Christoph Kleinschnitz: Deutscher Mediziner, Neurologe und Hochschullehrer

Christoph Kleinschnitz (* 8.

Oktober">8. Oktober 1973 in Würzburg) ist ein deutscher Neurologe. Er ist Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen und forscht auf dem Gebiet der neurovaskulären und neuroimmunologischen Erkrankungen, insbesondere dem ischämischen Schlaganfall und der Multiplen Sklerose.

Leben und beruflicher Werdegang

Kleinschnitz erlangte 1993 sein Abitur und studierte von 19952000 Humanmedizin an der Universität Würzburg. Im Jahr 2001 promovierte er an der dortigen Medizinischen Fakultät am Institut für Pharmakologie bei Harald Schmidt zum Dr. med. Die Ausbildung zum Facharzt für Neurologie durchlief er bis 2007 an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Würzburg bei Klaus Toyka. 2008 habilitierte er ebenfalls in Würzburg mit einem Thema zu thrombotischen und entzündlichen Prozessen beim Schlaganfall. Die wissenschaftlichen Arbeiten aus seiner Habilitation brachten ihm die Auszeichnung „Deutschlands Nachwuchswissenschaftler des Jahres 2008“ ein. Im selben Jahr wurde er zum Oberarzt und Leiter der Stroke Unit an der Würzburger Neurologischen Universitätsklinik ernannt. 2010 übernahm er zudem die Leitung der Klinischen Forschungsgruppe für Multiple Sklerose und Neuroimmunologie und wurde 2011 zum W2-Professor für Neurologie mit Schwerpunkt Schlaganfallmedizin an der Universität Würzburg berufen. Seit 2016 ist er Direktor der Klinik für Neurologie an der Universitätsmedizin Essen. Kleinschnitz wurde 2021 zum Gründungssprecher des Centers for Translational Neuroscience and Behavioral Science (CTNBS) an der Medizinischen Fakultät Essen ernannt. Im selben Jahr wurde er zum Senator der Universität Duisburg-Essen gewählt. 2016 wurde er in das Fachkollegium Neurowissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) berufen, und 2019 für eine zweite Amtszeit (bis 2024) wiedergewählt.

Wissenschaftliche Arbeit

Ischämischer Schlaganfall und Multiple Sklerose

Kleinschnitz erforscht seit vielen Jahren Entzündungsprozesse und die Thrombusbildung beim ischämischen Schlaganfall und der Multiplen Sklerose. Seine Gruppe war weltweit die Erste, die den neuen pathophysiologischen Begriff der „Thrombo-Inflammation“ beim Schlaganfall geprägt hat. Dieser beschreibt das Zusammenspiel von Entzündungsvorgängen und der Blutgerinnung (z. B. Blutplättchen) im schlaganfallgeschädigten Gehirn. Diese Erkenntnisse zur Thrombo-Inflammation waren die Grundlage dafür, gezielt neue Therapien zu entwickeln. So konnte seine Gruppe u. a. zeigen, dass die Blockade von Blutgerinnungsfaktor XII oder XI (FXII/FXI) im Tiermodell die Schlaganfallschwere deutlich abmildert. Das Besondere ist dabei, dass das Hirnblutungsrisiko der Mäuse dadurch nicht ansteigt (neues Prinzip der blutungsfreien Antithrombose). Ähnliche Ergebnisse fanden Kleinschnitz und Kollegen nach der Blockade von T-Zellen nach Schlaganfall. Aufbauend u. a. auf diesen Ergebnissen wurden mittlerweile spezifische pharmakologische Inhibitoren gegen FXI entwickelt, die derzeit in großen klinischen Schlaganfallstudien getestet werden. Die Relevanz thrombo-inflammatorischer Prozesse für die Regeneration nach Schlaganfall wird im Rahmen der DFG Forschungsgruppe 2879 ImmunoStroke weiter untersucht, deren Einrichtungssprecher Kleinschnitz war und die seit 2023 in der 2. Förderperiode gefördert wird.

COVID-19 und Post-COVID-Syndrom

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt von Kleinschnitz sind seit 2020 die akuten und chronischen Auswirkungen einer SARS-CoV-2 Infektion auf das Nervensystem. Seine Gruppe konnte zeigen, dass bei Patienten mit akuter COVID-19 Erkrankung ein höheres Risiko für Schlaganfälle besteht. Darüber hinaus fanden sich im Nervenwasser von COVID-19 erkrankten Patienten mit neurologischen Symptomen immunologische Veränderungen, etwa vermehrt immunologisch „erschöpfte“ T-Zellen und entdifferenzierte Monozyten. Im Gegensatz zu Patienten mit akuter COVID-19 Erkrankung konnte die Gruppe um Kleinschnitz, in einer im August 2022 publizierten Studie, keine relevante Schädigung des Nervensystems beim Post-COVID-Syndrom (umgangssprachlich auch Long COVID) finden. Kleinschnitz und sein Team schlossen daraus, dass psychosomatische Vorgänge eine wichtige Rolle bei der Symptomentstehung von Post-COVID spielen müssten.

