Die Suchoi Su-30 (russisch Сухой Су-30, NATO-Codename: Flanker-C) ist ein russisches Mehrzweckkampfflugzeug auf der Basis des zweisitzigen Trainingsflugzeugs Suchoi Su-27UB, dessen Entwicklung in den letzten Jahren der Sowjetunion begann.
Suchoi Su-30 | |
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Suchoi Su-30MKA der algerischen Luftwaffe | |
Typ | * Langstreckenabfangjäger |
Entwurfsland | |
Hersteller | Suchoi |
Erstflug | 30. Dezember 1989 |
Indienststellung | 14. April 1992 |
Produktionszeit | Seit 1991 in Serienproduktion |
Stückzahl | 612+ |
Mit der Entwicklung der Su-30 wurde bei Suchoi Mitte der 1980er-Jahre begonnen. Noch bevor die Su-27 („Flanker“) in Dienst gestellt wurde, begann man bereits mit der Weiterentwicklung. Ziel war, eine ganze Serie von Flugzeugtypen zu schaffen, die aus einem Langstreckenabfangjäger, einem Luftüberlegenheitsjäger, einem taktischen Jagdbomber und einem Mehrzweckkampfflugzeug bestehen sollte. Diese Generation bezeichnete Suchoi als Serie 30.
Die Su-30, zunächst auch Su-27PU genannt, sollte in diesem Konzept den Langstreckenabfangjäger darstellen. Der erste Prototyp flog unter der Bezeichnung T-10PU-5 erstmals am 30. Dezember 1989. Der Prototyp war relativ frei von Problemen, weshalb recht schnell die Serienfertigung begann. Am 14. April 1992 flog die erste Su-30-Serienmaschine, und noch im gleichen Jahr wurde dieser Typ in Dienst gestellt. Im Einsatz war die Su-30 als Ergänzung für die MiG-31 („Foxhound“) vorgesehen, die dann primär zur Abwehr von Marschflugkörpern eingesetzt werden sollte. Die Su-30 sollte US-amerikanische B-1- und B-52-Bomber über dem Nordpol und dem Pazifik abfangen. Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion wurde dieses Konzept aber hinfällig, wodurch die Su-30 „arbeitslos“ wurde. Als Folge dessen gab es zunächst nur eine eingeschränkte Produktion von Su-30-Maschinen.
Daraufhin begann man bei Suchoi mit der Suche nach neuen Aufgaben für die Su-30, und man begann damit, die Su-30 zu einem Mehrzweckkampfflugzeug umzubauen. Heraus kam die Su-30M, die vorwiegend für Jagdbomber-Einsätze vorgesehen ist. Entsprechend diesem Aufgabenspektrum wurden anstelle des Abfangradars ein neues Kampfelektronik- und ein Tschaika-Navigationssystem eingebaut. Gleichzeitig wurde die Heckpartie der Maschine überarbeitet und stabilisiert, um sie gegen Beschuss widerstandsfähiger zu machen. Für den Export wurde die Su-30MK bereitgestellt, die sich mehrfach gegen ihre US-amerikanischen und europäischen Konkurrenten auf dem asiatischen Markt durchsetzte.
Trotz ihrer Größe und ihres hohen Gewichts ist die Su-30 zu bemerkenswerten Flugleistungen fähig. Dazu gehört unter anderem das mit einer Su-27 erstmals demonstrierte und seitdem berühmte Kobramanöver. Im Vergleich zur Su-27 erreicht die Su-30 allerdings eine etwas geringere Steigleistung und Höchstgeschwindigkeit. Bei Manövern mit sehr abrupten Richtungsänderungen verliert sie enorm an Geschwindigkeit und somit auch Höhe, was vor allem bei Versionen mit Schubvektorsteuerung, welche die Wendigkeit der Maschine gegenüber Flugzeugen mit konventionellen Triebwerken stark erhöhen, besonders deutlich wird. Die Stärke der Su-30 liegt primär in ihrer hohen Flexibilität, da sie beinahe für jede Art von Einsatz verwendet werden kann. Diese sogenannten „Multi-Role“-Fähigkeiten sind der größte Vorteil der Su-30MK auf dem Weltmarkt, da bisher nur die F-16 „Fighting Falcon“, F/A-18 „Hornet“ und JAS 39 „Gripen“ über eine ähnliche hohe Flexibilität verfügen, ohne aber die Flugleistungen der Su-30 zu erreichen. Dies könnte sich aber mit der Einführung der F-35 sowie der vollen Einsatzfähigkeit der französischen Rafale und des Eurofighter „Typhoon“ ändern.
