Wladimir Rudolfowitsch Solowjow: Russischer Fernseh- und Radiomoderator, Publizist und Regisseur

Wladimir Rudolfowitsch Solowjow (russisch Влади́мир Рудо́льфович Соловьёв; * 20.

Oktober">20. Oktober 1963 in Moskau) ist ein russischer Fernseh- und Radiomoderator, Publizist und Regisseur. Er gilt als führender Exponent der russischen Staatspropaganda und wird seit dem 23. Februar 2022 von der Europäischen Union und seit 6. März 2022 von Kanada sanktioniert. Seine seit 2012 im Sender Rossija 1 ausgestrahlte Talkshow Sonntagabend mit Wladimir Solowjow (russ. Воскресный вечер с Владимиром Соловьёвым) gilt als eine der wichtigsten innerrussischen Propagandasendungen im Kontext des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022.

Wladimir Rudolfowitsch Solowjow: Werdegang, Vermögen und Korruptionsvorwürfe, Privates
Wladimir Solowjow (2022)

Werdegang

Solowjow wurde in eine jüdische Familie geboren. Er war Mitglied im Russischen Jüdischen Kongress. Seine Eltern waren Absolventen der Pädagogischen Universität Moskau. In seiner Heimatstadt Moskau besuchte er eine angesehene Schule, auf die zahlreiche Söhne und Enkel von hohen KPdSU-Funktionären gingen. Während seiner Schulzeit beschäftigte er sich mit Fußball und Karate.

1980 schloss Solowjow die Schule ab und begann am Moskauer Institut für Stahl und Legierung ein Studium, das er 1986 mit Bestnote (dem so genannten „roten Diplom“) abschloss. Anschließend absolvierte er am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen seine Aspirantur.

1990 zog Solowjow in die USA, wo er an der Alabama State University zwei Jahre als Dozent tätig war. 1992 kehrte er nach Russland zurück und betrieb bis 1998 eine Firma, die Ausrüstung für Diskotheken herstellte.

Danach stieg Solowjow ins Showgeschäft ein und moderierte bis 2010 mehrere Sendungen auf dem staatlichen russischen Radiosender Westi FM, wodurch er erstmals einem breiteren Publikum in Russland, aber auch weiteren Ländern der GUS bekannt wurde.

Zudem moderierte Solowjow ab 2002 die Talkshow Zweikampf, mit kontroversen Diskussionen zwischen zwei Personen des öffentlichen Lebens. Die Talkshow hat bis heute einen hohen Bekanntheitsgrad in der russischen Bevölkerung und führte bereits zu mehreren Kontroversen. Am 19. Oktober 2006 beleidigte Solowjow in einer Folge der Talkshow den damaligen Bürgermeister von Samara, Wiktor Tarchow, und musste anschließend 70.000 Rubel Schmerzensgeld zahlen, was etwa 1.700 Euro entspricht.

Seit 2012 moderiert Solowjow auf dem Sender Rossija 1 wöchentlich die politische Talkshow Sonntagabend mit Wladimir Solowjow (russ. Воскресный вечер с Владимиром Соловьёвым). Darin bezeichnete er im Februar 2021 Adolf Hitler als „sehr mutigen Menschen“. Er lobte Hitlers „tapfere“ Leistung als Soldat im Ersten Weltkrieg und verglich ihn in völlig überhöhender Weise mit dem russischen Oppositionellen Alexei Nawalny, der kurz zuvor einen Giftanschlag mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok überlebt hatte, um diesen als angeblich "unehrenhaft" zu diskreditieren. Der Außenminister Lettlands, Edgars Rinkēvičs, verkündete daraufhin ein Einreiseverbot für Solowjow wegen der Verherrlichung des Nazismus.

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Russlands Präsident Wladimir Putin verleiht Wladimir Solowjow den Orden der Ehre (2013)

War Solowjow 2014 noch der Meinung, „Gott verbietet, dass die Krim nach Russland zurückkehrt“, änderte er nach dem Euromaidan seine Äußerungen radikal. Die Nowaja gaseta nannte ihn daher einen Wendehals und schrieb: „Journalismus unterscheidet sich von Propaganda wie eine Geige von einer Hacke. Hat man sich von einer Kategorie zur anderen bewegt, ist das Schamgefühl verloren.“ Als die russischen Zuschauer die immergleichen vorhersehbaren Berichte über die Ukraine gar nicht mehr im Fernsehen sehen wollten, so die Einschätzung von Jelle Brandt Corstius, sei die Talkshow derart gestaltet worden, dass darin „ein unseriöser Ukrainer von drei klugen Russen“ verrissen werde.

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Interview mit Wladimir Putin für den Dokumentarfilm Der Präsident, 2015

2015 führte Solowjow mit Wladimir Putin ein „großes Interview“ für den Dokumentarfilm Der Präsident, der in Russland und in Serbien zur sonntäglichen Hauptsendezeit ausgestrahlt wurde. Auch in Montenegro, Nordmazedonien, Bosnien und Herzegowina, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Tschechien war dieses Interview mit Untertiteln in der Landessprache zu sehen.

