Schwert Und Hut: Schwert

Schwert und Hut (mit alleinigem Bezug auf das überreichte Schwert auch Papstschwert genannt) waren seit dem ausgehenden Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine päpstliche Auszeichnung für Verdienste um die katholische Kirche als „Verteidiger des Glaubens“ (Fidei defensor), die einmal jährlich verliehen werden konnte.

Schwert Und Hut: Hintergrund, Geschichte der Verleihung von geweihtem Schwert und Hut, Gestaltung von Schwert und Hut
Heinrich II., König von Frankreich, empfängt ein geweihtes Schwert, Zeichnung von Sébastien Le Clerc d. J. (1676–1763), rechts der Überbringer des geweihten Hutes

Hintergrund

Zeremonialschwert und Hut (oft als Herzogskrone gestaltet) wurden vom Papst geweiht und in einer tradierten Zeremonie während eines Gottesdienstes an einen Mann, seltener auch an eine Organisation, einen Stand oder eine Nation verliehen. Konnte der Empfänger nicht am Sitz des Papstes anwesend sein, wurden Schwert und Hut vom Papst in Abwesenheit des Empfängers geweiht und anschließend von einem päpstlichen Gesandten überbracht. Die Auszeichnung mit geweihtem Schwert und Hut löste für männliche Empfänger die Goldene Rose ab, die als Ehrengeschenk des Papstes seit dem 17. Jahrhundert im Wesentlichen Frauen vorbehalten blieb.

Geschichte der Verleihung von geweihtem Schwert und Hut

Die erste sicher datierbare Verleihung eines geweihten Schwertes an einen namentlich bekannten Empfänger fand 1386 statt, als Papst Urban VI. dem Gonfaloniere von Lucca am Weihnachtstag ein geweihtes Schwert und eine geweihte Kappe (Pileus) überreichte. Vom frühen 15. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert reichte die Tradition der Überreichung eines geweihten Schwerts mit Kappe an einen Prinzen oder General zu Weihnachten im Vatikan.

Von Beginn des 17. Jahrhunderts an wurde die Goldene Rose nur noch an Königinnen, Prinzessinnen und bedeutende Adlige verliehen. Kaiser, Könige und Prinzen erhielten stattdessen ein Schwert – das Papstschwert – als das passendere Geschenk, das ihnen von einem dazu bestellten päpstlichen Legaten oder Nuntius am Sonntag von Laetare überbracht wurde. Wenn hingegen ein katholischer Kaiser, König oder bedeutender Prinz am Sonntag von Laetare in Rom anwesend war, erhielt dieser auch die Goldene Rose.

Papst Leo XII. überreichte 1823 das letzte Papstschwert an den Herzog von Angoulême für die Erstürmung des Trocadero.

Gestaltung von Schwert und Hut

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Engel mit geweihtem Schwert und Hut in der Linken. Holzschnitt von Leonhard Beck, 1518

Schwert und Hut waren jedes Jahr neu und individuell gestaltete Kunstwerke, die von den angesehensten Goldschmieden, Juwelieren, Kürschnern und Schwertschmieden ihrer Zeit gestaltet wurden, und deren Anfertigung immer größere Summen verlangte. Die Kosten für die Herstellung der Auszeichnung sind bekannt, da ab dem Pontifikat von Martin V. (1417–1431) Zahlungsbelege für die Anfertigung der Schwerter überliefert sind, auch wenn diese nicht in jedem Fall einem Empfänger zugeordnet werden können.

Das Schwert war ein Langschwert, üblicherweise aus Silber, verziert mit Gold; die Schwertscheide war mit Samt bezogen und mit Juwelen besetzt. Entsprechend dem Empfänger und Anlass für die Auszeichnung waren die Schwerter mit einer Widmung graviert. Nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahr 1453 richtete Papst Pius II., dessen Pontifikat 1458 begann, seine Energien auf die Stärkung der Macht des Papstes und die Rückdrängung der „Ungläubigen“. Als der französische König Ludwig XI. 1461 die Pragmatische Sanktion von Bourges aufhob, empfing Pius II. die Nachricht „mit Freudentränen in den Augen“, denn Frankreich gehörte nun wieder zum Machtbereich Roms, und der geplante Kreuzzug gegen das Osmanische Reich wurde gestärkt. Prompt übersandte Pius II. dem König Ludwig XI. im Folgejahr Schwert und Hut. Die Schwertscheide war mit Gold und Edelsteinen verziert und mit einem Kampfaufruf in Form eines Gedichts versehen, das Pius II. verfasst hatte:

“EXERAT IN TVRCAS TVA ME, LUDOVICE, FVRENTES
DEXTERA; GRAIORVM SANGVINIS VLTOR ERO.
CORRVET IMPERIVM MAVMETHIS ET INCLYTA RVRSVS
GALLORVM VIRTVS TE PETET ASTRA DVCE.”

„Lass deine rechte Hand, Ludwig, mich ziehen gegen die wütenden Türken. Ich werde der Rächer des Bluts der Griechen sein. Das Reich Mohammeds wird zu Staub zerfallen und der Mut der Franzosen wird wieder zu den Sternen steigen unter Deiner Führung.“

Pius II.: Schwertwidmung für Ludwig XI. (1461)

Der geweihte Hut – in einer typischen Beschreibung aus dem 15. Jahrhundert – war ein Herzogshut aus Biberpelz, in Hermelinfell gefasst und mit Perlen in Form einer Taube bestickt, die den Heiligen Geist repräsentierte. Symbolisch sollte so der Heilige Geist über dem Kopf des Herrschers wachen, ihn in der Schlacht beschützen, seinen schwertführenden Arm lenken und ihn zum Sieg über die Feinde führen; so wie auch Christus über den Teufel siegt.

Bekannte Empfänger von Schwert und Hut

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Gillis van den Vliete und Nicolas Mostaert: Gregor XIII. überreicht dem Erbprinzen Karl Friedrich von Jülich-Kleve-Berg Schwert und Hut, 1577–1579, Santa Maria dell’Anima (Vorhalle)

Die Jahreszahlen geben, wenn nicht anders angegeben, das Jahr der Weihung des Schwertes an:

Literatur

  • Elisabeth Cornides: Rose und Schwert im päpstlichen Zeremoniell – von den Anfängen bis zum Pontifikat Gregors XIII. Geyer, Wien 1967. (Dissertation der Geschichtswissenschaft an der Universität Wien.)
  • Golden Rose. In: Charles G. Herbermann (Hrsg.): „The Catholic Encyclopedia : an international work of reference on the constitution, doctrine, discipline and history of the Catholic church“. The Encyclopedia Press, New York 1913.
  • Hermann Heimpel: Königlicher Weihnachtsdienst auf den Konzilien von Konstanz und Basel. In: Norbert Kamp (Hrsg.): „Tradition als historische Kraft“. De Gruyter, Berlin 1982, ISBN 3-11-008237-3, S. 388–411. (Festschrift für Karl Hauck)
  • Bernhard Schimmelpfennig: Die Zeremonienbücher der römischen Kurie im Mittelalter. Niemeyer, Tübingen 1973, ISBN 3-484-80060-7. (Band 40 der Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Habilitationsschrift an der FU Berlin)
  • Flynn Warmington: The Ceremony of the Armed Man: the Sword, the Altar and the „Le’homme armé“ Mass. In: Paula Marie Higgins (Hrsg.): „Antoine Busnoys: Method, Meaning, and Context in Late Medieval Music“. Clarendon Press, Oxford 1999, ISBN 0-19-816406-8, S. 89–132.

Einzelnachweise

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