Botho Strauß (* 2.
Dezember">2. Dezember 1944 in Naumburg) ist ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker. Er gehörte vor allem in den 1970er bis 1990er Jahren zu den erfolgreichsten und meistgespielten zeitgenössischen Dramatikern auf deutschsprachigen Bühnen.
Botho Strauß ist Sohn des Chemikers, Pharmazeuten und Medizinpublizisten Eduard Strauss (1890–1971). Nach dem Schulbesuch in Remscheid und Bad Ems studierte er einige Semester Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie in Köln und München und brach das Studium ohne Abschluss ab. Zwischen 1967 und 1970 war er Journalist bei der Zeitschrift Theater heute. Anschließend war er bis 1975 Dramaturg an der Schaubühne am Halleschen Ufer. Danach etablierte er sich als freier Schriftsteller.
Botho Strauß lebt heute in Berlin und in der Gemeinde Oberuckersee in der Uckermark. Er hat mit der Rundfunkautorin Manuela Reichart den 1988 geborenen Sohn Simon, Theaterredakteur im Feuilleton der FAZ und Buchautor.
Strauß’ Erstlingswerke wurden von der Kritik positiv aufgenommen. So schrieb Marcel Reich-Ranicki am 10. August 1977 in der FAZ: „Denn was er schon kann, zeugt von Talent. Was ihm noch fehlt, lässt sich erlernen. Dieser Mann ist eine große Hoffnung unserer Literatur. Vielleicht wird von ihm der Roman seiner Generation kommen.“
Eine kontroverse Diskussion löste in der Literaturwissenschaft sein Roman Der junge Mann (1984) aus. Im Jahre 1985 publizierte er sein erstes längeres Gedicht (75 Seiten): Diese Erinnerung an einen, der nur einen Tag zu Gast war. Es berührt, in vielfältigen Strophenformen und Versmaßen gefasst, alle Formen des gesellschaftlichen Miteinanders der Menschen. Es ist der Versuch eines lyrischen Ichs, seine Position neu zu definieren. Im Jahre 1987 erhielt er den Bayerischen Literaturpreis (Jean-Paul-Preis) zur Würdigung des literarischen Gesamtwerks.
Neben Theaterstücken hat Strauß Kurzgeschichten und Bücher mit Essays und Aphorismen verfasst. Darin setzt er sich auch mit naturwissenschaftlichen und philosophischen Fragen auseinander: Mit Fragen der Technik und der Evolution; so in Beginnlosigkeit (1992). Seit Ende der 1980er Jahre geriet er aufgrund seiner demokratie- und zivilisationskritischen Essays – allen voran Anschwellender Bocksgesang, veröffentlicht 1993 im Spiegel – unter Kritik. Sätze wie, „dass ein Volk sein Sittengesetz gegen andere behaupten will und dafür bereit ist, Blutopfer zu bringen, das verstehen wir nicht mehr und halten es in unserer liberal-libertären Selbstbezogenheit für falsch und verwerflich“, wurden unter anderem von Ignatz Bubis scharf kritisiert. Später relativierte Bubis seine Kritik. Der Essay wurde von Heimo Schwilk und Ulrich Schacht als Impuls und Basis genommen, um zusammen mit 25 weiteren Autoren ihren programmatischen Sammelband Die selbstbewusste Nation zu erstellen.
Lob und Kritik erschienen auch 2004 – anlässlich seines 60. Geburtstags – in der deutschen und internationalen Presse. Im Februar 2006 veröffentlichte Strauß: Der Konflikt (in Der Spiegel). 2005/2006 wurde in Paris und Berlin sein Stück Die Schändung uraufgeführt. 2006 erschienen seine 41 Kalendergeschichten (Mikado) im Hanser Verlag. Fünf Kalendergeschichten wurden mit acht Kreidezeichnungen von Neo Rauch im Verlag Kleinheinrich (Münster) in einer limitierten Auflage (180 Exemplare) unter dem Titel Der Mittler zusätzlich veröffentlicht. 2007 erschien seine erste Novelle: Die Unbeholfenen.
