Der 400-Meter-Lauf ist die längste Sprintdisziplin in der Leichtathletik und wird sowohl bei Freiluft- als auch bei Hallenwettkämpfen ausgetragen.
Außerdem ist er die fünfte Teildisziplin des Zehnkampfes der Männer und wird auch als Staffelwettbewerb durchgeführt, siehe 4-mal-400-Meter-Staffel.
Bei Freiluftwettkämpfen legt jeder Läufer die gesamte Distanz in einer eigenen Bahn zurück, wobei diese nicht verlassen werden darf. Bei Hallenwettkämpfen wird nur bis nach der zweiten Kurve (etwa 150 m) in eigenen Bahnen zurückgelegt. Danach dürfen alle Läufer auf die Innenbahn einschneiden und diese bis zum Ziel nutzen. Bei Staffelwettkämpfen läuft nur der Startläufer komplett in einer eigenen Bahn. Der zweite Läufer darf auf der Gegengeraden auf die Innenbahn einschneiden.
Der Start erfolgt im Tiefstart von Startblöcken und zum Ausgleich der Kurvenlänge der verschiedenen Bahnen versetzt.
Die schnellsten Männer erreichen Zeiten um 43 Sekunden. Das entspricht einer Geschwindigkeit von 9,30 m/s oder 33,49 km/h.
Die schnellsten Frauen erreichen Zeiten um 48 Sekunden. Das entspricht einer Geschwindigkeit von 8,33 m/s oder 30,0 km/h.
Bei Olympischen Spielen laufen die Männer seit 1896 und die Frauen seit 1964 die 400-Meter-Strecke.
Der 400-Meter-Lauf ist von der Viertelmeile (440 Yards = 402,34 m) abgeleitet – einer Strecke, die zu Beginn der modernen Leichtathletik Ende des 19. Jahrhunderts in den englischsprachigen Ländern üblich war. Der erste 400-Meter-Lauf in Deutschland wurde 1892 in Berlin ausgetragen.
Rekorde werden seit 1960 nur anerkannt, wenn auf einer 400-Meter-Bahn gelaufen wurde. Bis dahin wurden auch Rekorde auf 500- und 600-Meter-Bahnen registriert, die durch die kürzeren Kurvenstrecken Vorteile brachten. Frauenrekorde werden seit 1957 geführt.
Die erste 400-Meter-Bahn in Deutschland wurde am 28. August 1905 in Ricklingen bei Hannover eingeweiht, allerdings wegen ihrer ungünstigen Lage kaum genutzt.
Männer
Frauen
International
Erfolgreichste Deutsche
In der Frühzeit der modernen Leichtathletik wurden ab 1865 bis 1900 Zeiten von 53½ Sekunden bis 47,0 Sekunden erzielt, häufig nicht auf einer der später normgerechten ovalen Bahnen.
Die früheste bekannte Bestzeit, 53 1/2 s auf der 440-Yards-Strecke (402,34 m), stammt von dem Iren Edward Hunt (17. Mai 1865 in Dublin).
Der US-Amerikaner Lon Myers, in den 1880er Jahren ein bekannter Läufer, lief die 440 Yards am 20. September 1879 in New York erstmals unter 50 Sekunden (49 1/5 s) und verbesserte seinen Rekord bis 1885 auf 48 4/5 s.
Wegen des Verbots sogenannter Bürstenschuhe wurden 1968 mehrere Bestzeiten auf Sprintstrecken nicht als Weltrekorde anerkannt. Darunter sind auch die 44,0 s (44,06 s) des späteren Olympiasiegers Lee Evans am 14. September 1968 in Echo Summit. Die Zeit des Zweitplatzierten, Larry James (44,1 s), USA, wurde hingegen offizieller Weltrekord.
Lee Evans lief einen Monat später bei den Olympischen Spielen mit den herkömmlichen, erlaubten Spikes einen Weltrekord der knapp 20 Jahre Bestand hatte – so lange wie kein anderer seit Beginn der Statistik. Der neue Weltrekord, von Butch Reynolds mit 43,29 s am 17. August 1988 in Zürich gelaufen, lag um über eine halbe Sekunde unter dem alten. Eine so große Rekordverbesserung war zuvor nur Emerson Spencer 1928 gelungen (von 47,6 s auf 47,0 s).
