Deindustrialisierung: Wirtschaftlicher Begriff

Deindustrialisierung bezeichnet Prozesse sozialen oder wirtschaftlichen Wandels, die verursacht werden durch eine Schrumpfung der industriellen Sektoren, beispielsweise der Schwer- und verarbeitenden Industrie, in einem Land oder einer Region.

Das Gegenteil ist die Industrialisierung.

Deindustrialisierung: Geschichte, Beschreibung, Siehe auch
Vom Industrie- zum Freizeitzentrum: Der Innenhafen Duisburg (äußerer Bereich)
Deindustrialisierung: Geschichte, Beschreibung, Siehe auch
Innenhafen Duisburg (innerer Bereich): Früher ein Getreidespeicher, heute Gaststätte und Museum

Der Begriff Deindustrialisierung wird auch als einseitig negativ konnotiertes politisches Schlagwort verwendet. Schrumpfungsprozesse in einigen Sektoren der Wirtschaft können vielmehr auch einhergehen mit der Ansiedlung neuer Industriebetriebe in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Produktion von Autobatterien oder Computerchips. Auch eine Transformation zu einer wissens- und forschungsbasierten Dienstleistungswirtschaft kann mit einer Deindustrialisierung einhergehen und insgesamt zu einer Modernisierung führen. Die Rede von einer Deindustrialisierung kann somit den Blick verengen und zu einer Selbsterfüllende Prophezeiung werden. Überschneidet sich der Abbau alter mit dem Aufbau neuer Strukturen, wird von einem Strukturwandel oder einer Transformation gesprochen.

Geschichte

Die Ursachen für eine Deindustrialisierung sind verschieden. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges entwarf der US-amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau einen Plan zur Deindustrialisierung Deutschlands: den Morgenthau-Plan. Das Land sollte wieder in einen Agrarstaat verwandelt werden.

Im Rahmen einer Globalisierung der Arbeitsmärkte kommt es zunehmend zu einer Verlagerung der Produktion in Niedriglohnländer. Deshalb versuchen viele betroffene Regionen und Großstädte mit Wirtschaftsförderung in den betroffenen Gebieten technologie- und forschungsintensive Produktionen wieder aufzubauen.

Bekannte Beispiele aus neuerer Zeit sind die Stadt Detroit, die 2013 Insolvenz anmelden musste, aber auch Städte im Ruhrgebiet wie zum Beispiel Duisburg.

Seit Anfang der 2020er Jahre wird vermehrt auf die aktuelle ökonomische Entwicklung Deutschlands hingewiesen, die in der Öffentlichkeit zum Teil als Deindustrialisierung interpretiert wird. Als Grund für diesen Prozess wird u. a. der Abfluss ausländischer Investitionen auf Grund von Standortnachteilen Deutschlands angegeben. Ob es sich hierbei in der Tat um den Anfang einer Deindustrialisierung handelt, wird kontrovers diskutiert. So sagt der Ökonom Rudolf Hickel: „Nicht die Deindustrialisierung treibt die Wirtschaft an. Im Gegenteil, wir durchleben den politisch voranzutreibenden Umbau in das Industriezeitalter der Klimaneutralität.“

Beschreibung

Altindustrien verlieren an volkswirtschaftlicher Bedeutung wegen struktureller Verschiebungen zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor. Dies bewirkt Produktionsverlagerungen und die Stilllegung von Werken, eine Zunahme der Arbeitslosigkeit sowie ein Rückgang der Wertschöpfung im Zweiten Sektor. Häufig ist damit auch ein Stadtverfall verbunden. Ehemalige Industrieanlagen und Gebäude werden manchmal als Industriedenkmäler erhalten, zum Beispiel die Völklinger Hütte.

Die strukturellen Verschiebungen zwischen Industriesektor und Dienstleistungssektor können ihrerseits auf eine geänderte Strategie der Unternehmen zurückgeführt werden, die eine Verschiebung der Arbeitsteilung bewirken: Rückbesinnung auf Kernkompetenzen, Outsourcing oder Reorganisation von Großunternehmen durch „Downsizing“. Als Folge werden aus Großunternehmen kleine dezentrale Einheiten gebildet und viele bislang unternehmensinterne Dienstleistungen von externen Dienstleistungsunternehmen geliefert.

Veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie etwa die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik ermöglichen solche Veränderungen. Dieselben reagieren damit auch auf veränderte Nachfragepräferenz (etwa hin zu mehr produktbezogener Beratung und Wartung), Beschleunigung der Produkteinführung (Time-to-Market). Daneben mag sich auch eine positivere Einstellung gegenüber Kooperationen herausgebildet haben.

Siehe auch

Einzelnachweise

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