Israelische Militäroperation „Eiserne Schwerter“

Die israelische Militäroperation „Eiserne Schwerter“ (englisch Operation Iron Swords) ist eine koordinierte Militäroperation der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) im Gazakrieg seit 2023 gegen die im Gazastreifen stationierten Qassam-Brigaden – dem bewaffneten Flügel der radikal-islamischen Hamas – und die mit dieser Terrororganisation verbündeten islamistisch-militanten Gruppierungen.

Israelische Militäroperation „Eiserne Schwerter“
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Israelische Militäroperation „Eiserne Schwerter“
Karte des Gazakrieges 2023/24 (Stand: 2. Februar 2024)

Die Militäroperation wurde zu Wasser, zu Lande und aus der Luft zunächst auf israelischem Staatsgebiet in Grenznähe zum Gazastreifen (kurz Gaza) geführt und ab dem 27./28. Oktober 2023 auf dem Territorium Gazas fortgesetzt. Eines der Hauptziele der Militäroperation ist die Vernichtung der militärischen Fähigkeiten der Hamas, die dieses palästinensische Autonomiegebiet von 2007 bis zum Ausbruch des laufenden Gazakrieges regiert hat.

Wie der israelische Verteidigungsminister Joav Galant Mitte Februar 2024 laut dpa in einem Statement zur Lage einschätzte, hätte die IDF die im Gazastreifen operierenden Einheiten der Qassam-Brigaden zu einem Großteil zerschlagen. Von den 24 regionalen Bataillonen, bei denen das israelische Militär davon ausgeht, dass sie eine Stârke von ca. 1000 Kämpfern haben, hätten die IDF Galant zufolge im Verlauf der Militäroperation bisher 18 aufgelöst. Die Qassam-Brigaden hatten 2023 eine Stärke von rund 30.000 Kämpfern, die mit rund 6000 bis 8000 Kämpfern der Al-Quds-Brigaden im Gazastreifen verbündet sind. Ihre Hauptaufgabe sehen diese Milizen im Kampf gegen Israel mit allen verfügbaren Mitteln.

Vorbereitung der Militäroperation

Vor Beginn der Militäroperation hatte Israels Regierung als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ein Kriegskabinett gebildet, den Kriegszustand im Land ausgerufen und 300.000 Reservisten in die IDF zum Kriegsdienst einberufen. Bereits zuvor hatte der israelische Verteidigungsminister die komplette Abriegelung des Gazastreifens angeordnet und veranlasst, dass die Belieferung Gazas mit Strom, Trinkwasser, Lebensmittel und Treibstoff eingestellt wird. Hilfslieferungen die über Ägypten nach Gaza erfolgten, deckten danach anfangs etwas 5 Prozent und im Dezember knapp 20 Prozent des Bedarfs. Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser erfolgte nach Einstellung der Einspeisung aus Israel bis auf weiteres aus Anlagen zur Meerwasserentsalzung. Mit Stand vom 30. Oktober 2023 kam laut taz.de etwa wieder halb so viel Wasser wie zuvor aus Israel im Gazastreifen an. Die Stromversorgung in Gaza wird bei 20 % der Haushalte mit Solarenergie abgedeckt. Im Übrigen erfolgt die Stromversorgung durch Generatoren.

Nach dem Terrorangriff der Hamas und noch vor dem Beginn der Militäroperation, hatte die israelische Luftwaffe nach Angaben der IDF mehrere im Süden Israels operierende Terrorkommandos, 17 Militärgelände und vier Hauptquartiere der Hamas sowie zwei Hochhäuser angegriffen, in denen Angaben der IDF zufolge Vermögenswerte der Terrororganisation aufbewahrt wurden. Die israelischen Streitkräfte positionierten an der Grenze zum Gazastreifen Panzer, Artillerie und Infanterie.

