Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002

Die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2002 war die vierte Wahl des Landtags seit der Wiederbegründung des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

1998Landtagswahl 20022006
(Zweitstimmen in %)
 %
50
40
30
20
10
0
40,6
31,4
16,4
4,7
2,6
1,7
2,6
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1998
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
+6,3
+1,2
−8,0
+3,1
−0,1
+1,7
−4,2

Sie fand am 22. September 2002, zeitgleich mit der Bundestagswahl statt. Die SPD wurde mit deutlichen Gewinnen wieder stärkste Partei. Die PDS, die seit 1998 in der bundesweit ersten rot-roten Koalition regierte, verlor stark. Die SPD-PDS-Regierung unter Harald Ringstorff wurde jedoch fortgeführt (Kabinett Ringstorff II). Die CDU konnte nur leichte Gewinne erzielen. Alle anderen Parteien scheiterten erneut an der Fünf-Prozent-Hürde.

   
Insgesamt 71 Sitze
Verhältnis Regierung-Opposition im
4. Landtag Mecklenburg-Vorpommern
46
25
46 25 
Insgesamt 71 Sitze

Wahlverfahren

Die vierte Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern wurde auf Grundlage der Verfassung vom 23. Mai 1993 und des Landeswahlgesetzes für das Land Mecklenburg-Vorpommern vom 14. Dezember 1993 durchgeführt. Das Wahlverfahren sah jeweils eine Erst- und Zweitstimme vor, über die Verteilung der 71 Mandate entschied allein der Anteil der Zweitstimmen, berechnet wurde er durch das Hare/Niemeyer-Verfahren. Es galt die Fünf-Prozent-Hürde sowie eine Grundmandatsklausel bei drei gewonnenen Direktmandaten. Die Legislaturperiode betrug vier Jahre.

Ausgangssituation

Zur Wahl stellte sich die rot-rote Koalition unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Harald Ringstorff. Diese erste Regierung unter Beteiligung der SED-Nachfolgepartei PDS in Deutschland hatte bundesweit heftige Diskussionen hervorgerufen. Kritiker sprachen von einem „Tabubruch“ oder von einem „Sündenfall“, andere von einer „Normalisierung“ im Umgang mit einer demokratisch gewählten Partei, die fast ein Viertel der Stimmen erhalten hatte. Bei der Wahl Ringstorffs zum Ministerpräsidenten versagten ihm acht Abgeordnete aus dem eigenen Lager die Stimme, was als deutliches Indiz für den Widerwillen in Teilen der eigenen Partei gegen die Zusammenarbeit mit der postkommunistischen PDS gewertet wurde.

Wirtschaftlich war Mecklenburg-Vorpommern während der dritten Legislaturperiode nicht vorangekommen. Die Arbeitslosenquote lag noch immer bei 20 %, das Bruttoinlandsprodukt sank seit 1999 kontinuierlich und verschiedene Versuche, industrielle Großprojekte wie die Ansiedlung von Airbus in Rostock waren gescheitert.

Bereits seit der Landtagswahl 1994 waren nur drei Parteien im Schweriner Landtag vertreten, die CDU war seit 1998 – zuvor die PDS von 1994 bis 1998 – die einzige Oppositionspartei. Sowohl die FDP als auch Bündnis 90/Die Grünen sowie die rechtsextremen Parteien waren bei der letzten Wahl an der Sperrklausel gescheitert.

Wahlkampf

Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2002 waren Ministerpräsident Harald Ringstorff für die SPD sowie die beiden Fraktionsvorsitzenden im Schweriner Landtag, Eckhardt Rehberg für die CDU und Angelika Gramkow für die PDS.

Die Landtagswahl 2002 wurde, wie schon 1994 und 1998, stark von der am selben Tag stattfindenden Bundestagswahl beeinflusst. Wie in den Umfragen für die Bundestagswahl hatte die CDU bei Wahlumfragen auch auf Landesebene bis wenige Wochen vor der Wahl noch, teilweise deutlich, vor der SPD gelegen. Im Bund wie im Land drehte sich die Stimmung jedoch kurz vor der Wahl zugunsten der SPD. Bundespolitische Themen, die mit der Landespolitik im Grunde nichts zu tun hatten, führten zu einem Popularitätsschub für die Bundesregierung unter Gerhard Schröder. So überlagerte teilweise die Bekämpfung der Elbeflut oder die Ablehnung von Bundeswehreinsätzen im Irak den Landtagswahlkampf.

Ergebnis

Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 
Gewonnene Direktmandate nach Parteien in den Wahlkreisen (Erststimmen). Die SPD gewann 24 Wahlkreise, die CDU 12.

Die Strategie Ringstorffs, die PDS im Alltagsgeschäft des Regierens „entzaubern“ zu wollen, ging auf, die PDS verlor acht Prozentpunkte und war die klare Verliererin der Wahl. Die CDU, die in den Anfangsjahren nach der Wende die politische Landschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern bestimmt hatte und von 1990 bis 1998 den Ministerpräsidenten gestellt hatte, konnte nur leicht hinzugewinnen. Die FDP konnte ihr schlechtes Ergebnis von 1998 zwar fast verdreifachen, scheiterte mit 4,7 Prozent aber knapp an der Fünf-Prozent-Hürde und blieb damit zum dritten Mal hintereinander außerhalb des Parlaments. Bündnis 90/Die Grünen, die bundesweit 1,9 Prozentpunkte hinzugewannen, konnten bei der Landtagswahl dagegen nicht vom Bundestrend profitieren. Das Landesergebnis für die Bundestagswahl lag zwar mit 3,5 Prozent über dem von 1998, für den Landtag erhielten sie jedoch nur 2,6 Prozent, was sogar noch knapp unter dem Ergebnis von 1998 lag. Die rechtsextremen Parteien spielten keine Rolle (NPD 0,8 Prozent, Republikaner 0,3 Prozent), die rechtspopulistische Schill-Partei erzielte aber mit 1,7 Prozent einen Achtungserfolg.

