Das Strafgesetzbuch der Russischen Föderation (russisch Уголовный кодекс Российской Федерации, УК РФ) ist die alleinige Kodifikation des materiellen Strafrechts, die Voraussetzungen und Rechtsfolgen strafbaren Handelns in der Russischen Föderation bestimmt.
Ein Nebenstrafrecht gibt es in Russland nicht. Ordnungswidrigkeiten sind im russischen Gesetzbuch Über die Ordnungswidrigkeiten geregelt.
Das Strafgesetzbuch wurde von der Staatsduma am 24. Mai 1996 verabschiedet und am 13. Juni 1996 vom russischen Präsidenten Boris Jelzin unterzeichnet. Es ist am 1. Januar 1997 in Kraft getreten und wurde bis 2007 bereits durch 41 Gesetze geändert. Davor galt in der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjet-Republik (R.S.F.S.R.) das Strafgesetzbuch (Ugolownyj Kodex) vom 22. November 1926, dessen Artikel 58 besondere Bedeutung erlangt hat.
Mit Überwindung von Sozialismus und Staatswirtschaft hat das neue Strafgesetzbuch ca. 80 Tatbestände aufgehoben. So sind der Abschnitt „Straftaten gegen das sozialistische Eigentum“ sowie alle Strafvorschriften, die private kommerzielle Aktivitäten verboten und den einseitigen Schutz der Staatswirtschaft gewährt haben, abgeschafft worden. Im Gegenzug wurden rund 70 neue Tatbestände eingeführt.
Die fortwährende gesellschaftliche Transformation kommt auch in einer fortwährenden Strafrechtsreform zum Ausdruck.
Das Strafgesetzbuch der Russischen Föderation (StGB RF) ist in zwei Hauptteile unterteilt:
Im Gegensatz zum deutschen dreistufigen Aufbau aus Tatbestand, Rechtswidrigkeit und Schuld werden in Russland vier Elemente der Straftat überprüft: Objekt der Straftat, objektive Seite der Straftat, Subjekt der Straftat und subjektive Seite der Straftat.
Das Objekt der Straftat bezeichnet das strafrechtliche geschützte Rechtsgut, etwa das durch den Betrugstatbestand in Art. 159 StGB RF geschützte Eigentum. Die objektive Seite der Straftat meint die Tathandlung, die einen bestimmten Taterfolg herbeigeführt hat. Zwischen beiden muss ein kausaler Zusammenhang bestehen. Zum Subjekt der Straftat gehören die allgemeinen Merkmale des Täters, wie z. B. die Strafmündigkeit und die Schuldfähigkeit, sowie die besonderen Merkmale, wie z. B. den Beamtenstatus bei den Amtsdelikten. Das Hauptelement der subjektiven Seite der Straftat ist die Schuld. Art. 24 StGB RF unterscheidet zwischen zwei möglichen Arten von Schuld: Vorsatz und Fahrlässigkeit, beim Vorsatz wiederum nach direktem und indirektem Vorsatz.
Gegebenenfalls werden neben diesen vier Elementen weitere Gründe geprüft, die den Charakter einer Handlung als Straftat ausschließen, in der russischen Strafrechtswissenschaft erfolgt jedoch keine Unterteilung der straftatausschließenden Gründe in Rechtfertigungs- und Schuldausschließungsgründe.
Die Straftatbestände des StGB RF lassen dem Richter bei der Strafzumessung einen ungewöhnlich weiten Spielraum zwischen sehr unterschiedlichen Strafarten.
Art. 44 StGB RF unterscheidet dem Wortlaut nach zwischen:
Am 4. Juni 1999 hatte der damalige russische Präsident Boris Jelzin alle anhängigen Todesurteile in lebenslange Haftstrafen umgewandelt und ein Moratorium zur Vollstreckung der Todesstrafe erlassen. Dies war Bedingung für die Aufnahme Russlands in den Europarat gewesen. Im November 2009 hat das Verfassungsgericht der Russischen Föderation die Anwendung der Todesstrafe untersagt und damit nicht nur das Moratorium von 1999 verlängert, sondern die Todesstrafe abgeschafft. Bereits im Jahr 2001 war die Begnadigungskommission des russischen Präsidenten aufgelöst worden.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg hat Russland wiederholt wegen der Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) zu Entschädigungszahlungen verurteilt, so wegen der Verurteilung von Alexei Anatoljewitsch Nawalny, von Mitgliedern der Punk-Band Pussy Riot und wegen des Todes von Sergei Leonidowitsch Magnitski in Untersuchungshaft.
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