Bei den Otogizōshi (jap.
Sie werden meist als Übergang von den älteren Monogatari zu den Kanazōshi der Edo-Zeit betrachtet. Diese frühe Gattung der volkstümlichen Literatur zeichnet sich durch ihre reichhaltige Thematik aus mit einer Vielzahl von Motiven, die insbesondere auch aus der mündlichen Erzähltradition stammen.
Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff Otogizōshi eine Sammlung von insgesamt 23 Geschichten, die in der Kyōho Ära (1716–1736) vom Verleger Shibukawa Seiemon (渋川清右衛門) in Ōsaka unter dem Titel „Otogibunko“ herausgegeben wurden. 1801 war es Ozaki Masayoshi, der in seiner annotierten Bibliografie „Gunsho ichiran“ (群書一覧) erstmals die Bezeichnung Otogizōshi für besagte Sammlung verwendete. 1891 erschien diese Sammlung von Geschichtenheften dann auch unter der Bezeichnung Otogizōshi bei Shibukawa. Der Verleger hatte in den einleitenden Worten die Ausgabe ausschließlich für weibliches Lesepublikum vorgesehen, wodurch das Genre ungerechtfertigt in die Nähe des Märchens und der seichten Unterhaltung gerückt wurde.
Im weiteren Sinne bezeichnet Otogizōshi ca. 500 Kurzgeschichten, deren Entstehung sich zeitlich von der höfischen Literatur der Kamakura-Zeit bis in die frühe Edo-Zeit erstreckt. Der Verfasser und die genaue Entstehungszeit sind in der Regel nicht bekannt. Klassifikationsversuche anhand formaler Kriterien haben die Otogizōshi sowohl als chūsei shōsetsu (中世小説), also als mittelalterliche romanhafte Erzählliteratur, wie auch als Form der Setsuwa sehen wollen. Chigusa argumentiert dagegen etymologisch und aus der Erzähltradition heraus, dass es sich um Gesellige Geschichten handele, die zum Zwecke des geselligen Beisammenseins vorgetragen oder vorgelesen wurden. Dies deute auch der Wortstamm togi (伽) mit der Konnotation Gesellschaft-Leisten an. Historisch institutionalisiert war diese Funktion in den Otogi shū (御伽衆, Begleiter eines Daimyō) in der Muromachi-Zeit. Wenngleich es keinen handfesten Beleg dafür gibt, dass der Verleger, der die Bezeichnung im 18. Jahrhundert zuerst verwendete, vertraut war mit dieser mittelalterlichen Praxis, noch dass dieses Genre zu einem früheren Zeitpunkt bereits als Otogizōshi bezeichnet worden ist, so ist die Anknüpfung an die Tradition des mündlichen Erzählens, die neben der literarischen fortbestand, literaturhistorisch plausibel. In dieser Hinsicht stehen die Otogizōshi den bebilderten Nara ehon (奈良絵本) nahe.
Ein weiterer etymologischer Erklärungsansatz bezieht den Wortbestandteil togi auf den Begriff toki (解き, aufklären, aufhellen). Toki wiederum wird dieser Erklärung nach in Bezug gesetzt zu einem Stand fahrender Priester, die in der späten Heian-Zeit als etoki hōshi (絵解(き)法師, Bildererklärer) das Land bereisten, um mittels Bildrollen Geschichten zu erzählen. Ein prominentes Beispiel sind die Nonnen von Kumano (熊野比丘尼, Kumano bikuni). Geschichtenerzähler wie die goze und zatō, blinde Nonnen respektive Mönche, besaßen in der Regel einen geringen gesellschaftlichen Stand. Vom Hof und Adel einmal abgesehen war Analphabetismus der gesellschaftliche Standard. Umso wichtiger war die Funktion des Geschichtenerzählers, die mit der Muromachi-Zeit allerdings verschwand. Doch ist es sicher den Erzählern zu verdanken, dass sich die bis dahin am Hofe monopolisierte Literatur zu einer Volksliteratur wandelte. Das Otogizōshi ist Ausdruck dieses literaturgeschichtlichen Wandels.
Formal zeichnen sich Otogizōshi durch einen relativen geringen Textumfang von durchschnittlich 20 bis 40 Seiten aus. Inhaltlich ist die Ereignishaftigkeit des Geschehens bedeutsamer als die detaillierte Beschreibung von Orten oder psychologischen Zuständen. Texteinschübe wie: "Alle, die diese Geschichte hören", weisen darauf hin, dass die Darbietung der Geschichte auch ihr zentraler Zweck war. Zugleich ist dies auch ein deutlicher Unterschied zur Erzählform des Monogatari, das ganzheitlicher und detailreicher erzählt und dessen Umfang daher auch deutlich größer ist. Die Tatsache, dass die Hauptpersonen aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen, rückt die Otogizōshi näher an die Setsuwa Literatur, als an die Monogatari.
Die Darstellung der Ereignisse im Otogizōshi ist zudem dialogisch organisiert. Ereignisse werden sensationsartig überspitzt, um eine erzählerische Klimax mit dramatischem Effekt zu erzielen. Stereotype und Wortwiederholungen machen die Geschichte erinnerbar und geben ihr einen Rhythmus. Der Wechsel von fünf und sieben Moren beispielsweise wird auch im yōkyoku (謡曲, Nō-Gesang) eingesetzt.
Ichiko Teiji hat die Formen der Otogizōshi anhand der sozialen Herkunft der Hauptperson wie folgt in sechs Haupt- und 23 Untergruppen eingeteilt.
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