Zwischen dem Gazastreifen und Israel gibt es mehrere Grenzübergänge, von denen jedoch in jüngerer Vergangenheit nur noch zwei genutzt wurden: Erez im Norden war dem Personenverkehr vorbehalten, während Kerem Schalom im Süden für den Warenumschlag genutzt wurde. Infolge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurden beide Grenzübergänge teilweise zerstört und von Israel abgeriegelt. Nach israelischen Luftangriffen auf die palästinensische Seite des Grenzübergangs wurde dieser bis auf Weiteres geschlossen.

Die palästinensische Zivilbevölkerung Nordgazas wurde von der IDF zur Flucht aus dem Kampfgebiet in den Süden des Küstenstreifens aufgerufen. Die von dem Terrorüberfall der Hamas betroffenen Bewohner der Kibbuzim und Ortschaften, die in Grenznähe zum Gazastreifen liegen, wurden wegen der von dort ausgehenden Terrorgefahr evakuiert. Zehntausende Israelis, die in den Städten und Gemeinden nahe der libanesischen Grenze wohnen, flohen aus Angst vor drohenden Angriffen der Terrororganisation Hisbollah freiwillig ins Landesinnere.

Geplanter Ablauf

  1. Die erste Phase der gegen die Hamas gerichteten Militäroperation sollte sich auf Luftangriffe und einzelne Operationen der Bodentruppen der IDF konzentrieren. In Vorbereitung der Bodenoffensive sollte das Grenzgebiet, in das die Hamas vorgestoßen war, gesichert werden und gleichzeitig mit Bombardements die Infrastruktur der Hamas zerstört werden.
  2. Die zweite Phase soll – nach Angaben der israelischen Zeitung The Times of Israel, die sich auf Aussagen des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant bezieht – eine ausgeweitete Bodenoffensive der IDF sein, deren Ziel eine vollständigen Besetzung des Gazastreifens sein dürfte und vor allem die Infrastruktur der Hamas zerstören soll. Dazu gehört das auch „Gaza-Metro“ genannte Tunnelsystem der Hamas – ein unterirdische Wegesystem im Gazastreifen, das Hunderte Kilometer lang ist und den Terroristen der Hamas auch als Lager und Schutzbunker dient. Dort sollen auch die beim Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln festgehalten werden.
  3. In der dritten Phase sollen die übrigen „Zellen des Widerstands“ zerstört und eine neue Führung für den Gazastreifen gefunden werden.
  4. In der vierte und letzten Kriegsphase ist der vollkommene Rückzug der IDF aus Gaza vorgesehen und damit das Ende von „Israels Verantwortlichkeit für den Gazastreifen“.

Verlauf der Operation

Massive Luftangriffe und Beginn der Bodenoffensive

Israelische Militäroperation „Eiserne Schwerter“ 
Israelische israelischer Kampfpanzer MK IV im Einsatz

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, griffen die israelischen Luftstreitkräfte zunächst wiederholt Ziele im Gazastreifen an, während die Hauptaufgabe der IDF zu diesem Zeitpunkt darin bestand, die von Terroristen infiltrierten Gebiete Israels zu säubern, Zivilisten aus den grenznahen Ortschaften zu evakuieren und die Durchbruchsstellen in den Grenzsicherungsanlagen zu sichern. Die palästinensische Zivilbevölkerung im Norden des Gazastreifens wurde von der IDF aufgefordert, sich in den Süden Gazas zu begeben.

