Jörg Bernig (* 17.
Januar">17. Januar 1964 in Wurzen) ist ein deutscher Erzähler und Lyriker. Seine später widerrufene Wahl zum Kulturamtsleiter der sächsischen Stadt Radebeul im Mai 2020 sorgte bundesweit für eine Kontroverse.
Bernig absolvierte nach einer Berufsausbildung als Bergmann mit Abitur zunächst seinen Wehrdienst in der NVA. Danach studierte er von 1985 bis 1990 Germanistik und Anglistik an der Universität Leipzig. Nach Abschluss des Studiums ging Bernig als Assistenzlehrer an eine Grammar School nach Dunfermline in Schottland, sodann, bis 1993, als Lektor ans Germanistische Seminar der University of Wales in Swansea. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er 1996 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über die Schlacht um Stalingrad im deutschsprachigen Roman nach 1945 zum Dr. phil. promoviert. Daran schlossen sich freiberufliche Tätigkeiten als Redakteur bei der Dresdner Literaturzeitschrift Ostragehege und als Lehrbeauftragter und Mitarbeiter an kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekten der TU Dresden an. Seit 1995 lebt er im sächsischen Radebeul, wo alle seine literarischen Arbeiten entstanden. Seit 1999 ist er freischaffender Schriftsteller.
Ab 2008 lud Jörg Bernig befreundete Autoren zur Veranstaltung Lesen in Kötzschenbroda in das Gemeindehaus der Friedenskirche Radebeul. Zu der von ihm anfangs (im Jahr 2014 bereits nicht mehr) auch moderierten Veranstaltung lasen Reiner Kunze, Ulrich Schacht, Bernhard Schlink, Barbara von Wulffen u. a. Bernig wurde 2013 mit dem Kunstpreis der Großen Kreisstadt Radebeul ausgezeichnet. Am 9. Juli 2022 nahm Bernig in der Aula des Radebeuler Gymnasiums Luisenstift den Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde Esslingen entgegen.
Bernig vertritt laut Kritikern „migrations- und islamfeindliche Thesen und Gedanken“, die „dem AfD- und Pegida-Denken nahe“ seien. Bernig selbst versteht seine Sichtweise als überparteilich, während ihn u. a. die Süddeutsche Zeitung, der Tagesspiegel, der Spiegel oder der Deutschlandfunk als Vertreter der Neuen Rechten einordnen. Bernig publiziert in der Zeitschrift Sezession, deren Chefredakteur der neurechte Vordenker Götz Kubitschek ist und die vom Institut für Staatspolitik herausgegeben wird, das vom Verfassungsschutz seit 2023 als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird.
Im Dezember 2015 legte er in der Sächsischen Zeitung im Essay Zorn allenthalben seine gesellschaftspolitische Sichtweise dar. So behauptet er dort etwa, dass „wir uns wieder in einer Lage befinden, in der die Regierung und auch weite Teile der Medienwelt gegen das Volk regieren.“ Ähnlich äußerte er sich in seiner vom Mitteldeutschen Rundfunk ausgestrahlten Kamenzer Rede 2016. Dort würdigte er aber auch das Engagement von ehrenamtlichen Helfern, die sich um Asylbewerber kümmern.
Er erneuerte seine Kritik an der Einwanderungspolitik der Bundesregierung in einem Podiumsgespräch des CDU-Kreisverbands Radebeul im Oktober 2018. Seine Kritik sparte auch den Umgang der Medien mit der deutschen Flüchtlingspolitik seit 2015 nicht aus. Diese wurde auch in der Gemeinsamen Erklärung 2018 kritisiert, zu deren Erstunterzeichnern Bernig gehörte. Die Unterzeichner konstatierten, dass Deutschland durch „illegale Masseneinwanderung beschädigt“ werde, und solidarisierten sich mit den friedlichen Demonstranten, die für die Wiederherstellung der rechtsstaatlichen Ordnung an den Grenzen eingetreten seien.
