Magnetische Feldstärke

Die magnetische Feldstärke (Formelzeichen: H ), auch als magnetische Erregung bezeichnet, ordnet als vektorielle Größe jedem Raumpunkt eine Stärke und Richtung des durch die magnetische Spannung erzeugten Magnetfeldes zu.

Physikalische Größe
Name Magnetische Feldstärke
Formelzeichen
Größen- und
Einheitensystem
Einheit Dimension
SI A·m−1 I·L−1
Gauß, emE (cgs) Oe L−1/2·M1/2·T−1
esE (cgs) statA·cm−1 L1/2·M1/2·T−2

Sie hängt über die Materialgleichungen der Elektrodynamik mit der magnetischen Flussdichte und der Magnetisierung zusammen:

    .

Anschaulich gesprochen ist der Beitrag zu einem Magnetfeld , der durch geladene Ströme erzeugt wird. Der andere Beitrag stammt von der Magnetisierung des Materials, die durch magnetische Dipole entsteht. Im Vakuum gilt einfach:

    .

Die SI-Einheit der magnetischen Feldstärke ist Ampere pro Meter .

Zusammenhänge mit anderen Größen

Beziehung zu magnetischen Größen

Aus den Materialgleichungen der Elektrodynamik ergibt sich der Zusammenhang zwischen der magnetischen Feldstärke Magnetische Feldstärke  und der magnetischen Flussdichte Magnetische Feldstärke  innerhalb linearer, homogener, isotroper, zeitinvarianter Materie in vektorieller Schreibweise:

    Magnetische Feldstärke ,

wobei Magnetische Feldstärke  die magnetische Leitfähigkeit (Permeabilität) des betrachteten Raumpunktes ausdrückt und Magnetische Feldstärke  die magnetische Polarisation ist. Sofern die magnetische Polarisation ausschließlich durch die magnetische Feldstärke Magnetische Feldstärke  erzeugt wird, gilt:

    Magnetische Feldstärke ,

mit der magnetischen Suszeptibilität Magnetische Feldstärke .

Innerhalb linearer, homogener, isotroper, zeitinvarianter Materie gilt folglich:

    Magnetische Feldstärke ,

wobei Magnetische Feldstärke  den magnetischen Permeabilitätstensor beschreibt, der in vielen Fällen als Skalar angenommen wird.

Beziehung zur elektrischen Stromdichte

Die Beziehung

    Magnetische Feldstärke 

aus den Maxwellschen Gleichungen stellt die lokale Form des Durchflutungssatzes dar. Dabei drückt Magnetische Feldstärke  die elektrische Stromdichte und der zweite Summand mit der zeitlichen Ableitung der elektrischen Flussdichte Magnetische Feldstärke  die Dichte des Verschiebungsstromes aus. Im einfachen statischen Fall ohne zeitliche Änderung verschwindet der zweite Summand und es gilt:

    Magnetische Feldstärke .

Dies bedeutet, dass die Wirbeldichte des magnetischen Feldes Magnetische Feldstärke  in jedem Raumpunkt gleich der lokalen Leitungsstromdichte ist. Die Bedeutung liegt darin, dass damit die Quellenfreiheit des magnetischen Feldes mathematisch ausgedrückt wird und die magnetischen Feldlinien immer in sich geschlossen sind.

Bei konstanter Frequenz

(Im folgenden bezeichnet Magnetische Feldstärke  die imaginäre Einheit.)

Im Harmonisch eingeschwungenen Zustand genügt die Betrachtung der Fouriertransformierten des Ampèreschen Gesetzes:

    Magnetische Feldstärke ,

Magnetische Feldstärke  ist die komplexe elektrische Permittivität, die elektrische Relaxationsprozesse bzw. dielektrische Verluste im Material berücksichtigt. Magnetische Feldstärke  ist die komplexe Leitfähigkeit, die ohmsche Verluste sowie eine Phasenverschiebung von Magnetische Feldstärke  zu Magnetische Feldstärke im Material beschreibt. (Die Umformung gilt nur, sofern keine eingeprägte elektrische Feldstärke im Material vorliegt, welche z. B. durch chemische Prozesse hervorgerufen wird.)

wobei Magnetische Feldstärke  komplexe Vektorfelder sind. Anwendung der Rotation und weiterer Maxwellgleichungen (Gaußsches Gesetz für Magnetfelder, Induktionsgesetz) ergibt:

    Magnetische Feldstärke ,

wobei die komplexe Permitivitätskonstante Magnetische Feldstärke  magnetische Relaxationsprozesse bzw. Verluste durch periodische magnetische Umpolarisierung beschreibt (in der Regel erst im Terahertz-Bereich relevant) und Magnetische Feldstärke  der komplexe Wellenzahlvektor einer entsprechenden TEM-Welle ist. Es ergibt sich also die Helmholzgleichung für die magnetische Feldstärke zu:

    Magnetische Feldstärke .