Nach Rückeroberung des israelischen Staatsgebietes überschritten die Bodentruppen der IDF in der Nacht vom 27./28. Oktober 2023 die „Grüne Linie“ zum Gazastreifen und eröffneten mit der Bodenoffensive auf palästinensischen Gebiet die zweite Phase der Militäroperation „Eiserne Schwerter“, während die Luftstreitkräfte Israels in derselben Nacht die heftigsten Angriffe auf Ziele im Gazastreifen seit Kriegsbeginn flogen. Die IDF veröffentlichte am 28. Oktober 2023 Aufnahmen von Panzern, die entlang des Strandes aus nordwestlicher Richtung in den Gazastreifen eindrangen. Der Sprecher der IDF Daniel Hagari ergänzte, dass die Bodenoffensive des israelischen Militärs von „sehr bedeutenden, massiven Angriffen vom Meer aus“ unterstützt wurden, nachdem die israelischen Luftstreitkräfte bereits in der Nacht vom 27./28. Oktober 150 unterirdische Ziele im nördlichen Gazastreifen angegriffen hatten – darunter Tunnel und andere unterirdische Infrastrukturen der Terroristen. Wie die IDF am 29. Oktober auf dem Onlinedienst Telegram bekanntgaben, hatten Kampfflugzeuge der israelischen Luftstreitkräfte im Verlaufe des 28. Oktober 2023 mehr als 450 weitere Ziele im Gazastreifen bombardiert, darunter Kommandozentralen, Beobachtungsposten und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen der Terroristen. Angaben eines Sprechers des palästinensischen Zivilschutzes zufolge, seien bei dem nächtlichen Luftangriff der israelisschen Luftwaffe hunderte Gebäude und Häuser im Gazastreifen zerstört und tausende weitere beschädigt worden.

Bombenangriff auf Dschabaliya

Ziel des Bombenangriffs der IDF im Dschabaliya
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Am 31. Oktober 2023 führten die Luftstreitkräfte der IDF einen groß angelegten Bombenangriff auf Dschabaliya. Die unter den betroffenen Gebäuden gelegene militärische Infrastruktur stürzte laut IDF infolge der Bombenexplosion ein. „Der Angriff beschädigte das Kommando und die Kontrolle der Hamas in der Region sowie ihre Fähigkeit, militärische Aktivitäten gegen IDF-Soldaten zu richten, die im gesamten Gazastreifen operieren“, hieß es weiter. An zivilen Opfern forderte der Bombenangriff auf , in dem vor dem Krieg 116.000 Menschen auf einer Fläche von nur 1,4 Quadratkilometern lebten, nach Aussage des chirurgischen Direktors des indonesischen Krankenhauses im nahegelegenen Beit Lahia 400 Opfer, darunter 120 Tote – in der Mehrheit Kinder und Frauen. IDF-Sprecher Daniel Hagari stellte bei einem Briefing klar, dass die Terroristen der Hamas in voller Absicht Zivilisten als Schutzschild für ihre Infrastruktur nutzen. Er forderte alle Zivilisten des Flüchtlingslager und anderswo im nördlichen Gazastreifen erneut auf, sich zu ihrer eigenen Sicherheit in Gebiete südlich des Flusses im Wadi Gaza zu begeben; Hunderttausende Menschen hatten den Befehl, der von der IDF erstmals am 13. Oktober 2023 erlassen worden war, nicht befolgt. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UNO) befanden sich Ende Oktober etwa 117.000 Flüchtlinge, Tausenden Patienten und das medizinisches Personal in den 13 Krankenhäusern im Norden Gazas; außerdem suchten viele andere Zivilisten Schutz in Einrichtungen der UNO sowie in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden.

Umzingelung von Gaza-Stadt und Einnahme von Regierungssitzen der Hamas

Unterdessen rückten in der zweiten Phase der Militäroperation Panzer und Truppen der IDF weiter in Richtung der am dichtesten besiedelten Gebiete im Norden des Gazastreifens vor, darunter die Städte Dschabaliya und Gaza-Stadt. Dabei unterbrach das israelische Militär auch die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Gazastreifen – die Salah al-Din-Straße; Gebiete, die nördlich von Gaza-Stadt liegen, konnten danach nicht mehr über diese Hauptverkehrsader erreicht werden. Nachdem die Bodentruppen der IDF am 30. Oktober 2023 Gaza-Stadt erreicht hatten, wurde die Stadt umzingelt. Blieb der Häuserkampf bisher auf eher ländliche Gebiete beschränkt, stand dieser nun in der bereits von der israelischen Luftwaffe zerbombten Stadt unmittelbar bevor. Die Gebiete im Gazastreifen, in welche die IDF bis dato vordringen konnte und solche, die von der IDF kontrolliert werden, zeigt eine Grafik des US-amerikanischer Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) und des Critical Threats Projects (CTP), die auf der Website der Deutschen Welle (DW) am 6. November 2023 veröffentlicht wurde.

