Dominium terrae (lat.
In Psalm 8,7 EU heißt es: „Du hast ihn [den Menschen] als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt.“
Die hebräische Exegese findet erst in den letzten Jahren angemessenere Übersetzungen. Das hebräische Verb kabasch (bisher übersetzt als „untertan machen“) hat auch die Bedeutung „als Kulturland in Besitz nehmen“, „dienstbar, urbar machen“, wie Vergleiche mit Verbübersetzungen in anderen biblischen Büchern (Num 32 EU und Jos 18 EU) zeigen. Das Verb radah (bisher übersetzt als „königlich bzw. herrschaftlich auftreten“) wird in Mari-Texten für den Umgang eines Hirten mit seiner Kleinviehherde verwendet und „müsste die verantwortungsvolle, fürsorgliche Konnotation zum Ausdruck bringen.“
Der Gedanke des Dominium terrae wurde in Spätantike und Mittelalter weiter tradiert. Laktanz etwa schrieb:
„Als Gott den Menschen schuf, gleichsam als Abbild Gottes und Krone des göttlichen Schöpfungswerkes, da hauchte er ihm allein die Weisheit ein, damit er alles seiner Herrschaft und Botmäßigkeit unterwerfe (ut omnia imperio ac ditioni suae subiugaret) und alle Annehmlichkeiten der Welt genieße.“
In der Neuzeit konkretisierte er sich im Sinne einer umfassenden instrumentellen Naturbeherrschung. Descartes schrieb im 1637 veröffentlichten Discours de la méthode, die Menschen seien „Herrscher und Besitzer der Natur“ (maîtres et possesseurs de la nature). Ähnlich äußerte sich Francis Bacon. In diesem Zusammenhang hat man verschiedentlich das Christentum für die ökologische Krise verantwortlich machen wollen, so etwa der Technikhistoriker Lynn White. Dies nicht nur im Sinne des Herrschaftsauftrags, sondern auch im Hinblick auf die im Christentum konsequent erfolgte „Entgötterung“ der Natur, wie sie etwa in der Bekämpfung der Naturgottheiten bei anderen religiösen Traditionen zum Ausdruck komme (Schiller: „Einen zu bereichern unter allen, mußte diese Götterwelt vergehn.“ Die Götter Griechenlandes)
Eine im 20. Jahrhundert verstärkt auftretende Deutung versteht den Herrschaftsauftrag eher im Sinne einer treuhänderischen, gleichsam hütenden Aufgabe. Vor allem das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel unter Patriarch Bartholomeos I. hat bereits in den 1980er Jahren verschiedene Umweltinitiativen lanciert, zum Beispiel an der III. panorthodoxen vorkonziliaren Konferenz in Chambésy bei Genf im Jahre 1986, die wegweisend wurde für die orthodoxe und später lateinische Christenheit, die den sorgfältigen und sorgsamen Umgang mit der von Gott gegebenen Natur zum Ziel haben, so dass sich auch wichtige private und öffentliche Organisationen wie der World Wildlife Fund, die Europäische Kommission oder die UNO den Initiativen anschlossen. In seiner Enzyklika Laudato si’ hob Papst Franziskus Patriarch Bartholomaios als Vorbild hervor.
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