Nomenklatur

Die Bezeichnung von Magnetische Feldstärke  als „magnetische Feldstärke“ hat sich etabliert, obwohl sie unsystematisch ist. Definiert man nämlich die „Stärke“ eine Feldes durch die Kraft, die auf eine Ladung ausgeübt wird (Coulombkraft, Lorentzkraft), dann müsste wegen Magnetische Feldstärke  analog zur elektrischen Feldstärke Magnetische Feldstärke  das Feld Magnetische Feldstärke  (und nicht Magnetische Feldstärke ) als „magnetische Feldstärke“ bezeichnet werden. Die alternative Bezeichnung von Magnetische Feldstärke  als „magnetische Erregung“ ist weniger verwirrend, hat sich aber nicht generell durchgesetzt.

Erzeugung durch elektrische Ströme in verschiedenen Leiteranordnungen

Gerader Leiter

Bei einem geraden Leiter ist die Feldstärke entlang einer kreisförmigen Feldlinie konstant. Wenn Magnetische Feldstärke  die magnetische Feldstärke außerhalb eines stromdurchflossenen geraden Leiters im Abstand Magnetische Feldstärke  bezeichnet, Magnetische Feldstärke  die Stromstärke im Leiter und Magnetische Feldstärke  den Radius der kreisförmigen Feldlinie, dann ist der Betrag der magnetischen Feldstärke in Material mit homogener magnetischer Permeabilität:

    Magnetische Feldstärke 

Zahlenbeispiel: Im Abstand Magnetische Feldstärke  von 5 cm von der Achse eines geraden Leiters, welcher einen Strom Magnetische Feldstärke  von 50 A führt, beträgt die magnetische Feldstärke:

    Magnetische Feldstärke 

Stromdurchflossener Ring

Wird eine einzige Windung mit dem Radius Magnetische Feldstärke  vom Strom Magnetische Feldstärke  durchflossen (Leiterschleife), misst man auf einem Punkt auf der Spulenachse im Abstand Magnetische Feldstärke  vom Mittelpunkt des Ringes die Feldstärke

    Magnetische Feldstärke 

Für die Herleitung siehe: Biot-Savart – Kreisförmige Leiterschleife

Zylinderspule

Magnetische Feldstärke 
Zylinderspule
Magnetische Feldstärke 
Magnetfeld einer Zylinderspule (im Querschnitt). Die Drahtwicklungen sind durch „ד (Strom fließt in die Bildebene hinein) und „·“ (Strom fließt aus der Bildebene heraus) markiert.

Wird eine Spule der Länge Magnetische Feldstärke  mit Durchmesser Magnetische Feldstärke  und Magnetische Feldstärke  Windungen vom Strom Magnetische Feldstärke  durchflossen, misst man im Zentrum die Feldstärke Magnetische Feldstärke 

    Magnetische Feldstärke 

Handelt es sich um eine langgestreckte Spule (Länge viel größer als Durchmesser, für kurze Spulen existieren nur Näherungsformeln), kann man obige Formel vereinfachen und erhält:

    Magnetische Feldstärke 

Das Produkt Magnetische Feldstärke  wird auch als Amperewindungszahl, als magnetische Spannung Magnetische Feldstärke  oder historisch bedingt auch als magnetische Durchflutung mit dem Formelzeichen Magnetische Feldstärke  bezeichnet.

Entlang der Spulenachse ist Magnetische Feldstärke  an den Enden der Spule genau halb so groß wie in der Mitte. Im Innenraum der Spule ist Magnetische Feldstärke  fast unabhängig vom Abstand zur Spulenachse und annähernd homogen. Starke Abweichungen misst man erst an den Enden der Spule.

Helmholtz-Spule

Magnetische Feldstärke 
Helmholtz-Spulenpaar

Zwei kurze, runde, hinsichtlich Größe und Windungszahl baugleiche und in gleicher Umlaufrichtung durchströmte Spulen im Abstand ihres Radius bauen zwischen sich ein weitgehend homogenes Magnetfeld auf. In der Mitte dieser als Helmholtz-Spule bekannten Anordnung hat das Magnetfeld die Feldstärke

    Magnetische Feldstärke .

Dabei ist Magnetische Feldstärke  die Anzahl der Windungen (pro Spule).

Literatur

Karl Küpfmüller, Gerhard Kohn: Theoretische Elektrotechnik und Elektronik. 16. Auflage. Springer Verlag, 2005, ISBN 3-540-20792-9.

Wiktionary: Magnetismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Tags:

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