Mahabad: Stadt in Iran

Mahabad (persisch مهاباد , kurdisch مەھاباد Mehabad ) ist eine kurdisch geprägte Stadt im Nordwesten des Irans in der Provinz West-Aserbaidschan und Hauptstadt des gleichnamigen Distriktes.

Sie hat etwa 168.000 Einwohner. Die Stadt liegt südlich des Urmiasees, in einem Tal auf 1300 m Höhe.

Mahabad
Mahabad (Dezember 2006)
Mahabad (Dezember 2006)
Mahabad (Dezember 2006)
Mahabad (Iran)
Mahabad (Iran)
Mahabad: Geschichte, Kultur, Sehenswürdigkeiten
Mahabad
Basisdaten
Staat: IranMahabad: Geschichte, Kultur, Sehenswürdigkeiten Iran
Provinz: West-Aserbaidschan
Koordinaten: , 45° 43′ O36° 45′ N, 45° 43′ O
Höhe: 1317 m
Einwohner: 168.000 (2016)
Zeitzone: UTC+3:30

Die Region Mukrian besteht aus Mahabad, Bukan, Piranshahr, Naqadeh und Oshnavieh.

Geschichte

Mahabad: Geschichte, Kultur, Sehenswürdigkeiten 
Mahabad (1959)

Im ersten Jahrtausend vor Christus war die Region um Mahabad, das Zentrum des Königreich der Mannäer. Diese waren während der Eisenzeit in der Region ein Machtfaktor. Sie standen auch mit Assyrien und anderen Völkern der Region in Kontakt.

Mahabad war auch unter dem Namen Sablakh (سابلاخ) bekannt und zunächst ein kleines Dorf in der Deryaz-Ebene, bis der Chef des kurdischen Mukri-Stammes Budaq Sultan es mit dem Einverständnis der Safawidenkönige zur Hauptstadt seiner Region machte. Der Name Sablakh ist vielleicht mongolischen Ursprungs. Während der Dynastie der Safawiden war die Region von Mukriyan („Land der Mukri“), die Mahabad einschloss, eines der Zentren des Widerstandes gegen Schah Abbas I. den Großen.

In den Jahren 1609 und 1610, während der „Schlacht bei Dimdim“, unterstützten die Gebiete der Mukri den Aufständischen und Herrscher von Beradost Emîr Xan Lepzêrîn gegen die Safawiden. Nach der Niederlage gegen Abbas ordnete dieser ein Massaker an der Bevölkerung der Stadt an. Dasselbe Schicksal erlitten die Bewohner von Beradost. Auch wurden viele Kurden nach Chorasan deportiert. Die Mukri regierten über die Stadt bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Ersten Weltkrieg war die Stadt Zentrum der Kampfhandlungen zwischen den Russen und den Osmanen. 1935 zerstörte eine Flut die Stadt und die moderne Stadt wurde darauf auf den Ruinen der alten errichtet.

So war Mahabad, das im Osten Kurdistans liegt, vom 22. Januar bis zum 16. Dezember 1946 die Hauptstadt eines kurdischen Staates der Neuzeit, der von der Sowjetunion unterstützten Republik Kurdistan. Auf dem Tschuar-tschira-Platz wurden am Ende der Republik deren Anführer hingerichtet. Seitdem ist die Stadt in den Bergen eines der wichtigsten Symbole des kurdischen Nationalismus. Jedoch wird so klar, was für einen Wert diese Stadt für viele Kurden auch über den Iran hinaus hat. In Mahabad wurde der Führer der Demokratischen Partei Kurdistans Masud Barzani geboren. Sein Vater Mustafa Barzani wurde hier am 5. März 1979 begraben. 1993 wurde sein Grab dann in sein Dorf überführt, wo er neben seinem Sohn Idris Barzani begraben ist.

Während der Islamischen Revolution im Iran wurde Mahabad am 3. September 1979 von der iranischen Armee bombardiert und besetzt, da sich die Kurden dem Führer der Revolution Ajatollah Ruhollah Chomeini, der ihnen keine Autonomie zugestand, entgegenstellten.