Bemerkungen zur Tabelle:
Zeit (s) | Name | Datum | Ort | |
---|---|---|---|---|
Handgestoppte Zeiten | ||||
47 4/5 y | Maxie Long | 29. September 1900 | New York City | |
48,2 | Charles Reidpath | 13. Juli 1912 | Stockholm | |
47 2/5 y | Ted Meredith | 27. Mai 1916 | Cambridge (USA) | |
47,6 | Eric Liddell | 11. Juli 1924 | Colombes | |
47,0 | Emerson Spencer | 12. Mai 1928 | Palo Alto | |
46,4 | Ben Eastman | 26. März 1932 | Palo Alto | |
46,2 (46,28) | Bill Carr | 5. August 1932 | Los Angeles | |
46,1 | Archie Williams | 19. Juni 1936 | Chicago | |
46,0 | Rudolf Harbig | 12. August 1939 | Frankfurt am Main | |
46,0 | Grover Klemmer | 6. Juni 1941 | Philadelphia | |
45,9 (46,00) | Herb McKenley | 2. Juli 1948 | Milwaukee | |
45,8 | George Rhoden | 22. August 1950 | Eskilstuna | |
45,4 (45,68) | Lou Jones | 18. März 1955 | Mexiko-Stadt | |
45,2 | Lou Jones | 30. Juni 1956 | Los Angeles | |
44,9 (45,07) | Otis Davis | 6. September 1960 | Rom | |
44,9 | Mike Larrabee | 12. September 1964 | Los Angeles | |
44,9 | Carl Kaufmann | 6. September 1960 | Rom | |
44,5 | Tommie Smith | 20. Mai 1967 | San José | |
44,1 (44,19) | Larry James | 14. September 1968 | Echo Summit | |
Elektronisch gestoppte Zeiten | ||||
43,86 | Lee Evans | 18. Oktober 1968 | Mexiko-Stadt | |
43,29 | Harry Reynolds | 17. August 1988 | Zürich | |
43,18 | Michael Johnson | 26. August 1999 | Sevilla | |
43,03 | Wayde van Niekerk | 14. August 2016 | Rio de Janeiro |
Die frühesten 400-Meter-Zeiten von Frauen sind von Anfang des 20. Jahrhunderts aus Finnland bekannt. Für Hilja Heinonen wurde am 25. Juli 1900 eine Zeit von 1:47 min4/5 s gestoppt; diese Zeit verbesserten finnische Frauen bis 1911 auf 67,1 s. Ab 1917 sind 400-Meter-Läufe von Sportlerinnen aus Frankreich, Irland, Großbritannien und Russland bekannt.
Die internationale Frauen-Sportorganisation FSFI registrierte seit 1922 Weltrekorde für die 440-Yards-Strecke (402,34 m). Die internationale Leichtathletik-Föderation IAAF führte erst mit der Zulassung des 400-Meter-Laufs bei internationalen Höhepunkten Weltrekorde, den ersten im Jahr 1957.
In der Zeit davor war die Bestleistung vorwiegend im Besitz von Läuferinnen aus Großbritannien sowie aus osteuropäischen Ländern, dreimal auch Ursula Donath aus der DDR.
Von 1955 bis 1962 stellte die sowjetische Läuferin Marija Itkina fünf Weltrekorde auf (anfangs noch inoffiziell). Eine weitere dominierende 400-Meter-Läuferin dieser Zeit, die Australierin Betty Cuthbert stellte hingegen nie einen 400-Meter-Weltrekord auf, dafür aber vier 440-Yards-Rekorde (1959 bis 1963, hier nicht aufgeführt).