Die Su-30 verfügt über keine Tarnkappen-Eigenschaften und weist aufgrund ihrer Größe einen hohen Kerosinverbrauch auf, der durch die großen internen Tanks jedoch wieder ausgeglichen wird, sodass der Hersteller bislang auf eine Integration von abwerfbaren Zusatztanks verzichtet hat.
Die Su-30 verwendet als Bordradar das NIIP N001 „Metsch“ (auch: RPLK-27, NATO-Code: „Slot Back“). Es wurde für die Su-27 entwickelt und sollte mindestens dieselbe Leistung wie das US-amerikanische AN/APG-65 aufweisen. Dies war aber zum Zeitpunkt der Entwicklung nicht realisierbar, so dass man Teile aus dem vorhandenen N019-Radar einsetzte (hauptsächlich die Parabolantenne und der TS100-Prozessor). Die Entwicklung war im März 1983 abgeschlossen. Bei den folgenden Tests lag die Reichweitenleistung deutlich unter den Erwartungen. So kann das Radar einen großen Bomber auf maximal 140 km statt der geplanten 200 km erfassen. Auch die Zuverlässigkeit war mit einem MTBF von nur fünf Stunden extrem niedrig. Daher wurde das Radar vorerst nicht akzeptiert und erneut überarbeitet. Das überarbeitete Radar wurde 1991 eingeführt.
Die Parabolantenne des N001 hat einen Durchmesser von 1,075 m und sendet mit einer Durchschnittsleistung von 1 kW im X-Band (8–12 GHz). Es gehört zur Gruppe der Doppler/Impuls-Radare, weshalb es auch über gute Look-Down/Shoot-Down-Fähigkeiten verfügt. Große Ziele können auf 140 km Entfernung erfasst werden, ein Ziel mit einem Radarquerschnitt von 3 m² auf 80 bis 100 km, wobei ein solches Ziel erst ab 65 km sicher verfolgt werden kann. Das Radar verfügt auch über einen TWS-Modus und kann so zehn Ziele gleichzeitig verfolgen und zwei davon simultan bekämpfen. Die chinesische Version der Su-30MK2 ist mit einem Schuk-MSE-Radar ausgestattet, mit dem bis zu zehn Ziele gleichzeitig verfolgt und vier simultan bekämpft werden können.
In der Su-30MKI und ihren Varianten kommt das N011M „Bars“ (auch: RLSu-30MK) als eines der leistungsfähigsten russischen Radargeräte für Kampfflugzeuge zum Einsatz. Es zeichnet sich besonders durch die PESA-Antenne aus, welche die Leistung in allen relevanten Parametern deutlich erhöht. Die Entwicklung begann Anfang der 1990er-Jahre, wobei als Testplattform zwei speziell konfigurierte Su-27M dienten. Während der Entwicklung traten Probleme mit der neuen Antenne auf, die bei einer elektronischen Schwenkung über 40° massiv an Leistung verlor. Daher wird die Antenne nun horizontal zusätzlich mechanisch ausgerichtet, so dass Scanwinkel von ±70° möglich sind, in der Höhe wegen der fehlenden mechanischen Ausrichtung nur ±40°. Die Antenne selbst hat einen Durchmesser von einem Meter, wiegt 110 kg und sendet im X-Band. Hierbei erzielt sie eine Impulsleistung von 4–5 kW und eine Dauerleistung von 1,2 kW. Der Antennengewinn beträgt 36 dB, die erste Nebenkeule fällt um −25 dB geringer aus, was zu einer durchschnittlichen Nebenkeulendämpfung von −48 dB führt. Der Öffnungswinkel liegt bei 2,4°, wobei zwölf unterschiedliche Strahlen erzeugt werden können. Zur Signalverarbeitung kommt ein programmierbarer TS200-Prozessor zum Einsatz, der eine maximale Leistung von 75 MIPS erreicht. Das Radar wird von drei separaten Prozessoren kontrolliert, die auf einen 16-MB-RAM zurückgreifen können. Das komplette System wiegt 650 kg.
Das N011M verfügt über diverse fortschrittliche Betriebsmodi, um eine breite Palette von Luft-, See- und Boden-Zielen effektiv bekämpfen zu können. Dazu gehören Ground Mapping (mit Dopplerschärfung), TWS (15 Ziele verfolgen, davon vier simultan bekämpfen) und NCTI anhand spezifischer Eigenschaften von rotierenden Fan-Schaufeln. Die Ortungsreichweite liegt bei etwa 140 km für einen Radarquerschnitt von 1 m².