Am 14. November 2023 erreichte die IDF eine Reihe von Regierungssitzen der Hamas im Zentrum von Gaza-Stadt. Die Truppen eroberten auch das sogenannte „Gouverneurshaus“, in dem sich die Büros des Militärflügels, Büros der Geheimdienstabteilung der Hamas und andere wichtige Standorte von Behörden der Terrororganisation befanden, die zur Vorbereitung des Angriffs vom 7. Oktober genutzt worden waren. Damit war die Hamas im Gazastreifen ihrer Führung beraubt und verlor de facto die Kontrolle über den Küstenstreifen. Die Folge war der allgemeinen Zusammenbruch von Recht und Ordnung im Gazastreifen.

Die IDF nahm am 28. und 29. Januar 2024 den Kampf gegen die Hamas und die mit ihr verbündeten palästinensische Milizen im Westen von Gaza-Stadt wieder auf. Am 30. Januar 2024 berichtete »The Guardian«, dass die Hamas in den nördlichen Gazastreifen zurückkehrt sei und dort wieder ein Regierungssystem aufbaut habe. Nach Auskunft eines ehem. Beamten des Nationalen Sicherheitsrats Israels, überwacht die Hamas z. Z. im nördlichen Gazastreifen die Polizei und regelt dort den Handel. Diese Berichterstattung steht im Einklang mit der Einschätzung von CTP-ISW, dass palästinensische Milizen wahrscheinlich in Gebiete des nördlichen Gazastreifens eindringen, welche die IDF bereits von Kräften der Hamas befreit hatte. Die Rückkehr der Hamas und die Bereitstellung von Dienstleistungen in Gebieten, die zuvor von israelischen Streitkräften geräumt wurden, untergräbt die Bemühungen Israels, die Strukturen der Hamas dort zu zerstören.

Einnahme vom AI-Shifa-Klinikkomplex

Dieses Thema ist im Artikel Krieg in Israel und Gaza seit 2023 Gegenstand des Abschnitts Einnahme vom AI-Shifa-Klinikkomplex durch die IDF.

Kampfhandlungen nach achttägiger Feuerpause

Israelische Bodenoffensive (Stand: 27. Dezember 2023).
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Nur wenige Minuten nachdem am 1. Dezember 2023 um 07:00 Uhr Ortszeit (06:00 Uhr MEZ) eine sechstägige Feuerpause ausgelaufen war, nahm die IDF den Kampf gegen die Terrororganisation im Gazastreifen wieder auf. Am 2. Dezember 2023 veröffentlichte die IDF auf »X« in arabischer Sprache spezielle Anweisungen zur Evakuierung für die im Norden Gazas gelegenen Städte Jabalia, Gaza-Stadt und die östlichen Bezirke der Städte Rafah und Khan Younis im Süden Gazas. Am Tag zuvor hatte die IDF eine Karte veröffentlicht, die den gesamten Gazastreifen in Blöcke unterteilt, um die Evakuierung der Zivilbevölkerung zu erleichtern.

Visualisierte Satellitendaten von kartieren Schäden im nördlichen Gazastreifen; Rot herausgehoben – Beschädigte Gebiete (Stand: 16. Dezember 2023).
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Begründete wurde die Fortsetzungen der Kampfhandlungen von der IDF mit dem Verstoß der Hamas gegen die mit der IDF vor der Feuerpause getroffene Abmachungen. Unter Berufung auf Augenzeugen berichtete Al-Dschasira von schweren Kämpfen in Gaza-Stadt und anderen Gebieten im Norden Gazas, andere Medien aber auch von Gefechten im Süden des autonomen Palästinensergebiets. Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, „die Geiseln freizubekommen, die Hamas zu eliminieren und sicherzustellen, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für die Bewohner Israels darstellt“. In einer von der Hamas nach Wiederaufnahme der Kämpfe abgegebenen Erklärung wird die internationale Gemeinschaft, insbesondere die USA, für „die Fortsetzung des brutalen Krieges gegen Zivilisten, Kinder und Frauen“ verantwortlich gemacht. Weiter heißt es in der Stellungnahme der Terrororganisation: Das palästinensische Volk habe „das Recht, sich mit allen Mitteln zu verteidigen, und es hat das Recht, seine Freiheit und Unabhängigkeit zu erlangen, seinen palästinensischen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt zu errichten und die Besatzung (Israel) in Übereinstimmung mit internationalen und UN-Regeln vollständig aus seinem Land zu entfernen.“

