Lourdesgrotte: Nachbildungen der Höhle von Massabielle bei Lourdes
Als Lourdesgrotte (IPA: , ⓘ/?) werden Mariengrotten bezeichnet, die Nachbildungen der Grotte von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich und Unserer Lieben Frau von Lourdes darstellen.
In dieser Grotte sah 1858 die heilige Bernadette nach eigenen Angaben die Muttergottes. An der Stelle der Marienerscheinungen ziert eine Madonnenfigur die Grotte, deren Original Joseph-Hugues Fabisch 1864 nach den Angaben Bernadettes für Massabielle schuf.
Geschichte
Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden solche Lourdesgrotten innerhalb von in Unserer Frau in Lourdes geweihten und anderen katholischen Kirchen (teilweise mit einem Seitenaltar versehen), auf Kirchhöfen oder als Flurdenkmal an einer Wegkreuzung, am Feldrand oder im Wald errichtet. Allein in Deutschland sind rund 200 Lourdesgrotten bekannt. Kleinere, von Privatpersonen (vielfach in Eigenleistung) errichtete Lourdesgrotten entstanden häufig aufgrund privater Gelübde, oft in Verbindung mit einer Wallfahrt nach Lourdes und erfolgter Heilung von Krankheit oder als Dank für die unbeschadete Heimkehr aus dem Krieg oder Rettung aus Gefahr. Auch in neuerer Zeit wurden kleinere Lourdes-Grotten geschaffen, so etwa seit 1995 im Hirschtal in Unterleinach.
Lourdesgrotten sind häufig Ziele örtlicher Wallfahrten.
Im Saarland sind etwa 110 große Lourdes-Grotten bekannt. Zusammen mit dem benachbarten und historisch eng verflochtenen Nachbar-DépartementMoselle weist das Gebiet über 460 öffentliche Anlagen auf. Die früheste Lourdes-Kultstätte dürfte mit einer kleinen, in den Jahren 1884 bis 1886 errichteten Kirche im heutigen Wallerfanger Ortsteil Düren stehen. Im Jahr 1890 folgte im benachbarten Niedaltdorf eine erste größere Nachbildung der Grotte von Massabielle in der örtlichen Pfarrkirche St. Rufus. Die Errichtung von Lourdes-Grotten im Saarland zog sich durch die ganze erste Hälfte des 20. Jahrhunderts weiter und erreichte mit dem Marianischen Jahr 1953–1954 ihren Höhepunkt. Darüber hinaus entstanden, auch durch politisch motivierte Förderung der damaligen katholischen Landesregierung unter MinisterpräsidentJohannes Hoffmann im Saarland anlässlich des Gedenkjahres die Mariensäulen in Bous, Wadern, Bildstock, Neunkirchen und St. Ingbert oder die große marianische Anlage des Marienparks Hasenberg in Ensdorf, der Bau des „Marienturmes“ der Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit in Fraulautern, der marianische Stationsaltar im Ortszentrum von Beckingen, der Marienbrunnen auf dem Großen Markt in Saarlouis sowie der marianische Fensterzyklus in der neuerbauten Klosterkirche des Klosters Heiligenborn in Bous. Die größte Gesamtanlage stellt der in den Jahren 1954 bis 1960 parkartig angelegte Ensdorfer Hasenberg dar.
Lourdesgrotte in Wechselburg im Landkreis Mittelsachsen
Frankreich
Lourdesgrotte von Wettolsheim im Elsass, zur Erinnerung an das 1911 abgebrannte Geburtshaus von François-Xavier Schoepfer, Bischof von Tarbes und Lourdes
Lourdesgrotte der Kirche St. Verena, Enchenberg in Lothringen
Mariengrotten (Gruta) sind im mehrheitlich römisch-katholischemOsttimor zahlreich und weit verbreitet, sowohl in natürlichen Höhlen, als auch in künstlich angelegten Grotten und Halbkuppeln.
Gruta da Nossa Senhora de Bebonuk, Grotte mit kleinem Vorplatz
Gruta de Na. Sra. de Lourdes de Comoro, künstliche Lourdesgrotte mit lebensgroße Marienstatue
Konrad Kümmel: Etwas über Lourdesgrotten. In: Archiv für christliche Kunst. Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins. 26. Jg. 1908, S. 41–44 und 45–47.
Rupert Schreiber: Eine Grotte im Garten. 150 Jahre Lourdes, Popularisierte Frömmigkeit und konfessionelle Identität, Der Triumph des Marienkultes von Lourdes an der Saar. In: Saargeschichten, 1/2008, S. 25–29.
Rupert Schreiber: Die Wallfahrt im Garten – Lourdesgrotten ab 1870. In: Die Herkulesgrotte in Worms, Schäden – Konzepte – Maßnahmen. IFS-Bericht 45, hrsg. vom Institut für Steinkonservierung. Mainz 2013, S. 139–148.
Rupert Schreiber: Kirche und Frömmigkeit – Die Lourdesgrotten im Saarland. In: Saargeschichten, 1/2016, S. 64.
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