Marc Brandenburg (* 18.
Marc Brandenburg wurde 1965 als Sohn einer Deutschen und eines afro-amerikanischen GIs geboren. 1968 ging er mit seiner Familie in die USA und kehrte 1977 nach West-Berlin zurück, wo er bereits früh mit der Punkszene in Berührung kam. Von 1983 bis 1988 arbeitete er als Türsteher in der Berliner Diskothek Dschungel, in der er bereits seit den späten 1970ern verkehrte. Brandenburg, der von seiner Mutter nach dem ehemaligen Chefdesigner von Dior, Marc Bohan, benannt wurde, begann selbst 1984 autodidaktisch als Modedesigner zu arbeiten und kollaborierte immer wieder mit anderen Designern, so mit Claudia Skoda, PLEZ und Tabea Blumenschein. Seine Entwürfe zeigte er 1984 gemeinsam mit Claudia Skoda im Londoner Club Heaven und 1987 im New Yorker Tunnel. 1988 trat er als Performer mit Die Tödliche Doris in Ost-Berlin auf.
Mode sollte auch später Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit bleiben. So zeigte er 1993 als Reaktion auf die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen in seiner ersten institutionellen Einzelausstellung Oceans of Violence (mit Sabina Maria von der Linden) im Berliner Künstlerhaus Bethanien u. a. „Tarnpullover für Ausländer“ und eine Burberry-Tarnkappe. 2009 kollaborierte er für eine Kollektion mit dem Designer Bernhard Wilhelm, 2010 entwarf er Unterhemden für Schiesser, 2016 arbeitete er mit Bless an der Kollektion Daycation.
Marc Brandenburg lebt in Berlin und Barcelona.
1992 begann Brandenburg damit, Menschen, Situationen und Interieurs in seiner Umgebung zu fotografieren und diese Fotos in jedem Format ohne Hilfsmittel mit dem Bleistift detailgetreu abzuzeichnen. Bereits in seinen frühen Ausstellungen kombinierte er diese Momentaufnahmen mit abgezeichneten Motiven aus Pornoheften, Modemagazinen, Werbeanzeigen oder von Verpackungen und Plastikspielzeug. 1994 erschien sein Bilderbuch-Picturebook, in dem er mit Zeichnungen einen fiktiven Tag in seinem Berliner Freundeskreis schildert. 1996 fing der Künstler, der sich wiederholt als „menschliche Kopiermaschine“ bezeichnete, damit an, seine Zeichnungen am Kopierer oder am Computer ins Negative zu verkehren und optisch zu verzerren, um den Ausdruck dann wieder abzuzeichnen. Seit Mitte der 1990er produzierte Brandenburg Serien von Zeichnungen, die er zu filmartigen Sequenzen aneinander reihte und in den Einzelzeichnungen filmische Effekte wie Zooms, Kameraschwenks, Unschärfe aufgriff.
Während zahlreiche inszenierte und performative Selbstporträts mit Maskierungen entstanden, die Brandenburg fotografierte und dann wieder abzeichnete, konzentrierte er sich in seinem Werk auf Rollen- und Körperbilder, Kostümierungen und Rituale, die aus der gesellschaftlichen Norm fallen. Brandenburgs Motive konnten dabei Rechtsextreme, Hooligans, kostümierte Globalisierungsgegner, Teilnehmer von Raves und Paraden, Obdachlose oder Exzentriker sein. Zentrale Themen für ihn sind „Überdruss, Exzess, Sucht, Überfluss“.
Seit Beginn seiner Laufbahn wurde Brandenburgs Werk immer wieder in Bezug zur Popkultur der 1960er- und 1980er-Jahre und der künstlerischen Praxis Andy Warhols gestellt oder aufgrund von Brandenburgs Homosexualität und seiner Hautfarbe in einem queeren, antirassistischen Kontext gelesen. Brandenburg selbst jedoch betonte, dass für ihn die formalen und konzeptionellen Aspekte der Zeichnung, die grundsätzliche Auseinandersetzung mit Repräsentation bedeutsamer sind, als die Motive selbst: „Diese Leere hinter den Abbildern, das durchscheinende Weiß ist wichtig.“
Seit seiner Einzelausstellung im MMK in Frankfurt am Main 2005, anlässlich der Verleihung des Karl-Ströher-Preises, installiert Brandenburg seine als Negativ gezeichneten Motive häufig in abgedunkelten Räumen unter UV-Licht, was den optischen Effekt eines Fotolabors hat. Er selbst bezeichnete dies als „Gegenstück zum White Cube“. 2002 begann er damit, seine Zeichnungen auf Sticker, Siebdrucke und temporäre Tattoos zu überführen, um daraus eigenständige Arbeiten entstehen zu lassen. So realisierte er 2009 für den Berliner Club Berghain eine permanente Siebdruckinstallation auf Glas und gestaltete dort für eine Gruppenausstellung 2014 einen Kiosk, an dem ein Tattoobogen mit Motiven aus dem Klub erhältlich war – etwa Architekturdetails aus dem Haus, benutzte Kondome oder auch der Kopf des Türstehers. In Ausstellungen wie Normex in der Städtischen Galerie Wolfsburg (2012) gestaltete Brandenburg ganze Räume mit Sticker-Folien, die er als Streifen die Wände entlanglaufen lässt oder als transparente Cluster auf Fensterscheiben arrangiert, sodass sich die Zeichnungen im Tageslicht in den Raum projizieren.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Brandenburg, Marc |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Zeichner |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1965 |
GEBURTSORT | Berlin |
This article uses material from the Wikipedia Deutsch article Marc Brandenburg, which is released under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 license ("CC BY-SA 3.0"); additional terms may apply (view authors). Abrufstatistik · Autoren Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Images, videos and audio are available under their respective licenses.
®Wikipedia is a registered trademark of the Wiki Foundation, Inc. Wiki Deutsch (DUHOCTRUNGQUOC.VN) is an independent company and has no affiliation with Wiki Foundation.