Nach Mitteilung der IDF haben die israelischen Boden-, Luft- und Seestreitkräfte nach Ende der Feuerpause innerhalb kurzer Zeit mehr als 200 „Terrorziele im Norden und Süden des Gazastreifens“ angegriffen. TheGuardian.com meldete am 4. Dezember 2023, dass Israel seine Bodenoffensive auf den südlichen Gazastreifen ausgeweitet hat, nachdem die Militäroperation im Norden „fast abgeschlossen“ sei. Israelische Panzer, gepanzerte Mannschaftstransporter und Bulldozer seien dort in der Nähe von Khan Younis eingedrungen. Kamala Harris, Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten, stellte klar, dass die USA unmissverständlich von Israel erwartet, dass das humanitäre Völkerrecht bei den Kämpfen eingehalten wird. Zu viele unschuldige Palästinenser seien bisher getötet worden. Das Ausmaß des zivilen Leids sowie die Bilder und Videos aus dem Gazastreifen seien, so Harris, erschütternd. Dennoch kam es bereits in der Nacht und am frühen Morgen des 4. Dezember 2023 zu schweren Bombenangriffen der israelischen Luftwaffe im Süden von Gaza. Der Schwerpunkt der israelischen Militäroperation schien dabei auf Khan Younis, der größte Stadt im Süden des Gazastreifens und deren Umgebung zu liegen. Hunderttausende Palästinenser hatten dort Zuflucht gesucht hatten, nachdem sie vor den Kämpfen im Norden Gazas geflohen waren. Berichte über die Ausweitung der Militäroperation waren erst veröffentlicht worden, nachdem das israelische Militär kurz zuvor den Palästinensern im Norden Gazas erneut befohlen hatte nach Süden zu ziehen und Karten von etwa 20 Gebieten des zentralen Gazastreifens ins Internet gestellt hatte, in denen mit militärischen Auseinandersetzungen zu rechnen sei; unbeachtet blieb dabei, dass viele Bewohner des Gazastreifens weder Strom noch Internet haben; zudem waren die kompliziert aufgebauten Karten schwer zu interpretieren. Für die Zivilbevölkerung war es deshalb schwierig, den Evakuierungsanweisungen der IDF in Echtzeit Folge zu leisten.

Kämpfe um die großen Städte Gazas

Am 8. Dezember 2023 meldete die israelische Internetzeitung timesofisrael.com, dass die IDF die großen städtischen Ballungsräume im Norden aber auch im Süden Gazas eingekesselt hat, um die Hamas hier vernichtend zu schlagen. Laut einer Regierungserklärung des Weißen Hauses hatte US-Präsident Joe Biden am 7. Dezember 2023 in einem Telefonat gegenüber dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu das dringende Erfordernis betont, beim Vorgehen gegen die Hamas im Gazastreifen „Zivilisten zu schützen und die Zivilbevölkerung von der Hamas zu trennen“. Biden forderte, Fluchtkorridore im Gazastreifen zu schaffen – schmale Landstreifen, die es den Menschen während der laufenden Gefechte ermöglichen könnten, sich „sicher aus definierten Feindseligkeitsgebieten zu bewegen“. Seitens der USA ist jedoch nur begrenzter Druck auf Israel zu erwarten, weil Israel im weltwirtschaftlich bedeutsamen Nahen Osten der einzig dauerhaft zuverlässige Partner der Vereinigten Staaten ist und außerdem als Bastion der von der USA geführten Westlichen Welt in dieser Region zig Flugzeugträger und Militärstützpunkte ersetzt.

