Ein Uhrmacher ist ein Erfinder, Konstrukteur oder Erbauer von Uhren, speziell von mechanischen Uhrwerken und deren Zubehörteilen.
Der Beruf beinhaltet auch die Wartung und Pflege von Uhren aller Art (vergleiche hingegen die Unterscheidung von watchmaker und clockmaker im Englischen).
Die Objekte eines Uhrmachers beziehen zum Teil auch die Anzeige anderer von der Zeit abgeleiteten Werte (siehe Komplikationen) oder völlig anderer Werte (mittels anderer Messinstrumente, zum Beispiel Barometer) mit ein. Das Uhrmacherhandwerk wurde 2020 für die Schweiz und Frankreich in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. 2021 folgte der Eintrag in das deutsche Verzeichnis.
Die ersten Uhrmacher waren Schlosser und Schmiede, die (mit den Schleifern) einer gemeinsamen Zunft angehörten, zu der auch Windenmacher und ab dem 16. Jahrhundert Büchsenmacher gehörten. Auch nachdem Mitte des 16. Jahrhunderts Uhrmacherzünfte in Deutschland entstanden waren, hatten Schlosser das Recht, Uhren zu bauen. Die ersten Uhrmachervereinigungen finden sich 1540 in Dresden, noch vereinigt mit der Innung der Kleinschmiede und ohne Zwang zum Meisterstück, 1544 in Paris und 1631 in London mit der Worshipful Company of Clockmakers. Die Uhrmacherei zählte zunächst zu den Künsten, später zum Kunsthandwerk. Die Uhrmacher, welche im 18. Jahrhundert in Großuhrmacher (mit drei Jahren Lehrzeit und drei Jahren Wanderschaft als Geselle) und Kleinuhrmacher (mit vier Jahren Lehrzeit und mindestens vier Jahren – „Muthjahren“ – Wanderschaft) unterschieden wurden, waren die Pioniere der Feinmechanik.
In manchen Regionen, wie etwa dem Schwarzwald oder bestimmten Gegenden der Schweiz, begann bereits Ende des 18. Jahrhunderts die Herstellung von Uhren in Heimarbeit oder Manufakturen, die entsprechend große Stückzahlen ermöglichten. Aber auch andere Regionen entwickelten eine eigenständige Uhrmachertradition, die noch heute an den verschiedenen Typen historischer Uhren erkennbar ist. Mit Beginn der industriellen Produktion von Uhren im 19. Jahrhundert änderte sich das Berufsbild dahingehend, dass die Anfertigung neuer Uhren völlig hinter Handel, Wartung und Reparatur zurücktrat. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, mit dem Aufkommen billiger, industriell hergestellter Quarzuhren, erlebte der Beruf einen erheblichen Rückgang. Er beschränkt sich heute weitgehend auf die Reparatur und Wartung hochwertiger Luxusuhren und die Restaurierung antiker Stücke, entsprechende Fachleute sind allerdings durchaus gefragt.
Der Uhrmacher beschäftigt sich mit Herstellung, Montieren, Demontieren, Reparieren und Restaurieren von Uhrwerken und Zubehörteilen, insbesondere dem Uhrgehäuse, also mit Konstruktionszeichnungen, mechanischen, elektrischen und elektronischen Bauteilen von Groß- und Kleinuhrwerken in Serien- und Einzelfertigung sowie mit Fehlersuche, Wartung, Pflege, Prüfung und Justage von modernen und historischen Uhren sowie mit den Grundlagen und mit angewandter Zeitmesstechnik. Daneben bilden Herstellung und Wartung der hochspezialisierten Betriebsmittel einen Anteil seiner Tätigkeit.
Das Berufsfeld umfasst
Das Berufsbild des Uhrmachers unterscheidet noch grundsätzlich zwischen Industrie und Handwerk, wobei die Übergänge bei den kleinen, unabhängigen Uhrenherstellern fließend sind (z. B. in der Académie Horlogère des Créateurs Indépendants).
