Obsoleszenz ist in der Wirtschaft und insbesondere in der Industrie das Veralten von Produkten – oder auch von Wissen – durch die begrenzte Haltbarkeit technischer Bauteile und den Wandel von Mode oder technischem Fortschritt.
Wird dieser Prozess durch die Hersteller aus marktstrategischen Gründen bewusst herbeigeführt, spricht man von geplanter Obsoleszenz oder von „geplantem Verschleiß“.
Das Wort Obsoleszenz steht für „sich abnutzen, alt werden, aus der Mode kommen, an Ansehen, an Wert verlieren“ (lateinisch obsolescere). Das zugehörige – und häufiger benutzte – Adjektiv obsolet im Sinne von „nicht mehr gebräuchlich“, „hinfällig“ oder „veraltet“ bezeichnet generell Veraltetes, meist überholte Aussagen, Normen, Sachverhalte, Kulturtechniken, Funktionalitäten oder Therapien.
Gebrauchsgegenstände dienen dem wiederholten Gebrauch, mit dem eine stetige Abnutzung, Materialermüdung und schließlich Verschleiß einhergeht, bis letztlich der Verlust ihrer Funktionsfähigkeit eintritt. Sie erfüllen dann nicht mehr ihren ursprünglichen Nutzen und sind daher unbrauchbar. Aus diesem Grund ist die natürliche Lebensdauer aller Gebrauchsgegenstände zeitlich begrenzt. Sie müssen – bei weiterhin gegebenem Bedarf – durch mindestens gleichwertige ersetzt werden. Aus Sicht der Industrie handelt es sich um einen Teil des Produktlebenszyklus, während dessen eine ständige Lieferbereitschaft für auszutauschende, nicht mehr funktionstüchtige Gegenstände vorhanden ist.
Eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg aus 2022 zeige laut Jacob Hörisch, dass „ein höheres Niveau der Produktlebensdauer die Kaufentscheidungen positiv beeinflusst“. „Der Einfluss solcher Informationen“ sei „vergleichbar mit dem Preis der Produkte“. Zudem hielten die „Verbraucher solche Informationen sogar für relevanter als Informationen zum Energieverbrauch oder zu Marken“.
In den USA ist die Obsoleszenz (englisch obsolescence) ein häufig für die kürzere Gebrauchsdauer von Gütern verwendeter Begriff, vor allem im Rahmen der „Wirf-es-weg“-Psychologie (englisch drop it), etwa wegen bewusst minderer Produktqualität oder kurzlebiger technischer Haltbarkeit. Sie tauchte dort als Marketingstrategie erstmals in der Automobilindustrie auf. Während Ford die Langlebigkeit propagierte, setzte General Motors ab 1923 mit Alfred P. Sloan erstmals die „geplante Obsoleszenz“ ein, um durch schnelle Modellwechsel ein möglichst hohes Absatzvolumen zu erreichen. Das Management setzte darauf, die Haltbarkeit künstlich zu verringern und die Abnutzung zu beschleunigen. Im Phoebuskartell verständigten sich im Januar 1925 die weltweit führenden Glühlampenhersteller darauf, die Lebensdauer von Glühlampen unter Androhung von Sanktionen künstlich auf maximal 1000 Stunden zu begrenzen. Gebrauchsgüter (englisch durables) sollten dem Consumer Engineering-Handbuch aus dem Jahre 1932 zufolge so gestaltet werden, dass die Nutzer sie wie Verbrauchsgüter behandeln würden. Das dem Verbraucher hierdurch vermittelte Gefühl, durch den Besitz älterer Produkte nicht mehr modern (englisch up to date) zu sein (englisch out-of-fashion), war der Wegbereiter der psychologischen Obsoleszenz. Angesichts eines Nachfragerückgangs forderte Brooks Stevens im Jahre 1954, dass die Verfallsdaten amerikanischer Industriegüter gesenkt werden müssten.
Volkswagen verfolgte mit dem VW Käfer die gegenteilige Strategie („er läuft und läuft und läuft …“) und warb ab 1959 in den USA mit der Kampagne, dass VW keine Autos austausche nur um des Austauschs willen. Vance Packard kritisierte 1960 in seinem Buch Die Verschwendungsmacher die geplante Obsoleszenz als systematischen Versuch der Großindustrie, „aus uns verschwenderische, verschuldete, ewig unzufriedene Individuen zu machen“.
