Eisenbahnfährverbindung: Verbindung von Eisenbahnstrecken mittels Fähren

Eine Eisenbahnfährverbindung oder Trajekt ist eine Verbindung von Eisenbahnstrecken mittels Fähren für den Transport von Schienenfahrzeugen.

Eisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur
Die größte Eisenbahn-Kombifähre der Welt: FS Skåne
Eisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur
Eisenbahnfähre über den Jangtse bei Nanjing, China, in den 1930er-Jahren

Eisenbahnfährverbindungen werden dort eingerichtet, wo Brücken über Meerengen, Seen oder Flüsse aus technischen oder finanziellen Gründen nicht praktikabel sind. Die eingesetzten Eisenbahnfähren sind mit Gleisanlagen auf einem oder mehreren Ladedecks ausgestattet. Eisenbahnfährverbindungen oder Eisenbahnfährlinien werden teilweise auch synonym wie darauf eingesetzte Schiffe als Eisenbahnfähre bezeichnet.

Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren

Eisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur 
Trajektfähre Copenhagen, 1904

In wenigen Fällen und bei kurzen Wegen werden Seil- oder Kettentrajekte eingesetzt.

Anfänglich waren Eisenbahnfähren wie auch andere freie Trajektschiffe als Schaufelraddampfer konstruiert, wobei man beide Räder voneinander unabhängig mit je einer eigenen Maschine betrieb. Hierdurch wurde das schwierige Manöver des Anlegens erleichtert. Später rüstete man Raddampfer zusätzlich mit einem Propeller aus. Gebräuchlich sind heute Doppelendfähren mit Propellern am Heck sowie Bug und zusätzlichen Seitenstrahlrudern, erforderlichenfalls ebenfalls an Bug und Heck. Die Fährbetten sind in der Regel selbstzentrierend. Bei Schiffen, die unterschiedlich breite Fährbetten anlaufen sollen oder auf zwei Decks be- und entladen werden sollen, sind verstellbare Verholfender notwendig.

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MFS Prins Richard, ein nahezu symmetrisches Doppelendfährschiff

Die Fährschiffe sind entweder von beiden Enden oder nur von einer Seite befahrbar, wobei beide Bauarten ähnlich weit verbreitet sind. Schiffe mit Lademöglichkeiten an beiden Enden gibt es sowohl als symmetrisch aufgebaute Doppelendfährschiffe als auch in klassischer Linienführung mit einer Hauptfahrrichtung. Diese Bauweise ist vor allem bei Schiffen, die offene Seegewässer befahren, üblich. Eine Besonderheit, die es bei anderen Fährschiffen kaum gibt, ist eine zweite, vollausgerüstete Kommandobrücke am Heck für Rückwärtsfahrt und das genaue Einlaufen.

Lokomotiven stellen an Bord für die Bahnbetreiber und den Schiffsbetrieb nur tote, nicht nutzbare Massen dar und werden üblicherweise nur bei Überführungen trajektiert.

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Gedser F, auf das Anlegen über Heck umgebaute Fährbrücke mit zusätzlichem Überbau

Während Verbindungen von und nach Schweden früher ausschließlich mit über Heck zu beladenden Schiffen bedient wurden, waren in Dänemark über Bug zu bedienende üblich. Auch die dem Reisezugdienst dienenden Fährschiffe über die Straße von Messina werden über Bug be- und entladen. Insbesondere für den zusätzlichen Transport von Kraftfahrzeugen und um die Wagenreihung nicht zu verändern, wurden Fährbetten schon mehrfach umgebaut, um die Einlaufrichtung zu verändern. In Gedser geschah das noch 1993, kurz vor der Einstellung des Eisenbahnfährbetriebes. Zum Anlegen mussten Trajektschiffe anfangs Ballastwasser aufnehmen oder lenzen, um den Höhenunterschied zum Landgleis auszugleichen. Beispiele für dieses Prinzip sind die Fährverbindungen über den Bosporus in Istanbul und über den Van-See in Ostanatolien. Schon früh wurden heb- und senkbare Fährbrücken entwickelt. Damit wurde es möglich, sowohl Wasserstands- als auch Tiefgangsschwankungen der Schiffe auszugleichen, besonders in Tidegewässern. Ineinandergreifende Zapfen und Bohrungen an Schiff und Fährbrücke sorgen für den korrekten und verschiebungsfreien Anschluss der Gleisanlagen. Schnell flut- und lenzbare Ballastzellen sind bei mehrgleisigen Fährschiffen in jedem Fall notwendig, um die Massenverschiebungen beim Be- und Entladen auszugleichen.

Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen

Aktive Trajekte

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Ein EuroCity wird in Puttgarden trajektiert
Eisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur 
Güterverladung in Sassnitz, 2014

Ostsee

Mittelmeer

Schwarzes Meer

Asien

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Eisenbahnfähre TatvanVan, Türkei

Afrika

Amerika

Ozeanien

Ehemalige Eisenbahnfährverbindungen

Neben dem Bau von Brücken oder Tunneln, die den Einsatz von Trajektfähren überflüssig machen, können auch andere Gründe wie Verkehrsverlagerungen oder politische Umstände zur Einstellung von Fährverbindungen führen.

Großbritannien

Ostsee

Mittelmeer

Schwarzmeerregion

Nordamerika

  • Vereinigte StaatenEisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur  St. IgnaceVereinigte StaatenEisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur  Mackinaw City nördlich der Mackinacstraße in Michigan, USA, mit der Besonderheit von zwei verschiedenen Schiffspropellergrößen. Im Winter, wenn der Fluss mit Eis bedeckt war, wurde der hintere, größere Propeller vorwärts betrieben und der vordere Propeller rückwärts. Durch die entstehende Wellenbewegung wurde das Eis gebrochen. Die Verbindung wurde 1984 stillgelegt und 1986 offiziell eingestellt.

Asien

Ehemalige Binnenseetrajekte

Mitteleuropa

Skandinavien

  • NorwegenEisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur  Mæl () – NorwegenEisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur  Tinnoset (): 30 km lange Eisenbahnfährstrecke über den Tinnsjå in Südnorwegen, betrieben von Norsk Hydro, welche die ca. 16 km lange Rjukan-Bahn mit der Tinnosbanen und somit dem restlichen norwegischen Bahnnetz verband. Die Fähren fuhren vom 9. August 1909 bis zum 4. Juli 1991 zwischen den Bahnhöfen Rollag (Mæl) und Tinnoset und beförderten in diesem Zeitraum rund 1,5 Millionen Güterwagen. Im Juni 1994 wurden Eisenbahn- und Fährstrecke sowie das noch vorhandene Material zum nationalen norwegischen Industriedenkmal erklärt. Eröffnet wurde der Betrieb mit der D/F Rjukanfoss, die 1914 von Åkers gebaute D/F Hydro wurde von Saboteuren des norwegischen Widerstandes (Kennwort: Schweres Wasser) am 20. Februar 1944 versenkt, die 1929 in Dienst gestellte D/F Ammonia war die erste dampfgetriebene Eisenbahnfähre der Welt, die 1956 in Dienst gestellte M/F Storegut ist mit 1119 Bruttoregistertonnen die größte Binneneisenbahnfähre in Skandinavien. Die D/F Ammonia liegt heute in Mæl, die M/F Storegut in Tinnoset, beide dienen inzwischen nur noch als schwimmender Abstellplatz für die bisher erhaltenen Eisenbahnfahrzeuge. Im Jahr 2015 wurden 4,5 Millionen norwegische Kronen für die Instandsetzung der beiden Schiffe bereitgestellt.

Südamerika

  • PeruEisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur  PunoBolivienEisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur  Puerto Guaqui: Über den Titicacasee wurden Güterwagen in Meterspur trajektiert. Es existierten fünf Fährschiffe, Reisende mussten umsteigen. Für die 200 Kilometer wurden 12 Stunden benötigt.

Ehemalige Flusstrajekte

Eisenbahnfährverbindung: Allgemeine Technik der Eisenbahnfähren, Ausgewählte Eisenbahnfährverbindungen, Literatur 
Trajekt Rheinhausen–Duisburg-Hochfeld
mit Güterzug und neuer Brücke, Anfang Januar 1874

Weitere Eisenbahntrajekte über den Rhein waren nur während der Zeit der Planung und des Baus einer Eisenbahnbrücke in Betrieb.

Literatur

  • Arnulf Hader, Günther Meier: Eisenbahnfähren der Welt. Vom Trajekt zur Dreideckfähre. Koehler Verlag, Herford 1988, ISBN 3-7822-0393-3
  • Hans Schlieper: Eisenbahntrajekte über Rhein und Bodensee. Alba Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-87094-369-1

Einzelnachweise

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