Franz Schmidt (* 22.
Dezember">22. Dezember 1874 in Preßburg, heute Bratislava, Österreich-Ungarn; † 11. Februar 1939 in Perchtoldsdorf) war ein österreichischer Komponist.
Franz Schmidt war der Sohn des Preßburger Kaufmanns Franz Schmidt und dessen aus Ungarn stammender Ehefrau Maria geb. Ravasz. Bereits seine Mutter – eine hervorragende Pianistin – bemerkte seine herausragende Begabung, erteilte ihm bereits als Kind Klavierunterricht und machte ihn mit dem Werk Johann Sebastian Bachs bekannt. In Musiktheorie und Orgelspiel wurde er von Pater Felician Josef Moczik unterrichtet, dem Organisten an der Franziskanerkirche zu Pressburg. Klavier studierte er bei Theodor Leschetizky, mit dem er sich aufgrund dessen veraltetem, von entstellenden Rubati geprägten Interpretationsstil schon bald überwarf.
1888 übersiedelte die Familie nach Wien und Schmidt setzte seine Studien am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde (Komposition bei Robert Fuchs, Cello bei Ferdinand Hellmesberger und für kurze Zeit Kontrapunkt bei Anton Bruckner) fort, die er 1896 mit „Auszeichnung“ abschloss. Schreibeigenheiten von Robert Fuchs finden sich in Orgelwerken von Franz Schmidt wieder.
Von 1896 bis 1911 war Schmidt Mitglied der Wiener Philharmoniker und bis 1914 Solocellist im Hofopernorchester (heute Orchester der Wiener Staatsoper) und war als Organist, Solist, Kammermusiker, Begleiter und Dirigent gleichermaßen anerkannt und gefeiert. Zusammen mit Oskar Adler spielte er im Quartett von Arnold Schönberg. Aus seiner Preßburger Zeit war ihm der dortige namhafte Orgelbauer Vincent Možný (auch: Vincze Mozsny, 1844–1919) bekannt, der ihm 1908 eine Orgel nach seinen eigenen Dispositionsangaben baute. Diese Orgel stand bis 2016 in der Pfarrkirche Maria Enzersdorf-Südstadt.
1914 bekam Schmidt eine Professur für Klavier an der Wiener Musikakademie (heute: Universität für Musik und darstellende Kunst). 1925 wurde er dort Direktor und war von 1927 bis 1931 Rektor. Als Pädagoge für Klavier, Violoncello, Kontrapunkt und Komposition bildete er an der Musikakademie zahlreiche später bedeutende Musiker, Dirigenten und Komponisten aus. Zu seinen bekanntesten Schülern zählten u. a. der Pianist Friedrich Wührer, der Komponist Rudolf Wimmer und Alfred Rosé (Sohn von Arnold Rosé, dem legendären Gründer des Rosé-Quartetts, Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und Schwager Gustav Mahlers), weiters der spätere Gesangspädagoge Walter Taussig. Unter den Komponisten sind Theodor Berger, Marcel Rubin und Alfred Uhl zu erwähnen. Aus gesundheitlichen Gründen gab Schmidt 1937 seine Lehrtätigkeit auf. Den weiten Horizont des Pädagogen Schmidt dokumentiert eine Aufführung von Arnold Schönbergs komplexem und damals der extremen Avantgarde zugerechnetem Pierrot Lunaire, die Schmidt mit Studenten der Akademie 1929 einstudierte. Ansonsten bestanden zwischen den Exponenten der sogenannten Wiener Schule um Schönberg und dem „Spätromantiker“ Franz Schmidt kaum persönliche Beziehungen.
Viele Auszeichnungen bezeugen die ihm entgegengebrachte hohe Wertschätzung: u. a. der Franz-Joseph-Orden sowie die aus Anlass des 60. Geburtstages verliehene Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h. c.) der Universität Wien. Nach Aussagen von Schülern Schmidts beherrschte ihr Lehrer nahezu sämtliche damals bekannten Klavierkompositionen auswendig.