Am 22. September 2010 kam es während der Feierlichkeiten zur islamischen Revolution in der Stadt zu einem Anschlag, der zwölf Menschen tötete und mehr als 70 verletzte.

Unruhen in Mahabad im Juli 2005

Im Juli 2005 brach nach der Tötung des kurdischen Jugendlichen Schuaneh Ghaderi in der Stadt ein Aufstand gegen die iranische Regierung aus. Der Aufstand breitete sich auf etwa zehn kurdische Städte aus. Dabei kamen etwa 20 Menschen ums Leben. Auch wurden Verwaltungs- und Regierungsgebäude beschädigt oder zerstört. Die iranische Regierung bezeichnete die Aufständischen als Hooligans und verlegte 100.000 Soldaten in die kurdischen Gebiete. Davon wurden 3.000 Soldaten nach Mahabad selbst gesendet. Der Jugendliche war beschuldigt worden, die Unabhängigkeit Kurdistans zu fordern und die Ernennung des Kurden Dschalal Talabani zum Präsidenten des Irak zu feiern. Sein Leichnam soll laut einem Bericht auf der Homepage der US-Regierung von iranischen Soldaten zu einem Militärfahrzeug gebracht und dann durch die Stadt geschleift worden sein. Laut US-Regierung geschah dies in klarer Absicht, um die Bevölkerung einzuschüchtern und zukünftige Proteste abzuschrecken.

Das Repräsentantenbüro der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (DPKI) für internationale Beziehungen in Wien meldete hingegen am 25. Juli 2005 in einer Presseerklärung, dass in den iranischen Kurdengebieten friedliche Demonstrationen stattfanden, um gegen die Festnahme von etwa 200 Personen in den Kurdenstädten Mahabad, Piranschahr, Marivan und Sardasht und deren Folterung in den Gefängnissen sowie gegen die Plünderungen von Häusern und Geschäften durch die Revolutionswächter zu protestieren. Dabei sollen allein auf dem Tschuar-tschira-Platz bis zu 50.000 Personen an Demonstrationen teilgenommen haben.

Kultur

Mahabad ist eines der Zentren der kurdischen Kultur und Literatur in Iranisch-Kurdistan. Viele Dichter und Schriftsteller haben in dieser Stadt im 20. Jahrhundert gewirkt. So unter anderem Hejar (Abdurrahman Sharfkandi) (1920–1990), Hêmin (Sayyed Moháammad Amini Shaykho-al-Eslam Mokri) (1920–1986), Abdorrahamn Zabihi (1920–1980) und Giw Mukriyani. Während der Zeit der Republik Kurdistan wurde Hejar der Titel Kurdistans National-Dichter verliehen. Der Dialekt von Mahabad ist im westlichen Iran literarischer Standard der kurdischen Sprache. Er ist eng verwandt mit dem im irakischen Teil Kurdistans gesprochenen Sorani.

Sehenswürdigkeiten

Mahabad: Geschichte, Kultur, Sehenswürdigkeiten 
Faghrigha (2019)

Die Umgebung von Mahabad ist voller historischer Spuren, die in vorislamische und vorchristliche Zeit zurückreichen. In der Nähe des Dorfes Inderghasch bei Mahabad liegt Faghrigha, eine in Felsen geschlagene Grabkammer aus der Zeit der Sassaniden. An vielen Stellen findet man dort Reliefs, Stelen und Begräbnisstätten. Die Stadt Mahabad ist umgeben von zahlreichen Quellen. Diese und der Fluss, der früher am Stadtrand verlief und jetzt die Stadt durchfließt, sorgen für ein angenehmes Klima. Den Quellen in der Nähe wird eine heilende Kraft zugeschrieben. Vor allem sollen sie für entschlackende Trinkkuren, andere gegen Hautkrankheiten helfen. In der Stadt gibt es daneben armenische und jüdische Gassen, in denen Wein- und Spirituosenhandel betrieben wurde oder in denen Goldschmiede angesiedelt waren. Dieses war bei den Moslems verpönt. Ein Mausoleum des Bedaghol-Sutans findet sich südwestlich der Stadt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Mahabad ist das Zentrum einer großen Agrarindustrie. Jedoch ist die Stadt selbst für iranische Verhältnisse relativ wenig entwickelt. Für das Jahr 2008 soll in Mahabad von der Mahabad Petrochemical Company ein swing plant errichtet werden.

