörspiel – ORF Oberösterreich)
  • 1966: Luise Rinser: Ein alter Mann stirbt – Regie: Hans Krendlesberger (Hörspielbearbeitung – ORF Oberösterreich)
  • 1966: Lester Powell: Die Dame filmt (8 Teile) – Regie: Ferry Bauer (Originalhörspiel, Kriminalhörspiel – ORF Oberösterreich)
  • 1967: Menyhért Lengyel: Ninotschka (Ninotschka) – Regie:Ferry Bauer (Hörspielbearbeitung – ORF Oberösterreich)
  • 1969: Cesare Meano: Mutmassungen Über Salome (Salome) – Regie: Ferry Bauer (Hörspielbearbeitung – ORF Oberösterreich)
  • 1971: Jean-Pierre Ferrière: Die Zauberlehrlinge (François Ballard) – Regie: Hellmuth Kirchammer, Alexander Malachovsky (Hörspielbearbeitung, Kriminalhörspiel – BR)
  • 1975: Johann Nestroy: Tannhäuser. Eine Parodie (Elisabeth) – Bearbeitung und Regie: Karl Bogner (Hörspielbearbeitung – BR)
  • 1979: Eduardo DeFilippo: Samstag, Sonntag, Montag (Amelia) – Bearbeitung und Regie: Lilian Westphal (Hörspielbearbeitung – BR)

Quellen: OE1-Hörspieldatenbank für die österreichischen und ARD-Hörspieldatenbank für die deutschen Produktionen

Literatur

Commons: Margot Hielscher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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