Sein Privatleben stand allerdings weitgehend in krassem Gegensatz zur erfolgreichen beruflichen Laufbahn: zwei Jugendlieben blieben unerfüllt. Seine erste Gattin Karoline Perssin (1880–1942) wurde ab 1919 in der Wiener Nervenheilanstalt Am Steinhof stationär behandelt (und drei Jahre nach dem Tode Franz Schmidts im Zuge der nationalsozialistischen Euthanasie-Kampagne ermordet). Seine Tochter Emma (1902–1932) verstarb völlig unerwartet nach der Geburt ihres ersten Kindes. Der gebrochene Vater bezeichnete seine 4. Sinfonie als „Requiem für meine Tochter“. Erst seine zweite Ehe mit seiner wesentlich jüngeren Klavierschülerin Margarethe Jirasek (1891–1964) brachte dem bereits mit schweren gesundheitlichen Problemen kämpfenden Künstler die dringend benötigte Stabilisierung des Privatlebens. Mit seiner ersten Geliebten Elise Zwieback aus der Studienzeit hatte Schmidt auch einen Sohn, Ludwig Zirner.
In seinem letzten Lebensjahr erlebte der Todkranke den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Bei der Volksabstimmung im April 1938 trat er für das „Ja“ ein. Schmidt wurde von den Nationalsozialisten als der bedeutendste lebende Komponist Österreichs, der damaligen „Ostmark“, hofiert, auch wenn man ihn als „Vertreter der religiösen Kunst“ sah. Schmidt erhielt den Auftrag, eine Kantate mit dem Titel Deutsche Auferstehung. Ein festliches Lied zu komponieren, hinterließ diese jedoch unvollendet. Schmidt vollendete im Sommer und Herbst 1938, wenige Monate vor seinem Tod, noch zwei Auftragswerke für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein: das Klarinettenquintett in A-Dur und die (Solo)-Toccata d-Moll.
Am 17. Februar 1939 wurden Schmidts sterbliche Überreste im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins aufgebahrt, seine Leiche anschließend in der Karlskirche eingesegnet und in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.
Franz Schmidt zählt zu den Komponisten der österreichischen Spätromantik, und seine Musik zeichnet sich durch eine charakteristische Klangsprache mit subtilen Harmonisierungen aus. Als Höhepunkt in seinem nicht sehr umfangreichen, aber qualitativ hochstehenden Werk gilt das Oratorium Das Buch mit sieben Siegeln, das von den Wiener Symphonikern und vom Wiener Singverein uraufgeführt wurde. Franz Schmidt hat auch als Vertreter der Orgelbewegung zu gelten, da er die orchestrale Orgel der Romantik (einschließlich Schwellwerk) entschieden abgelehnt hat.
Nach 1945 wurde Schmidts Werk und Leben aufgrund seines Eintretens für den „Anschluss“, die Hofierung durch die Nationalsozialisten und seine Sympathien für das austrofaschistische Regime deutlich kritischer gesehen. Leon Botstein fasste dies so zusammen, dass Schmidt sein Werk auf den Traditionen des österreichischen Katholizismus aufbaute und sich somit das Image eines nicht korrumpierbaren, anti-kosmopolitischen Künstlers verlieh, der seinen heimatlichen Wurzeln verhaftet war. Diese Haltung brachte es mit sich, dass Schmidt in den 1930ern vom Austrofaschismus und Nationalsozialismus vereinnahmt wurde und sich dagegen nicht verwahrte.
ab 1889: | III.Bezirk, Rudolfsgasse 40 (heute Juchgasse) |
1891–1899: | III.Bezirk, Erdberger Straße 57 |
1900: | III.Bezirk, Hainburger Straße 56 |
1901–1904: | XII.Bezirk, Korbergasse 5 |
1905–1909: | XIII.Bezirk, Auhofstraße 146 |
1910: | XIII.Bezirk, Hadikgasse 140 |
1911: | XVIII.Bezirk, Haizingergasse 33 |
1912–1922: | XIII.Bezirk, Elßlergasse 26 |
1923–1926: | III.Bezirk, Neulinggasse 36/IV/7 |
1926–1939: | Perchtoldsdorf (Niederösterreich), Lohnsteinstraße 4 |
(Autoren alphabetisch geordnet)
Personendaten | |
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NAME | Schmidt, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 22. Dezember 1874 |
GEBURTSORT | Pressburg, Österreich-Ungarn |
STERBEDATUM | 11. Februar 1939 |
STERBEORT | Perchtoldsdorf |
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