Damit festigte die Wahl 2002 das seit 1994 bestehende Dreiparteiensystem in Mecklenburg-Vorpommern, wobei die SPD nun unangefochten die führende politische Kraft war. Die SPD errang 33 Mandate (ein Zuwachs von sechs Sitzen), die CDU 25 (+1) und die PDS 13 (-7).

Die Wahlbeteiligung sank zwar von 79,4 Prozent auf 70,6 Prozent, blieb aber dank der Zusammenlegung von Bundestags- und Landtagswahl auf einem relativ hohen Niveau.

Ergebnis der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2002
Partei Kurzform Erststimmen Zweitstimmen Sitze
Anzahl % +/− Anzahl % +/− Wahl-
kreise
Liste Gesamt +/−
Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD 388.054 40,2 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  3,6 394.118 40,6 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  6,3 24 9 33 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  6
Christlich Demokratische Union Deutschlands CDU 316.511 32,8 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,5 304.125 31,4 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  1,1 12 13 25 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  1
Partei des Demokratischen Sozialismus PDS 173.330 17,9 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  7,5 159.065 16,4 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  8,0 13 13 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  7
Freie Demokratische Partei FDP 51.851 5,4 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  3,5 45.676 4,7 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  3,1
Bündnis 90/Die Grünen Grüne 16.986 1,8 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,4 25.402 2,6 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,1
Partei Rechtsstaatlicher Offensive Schill 9.543 1,0 neu 16.483 1,7 neu
Nationaldemokratische Partei Deutschlands NPD 2.877 0,3 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,2 7.718 0,8 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,3
Spaßpartei für Deutschland SPASSPARTEI 951 0,1 neu 6.517 0,7 neu
Bürgerpartei MV BMV 2.930 0,3 neu
Die Republikaner REP Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,4 2.442 0,3 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,3
Die Grauen – Graue Panther GRAUE 551 0,1 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,0 2.129 0,2 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,0
Volkspartei Mecklenburg-Vorpommern V.P.M.V. 534 0,1 neu 1.585 0,2 neu
Partei Bibeltreuer Christen PBC Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,0 1.312 0,1 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,0
Sozialliberale Partei SLP 532 0,1 neu 529 0,1 neu
Einzelbewerber 3.916 0,4 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,1
Gesamt 965.636 100,0 970.031 100,0 36 35 71
Gültige Stimmen 965.636 97,2 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,9 970.031 97,6 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,4
Ungültige Stimmen 28.186 2,8 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,9 23.791 2,4 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  0,4
Wahlbeteiligung 993.822 70,6 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  8,9 993.822 70,6 Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002  8,9
Wahlberechtigte 1.408.355

Regierungsbildung

Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 
Harald Ringstorff (2007)

Die SPD setzte die rot-rote Koalition mit der PDS fort. Ungeachtet der Kräfteverschiebungen behielt die PDS ihre drei Ministerposten (Umwelt, Arbeit/Bau und Soziales), es kam lediglich zu einigen personellen Änderungen.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

Tags:

Landtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 WahlverfahrenLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 AusgangssituationLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 WahlkampfLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 ErgebnisLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 RegierungsbildungLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 Siehe auchLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 LiteraturLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 WeblinksLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002 EinzelnachweiseLandtagswahl In Mecklenburg-Vorpommern 2002200222. SeptemberBundestagswahl 2002CDU Mecklenburg-VorpommernFünf-Prozent-Hürde in DeutschlandHarald RingstorffKabinett Ringstorff IILandtag Mecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernPartei des Demokratischen SozialismusRot-rote KoalitionSPD Mecklenburg-Vorpommern

🔥 Trending searches on Wiki Deutsch:

VergewaltigungPornhubThe Equalizer 3 – The Final ChapterLisa EckhartHumphrey CampbellVietnamPassion JesuFlusssäureDer Wüstenplanet (Film)No Country for Old MenSandro WagnerPaulskirchenverfassungSüdafrikaPorajmosJennette McCurdyÖsterreichGründonnerstagMercedes-Benz Baureihe 205Hulk (Film)Tony ShalhoubPessachOne Life (Film)Fußball-Weltmeisterschaft 2014Frida KahloBaby-BoomerBrömsentalerElisabeth GuttenbergerÖsterreichische FußballnationalmannschaftWladimir Wladimirowitsch PutinJasna Fritzi BauerJoey HeindleRotkehlchenAsperger-SyndromGerhard SchröderLisa FellerHanfDaniela MelchiorDie Herrlichkeit des Lebens (Film)Chronologie des russischen Überfalls auf die UkraineValli KafkaKai HavertzRené CassellyRebel WilsonMexikoSophie WepperKehlkopftuberkuloseDüsseldorfFast & Furious (Filmreihe)DreikörperproblemJohn LennonRobin WilliamsErnst PolakThe Walking Dead (Fernsehserie)GriechenlandGzuzAaron Taylor-JohnsonFerdinand Seebacher (Schauspieler)Francis Scott KeySabine Zimmermann (Moderatorin)Göhrde-MordeHelmut HöflehnerWalter FroschWeltkarteGeneration ZSchkeuditzer KreuzDie drei SonnenConstellation (Miniserie)Evonik DegussaAriana GrandeEndrickTerroranschläge am 11. September 2001Austin ButlerSan MarinoOlympische Sommerspiele 2024Vagina des MenschenPascal Groß🡆 More