In Deutschland griff man den Gedanken der Obsoleszenz im Rahmen der industriellen Produktgestaltung erstmals 1968 auf, Burkhardt Röper konnte 1976 für die „Gegenwart kein Beispiel von geplantem Verschleiß“ ermitteln, was bereits 1977 auf heftige Kritik als „Realitätsverleugnung“ stieß. Rechtsfragen hierzu wurden erstmals 1983 bei geplanter Obsoleszenz in der Modeindustrie behandelt.
Die Abgeordneten des EU-Parlaments debattierten im November 2020 über Forderungen an die EU-Kommission, wie mit Gesetzen und Initiativen Produkte nachhaltiger gemacht werden sollen, berichtet die SZ. Unter anderem sieht die Beschlussvorlage ein „Recht auf Reparatur“ vor. Reparieren solle einfacher und billiger werden, indem Hersteller Kunden und Handwerkern alle nötigen Informationen für den Austausch von Teilen liefern und sich verpflichten, Ersatzteile lange genug vorzuhalten. Daneben spricht sich die Vorlage dafür aus, dass Verbraucher schon beim Kauf Angaben darüber erhalten, welche Mängel wie häufig auftreten und wie teuer die Reparatur ist. Geplante Obsoleszenz solle zur unfairen Handelspraktik erklärt und somit verboten werden.
Man unterscheidet zunächst zwischen natürlicher und geplanter Obsoleszenz:
Im französischen Verbrauchergesetzbuch Code de la Consommation (CdC) wird die geplante Obsoleszenz (französisch obsolescence programmée) sogar definiert als „alle Techniken, mit denen ein Unternehmer beabsichtigt, die Lebensdauer eines Produkts absichtlich zu reduzieren, um die Ersatzrate zu erhöhen“ (Art. L 213-4-1 CdC).
Geplante Obszoleszenz wiederum lässt sich unterteilen in werkstoffliche, technische, psychologische und ökonomische Obsoleszenz:
Es liegt daher im Interesse der Produzenten, den Produktlebenszyklus der Produkte künstlich zu verkürzen, um das Absatzvolumen zu steigern.
Das Obsoleszenzmanagement sorgt dafür, dass künftig nicht mehr produzierte Bauteile, die in Produkte eingebaut werden, rechtzeitig durch Vergleichstypen ersetzt oder absichtlich für Reparaturen bevorratet werden. Mit diesem Managementprozess soll erreicht werden, dass der Lebenszyklus (Fertigung und Reparatur) des eigenen Produkts nicht nachteilig durch die Lieferbarkeit oder den Ausfall dafür benötigter Bauteile beeinflusst wird. Richtig durchgeführt dient es der Vermeidung oder zumindest Reduzierung von Produktions- oder Dienstleistungs-Ausfällen. Weitere Ziele sind Kosteneinsparungen und die Vermeidung von Versorgungsengpässen. Als ein Teil des Risikomanagements wird Obsoleszenzmanagement in allen Branchen der Investitionsgüterindustrie (Anlagegüter, Infrastruktur, langlebige Gebrauchsgüter, Verbrauchsmaterial, Softwareprodukte etc.) eingesetzt.
Ziele des Obsoleszenzmanagements:
Integriertes Systems Engineering und die Berücksichtigung von Modularität können Obsoleszenzmanagement frühzeitig im Entwicklungsprozess verankern.
Die durchschnittliche Erst-Nutzungsdauer (die Zeitspanne der Nutzung nur durch den Erstnutzer) der Haushaltsgroßgeräte ist in Deutschland zwischen 2004 und 2013 von 14,1 auf 13,0 Jahre leicht zurückgegangen, im Bereich der Unterhaltungselektronik wiesen TV-Flachbildschirme im Jahr 2007 eine durchschnittliche Erstnutzungsdauer von 5,7 Jahren auf, dieser Wert ging in den Jahren bis 2010 auf 4,4 Jahre zurück, um in den Folgejahren bis 2012 wieder kontinuierlich auf 5,6 Jahre anzusteigen. Bei Notebooks zeigen die Analysen der werkstofflichen Obsoleszenz, dass es eine unterschiedliche Obsoleszenz zwischen Geräten für Privathaushalte (Consumer-Notebooks) und gewerblich genutzten Notebooks gibt.
This article uses material from the Wikipedia Deutsch article Obsoleszenz, which is released under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 license ("CC BY-SA 3.0"); additional terms may apply (view authors). Abrufstatistik · Autoren Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Images, videos and audio are available under their respective licenses.
®Wikipedia is a registered trademark of the Wiki Foundation, Inc. Wiki Deutsch (DUHOCTRUNGQUOC.VN) is an independent company and has no affiliation with Wiki Foundation.