Medienauftritte

Kleinschnitz tritt regelmäßig als Experte für neurologische Themen im TV, Internet und den Printmedien auf. Er ist mit seiner Expertise unter anderem beim Fernsehsender RTL mit Themen wie „wer liest, lebt länger“ und „Frühjahresputz“ zu sehen gewesen. Zudem wirkte er des Öfteren als Experte für Artikel bei der BILD-Zeitung mit. Bekannt wurde er hier unter anderen durch einen Artikel zum Thema Long-Covid und dem 10-jährigen Pferd Fred. So war er in einem dpa-Bericht zu den Hirnvenenthrombosen nach Coronaimpfung am 30. März 2021 in der 20:00 Uhr ARD Tagesschau zu sehen. Darüber hinaus wirkte er in der ARD-Produktion „Die Pandemie der Unbehandelten“ (17.10.22) mit, in der der TV Arzt Eckart von Hirschhausen über das Schicksal von Menschen mit Post-COVID berichtet. Kleinschnitz vertrat in dieser Reportage die Meinung, dass der öfters beschriebene positive Effekt der Blutwäsche bei Post-COVID im Wesentlichen auf dem Placeboeffekt beruhe. Kleinschnitz hat seitdem immer wieder die unkritische Anwendung der Blutwäsche und anderer ungeprüfter experimenteller Therapien, etwa der Sauerstoffüberdruckbehandlung, bei Post-COVID öffentlich kritisiert. Zum Thema Impfnebenwirkungen nach Coronaimpfung und dem Post-Vac-Syndrom wurde Kleinschnitz in einer ARTE Reportage interviewt (Risiko Corona-Impfung? - Wie gefährlich ist der Piks, 08/02/2023). Hier vertrat er die Position, dass bestimmte Impfschäden nach Coronaimpfung zwar in seltenen Fällen vorkommen, das Post-Vac-Syndrom jedoch nicht dazu zähle, da es seiner Auffassung nach ähnlich wie Post-COVID auf einer vornehmlich psychosomatischen Ursache beruhe. Abseits der Coronadebatte ist Kleinschnitz regelmäßig Gast im Studio von RTL Punkt 12 oder bei RTL West und äußert sich dort zu aktuellen neurologischen Themen und Erkrankungen. In jüngster Zeit wurde er auch häufiger zum Thema Gehirngesundheit und Prävention sowie zu den Demenzerkrankungen und der Multiplen Sklerose interviewt und zitiert.

Auszeichnungen und Preise

  • 2013 Hans-Jörg Weitbrecht Preis, Bayer HealthCare GmbH
  • 2011 Heinrich-Pette-Preis, Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)
  • 2010
    • PRO SCIENTIA Förderpreis, Eckhart Buddecke Stiftung, Münster
    • Novartis Oppenheim Förderpreis für Multiple Sklerose
  • 2008
    • Deutschlands Nachwuchswissenschaftler des Jahres, (fakultätsübergreifend), academics/DIE ZEIT und Deutscher Hochschulverband
    • Habilitationspreis, Wilhelm H. Ruchti-Stiftung, Universität Würzburg
    • Theodor-Naegeli-Preis, Theodor-Naegeli-Stiftung, Basel, Schweiz
  • 2007 Hermann-Rein-Preis, Gesellschaft für Mikrozirkulation und Vaskuläre Biologie, Berlin

Publikationen

Kleinschnitz publizierte mehr als 450 wissenschaftliche Originalarbeiten und Übersichtsartikel, mehrere Bücher, Buchkapitel und Monographien.

Ausgewählte Publikationen:

  • C. Kleinschnitz, u. a.: Regulatory T cells are strong promoters of acute ischemic stroke in mice by inducing dysfunction of the cerebral microvasculature. Blood 121(4): 679-691.
  • C. Kleinschnitz, u. a.: Early detrimental T-cell effects in experimental cerebral ischemia are neither related to adaptive immunity nor thrombus formation. Blood 115(18): 3835-3842.
  • C. Kleinschnitz, u. a.: Deficiency of von Willebrand factor protects mice from ischemic stroke. Blood 113(15): 3600-3603.
  • C. Kleinschnitz, u. a.: Targeting coagulation factor XII provides protection from pathological thrombosis in cerebral ischemia without interfering with hemostasis. J Exp Med 203(3): 513-518.

Einzelnachweise

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