Mythologie Pari: Geistwesen der iranischen Mythologie

Pari, auch Peri (پری, DMG Parī; Plural: Paria, Parya, auch Pairika), ist ein feenähnliches, geflügeltes Fabelwesen der persischen Mythologie.

Paria stehen für alles Gute und Reine auf der Welt. Wilhelm Vollmer beschreibt sie als überirdische Wesen, genauer vom Himmel verstoßene Engel, die auf der Erde für Ruhe und Ordnung sorgen sollen. Sie seien demnach gottähnliche Wesen in Menschengestalt. Andere Überlieferungen besagen, dass die Paria exquisite, geflügelte geisterartige Wesen sind, die auf einer Stufe zwischen Engel und Mensch stehen. Ihre Gegenspieler sind die sogenannten Diwe (persische Bezeichnung für böse Dämonen). Der Glaube an Pari wurde zusammen mit denen der Diwen später vom Islam übernommen und in diese Religion integriert.

Mythologie Pari: Literatur und Musik, Übergang in die islamische Mythologie, Rezeption
Peri in einem Hindu-Tempel in Kalkutta 1875

Paria/ Parya und die Einzahl Pari sind in Iran traditionell beliebte Mädchenvornamen. Eine weitere Variation des Namens ist Parysatis. Parysatis war eine Königin des persischen Reiches.

Literatur und Musik

Die Paria/Parya sind häufige Gestalten in der persischen Literatur. Es sind (meist weibliche) Feen voll Anmut und Schönheit, sie verzauberten die Sterblichen vor allem durch ihr schönes Gesicht („Feengesicht“, persisch paritschehr). Sie können sowohl hilfreich als auch gelegentlich böse und verderblich für die Menschen sein.

Zu Beginn des epischen Buches Schāhnāme (Das Buch der Könige) von Firdausi erscheint die Gottheit Sorush in Gestalt einer Pari, um Keyumars (der mythologisch erste Mann und Schah (persisch König) der Welt) und seinen Sohn Siamak vor der Bedrohung durch den zerstörerischen Ahriman zu warnen. Letztlich gelingt es Keyumars, den grausamen Ahriman und seinen dämonischen Sohn zu besiegen. Im Abschnitt des Gedichts Rostam und Sohrab wird Rostams Geliebte, die Prinzessin Tahmina, als „Pari-Gestalt“ bezeichnet. Die Fee Peribanu ist eine Hauptfigur in der Geschichte Prinz Achmed und die Fee Peribanu in der Märchensammlung Tausendundeine Nacht.

Weiterhin ist die Figur der Pari in zahlreichen musikalischen und künstlerischen Formen verarbeitet. Beispielsweise haben die iranischen Sänger Darius und Shahram Shabpareh beide ein Lied herausgebracht, welches den Titel „Parya“ trägt.

Übergang in die islamische Mythologie

Die Existenz von Dämonen wird im Koran, der heiligen Schrift des Islam, bejaht. Die Vorstellung Dämonen könnten den menschlichen Geist inspirieren, findet sich im islamischen Geisterglauben wieder und erleichterte die Übernahme weiterer dämonischer Gestalten außerhalb der Arabischen Halbinsel. Unter jenen Gestalten assimilierten sich unter persischen Einfluss der Glaube an die Paria und Diwen und ihre Existenz wurde sogar in den Offenbarungskontext des Korans integriert. Die Paria wurden dabei zu meist wohlwollenden Wesen, die im ständigen Konflikt mit den bösartigen Diwen stehen. Von animistischen Glaubensvorstellungen beeinflusste Muslime halten die Kontaktaufnahme zu den Paria für vergleichbar mit der eines Heiligen um sich vor bösen Dschinnen und Diwen zu schützen. Der sunnitische Gelehrte Tabari ordnete die Paria den vor-adamitischen Wesen zu, die einst unter der Herrschaft der Dschinn auf Erden lebten. Der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall hielt zudem fest, dass manche Muslime wohl eine eigene Entstehungssubstanz für die Paria erdacht hätten. Während der Stammvater der Dschinn aus Feuer erschaffen sei, wären die Paria möglicherweise aus Duft erschaffen worden. Einen Konsens habe es dazu aber nicht gegeben.