Uhrmacher arbeiten selbständig auf der Grundlage von technischen Unterlagen und Arbeitsaufträgen. Sie beschaffen Informationen, planen und koordinieren ihre Arbeit und stimmen sie mit anderen, insbesondere mit Kunden, Betriebsinhabern und Kollegen ab. Weiterhin ergreifen sie qualitätssichernde Maßnahmen, dokumentieren ihre Leistungen und ergreifen Maßnahmen zur Arbeitssicherheit, zum Gesundheits- und Umweltschutz bei der Arbeit. Uhrmacher sind wegen ihrer umfangreichen Ausbildung in der Mikromechanik unter anderem auch im Flugzeugbau, Musterbau und in der Mess- und Regeltechnik beschäftigte Fachkräfte.
Die Beschäftigungszahlen für Uhrmacher in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen in Deutschland sind von 1999 mit 4391 Beschäftigten bis 2011 mit 2949 Beschäftigten deutlich gesunken.
Die Ausbildung zum Uhrmacher dauert in Deutschland drei Jahre und schließt mit dem Gesellenbrief ab. In Österreich werden Lehrlinge im Rahmen einer Lehre als Zeitmesstechniker dreieinhalb Jahre ausgebildet und legen am Ende die Lehrabschlussprüfung ab.
In der Schweiz wird man je nach Fachgebiet drei bis vier Jahre ausgebildet und erhält dann – nach erfolgreich abgeschlossener Lehrabschlussprüfung – ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis. In allen drei Ländern kann die Ausbildung heute auf zwei Arten erfolgen:
Die Auszubildenden erhalten von den Unternehmen eine monatliche Ausbildungsvergütung, deren Höhe tarifvertraglich festgelegt wird und die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ist. Für den Ausbildungsberuf „Uhrmacher/in“ betrug sie im Jahr 2011 durchschnittlich:
Industrie und Handel, Alte Bundesländer
Neue Bundesländer (Stand Juli 2017)
Nach dem Ausbildungsabschluss ist eine Fortbildung zum Meister möglich. Der Uhrmachermeister ist durch seine Dreifachqualifikation ein Spezialist für sein Fachgebiet, ein Ausbilder und ein Unternehmer.
In Deutschland wurde ab dem Jahr 2007 eine weitere Fortbildungsmöglichkeit für den Uhrmacherberuf geschaffen. Ausgebildete Uhrmachermeister können sich zum anerkannten Restaurator im Uhrmacherhandwerk mit Abschlussprüfung qualifizieren. Somit wurde eine neue Qualifikation geschaffen, damit die Kunden – seien es private Auftraggeber, Sammler oder öffentliche Institutionen wie Museen – die Sicherheit haben, dass ihre kunsthistorisch wertvollen Instrumente in fachkundige Hände kommen.
Der moderne Handwerker wird mit historischen Objekten konfrontiert, die ein andersartiges Vorgehen erfordern als es in einer konventionellen Handwerksausbildung gelehrt wird. Hierbei wird ein breites Wissen über längst kaum mehr ausgeübte, historische Handwerkstechniken gefordert, ebenso die Kenntnis der in früherer Zeiten verwendeten Materialien. Zudem kann umfangreiche Recherche in der Fachliteratur oder Archiven und Museen erforderlich sein um etwa das mutmaßliche Aussehen fehlender Teile zu ermitteln. Auch die genaue schriftliche und bildliche Dokumentation der ausgeführten Arbeiten ist bei einer fachgerechten Restaurierung häufig gefordert.
Passend zur langjährigen Tradition der Uhrenherstellung ist in der Schweiz die Spezialisierung auf die Restaurierung schon in der Grundausbildung möglich. Die Ausbildung zum Uhrmacher kann im sogenannten Fachgebiet Rhabillage absolviert werden. Zur Weiterbildung werden Spezialkurse angeboten.
In Österreich werden Weiterbildungen zur Restaurierung als Kursausbildungen der Uhrmacherinnungen und -schulen angeboten.
In Deutschland wurde die erste Uhrmacherschule 1850 in Furtwangen im Schwarzwald gegründet, in der Schweiz 1868 die Uhrmacherschule in Le Locle, in Österreich 1873 in Karlstein an der Thaya.
Neben ausgesprochen handwerklichen Uhrmachern finden sich in dieser Liste auch einige Physiker und Ingenieure, die sich ausführlich mit der Uhrmacherei beschäftigt haben.
Deutschland:
Österreich:
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