Kämpfe im Norden Gazas

Die IDF hat am 19. Dezember 2023 nach noch unbestätigten Angaben das im Norden von Gaza gelegene Dschabaliya erobert. Wie IDF-Kommandeur Itzik Cohen in einer Presseerklärung mitteilte, habe seine Division die „operative Kontrolle“ über die palästinensische Stadt erlangt. Laut srf.ch war Dschabaliya eine „Hochburg“ der Hamas.

Die IDF gab Anfang Januar 2024 bekannt, dass sie die zwölf Hamas-Bataillone im nördlichen Gazastreifen „zerschlagen“ hätte; in Israel wurden seit dem 21. Dezember 2023 nur noch drei Raketenangriffe der Qassam-Brigaden von dort aus registriert. Aus einigen Bezirken von Gaza-Stadt zog die IDF Panzer ab und kündigte an die Truppenstärke im Gazastreifen zu reduzieren, während anderswo in der palästinensischen Enklave weiterhin gekämpft wird und Bombardierungen erfolgen. Laut Armeesprecher Daniel Hagari, wird sich die IDF jetzt auf die Zerschlagung der Hamas im Zentrum und im Süden des Gazastreifens konzentrieren. Indessen kündigte die US-Navy an, dass der Einsatz des Flugzeugträger „Gerald R. Ford“ im östlichen Mittelmeer beendet ist und das Schiff in seinen Heimathafen zurückkehren. In einem Gespräch mit dem deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel, Ende Dezember 2023, beurteilte der Direktor des 1949 gegründeten Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), das u. a. die Nothilfe im Gazastreifen organisiert und die Zivilbevölkerung mit Lebensmitteln, Unterkünften, Kleidung und der wichtigsten medizinischen Versorgung versorgt, die humanitäre Lage im Gazastreifen aus Sicht der UN-Organisation: Die Hilfsorganisation wisse, dass die Hamas inmitten der zivilen Infrastruktur kämpft. Zu dieser gehören auch Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen. Doch das sei keine Rechtfertigung für eine derart vernichtende Kriegsführung, in der tausende Tonnen Bomben und Raketen Gazas Norden bereits bis zur Unkenntlichkeit zerstört haben. Israel ignoriere das humanitäre Völkerrecht und seine Schutzverpflichtungen gegenüber Zivilisten, von denen unverhältnismäßig viele zu Tode kommen. In der letzten Dezemberwoche kündigte die IDF an, dass der Krieg in Gaza noch viele Monate weitergehen werde. Der Weltsicherheitsrat verabschiedete Ende Dezember 2023 eine Resolution in der es hieß, dass Israel „unverzüglich einen ungehinderten humanitären Zugang“ für Hilfslieferungen nach Gaza schaffen müsse. Die ursprünglich vorgesehene Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe war auf Betreiben der Vereinigten Staaten als UN-Vetomacht nicht in den Text aufgenommen worden.

Fast drei Monate nach Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen stößt die israelische Armee – die der Hamas an Stärke und Ausrüstung weit überlegen ist – immer noch auf erheblichen bewaffneten Widerstand im gesamten Operationsgebiet. Der Schwerpunkt der Kämpfe liegt nunmehr im Süden des Gazastreifens, während es im Norden Gazas nahe der Stadt Dschabaliya erneut zu Kämpfe zwischen Einheiten der Hamas und Truppen der IDF kam. Berichten zufolge rückten Kampfeinheiten der Hamas vor, während die IDF versuchte, Soldaten und Panzer nach Süden zu verlegen.

Kämpfe im Süden Gazas

Dieses Thema, speziell der Kampf um Khan Younis und der Kampf um Rafah werden im Artikel Krieg in Israel und Gaza seit 2023 im Abschnitt Kämpfe im Süden Gazas behandelt.

Siehe auch

Commons: Operation Swords of Iron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

Einzelnachweise

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