In seinem Essay: Der Maler löst den Bann (Der Spiegel, 30/2008) setzt er sich mit den „übermalten Fotos“ von Gerhard Richter auseinander. Durch die Kooperation mit Neo Rauch und die Bearbeitung von „übermalten Fotos“ von Gerhard Richter hat Strauß sein schriftstellerisches Werk auch auf die aktuelle Malerei bezogen. Eine Fortsetzung folgte 2009 in einer Kooperation mit Thomas Demand: Zu Fotografien der deutschen Geschichte seit 1945, die der bildende Künstler in der Neuen Nationalgalerie Berlin ausstellt, lieferte Botho Strauß unveröffentlichte Texte als Bildlegenden.
Anfang April 2009 wurde am Bayerischen Staatsschauspiel Strauß’ neues Stück Leichtes Spiel. Neun Personen einer Frau von Dieter Dorn uraufgeführt. Dazu schreibt Gerhard Stadelmaier in der FAZ: „Das große Weiberwelttheater. Uraufführungen von B.S. sind die Feste des Theaters. Der Leichtnehmer Dorn ist der kongeniale Regie-Partner des Dramatikers Strauß, der das Schwerste leicht nimmt, weil er es nicht löst, sondern in der Schwebe hält …“ Das Stück Groß und klein wurde 2011 in englischer Übersetzung von der Sydney Theatre Company in der Hauptrolle mit Cate Blanchett aufgeführt; die Inszenierung kam 2012 nach Europa und war bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, den Wiener Festwochen, am Théâtre de la Ville Paris sowie am Londoner Barbican zu sehen. 2014 gab der Schriftsteller und Humorist Heinz Strunk, der Strauß als den „Autor seines Lebens“ bezeichnet, eine Sammlung seiner Erzählungen unter dem Titel Der zurück in sein Haus gestopfte Jäger heraus.
Am 2. Oktober 2015 veröffentlichte der Spiegel die Glosse Der letzte Deutsche von Strauß. In dieser beklagt er angesichts der Flüchtlingskrise in Europa 2015 das aus seiner Sicht bevorstehende Ende der deutschen Geistesgeschichte. In einem Interview mit Deutschlandradio bewertete der frühere Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, Johano Strasser, die Glosse als eine aus kleinen Verbeugungen vor rechten, populistischen Strömungen bestehende Schrift. Richard Kämmerlings sah in dem Text vor allem eine Provokation, die eine geistige, rein ästhetisch definierte Tradition als filternden Katalysator für alles Negative der Nationalgeschichte beschwört und in einen Traum vom unschuldigen Deutschland resultiert. Der Schriftsteller Martin Mosebach verteidigte Strauß gegen diese Vorwürfe und sah in der Glosse weniger eine Abwehr gegen Migranten als eine Klage über den kulturellen Zustand Deutschlands und ein eigenschaftslos gewordenes Volk, das keine Verbindung zu seiner Vergangenheit hat. Den deutschen Feuilletons warf er vor, sich auf Strauß eingeschossen zu haben.
Seine Werke werden in zahlreichen Sprachen publiziert. Im Frühjahr 2018 wechselte Strauß vom Hanser Verlag zu Rowohlt. Strauß gibt selten Interviews und zeigt sich nicht vor der Kamera. Für einen Beitrag zu seinem 75. Geburtstag in der 3sat-Sendung Kulturzeit lud er ein Fernsehteam in sein Haus in der Uckermark.
Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
[UA = Uraufführung; EA = Erstaufführung]
Personendaten | |
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NAME | Strauß, Botho |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Dramatiker |
GEBURTSDATUM | 2. Dezember 1944 |
GEBURTSORT | Naumburg (Saale) |
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