Verkehr

Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Maragha–Urmia, die in Maragha von der Bahnstrecke Teheran–Täbris abzweigt. Bis Mahabad ging die Strecke bereits 2015 in Betrieb. Noch 2016 soll sie durchgehend bis Urmia befahren werden können.

Über Fernstraßen ist es mit dem 300 km nördlich gelegenen Täbris und dem ebenfalls 150 km nördlich gelegenen Urmia verbunden. Ebenso gibt es eine Verbindung nach Mosul im Irak.

In Mahabad befindet sich kein Flughafen. Der nächstgelegene Flughafen ist in Tabriz (TB) circa 2,5 Stunden entfernt.

Hochschulen

Söhne und Töchter der Stadt

  • Masud Barzani (* 1946), kurdischer Politiker und Präsident der Autonomen Region Kurdistan.
  • Amir Hassanpour (1943–2017), kurdischer Gelehrter und Dozent
  • Hejar (1921–1991), kurdischer Dichter, Schriftsteller und Übersetzer
  • Qazi Mohammed (1900–1947), kurdischer Führer
  • Hemin Mukriyani (1920/1921–1986), kurdischer Journalist und Verleger
  • Giw Mukriyani, kurdischer Schriftsteller
  • Hetav Tek (* 1981), deutsche Politikerin (CDU)
  • Abdorrahamn Zabihi (1920–1980), kurdischer Schriftsteller

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. 1. Auflage. Libertäre Assoziation e. V., Hamburg 1983, ISBN 3-922611-51-6, der Autor, ein Archäologe und Altertumswissenschaftler beschreibt in dem Buch eine Ausgrabungs- und Vermessungsreise nach Mahabad und die umgebende kurdische Provinz während der iranischen Revolution.
Commons: Mahabad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Tags:

Mahabad GeschichteMahabad KulturMahabad SehenswürdigkeitenMahabad Wirtschaft und InfrastrukturMahabad Söhne und Töchter der StadtMahabad Siehe auchMahabad LiteraturMahabad WeblinksMahabad EinzelnachweiseMahabadIranKurdenKurdische SprachenListe der IPA-ZeichenPersische SpracheUrmiaseeWest-Aserbaidschan

🔥 Trending searches on Wiki Deutsch:

Lisa-Maria KellermayrDer Taunuskrimi16 BlocksBetontodThüringenNordkoreaFC Bayern MünchenBundespräsident (Deutschland)SexualpraktikRobert De NiroSteven SpielbergEiffelturmNew York CityThe OrvilleVienna Blood (Fernsehreihe)Baden-WürttembergListe der römischen Kaiser der AntikeMalaysia-Airlines-Flug 370SchweizMichael JacksonKevin De BruyneKevin PannewitzLinkin ParkWalter ReischDaniel SträßerJoshua KimmichHasan SalihamidžićDakota JohnsonD. B. WoodsideEuropäische UnionPablo PicassoMarc-André ter StegenGaslightingGriechisches AlphabetJoe BidenCarbonaraAster (Rakete)Der dritte MannBrooke ShieldsIrakkriegOsterdatumDer Krieger und die KaiserinZweiter WeltkriegKoreakriegEminemMos DefLukas NmechaTulsa KingSansibarManfred KrugKanadaApache 207Killing EveThe MandalorianUta KargelListe von Trägern des BundesverdienstkreuzesZeki AmdouniUrs RohnerHelene FischerRishi SunakRepublik China (Taiwan)Karl MartellErling HaalandBella RamseyDresdenElisabeth von Österreich-UngarnRod TaylorHans Richter (Fußballspieler)The Walking Dead (Fernsehserie)Sahra WagenknechtJan Philipp ReemtsmaRiccardo SimonettiTilge, Höchster, meine SündenLondonAndorra🡆 More