Suchoi Su-30 der russischen Luftstreitkräfte werden seit dem 30. September 2015 im Rahmen des Militäreinsatzes in Syrien zur Luftraumsicherung und gegen Bodenziele eingesetzt. Am 3. Mai 2018 stürzte eine Su-30 nahe der syrischen Küste ab. Beide Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.
Beim russischen Überfall auf die Ukraine setzen die russischen Luftstreitkräfte ab dem 28. Februar die Su-30 zur Luftraumsicherung und gegen Bodenziele ein. Bis Ende Februar 2023 wurden mindestens 11 Su-30 über der Ukraine abgeschossen oder gingen aus technischen Gründen verloren. Dies entspricht knapp 10 % der russischen Su-30-Flotte.
Kenngröße | Daten der Su-30K | Daten der Su-30MKI |
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Typ | Langstreckenabfangjäger | Mehrzweckkampfflugzeug |
Besatzung | 2 | 2 |
Länge | 21,94 m | 22,10 m |
Spannweite | 14,70 m | 14,70 m |
Flügelfläche | 62,04 m² | 63,20 m² |
Flügelstreckung | 3,48 | 3,42 |
Tragflächenbelastung |
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Höhe | 6,36 m | 6,38 m |
Leermasse | 17.700 kg | 17.700 kg |
normale Startmasse | 24.550 kg | 26.090 kg |
max. Startmasse | 33.000 kg |
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Treibstoffkapazität | 9.400 kg | 9.640 kg |
g-Limits | −3/+8,5g | −3/+9g |
Höchstgeschwindigkeit |
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Dienstgipfelhöhe | 17.500 m | 17.300 m |
Steigrate | 230 m/s | 230 m/s auf Meereshöhe |
Reichweite |
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Startstrecke | 550 m | 550 m bei norm. Startmasse |
Landestrecke | 700 m | 750 m mit Bremsschirm |
Triebwerke | zwei Saturn/Ljulka AL-31FL-Mantelstromtriebwerke | zwei Saturn/Ljulka AL-31FP-Mantelstromtriebwerke |
Schubkraft |
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Schub-Gewicht-Verhältnis |
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Kraftstoffverhältnis: | 0,34 | 0,35 |
Festinstallierte Rohrwaffen-Bewaffnung im Bug
1 × 30-mm-Maschinenkanone Grjasew-Schipunow GSch-301 (9A-4071K) mit bis zu 150 Schuss Munition
Waffenzuladung von 8000 kg an zwölf Außenlaststationen
Luft-Luft-Lenkflugkörper
6 × AKU/APU-470-Startschienen für je 1 × GosMKB Wympel R-27R (AA-10 „Alamo-A“) – halbaktiv radargelenkt für Mittelstrecken
2 × AKU/APU-470-Startschienen für je 1 × GosMKB Wympel R-27T (AA-10 „Alamo-B“) – infrarotgesteuert für Mittelstrecken
6 × AKU/APU-470-Startschienen für je 1 × GosMKB Wympel R-27ER1 (AA-10 „Alamo-C“) – halbaktiv radargelenkt für Langstrecken
2 × AKU/APU-470-Startschienen für je 1 × GosMKB Wympel R-27ET1 (AA-10 „Alamo-D“) – infrarotgesteuert für Langstrecken
6 × AKU/APU-170-Startschienen für je 1 × GosMKB Wympel R-77/RWW-AE/RWW-SD (AA-12 „Adder“) – aktiv radargelenkt für Langstrecken
6 × P-12-1-D-Startschienen für je 1 × GosMKB Wympel R-73R/E/M2 (AA-11 „Archer“) – infrarotgesteuert für Kurzstrecken
2 × AKU/APU-470-Startschienen für je 1 × GosMKB Wympel R-27P/R-27EP1 (AA-10 „Alamo-E/F“) – passiv gelenkt zur Bekämpfung von EloKa-Flugzeugen
Marschflugkörper
2 × AKU-58-Startschiene für eine MKB Raduga Ch-59ME „Owod“ (AS-18 „Kazoo“)