Rezeption

Mythologie Pari: Literatur und Musik, Übergang in die islamische Mythologie, Rezeption 
Peri in Paul Dukas’ Ballett La Péri, Kostümentwurf von Léon Bakst
Mythologie Pari: Literatur und Musik, Übergang in die islamische Mythologie, Rezeption 
Szene aus dem Ballett La Peri von Friedrich Burgmüller, Lithographie von Marie-Alexandre Adolphe

Die Figur der Pari erscheint in dem orientalisierenden Märchen Vathek des exzentrischen Engländers William Beckford, das er im Jahre 1782 in französischer Sprache geschrieben hat.

In Thomas Moores Gedicht Paradies und die Paria, Teil seiner Lalla Rookh, heißt es, eine Pari gewinne Eingang zum Himmel nach drei Gaben an Gott. Die erste Gabe sei ein Tropfen Blut von einem jungen Soldaten, der bei einem Anschlag auf Mahmud von Ghazni getötet wurde. Die zweite sei ein Seufzer von Lippen einer sterbenden Jungfrau. Die dritte Gabe sei die Träne eines bösen alten Mannes, der beim Anblick eines betenden Kindes in den Ruinen des Tempels von Baalbeck Buße tat.

Robert Schumann hat Moores gekürzte Fassung der Erzählung als Oratorium mit dem Titel Das Paradies und die Peri vertont. In London wurde 1862 die fantastische Ouvertüre Paradise and the Peri (Op. 42) von William Sterndale Bennett uraufgeführt.

Die letzte große Arbeit des französischen Komponisten Paul Dukas war das Ballett La Péri (1912), vom Komponisten Poème danse genannt. Es geht darin um einen jungen persischen Prinzen, der bis ans Ende der Welt wandert, um die Lotosblume, durch die der Mensch unsterblich werden kann, zu suchen, bis er schließlich auf ihre Beschützerin trifft, die Péri. Friedrich Burgmüller hat eine Ballettmusik La Péri komponiert, die nach dem Libretto von Théophile Gautier von dem Choreographen Jean Coralli tänzerisch umgesetzt wurde und 1843 an der Pariser Oper uraufgeführt wurde.

William Schwenck Gilbert und Arthur Sullivans Operette 1882 Iolanthe trägt den Untertitel „Peer und die Pari“, doch hat seine Pari – die Feenkönigin „Iolanthe“ – außer dem Namen wenig Ähnlichkeiten mit den Paria/ Parya der persischen Mythologie.

In dem Fantasyroman Zariel's Doom (2014) von Joseph Robert Lewis erscheinen „Peris“ als Wesen mit blattartigen Flügeln, insektenartigen Augen und vier Armen und ohne Beine.

In der Folge „The Twin Dilemma“ der Fernsehserie Doctor Who erklärt der Protagonist Geschichte und Eigenschaften der Paria/Parya.

Literarische Quellen

  • Geschichte des Prinzen Ahmed und der Fee Peri Banu. Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
  • Firdausi: Schāhnāme. Das Buch der Könige. Um 1000.
    Kritische Ausgabe: Djalal Khaleghi-Motlagh (Hrsg.): The Shahnameh (The Book of Kings). Bd. 1–8. Published by the Persian Heritage Foundation in association with Bibliotheca Persica. New York 1988–2008, ISBN 978-1-934283-01-1.
  • William Beckford: The history of the Caliph Vathek. 1786; Originaltitel: An Arabian tale, from an unpublished manuscript: with notes critical and explanatory.
  • Thomas Moore: Das Paradies und die Peri. Dichtung aus Lallah Rookh. Erläutert von Ferdinand P. Laurencin. Leipzig: Matthes 1859.

Literatur

  • Peri (Mythologie) in: Damen Conversations Lexikon. Bd. 8. Leipzig 1837. S. 152.[1]
  • Jürgen Ehlers (Hrsg. und Übers.): Abū'l-Qāsem Ferdausi: Rostam – Die Legenden aus dem Šāhnāme. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2002, S. 369.
Commons: Pari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

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