Bernig wurde am 20. Mai 2020 nach einem Bewerbungs- und Auswahlprozess gegen die Kandidatin der Verwaltung als Kandidat des Stadtrats von diesem zum Kulturamtsleiter der Stadt Radebeul gewählt.
Seine Wahl führte bundesweit zu Widerspruch, da ihm von Kritikern ein Näheverhältnis zur Neuen Rechten attestiert wurde. Vier der insgesamt 24 Radebeuler Kunstpreisträger, Helmut Raeder (2011), Friedrich-Wilhelm Junge (2003), Günter „Baby“ Sommer (2002) und Herbert Graedtke (2006), gaben am 23. Mai 2020 bekannt, ihre Auszeichnungen zurückgeben zu wollen, falls Bernig ins Amt eingeführt werden sollte. Das deutsche PEN-Zentrum, dem Bernig seit 2005 angehört, forderte ihn am 25. Mai 2020 auf, „zu prüfen, inwieweit er seine Verpflichtung gegenüber der PEN-Charta wahrnehmen kann, und ggfs. die notwendigen Konsequenzen zu ziehen“.
Am selben Tag legte der Radebeuler Oberbürgermeister Bert Wendsche im Ältestenrat gemäß § 52 Absatz 2 Satz 1 der Sächsischen Gemeindeordnung gegen die Wahl Bernigs Widerspruch ein, da die Entscheidung für die Gemeinde nachteilig sei. Am 29. Mai wurde ein Unterstützerbrief für Bernig von Uwe Tellkamp an den Radebeuler Oberbürgermeister bekannt, dem sich der Schauspieler Uwe Steimle und das Mitglied des deutschen PEN-Zentrums Sebastian Kleinschmidt angeschlossen hatten.
Am 11. Juni 2020 zog Bernig seine Bewerbung zurück. In einem Brief an den Radebeuler Oberbürgermeister beklagte er eine Verdrängung von unliebsamem Denken und unbequemen Positionen. „Die dabei verwendeten Werkzeuge“ entstammten seiner Meinung nach dem „Repertoire des Totalitären“. Am 15. Juni 2020 wurde dann durch den Stadtrat mit 22 von 34 Stimmen die Kulturamtsleiterin von Annaberg-Buchholz Gabriele Lorenz, eine promovierte Romanistin, Germanistin und Ethnologin, zur künftigen Radebeuler Amtsleiterin gewählt.
Das Radebeuler Amtsblatt vom September 2020 fasste zum Amtsantritt von Lorenz die Ereignisse des Besetzungsverfahrens noch einmal zusammen, kritisierte, dass die Bekanntgabe der Wahl Bernigs mit „sachfremden Argumenten ‚aufgeladen‘“ wurde, und zitierte Oberbürgermeister Wendsche, der sich bei beiden sich Bewerbenden im Namen von Stadt und Stadtrat für ihre öffentliche Beschädigung durch die Ereignisse entschuldige.
Bernig wurde 2005 in das PEN-Zentrum Deutschland gewählt. Schon seit 2003 ist er Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, seit 2010 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, und 2013 wurde Bernig in die Bayerische Akademie der Schönen Künste aufgenommen. Er erhielt bislang folgende Preise und Stipendien:
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bernig, Jörg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Erzähler und Lyriker |
GEBURTSDATUM | 17. Januar 1964 |
GEBURTSORT | Wurzen |
This article uses material from the Wikipedia Deutsch article Jörg Bernig, which is released under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 license ("CC BY-SA 3.0"); additional terms may apply (view authors). Abrufstatistik · Autoren Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Images, videos and audio are available under their respective licenses.
®Wikipedia is a registered trademark of the Wiki Foundation, Inc. Wiki Deutsch (DUHOCTRUNGQUOC.VN) is an independent company and has no affiliation with Wiki Foundation.