4 × AKU-58-Startschiene für eine MKB Raduga Ch-59MK „Owod“ (AS-18 „Kazoo“)
Luft-Boden-Lenkwaffen
6 × AKU-58M-Startschiene für je 1 × GosMKB Wympel Ch-29L (AS-14 „Kedge“) – lasergelenkt
6 × AKU-58M-Startschiene für je 1 × GosMKB Wympel Ch-29T/TE (AS-14 „Kedge“) – fernsehgelenkt
6 × AKU-58-Startschiene für eine Swesda-Strela Ch-31P „Taifoon“ (AS-17 Krypton) – passive Ortung zur Radarbekämpfung
6 × AKU-58-Startschiene für eine Swesda-Strela Ch-31A „Taifoon“ (AS-17 Krypton) – aktiv radargelenkt zur Schiffsbekämpfung
4 × AKU-58-Startschiene für eine Swesda Ch-35E (SS-N-25 Switchblade) – aktiv radargelenkt zur Schiffsbekämpfung
Ungelenkte Luft-Boden-Raketen
4 × B-8-O/M1-Raketen-Startbehälter für je 20 × ungelenkte S-8-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 80 mm
4 × B-13L-Raketen-Startbehälter für je 5 × ungelenkte S-13-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 122 mm
4 × PU-O-25-Raketen-Startbehälter für eine ungelenkte S-25OFM-Luft-Boden-Rakete; Kaliber 340 mm
Gelenkte Bomben
3 × BD-4-Aufhängung für je 1 × GNPP KAB-1500L-F (lasergelenkte 1500-kg-Bombe)
3 × BD-4-Aufhängung für je 1 × GNPP KAB-1500S-E (satellitennavigationsgelenkte 1500-kg-Bombe)
3 × BD-4-Aufhängung für je 1 × GNPP KAB-1500TK/Kr (fernsehgelenkte 1500-kg-Bombe)
6 × BD-3U-Aufhängung für je 1 × GNPP KAB-500 D (lasergelenkte thermobarische 500-kg-Bombe)
6 × BD-3U-Aufhängung für je 1 × GNPP KAB-500L/LK/KR (lasergelenkte 500-kg-Bombe)
6 × BD-3U-Aufhängung für je 1 × GNPP KAB-500T/KR (fernsehgelenkte 500-kg-Bombe)
6 × BD-3U-Aufhängung für je 1 × GNPP KAB-500S-E (satellitennavigationsgelenkte 500-kg-Bombe)
Freifallende Bomben
8 × Basalt FAB-500M-62T (500-kg-Spreng-/Splitter-Freifallbombe)
8 × SB-500 (500-kg-Brandbombe)
8 × RBK-500 (500-kg-Streubombe)
8 × ODAB-500PM (500-kg-Aerosolbombe)
8 × BETAB-500SHP (500-kg-Anti-Pisten-Bombe)
4 × Mehrfachbombenträger MBD3-U6-68 mit je 6 × Basalt FAB-250M-62 (250-kg-Freifallbombe, max. 28 Bomben)
4 × Mehrfachbombenträger MBD3-U6-68 mit je 6 × OFAB-250-270 (250-kg-Freifallbombe, max. 28 Bomben)
5 × Mehrfachbombenträger MBD3-U6-68 mit je 4 × RBK-250-275 (275-kg-Streubombe, max. 20 Bomben)
4 × Mehrfachbombenträger MBD3-U6-68 mit je 6 × Basalt FAB-100 (100-kg-Freifallbombe, max. 28 Bomben)
6 × Mehrfachbombenträger MBD3-U6-68 mit je 5–6 × Basalt OFAB-100-120 (100-kg-Freifallbombe, max. 32 Bomben)
8 × P-50T-Übungsbomben
Externe Behälter
3 × Basalt KMGU-2 (270-kg-Submunitionsbehälter für Kleinbomben und Minen)
1 × Tekon/Elektron-APK-9E-Datenübertragungsbehälter für Ch-29, Ch-59 und KAB-1500TK
2 × Sorbzija /KNIRTI SPS-171 / L005S „Sorbzija-S“-Störbehälter
2 × KNIRTI L-175W „Chibiny“ Störbehälter
1 × KNIRTI SAP-14-Störbehälter
2 × KNIRTI SAP-518-Störbehälter
Täuschkörperdispenser
Zwischen den Triebwerken sind im Hecksporn zwei größere Batterien APP-50A-Täuschkörperwerfer für 14 Blöcke zu je 3 × 50-mm-Täuschkörpern und mittig auf dem Wulst des Hecksporns ein Gorizont-APP-50MA-Täuschkörperwerfer (rechteckiger Behälter für je 12 × 50-mm-Hitzefackel-Täuschkörper) eingebaut. Insgesamt sind 96 Täuschkörperpatronen vorhanden.
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