Die Pädiatrie oder Kinderheilkunde ist die Lehre von der Entwicklung des kindlichen und jugendlichen Organismus, seinen Erkrankungen sowie deren Behandlung und Vorbeugung.
Eingeführt wurde der Begriff Pädiatrie bzw. Pädiatrik (von altgriechisch παιδιατρική [τέχνη] paidiatriké [téchne] „die kinderärztliche [Kunst]“, von παῖς pais „Kind“ und ἰατρός iatros „Arzt“) zuerst 1880 im Englischen als „pediatrics“ durch William Osler.
Die vom Kinderarzt ausgeübte Kinderheilkunde wird als Fachgebiet heute zusätzlich auch als Kinder- und Jugendmedizin bezeichnet. Die Kinder- und Jugendmedizin erstreckt sich heute über alle Teilgebiete der klinischen Medizin. Eine ihrer Besonderheiten ist die starke Betonung vorbeugender Maßnahmen zur Gesundheitserhaltung (präventiver Medizin).
In der Fassung vom 30. Januar 2008 erlaubt die Weiterbildungsordnung der Ärztekammer vier Schwerpunktkompetenzen für Kinder- und Jugendmediziner:
Außerdem sieht die Weiterbildungsordnung eine große Zahl von Zusatzweiterbildungen vor, von denen fünf eine abgeschlossene Ausbildung zum Kinder- und Jugendmediziner voraussetzen, und die Kinderorthopädie eine Zusatzweiterbildung für Fachärzte für Unfallchirurgie und Orthopädie darstellt:
Eine eigenständige Bedeutung hat die Sozialpädiatrie, die sich mit der umfassenden Betreuung entwicklungsgestörter Kinder befasst. Sie taucht nicht als eigene Schwerpunkt- oder Zusatzweiterbildungsbezeichnung auf. Sozialpädiatrisch tätige Kinder- und Jugendmediziner sind in der Regel neuropädiatrisch weitergebildet. Dieser Fachbereich kooperiert eng mit Ärzten und Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die ein eigenständiges Fach mit eigener Weiterbildungsordnung darstellt. In der Schweiz entspricht die Sozialpädiatrie weitgehend der Entwicklungspädiatrie, die ein Schwerpunkt und Kerngebiet der Schweizer Kinder- und Jugendmedizin ist.
Ein weiteres eng an die Kinder- und Jugendmedizin gekoppeltes Fach ist die Humangenetik, ein forschendes Fach der klinischen Wissenschaften. Sie liefert einen wesentlichen Beitrag in der Diagnostik erblicher Erkrankungen. Viele Kinder- und Jugendärzte führen die Zusatzbezeichnung Humangenetik, die aber nicht allein auf die Gruppe der Kinder- und Jugendmediziner begrenzt ist.
Die Kinder- und Jugendmedizin ist ein nicht-operierendes Fach. Daher sind moderne Einrichtungen der Kinder- und Jugendmedizin mit operativen Fachgruppen vernetzt. Die Kinderchirurgie ist wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie eine eigenständige Spezialisierung, während die Kinderorthopädie eine Zusatzbezeichnung des Facharztes für Orthopädie und Unfallchirurgie ist.
Die Ausbildung und Anerkennung als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin ist länderspezifisch geregelt. In Deutschland gehört dazu eine mindestens fünfjährige Weiterbildungszeit, davon höchstens sechs Monate in einem fachfremden Gebiet (Basisweiterbildung) oder zwölf Monate in der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Kinderchirurgie. Mindestens der Rest der Zeit muss bei entsprechend zur Weiterbildung ermächtigten Kinderärzten absolviert werden. Während dieser Ausbildung muss außerdem ein Katalog mit Weiterbildungsinhalten nachgewiesen werden. Schwerpunktkompetenzen und Zusatzbezeichnungen erfordern eine zusätzliche Ausbildung in speziell dazu ermächtigten Einrichtungen und können nur nach der Facharztweiterbildung erworben werden. Wie die Facharztausbildung sind auch hier die Ausbildungsinhalte und -zeiten von den Ärztekammern festgelegt.
Die Berechtigung zur Führung einer Facharzt-, Schwerpunkt- oder Zusatzbezeichnung wird in der Regel entsprechend den jeweiligen Regularien der Landesärztekammern nach einer mündlichen Prüfung vor einem Fachgremium von der zuständigen Landesärztekammer erteilt.
In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bestand für Fachärzte der Pädiatrie, die im schulärztlichen Bereich tätig waren, die Möglichkeit der auf einem zweijährigen Zusatzstudium basierenden Form der ärztlichen Weiterbildung zum Jugendarzt.
Niedergelassene Kinder- und Jugendärzte in Deutschland sind meist zwischen 40 und 60 Jahre alt. Rund 85 Prozent der angehenden Kinder- und Jugendärzte in Deutschland sind weiblich.
Die erste Universitäts-Kinderklinik wurde 1850 in Würzburg von Franz Rinecker begründet und von Carl Gerhardt weitergeführt. Am Ende des 19. Jahrhunderts löste sich die Kinderheilkunde als Spezialfach definitiv von der Inneren Medizin. Unter Otto Heubner entstand 1894 an der Universität Berlin ein Lehrstuhl für Kinderheilkunde. In Deutschland ging die Zahl der pädiatrischen Krankenhausbetten zwischen 1995 und 2021 von rund 25.000 auf rund 18.000 zurück.
This article uses material from the Wikipedia Deutsch article Pädiatrie, which is released under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 license ("CC BY-SA 3.0"); additional terms may apply (view authors). Abrufstatistik · Autoren Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Images, videos and audio are available under their respective licenses.
®Wikipedia is a registered trademark of the Wiki Foundation, Inc. Wiki Deutsch (DUHOCTRUNGQUOC.VN) is an independent company and has no affiliation with Wiki Foundation.