Fünf Bestleistungen erzielte Shin Kim Dan aus Nordkorea (1960: 53,0 s bis 1964: 51,2 s). Nordkorea war zu dieser Zeit noch nicht von der IAAF anerkannt, eine Leistung vom 23. Oktober 1962 wurde dennoch als Weltrekord registriert. Mit der Zeit von 51,9 s unterbot Shin Kim Dan die Marke von Marija Itkina um 1,5 Sekunden – die größte Weltrekordverbesserung in der Geschichte des 400-Meter-Laufs. Dieser Weltrekord hatte fast sieben Jahre Bestand (18. September 1969: Colette Besson (Frankreich), 51,7 s). Betty Cuthbert kam ihm bei ihrem Olympiasieg 1964 in Tokio sehr nahe, als 52,01 s elektronisch gestoppt wurden.
Seit 1972 war der Weltrekord überwiegend im Besitz von DDR-Sportlerinnen (9 von 14 Rekorden seit 1972). Die überragende Läuferin Mitte der 1970er Jahre war die Polin Irena Szewińska mit drei Weltrekorden und dem ersten Lauf unter 50 Sekunden (1974). Ab 1978 stellte Marita Koch sieben Weltrekorde auf, den letzten mit 47,60 s (1985). Er ist nach wie vor die gültige Bestzeit und der zweitälteste bestehende Leichtathletik-Weltrekord für olympische Disziplinen (Stand jeweils zum 18. August 2016). Älter ist nur der 800-Meter-Weltrekord von Jarmila Kratochvílová (Tschechoslowakei) vom Juli 1983. Zwei Wochen nach diesem Rekord unterbrach sie die Weltrekordserie von Marita Koch: Neben Koch ist Kratochvilová die einzige Frau, der ein 400-Meter-Lauf unter 48 Sekunden gelang (47,99 s am 10. August 1983).
Bemerkung:
Zeit (s) | Name | Datum | Ort | |
---|---|---|---|---|
Handgestoppte Zeiten | ||||
57,0 y | Marlene Mathews | 6. Januar 1957 | Sydney | |
57,0 y | Marise Chamberlain | 16. Februar 1957 | Christchurch | |
56,3 y | Nancy Boyle | 24. Februar 1957 | Sydney | |
55,2 | Polina Lasarewa | 10. Mai 1957 | Moskau | |
54,0 | Marija Itkina | 8. Juni 1957 | Minsk | |
53,6 | Marija Itkina | 6. Juli 1957 | Moskau | |
53,4 | Marija Itkina | 12. September 1959 | Krasnodar | |
53,4 | Marija Itkina | 14. September 1962 | Belgrad | |
51,9 | Shin Kim Dan | 23. Oktober 1962 | Pjöngjang | |
51,7 (51,77) | Nicole Duclos | 18. September 1969 | Athen | |
51,7 (51,79) | Colette Besson | 18. September 1969 | Athen | |
51,0 (51,02) | Marilyn Neufville | 25. Juli 1970 | Edinburgh | |
51,0 (51,08) | Monika Zehrt | 4. Juli 1972 | Colombes | |
49,9 | Irena Szewińska | 22. Juni 1974 | Rom | |
Elektronisch gestoppte Zeiten | ||||
50,14 | Riitta Salin | 4. September 1974 | Rom | |
49,77 | Christina Brehmer | 9. Mai 1976 | Dresden | |
49,75 | Irena Szewińska | 22. Juni 1976 | Bydgoszcz | |
49,29 | Irena Szewińska | 29. Juli 1976 | Montreal | |
49,19 | Marita Koch | 2. Juli 1978 | Leipzig | |
49,03 | Marita Koch | 19. August 1978 | Potsdam | |
48,94 | Marita Koch | 31. August 1978 | Prag | |
48,89 | Marita Koch | 29. Juli 1979 | Potsdam | |
48,60 | Marita Koch | 4. August 1979 | Turin | |
48,16 | Marita Koch | 8. September 1982 | Athen | |
47,99 | Jarmila Kratochvílová | 10. August 1983 | Helsinki | |
47,60 | Marita Koch | 6. Oktober 1985 | Canberra |
Alle Läufer mit einer Zeit von 44,25 s oder schneller. A = Zeit wurde unter Höhenbedingungen erzielt.
Letzte Veränderung: 22. April 2024
Alle Läuferinnen mit einer Zeit von 49,56 s oder schneller. A=Zeit wurde unter Höhenbedingungen erzielt.
Letzte Veränderung: 18. Februar 2024
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