Solowjow gilt als Anhänger Putins und trotz gelegentlicher kritischer Fragen mit seinen Provokationen als Manipulator sowie „Einpeitscher“ des Kremls und somit als Bestandteil der Kreml-Propaganda. Der Schriftsteller Dmitri Bykow warf Solowjow schon 2015 vor, mit seiner Hasspropaganda und der damit verbundenen „Entfesselung der hässlichsten Instinkte“ zum Mörder der russischen Nation zu werden.
Am 24. Februar 2022 begannen russische Streitkräfte auf Befehl von Staatspräsident Putin den russischen Überfall auf die Ukraine.
Solowjow suggerierte im April 2022, es gäbe ein „auserwähltes“ russisches Volk. Er zitierte eine Behauptung Putins von 2018, dass bei einem Atomkrieg die Russen in den Himmel kämen; der Rest der Welt dagegen würde einfach krepieren. Er behauptete im April 2022, das Massaker von Butscha und das Massaker von Srebrenica wären inszeniert worden.

Typisch für Solowjows Stil seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine waren seine Aussagen im Dezember 2022. Er drohte zahlreichen europäischen Ländern mit militärischen Invasionen, weil diese die Ukraine unterstützten und „Teil des europäischen Nazismus“ wären. Er hob die baltischen Staaten, Deutschland, Polen, Frankreich, die skandinavischen Länder und die Niederlande hervor. Er drohte, man werde nach Den Haag kommen (Anspielung auf den Internationalen Gerichtshof der vier Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg) und ihnen den Prozess machen wie einst in Nürnberg (Anspielung auf die Nürnberger Prozesse). Er drohte mit Einmärschen von russischen Truppen wie 1814 in Paris und 1945 in Berlin, um „Europa wieder Respekt beizubringen“. Auch forderte er wiederholt den Einsatz von russischen Atombomben gegen NATO-Staaten.

Vermögen und Korruptionsvorwürfe

Solowjow besitzt allein in Moskau drei Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 450 m², eine Datscha nahe der Hauptstadt und zwei Villen am Comer See (in Griante und Menaggio). Solowjows Minimalvermögen belaufe sich auf eine Milliarde Rubel (mehr als 17 Millionen Dollar), so Nawalny. Daraufhin titulierte Solowjow Nawalny als „Gauner“ und „Betrüger“, machte zugleich aus seinem Reichtum keinen Hehl: „Ja, die Immobilien sind auf meinen Namen registriert. Dafür zahle ich aber Steuern. Ich habe nie verheimlicht, dass ich reich bin.“

Im Juni 2017 rückte Solowjow ins Zentrum eines Korruptionsskandals, wonach er als Inhaber des Unternehmens SB Consulting vom größten staatlichen Finanzinstitut Russlands Sberbank mithilfe seines Schwiegersohns von 2014 bis 2016 insgesamt 316,5 Millionen Rubel (damals etwa 5,4 Millionen US-Dollar) angenommen haben soll. Dabei bezeichnet Solowjow die Bankschuldner in seinen Fernsehauftritten und Radioprogrammen stets als „Diebe“.

Privates

Solowjow hat 2012 behauptet, er sei ein gläubiger Jude und fühle sich dem interreligiösen Dialog verpflichtet.

Er war dreimal verheiratet. Aus den drei Ehen sind acht Kinder hervorgegangen. Mit seiner Frau (Stand 2017) Helga Sepp hat er fünf Kinder. Sepp hat mütterlicherseits russlanddeutsche und estnische Wurzeln und den Familiennamen ihrer Mutter angenommen; der Vater Wiktor Kokljuschkin war russischer Satiriker.

Solowjow und fünf seiner Kinder haben oder hatten eine Aufenthaltsgenehmigung für Italien. Am 23. Februar 2022 wurde Solowjow mit einem Einreiseverbot belegt. Seine Immobilien und Aufenthalte in der Europäischen Union riefen im Zusammenhang mit seinen Äußerungen gegen „den Westen“ und seiner Selbstinszenierung als russischer Patriot Kritik hervor.

Der russische Antikorruptions-Aktivist Georgij Alburow hat im Mai 2023 bei youtube eine Recherche veröffentlicht, laut der Solowjow seit langem eine Zweitfamilie mit der russischen Basketballspielerin Swetlana Abrossimowa hat. Diese brachte im Juni 2016 in den USA weibliche Zwillinge zur Welt. Alburow äußerte, die Scheinheiligkeit müsse Grenzen haben.

„Verhindertes Attentat“ auf Solowjow?

Im April 2022 behauptete der russische Präsident Wladimir Putin, der russische Geheimdienst FSB hätte ein von „ukrainischen Neonazis“ geplantes Attentat auf Wladimir Solowjow gestoppt. Internationale Medien hielten die Aufnahmen für inszeniert und die Geschichte für unwahr, dies auch aufgrund der vom FSB veröffentlichten Aufnahmen, welche drei Sims-Spiele zeigten, abgelaufene ukrainische Reisepässe und ein Buch, das mit „Unterschrift unleserlich“ signiert war, was als fälschlicherweise wörtlich umgesetzte Regieanweisung einer Inszenierung gedeutet wurde.

Commons: Wladimir Rudolfowitsch Solowjow – Sammlung von Bildern

Belege

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